Die igno­rierten Opfer des Pan­demie-Kultes – „Triage“ in der Kinderpsychiatrie

Fast ein Drittel aller Kinder in Deutschland zeigt Hin­weise auf psy­chische Belastung, das ergibt eine Befragung des Uni­ver­si­täts­kli­nikums Hamburg Eppendorf (UKE). Die Unter­su­chung wurde im Rahmen der COPSY-Studie („Corona und Psyche“) erhoben. Die traurige Bilanz: Die Lebens­qua­lität und psy­chische Gesundheit der Kinder ist noch schlechter geworden als im Coro­najahr 2020. Wei­terhin kris­tal­li­siert sich heraus, dass Kin­der­seelen in pro­ble­ma­ti­schen Familien oft in einen still-ver­zwei­felten oder auch auto-aggres­siven Zustand fallen, während funk­tio­nie­rende Familien die Zumu­tungen für die Kinder noch recht gut abfedern.

In der COPSY-Studie unter­suchen die UKE-For­scher die Folgen der Corona-Pan­demie auf die see­lische Gesundheit und das Wohl­be­finden von Kindern und Jugend­lichen in Deutschland.

Der Berufs­verband der Kinder- und Jugend­ärzte (BVKJ) findet harte Worte: „Kinder und Jugend­liche wurden in der Pan­demie von Anfang an massiv ver­nach­lässigt“, sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske. Obwohl bekannt ist, dass Kinder sich kaum infi­zieren und die Covid-Infektion auch kaum wei­ter­ver­breiten, enthält man ihnen wei­terhin alles vor, was zu einer gesunden Ent­wicklung nötig ist: Alters­ge­nossen, Kom­mu­ni­kation, Hobbies, zusammen Musik machen, Spielen, Kin­der­ge­burtstag, Grup­pen­er­fahrung, Lernen, Sport, Ent­wicklung der Fähig­keiten, soziale Kon­takte … alles ver­boten. BVKJ-Sprecher Jakob Maske zieht eine scho­ckie­rende Bilanz der Corona-Ein­däm­mungs­po­litik in Bezug auf den Umgang mit Kindern:

„Es gibt psych­ia­trische Erkran­kungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugend­psych­ia­trien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht sui­zid­ge­fährdet ist und ’nur’ eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen.“

Das zum Schre­ckens­be­griff gewordene Wort „Triage“ ist an sich über­haupt nichts Neues. Triage ist das fran­zö­sische Wort für Auswahl, Gewichtung. Es stammt aus dem Sprach­ge­brauch der mili­tä­ri­schen Sani­täter, die die ver­letzten Sol­daten zu ver­sorgen hatten. Die Gewichtung ist im zivilen Leben umge­kehrt zur mili­tä­ri­schen Situation. Dort ver­sorgte man in den Napo­leo­ni­schen Kriegen zuerst die leicht Ver­letzten, um sie schnellst­möglich wieder ein­satz­fähig zurück an die Front zu schicken. Die oft aus­sichtslos Schwer­ver­letzten wurden nur nach den ver­blie­benen Mög­lich­keiten und zuletzt behandelt.

In der heu­tigen Medizin ist das anders. In Kata­stro­phen­si­tua­tionen, in denen nicht alle sofort optimal behandelt werden können, wird so ver­fahren, dass mög­lichst viele Men­schen über­leben. Sani­täter und Erst­helfer lernen das in der Aus­bildung. In einer kata­stro­phalen Situation, wo die Helfer nicht gleich alle Betrof­fenen „full spectrum“ behandeln können, wird eben nach Dring­lichkeit sor­tiert. Das führt meist dazu, dass die am meisten Gefähr­deten auch sofort so behandelt werden, dass sie erst einmal sta­bi­li­siert sind.

