Wirt­schafts­experte Hans-Werner Sinn: »Schul­den­tilgung der Süd­eu­ropäer durch Goldbestände«

Die For­de­rungen der Deut­schen Bun­desbank an andere Länder der Euro-Zone waren im Mai um weitere rund 52 Mil­li­arden Euro auf aktuell unglaub­liche 1.077 Mil­li­arden Euro gestiegen. Ver­rechnet werden sollen sie — theo­re­tisch — mit dem Target-2-Ver­rech­nungs­systems. Das funk­tio­niert nicht, sagt Wirt­schafts­experte Hans-Werner Sinn und hat einen eigenen Vorschlag. 

Um den Handel zwi­schen den Ländern der Euro-Zone und ins­be­sondere den Zah­lungs­verkehr zu erleichtern, wurde das Target-2-Ver­rech­nungs­system ein­ge­führt. Theo­re­tisch eine gar nicht so schlechte Idee, die aber durch die Praxis ad absurdum geführt wurde. Einige Länder, vor allem die Süd­eu­ropäer, haben ihre Ver­rech­nungs­konten der­maßen über­zogen, dass eine Rück­zahlung weitab jeg­licher Rea­lität ist. Die Bun­desbank als größter Gläu­biger hat ihren For­de­rungen im ver­gan­genen Mai weitere 52 Mil­li­arden Euro hin­zu­gefügt, sodass die Gesamt­for­de­rungs­summe an die anderen Länder der Euro-Zone auf 1.077 Mil­li­arden (1.077.000.000.000) Euro ange­stiegen ist. Das ist in etwa die Grö­ßen­ordnung des EU-Haus­halts über sieben Jahre!

Der Wirt­schafts­experte Hans-Werner Sinn, lang­jäh­riger Prä­sident des Münchner ifo Instituts, hat aktuell eine Reform des Target-2-Ver­rech­nungs­systems der Noten­banken in der Eurozone gefordert. Sein Haupt­ar­gument: sollte eines der hoch ver­schul­deten Länder aus der Wäh­rungs­union aus­treten, ließen sich »seine Target-Schulden nicht mehr ein­treiben«, warnt Sinn im Interview mit der Wirt­schafts­Woche. Diese Tat­sache beschränke die Politik auf Dauer in ihrer Hand­lungs­fä­higkeit : »Bei der Ent­scheidung über fis­ka­lische Ret­tungs­schirme sind die noch gesunden Euro­länder nicht mehr frei, denn sie sitzen wegen Target in der Haftungsfalle.«

Es spräche für Sinn grund­sätzlich nichts gegen tem­poräre Tar­get­salden in einer Höhe von bis zu 100 Mil­li­arden Euro. Das sei akzep­tabel, aber alles, was darüber hin­ausgeht, »sollten die Defizit-Noten­banken durch die Hergabe von markt­fä­higen und nicht durch Kauf­ak­tionen des Euro­systems gestützten Ver­mö­gens­werten tilgen«. Sinn sieht vor allem eine Tilgung durch Gold als Option. »Zum einen ver­fügen einige der Defizit-Noten­banken über nicht uner­heb­liche Gold­be­stände, zum anderen können sie sich das benö­tigte Gold jederzeit durch den Verkauf ihrer Aktiva auf dem Welt­markt beschaffen.«


Quelle: freiewelt.net