Steingart: „Die bru­talste aller Steu­er­erhö­hungen ist schon unterwegs – die Inflation“

Es braue sich ein gesell­schafts­po­li­tisch bri­santer Cocktail zusammen, warnt der Publizist Gabor Steingart. Der Kauf­kraft­verlust und die Null- und Nega­tiv­zinsen wirken toxisch auf die gesell­schaft­liche Mitte. Zudem wirft er vor­sichtig dem Finanz­mi­nister „Man­dan­ten­verrat“ vor. Fakt ist, dass die Inflation in manchen Bereichen ein­ge­setzt hat.
(von Kathrin Sumpf)

Die „bru­talste aller Steu­er­erhö­hungen“ sei schon unterwegs, die Inflation, warnt der Publizist Gabor Steingart am 15. Mai in seinem Podcast.

Die Chefin der Euro­päi­schen Zen­tralbank sprach Anfang Mai vor einer Inflation, die kurz­fristig über eine Marke von drei Prozent springen könnte. Einige Branchen berichten bereits von Preisen, die erheblich höher liegen als im Vorjahr. Vor allem im Dienst­leis­tungs­be­reich steigen die Preise.

Steingart: Gesell­schafts­po­li­tisch bri­santer Cocktail

Steingart erklärt einer­seits, es braue sich überall im Westen ein gesell­schafts­po­li­tisch bri­santer Cocktail zusammen:

Die Gleich­zei­tigkeit von Kauf­kraft­verlust für die Kon­su­menten und Null- und Nega­tiv­zinsen für die Sparer erzielt in der Mitte der Gesell­schaft eine toxische Wirkung.“

Ande­rer­seits ver­letze ein Finanz­mi­nister der SPD, „der die Geld­flu­tungs­po­litik der EZB begrüßt, die Preis­stei­ge­rungen bei der Bahn im Kabinett abge­segnet, die Strom­preise mut­willig in die Höhe treibt und sich nun aus öko­lo­gi­schen Gründen für die Ver­teuerung der Bil­lig­flieger stark­macht“ die Kern­in­ter­essen der kleinen Leute. Er begehe damit im Grunde das, was man unter Anwälten Man­dan­ten­verrat nennen würde.

Die Grünen, die am Wochenende mit einem Verbot von Kurz­stre­cken­flügen die Medien auf­ge­schreckt haben, wollen die Abgel­tungs­steuer für Kapi­tal­erträge abschaffen und die Ein­kommen wieder pro­gressiv besteuern.

„Wie soll ein Deutschland, das Aktionäre als Volks­feinde behandelt und die ohnehin dürftige Akti­en­kultur weiter beschädigt, die nötigen Geld­be­träge für die Dekar­bo­ni­sierung jemals auf­bringen können?“, fragt Steingart.

Die Dekar­bo­ni­sierung – der Aus­stieg aus der Kohle – wird nach einer aktu­ellen Studie von McK­insey euro­paweit jährlich rund eine Billion Euro kosten.

Geld wird immer weniger wert

Ange­sichts der aktu­ellen Ent­wicklung und der immensen Kosten aus Wirt­schafts­krise, Coro­na­krise, Migra­ti­ons­krise und Kli­ma­krise ist unklar, wie Deutschland seine Vor­haben finan­zieren wird. Außer der FDP sprechen alle Par­teien von Steu­er­erhö­hungen – nach den Wahlen.

Eine Inflation bedeutet eine Ent­wertung des Geldes. Anders gesagt, mit der­selben Menge Geld kann man immer weniger kaufen. Ein VW Golf, welcher aktuell 20.000 Euro kostet, würde im nächsten Jahr bei einer gleich­blei­benden Inflation 20.600 Euro kosten. In 5 Jahren zahlt man – den Zin­seszins ein­ge­rechnet – an die 23.185 Euro, in zehn Jahren 26.878 Euro für den gleichen VW Golf.

Hat jemand jetzt 100.000 Euro ange­spart, dann bedeuten drei Prozent Inflation einen Kauf­kraft­verlust von 3.000 Euro im ersten Jahr.

Hält die jähr­liche Infla­ti­onsrate von drei Prozent an, hat der­jenige im zweiten Jahr noch etwa 94.100 Euro, nach fünf Jahren sind nur noch 85.873 Euro übrig. Nach zehn Jahren bei 3‑prozentiger Inflation hat sein Geld 26 Prozent seines Wertes ver­loren (es bleiben ihm 73.742 Euro) und nach 23 Jahren ist es weniger als die Hälfte wert – 49.630 Euro.