Insofern stellt die Prio­ri­sierung sui­zid­ge­fähr­deter Kinder schon eine Triage dar. Dass es soweit kommen musste, ist keine Über­ra­schung. Es gibt schon lange viel zu wenig Kin­der­ärzte. Die wenigsten davon sind für psy­chische Pro­bleme von Kindern aus­ge­bildet. Werden Kinder irgendwie ver­hal­tens­auf­fällig, geht der Trend schon länger dahin, Kinder einfach mit Medi­ka­menten „unpro­ble­ma­tisch“ zu machen. Nicht selten dia­gnos­ti­zieren genervte Lehrer, unter sou­ve­räner Miss­achtung ihrer feh­lenden medi­zi­ni­schen Kom­petenz, nervige Schüler mal eben locker aus dem Hand­gelenk mit ADHS oder Aggres­si­ons­stö­rungen oder als min­der­begabt und emp­fehlen Eltern Ritalin, Beru­hi­gungs­mittel, erhöhen des erzie­he­ri­schen Drucks oder schieben in die Son­der­schule ab (keine Unter­stellung, eigene Erfahrung).

Fast jedes dritte Kind zeigt Hin­weise auf eine psy­chische Belastung“, berichtete Pro­fes­sorin Ulrike Ravens-Sie­berer, For­schungs­di­rek­torin der Klinik und Poli­klinik für Kinder- und Jugend­psych­iatrie des UKE und Lei­terin der Studie. „Vor der Pan­demie waren es nur 20 Prozent. Fast 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend. (…) Vor der Krise lag der Anteil der Kinder mit redu­zierter Lebens­qua­lität bei drei von zehn. In der ersten Befragung stieg dieser Anteil auf sechs von zehn und in der zweiten Befragung schließlich auf sieben von zehn.“ 

Sehr junge Men­schen zeigen ihre Pro­bleme anders als Erwachsene. Sie haben keine Außen­be­trachtung ihrer selbst, „ana­ly­sieren“ ihre eigene Befind­lichkeit kaum und können sie auch nicht gut beschreiben. Sie ent­wi­ckeln bei­spiels­weise Kopf­schmerzen und Appe­tit­lo­sigkeit, Hyper­ak­ti­vität oder Lethargie, Gleich­gül­tigkeit oder Aggressivität.

Studien haben längst gezeigt, dass Kinder und Jugend­liche durch ihre aus den Fugen geratene Welt, durch die Iso­lation, die Ängste vor Krankheit und Tod, die die Politik wis­sentlich noch geschürt hat, schweren Schaden an ihrer Seele genommen haben. Ängste, Sym­ptome von Depres­sionen, stille oder laute Ver­zweiflung, das Gefühl der Iso­lation und Ein­samkeit und unge­sunde Gewichts­zu­nahme mangels Bewegung und durch „Frust­essen“, sowie stun­den­langes, apa­thi­sches Sitzen vor irgend­welchen Bild­schirmen hat dras­tisch zuge­nommen und schwere Spuren in ihrer Psyche hin­ter­lassen – und vor allem ist ja auch kein Ende in Sicht.

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Der Ansturm auf die Kinder- und Jugend­psych­ia­trien und Not­fall­am­bu­lanzen zeigt aber auch, dass unsere Kinder und Jugend­lichen in einem nicht geringen Ausmaß echte, psy­chische Krank­heiten ent­wi­ckeln. Das sind nicht mehr nur Befind­lich­keiten, wie traurig sein oder Frust, die bald ver­gessen sein könnten.

Luise Poustka, die Direk­torin der Kinder- und Jugend­psych­iatrie an der Uni­ver­sität Göt­tingen berichtet der Süd­deut­schen: „Die regu­lären Kri­sen­betten mit besonders schweren Fällen sind momentan dau­erhaft über­belegt“, sagt sie. Vor allem Depres­sionen und Ess­stö­rungen hätten zuge­nommen, die Ver­läufe seien oft besonders schwer. Viele der depres­siven Jugend­lichen seien selbst­mord­ge­fährdet, Jugend­liche haben so schwer aus­ge­bildete Ess­stö­rungen, dass sie in Lebens­gefahr sind und über Magen­sonden ernährt werden müssen.

