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Den Taliban inter­na­tionale Legi­ti­mität zu ver­leihen, wäre ein kata­stro­phaler Fehler

Naive Ver­suche einer Reihe füh­render West­mächte, Bezie­hungen zum neu instal­lierten Taliban-Regime in Kabul zu pflegen, werden durch die kom­pro­misslose Haltung des neuen isla­mis­ti­schen Regimes untergraben.

(von Con Coughlin)

Nach der dra­ma­ti­schen Über­nahme der Kon­trolle über Afgha­nistan durch die Taliban im ver­gan­genen Monat haben eine Reihe pro­mi­nenter west­licher Führer ihre Bereit­schaft bekundet, mit dem neuen afgha­ni­schen Regime zusam­men­zu­ar­beiten, nachdem einige Taliban-Führer behauptet hatten, sie wollten eine gemä­ßigtere Regie­rungsform als das frühere Taliban-Regime, das das Land Ende der 1990er Jahre terrorisierte.

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Nach der Über­nahme des Landes durch die isla­mis­tische Bewegung betonten die Taliban-Führer ihre Pläne für einen gemä­ßig­teren Ansatz. In ihrer ersten Pres­se­kon­ferenz, nachdem sie die Kon­trolle über das Land über­nommen hatten, ver­sprachen die Führer der Bewegung, die Rechte der Frauen zu schützen, die Medi­en­freiheit zu garan­tieren und boten eine lan­des­weite Amnestie für Regie­rungs­beamte und Mili­tär­per­sonal in der ehe­ma­ligen Regierung von Prä­sident Ashraf Ghani an, die unge­ordnet zusam­men­ge­brochen war nach der Ent­scheidung von US-Prä­sident Joe Biden, die US-Mili­tär­un­ter­stützung einzustellen.

Zabi­hullah Mujahid, der Sprecher der bewaff­neten Gruppe, sagte auch, die Taliban wünschten sich fried­liche Bezie­hungen zu anderen Ländern und es werde keiner Gruppe erlaubt sein, afgha­ni­sches Ter­ri­torium für Angriffe gegen irgendeine Nation zu nutzen.

“Ich möchte der inter­na­tio­nalen Gemein­schaft, ein­schließlich der Ver­ei­nigten Staaten, ver­si­chern, dass niemand zu Schaden kommt”, sagte Mujahid. “Wir wollen keine internen oder externen Feinde.”

Der gemä­ßigtere Ton der Taliban-Führer hat eine Reihe pro­mi­nenter west­licher Führer dazu ver­an­lasst, ihre Bereit­schaft zur Zusam­men­arbeit mit dem neu gegrün­deten isla­mi­schen Emirat Afgha­nistan zu bekunden, was Befürch­tungen weckt, dass die Taliban ihr Ziel, inter­na­tionale Akzeptanz bei den Groß­mächten der Welt zu gewinnen, bald erreichen werden.

Während Herr Biden in der Frage der Aner­kennung des neuen isla­mis­ti­schen Regimes ambi­valent war und sagte, es sei Sache der Taliban, zu ent­scheiden, ob sie eine inter­na­tionale Aner­kennung wünschten, haben einige der wich­tigsten Ver­bün­deten Washingtons mehr Enthu­si­asmus für die Auf­nahme von Bezie­hungen zum neuen Regime in Kabul gezeigt.

Das letzte Mal, als die Taliban Afgha­nistan kon­trol­lierten, beginnend in den 1990er Jahren, wurden die Mili­tanten von nur drei Nationen aner­kannt: Pakistan, Saudi-Arabien und den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emiraten.

Nun haben sich die Aus­sichten der Bewegung auf eine breitere inter­na­tionale Aner­kennung deutlich ver­bessert, nachdem eine Reihe pro­mi­nenter euro­päi­scher Poli­tiker ihre Bereit­schaft signa­li­siert haben, mit dem neuen Regime zusammenzuarbeiten.

Bei einer Pres­se­kon­ferenz nach der Über­nahme Afgha­ni­stans durch die Taliban sagte Josep Borrell, der Spit­zen­di­plomat der Euro­päi­schen Union, der Block sei bereit, ernsthaft über die Auf­nahme von Bezie­hungen zum Isla­mi­schen Emirat nach­zu­denken. “Die Taliban haben den Krieg gewonnen, also müssen wir mit ihnen reden”, erklärte er. “Es geht nicht um offi­zielle Aner­kennung. Es geht um den Umgang (mit ihnen).”

