»Wer Logengeheimnisse preisgibt, ist ein Verräter an dem, was den anderen Logenbrüdern das Heiligste ist. Wer die Schweigepflicht verletzt, muss nach dem Gesetz der ‚mitleidlosen Liebe’ die Konsequenzen in ihrer ganzen Härte tragen.«
Aus den Unterlagen des okkult-magischen Ordens Fraternitas Saturni (16/4/1)
Ein Vordringen für Außenstehende in die inneren Kreise des organisierten Satanismus und Okkultismus ist fast unmöglich. Das Initiationsritual bindet die Eingeweihten zeit ihres Lebens an die Organisation. Mit Hilfe vom Ablegen verschiedenster Prüfungen, Blutsbrüderschaften und lebenslanger Zugehörigkeit sichern sich die Hohepriester oder Großmeister ihr elitäres Geheimnis.
Als Beispiel möchte ich an dieser Stelle die »Hochwürden« (27. bis 29. Grad) einer neosatanistischen Loge aufführen, deren Unterlagen mir vorliegen. Ihre Inhaber sind besondere Vertraute des Großmeisters und müssen über nachfolgende Voraussetzungen verfügen: eine mindestens zehnjährige Logenzugehörigkeit, unbedingte Zuverlässigkeit, äußerste Disziplin und bewiesene Treue sowie umfangreiches Wissen in Bezug auf die »höhere und rituelle Magie«.
Für die „Hochwürdengrade“ (30. bis 33. Grad) gilt intern folgendes: Strenge und harte Bewährung im Sinne des Logengesetzes. Der Bewerber muss eine absolute brüderliche und geistige Verbundenheit mit der Bruderschaft durch entsprechende charakterliche Fähigkeiten bewiesen haben, eingeweiht sein in das Wissen des wahren und geistigen (…)-ordens, orientiert sein über: esoterische Orientalistik-Riten und Kulte alter Tempel sowie Geheimkulte der magischen Sekten der Antike und der Neuzeit. Eine mindestens zwölfjährige Zugehörigkeit zur Loge muss nachgewiesen sein. Eventuelle Bindung zur Loge durch Blutsbrüderschaft mit dem Großmeister. Die Entscheidung trifft der Großmeister. (16/5)
Dies lässt erkennen, dass es für Außenstehende eigentlich unmöglich ist, eben einfach mal so Zugang zum »inneren Kreis« oder gar zu den »Logengeheimnissen« solcher Logen und Orden zu erhalten. Die Mitgliedschaft ist im Grunde genommen ein lebenslanger Prozess. Und nichts darf nach außen dringen.
Die meisten Mitglieder sind sich darüber bewusst, dass es, so die Enquete-Kommission, »bei den praktizierten Ritualen oder sonstigen Praktiken der Gruppe häufig zu Straftatbeständen kommt, die einmal bekannt geworden notwendigerweise eine Strafverfolgung durch Staatsanwaltschaft und Polizei nach sich ziehen.« (16/6) Denn in den meisten okkult-satanistischen und gnostisch-magischen Geheimorden müssen sich die »Brüder und Schwestern« einem »gefährlichen Ritus« unterziehen, um seinen oder ihren Mut dem Orden zu beweisen. (16/7)
Abb.: Archiv Grandt
Der Journalist und Autor des bereits 1979 erschienenen Buches Das Testament des Bösen, der sich in den 1970er-Jahren wohl als einer der ersten ernsthaft mit dieser Materie beschäftigt hat, meinte dazu treffend: »(…) wer die Arkangesetze viele dieser Verbindungen nur annähernd kennt, kommt bei seinen Erkundungen bald an ein Tor, das in ein großes Land des Schweigens führt. Die Hirne der Geheimbündler sind Tresore der Verschwiegenheit. Und genau das ist die unheimliche Stärke dieser Subkultur.« (16/8)
Das bestätigt beispielsweise auch die Großloge Communitas Saturni, eine »okkulte Freimaurer-Loge« (16/9), wie sie sich selbst nennt: »Da sich die Communitas Saturni als Geheimloge versteht, ist über die Privatangelegenheiten der Mitglieder, erörterte Lehren und die Ordens-Rituale gegenüber Nichtmitgliedern striktes Schweigen zu bewahren.« (16/10)
Der gnostisch-magische Geheimorden Ordo Baphometis bekennt: »Jeder Bruder/Schwester ist verpflichtet über alle Kulte, Rituale, Gebräuche und insbesondere Lehren des O.B. allen Profanen und Nichtmitgliedern gegenüber zu schweigen (… ) Ohne besondere Genehmigung des Hohepriesters darf alles auf den Orden bezüglich in Rede, Schrift oder Druck nicht veröffentlicht werden (…) Jeder Bruder/Schwester muss die Logenutensilien, Logenschriften, Studienhefte, Drucksachen, Gradverleihungsurkunden, Logenmantel, Kultgegenstände, verschlossen aufbewahren.« (16/11)
Abb.: Archiv Grandt
In streng vertraulichen, internen Unterlagen des okkultmagischen Ordens Fraternitas Saturni, die mir vorliegen, steht geschrieben: »Wer Logengeheimnisse preisgibt, ist ein Verräter an dem, was den anderen Logenbrüdern das Heiligste ist. Wer die Schweigepflicht verletzt, muss nach dem Gesetz der ‚mitleidlosen Liebe’ die Konsequenzen in ihrer ganzen Härte tragen. « (16/12)
Abb.: Archiv Grandt
In einem Brief eines Großmeisters der Loge wird extra nochmals darauf hingewiesen, dass die »internen Angelegenheiten des Ordens der Schweigepflicht« unterliegen. (16/13) Und anderswo heißt es: »Verflucht sei, wer diese Symbole missbraucht. Verflucht sei, wer sie in böser Absicht profaniert. Verflucht sei, wer das Gesetz verrät. Tue was Du willst! Das ist das Gesetz! Und Liebe ist das Gesetz! Liebe unter Willen!« (16/14)
Und auch der Sonnentempler-Orden, der sich als »Erbe der mittelalterlichen Tempelritter« ansah und in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wegen Massentötungen in die Schlagzeilen geriet, forderte bei den Initiationsriten Verschwiegenheit, Loyalität und Treue. »Die Namen der Führer, die Organisation und die Aktivität des Ordens dürfen von den Mitgliedern weder gegenüber Außenstehenden noch gegenüber anderen Mitgliedern preisgegeben werden«, heißt es in Artikel 5 der geheimen Ordensregeln. (16/15)
FORTSETZUNG FOLGT…
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.