Die For­scher gingen bis vor Kurzem noch davon aus, dass Kinder so formbar seien, dass sie als Erste das „Neue Normal“ der Verbote, Ein­däm­mungs­maß­nahmen und der Unsi­cherheit adap­tieren. Das ist aber gar nicht der Fall. Im Gegenteil, die Situation ver­schlimmert sich, und da die Schulen geschlossen sind, fällt es auch keinem Außen­ste­henden auf, in welchem Zustand die Kinder sind. Die Familien haben oft exis­ten­zielle Pro­bleme, so dass die Eltern gar nicht bemerken, wie es um ihr Kind steht. Viele Eltern sind mit der ganzen Situation auch bis an die Grenzen ihrer Belast­barkeit über­fordert. Ein wütender und aggres­siver Nach­wuchs wird dann nicht geduldig und auf­merksam begleitet, sondern mit Druck „gezähmt“ – mit schlimmen Folgen. Ein Kind, was still, ängstlich und mutlos geworden ist, ist den über­for­derten Eltern dann eher noch ganz angenehm. Die Schäden in der kind­lichen Psyche werden nicht wahr­ge­nommen. Die Medi­ziner sehen Lang­zeit­schäden sich ent­wi­ckeln, die sich nicht mehr rück­gängig machen lassen.

Man sollte denken, dass diese furcht­baren Aus­wir­kungen auf unsere Kinder zu einer Besinnung führen würden, einem Über­denken und zur Umkehr des schäd­lichen Kurses, den die Politik ein­ge­schlagen hat. Aber nein, wie konnte man das nur hoffen, geschweige denn erwarten?

Kaum ist die besorg­nis­er­re­gende Situation der Kinder und Jugend­lichen plötzlich Thema in den Medien, tröten auch schon die unver­meid­lichen Funk­tio­närs­hupen los:

Bun­des­bil­dungs­mi­nis­terin Anja Kar­liczek (CDU) for­derte von Bund und Ländern mehr Anstren­gungen zugunsten der Schüler. ‚Die Lage der jungen Gene­ration steht aus meiner Sicht gegen­wärtig immer noch viel zu wenig im Mit­tel­punkt der Dis­kussion‘, sagte sie der ‚Bild‘. Das werde den Sorgen, die ‚wir uns machen sollten, nicht gerecht‘. Der Ausfall an Prä­senz­un­ter­richt habe zu erheb­lichen Lern­rück­ständen geführt.“ 

Ja, zum Teufel, WER ver­hängt denn einen Lockdown nach dem anderen? Wer hält Land und Leute seit November bis Juni unter dem blei­ernen Deckel der für Kinder und Jugend­liche ver­hee­renden Maß­nahmen – und WER denkt schon jetzt laut darüber nach, über­gangslos bis zum Herbst­lockdown ins nächste Jahr durch­zu­ziehen? Die Politik macht das, Frau Bun­des­bil­dungs­mi­nister Kar­liczek. Und, darf man bescheiden fragen, von WEM genau fordern Sie das? Von den Lehrern? Die haben die Schulen nicht geschlossen. Von den Kin­der­gärtnern? Von den Eltern? Die sind auch nicht gefragt worden und leiden dar­unter. Das waren Sie, die Politiker.

Die zweite schrille Tröte ist – ei, wer hätt‘s gedacht? – die Kinder alle zu impfen. Das war ja klar. Nichts wie rein mit der unaus­ge­tes­teten, hoch­ris­kanten, gen­tech­ni­schen Spritze in unsere Kinder, deren Sofort­wir­kungen furcht­ein­flößend sind und deren Lang­zeit­wir­kungen niemand kennt. Herr, wirf Hirn vom Himmel! Wir sind in einem Freiluft-Irrenhaus gefangen.