EZB und „sehr schnelle Inflationsentwicklung“

Auf die Frage, ob es über­haupt einen Weg zurück aus der expan­siven Geld­po­litik gebe, erklärte die EZB-Direk­torin: „Wenn wir tat­sächlich sehen, dass sich plötzlich eine sehr schnelle Infla­ti­ons­ent­wicklung ergäbe, was sich im Moment aber wirklich über­haupt nicht abzeichnet, dann müssten wir natürlich unsere Maß­nahmen anpassen und müssten das natürlich gra­duell machen.“

Was die EZB-Direk­torin als „sehr schnell“ bezeichnet, blieb offen.

Die Preise für Bau­stahl stiegen im März 2021 im Ver­gleich zum Dezember 2000 um 18,5 Prozent. Die für Bitumen um 20,6 Prozent. Der Erzeu­ger­preis für Kupfer um 18,6 Prozent im Ver­gleich zum Vorjahr. Der Holz­preis stieg innerhalb von einem Jahr um 409 Prozent an (Ter­min­börse, Preis je 1.000 Board Feet).

Deutschland: Ener­gie­preise stiegen um 7,9 Prozent

Im April 2021 lag die Infla­ti­onsrate ins­gesamt in Deutschland nach Angaben des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amtes bei 2,0 Prozent. Teurer wurden im Ver­gleich zum Vorjahr neben Dienst­leis­tungen vor allem Energie mit +7,9 Prozent (CO2-Abgabe), Kraft­stoffe (+23,3 Prozent) und Heizöl (+21,1 Prozent). Die Strom­preise gingen leicht zurück (-0,2 Prozent).

Nah­rungs­mittel wurden leicht teurer, unter anderem bei Süß­waren (+3,1 Prozent) und Mol­ke­rei­pro­dukten und Butter (+2,5 Prozent). Merklich teurer wurden Pflanzen und Blumen (+7,5 Prozent), Kaf­fee­pro­dukte (+5,1 Prozent) sowie Tabak­waren (+4,5 Prozent). Deutlich güns­tiger hin­gegen waren Mobil­te­lefone (-8,3 Prozent).

Die Net­to­kalt­mieten ver­teu­erten sich um 1,3 Prozent. Deut­licher erhöhten sich die Preise unter anderem für Leis­tungen beim Friseur und für die Kör­per­pflege (+6,1 Prozent), für Leis­tungen sozialer Ein­rich­tungen (+5,9 Prozent) sowie für Finanz­dienst­leis­tungen (+5,6 Prozent).

Andere sprachen von „vor­über­ge­henden Hyperinflation“

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Anfang Mai warnte nach Angaben der „Welt“ die Bank of America vor einer „vor­über­ge­henden Hyper­in­flation“. Die Häus­le­bauer seien nicht der einzige Früh­in­di­kator einer Inflation.

Infla­ti­ons­war­nungen, aus­ge­sprochen von Fir­men­chefs, stiegen im Ver­gleich zum Vorjahr um fast 800 Prozent. Die Finanzwelt hat die Erfahrung gemacht, dass der CEO-Indi­kator nor­ma­ler­weise der tat­säch­lichen Inflation um ein Quartal vorausläuft.

Die CEOs klagten ebenso wie die Bau­wirt­schaft vor allem über stei­gende Roh­stoff­preise. Zudem steigen die Fracht- und Trans­port­kosten, die Arbeits­kosten seien höher als zuvor.

„Ange­sichts von Teue­rungs­raten von meh­reren Hundert Prozent lässt sich teil­weise schon von Hyper­in­flation sprechen“, so Holger Zsch­äpitz in der „Welt“. Die Firmen würden ver­suchen, ange­sichts der Ent­wicklung die gestie­genen Ein­kaufs­kosten auf die Ver­braucher abzuwälzen.

Die Börse reagierte auf die Drohung der Inflation Ende ver­gan­gener Woche erschreckt, am Morgen des 17. Mai war etwas mehr Ruhe darin, berichtete die „Tages­schau“.

Gold stieg auf den höchsten Stand seit drei Monaten, der Bitcoin stützte um mehr als 14 Prozent ab, die zweit­wich­tigste Cyber-Währung, Ethereum, fiel um 21 Prozent. Ethereum ist für die Ein­führung eines E‑Euro für die Bun­desbank wichtig.

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Quelle: epochtimes.de