Der offen­sicht­liche Enthu­si­asmus der EU für die Auf­nahme von Bezie­hungen zu den Taliban wurde in Deutschland bestätigt, wo Armin Laschet, der Kan­didat von Angela Merkels CDU, der ihre Nach­folge als Kanzler anstrebt, fest­stellte, dass “die Kunst guter Außen­po­litik” darin besteht, mit Staaten Lösungen zu finden deren Ziele und Ideale andere Gesell­schaften ablehnen.

Im Gegensatz dazu waren Frank­reich und Groß­bri­tannien ambi­va­lenter bei der Auf­nahme von Ver­bin­dungen zu den Taliban. Ein Sprecher des fran­zö­si­schen Außen­mi­nis­te­riums sagte, die Frage der Aner­kennung der Taliban sei “derzeit für Frank­reich nicht relevant”, während der bri­tische Pre­mier­mi­nister Boris Johnson gewarnt hat, “Es wäre ein Fehler für jedes Land, ein neues Regime in Kabul vor­zeitig oder bila­teral anzuerkennen.”

Die enge Zusam­men­arbeit zwi­schen den Taliban und den west­lichen Streit­kräften am Flug­hafen von Kabul während der jüngsten Eva­ku­ierung aus­län­di­scher Staats­bürger führt jedoch dazu, dass einige hoch­rangige euro­päische Poli­tiker nach wie vor der Ansicht sind, dass es mög­li­cher­weise bald möglich sein wird, dem neuen Regime eine offi­zielle Aner­kennung zu verleihen .

Die euro­päi­schen Pläne, engere Bezie­hungen zu Kabul zu knüpfen, werden jedoch durch das Ver­halten des neuen Taliban-Regimes ernsthaft unter­graben, das, anstatt sein Ver­sprechen zu erfüllen, seine Methoden zu ver­bessern, statt­dessen zu seinem alten, kom­pro­miss­losen Ansatz zurück­zu­kehren scheint.

Nachdem sie eine Reihe pro­mi­nenter Mili­tanter in lei­tende Posi­tionen in der neuen Taliban-Regierung berufen haben, werden die Taliban nun beschuldigt, Todes­schwa­dronen ent­sandt zu haben, um ehe­malige Mit­glieder der afgha­ni­schen Sicher­heits­kräfte fest­zu­nehmen und zu töten.

Jüngsten Berichten zufolge wurden in den letzten drei Wochen min­destens vier afgha­nische Elite-Anti-Terror-Agenten von den Taliban gejagt und getötet, wobei in einem Fall alle Fin­ger­nägel des Opfers her­aus­ge­rissen wurden, bevor er erschossen wurde.

Bei den Opfern soll es sich um Ange­hörige der Ein­heiten 011 und 041, bri­tisch und ame­ri­ka­nisch aus­ge­bildete Ein­heiten, gehandelt haben, die für das Auf­finden und Ver­hören der Taliban zuständig waren und die zuvor im Haupt­quartier des afgha­ni­schen Geheim­dienstes, dem National Direc­torate for Security (NDS) in Kabul sta­tio­niert waren.

Das rück­sichtslose Vor­gehen der Taliban bei der Ver­folgung ihrer ehe­ma­ligen Feinde hat den ehe­ma­ligen Natio­nalen Sicher­heits­be­rater der USA, HR McMaster, dazu ver­an­lasst, west­liche Nationen davor zu warnen, diplo­ma­tische Bezie­hungen mit dem neuen Regime aufzunehmen.

Für die Lon­doner Sunday Times schreibend, warnte Herr McMaster die west­lichen Führer ein­dringlich davor, sich von den Behaup­tungen der Taliban, dass sie eine gemä­ßigtere Bewegung seien als ihre Vor­fahren, bezirzen zu lassen.

“Wir müssen auf­hören, so zu tun, als hätten sich die Taliban geändert”, warnte McMaster. “Unsere Selbst­täu­schung hat viele dazu ver­an­lasst, eine Orwellsche Umkehr der Moral anzu­nehmen, in der sie dschi­ha­dis­tische Ter­ro­risten als Partner betrachten.

“Wir wissen, wer sie sind, wie sie rekru­tiert werden und warum sie gefährlich sind. Die Taliban sind ent­schlossen, dem afgha­ni­schen Volk eine brutale Form der Scharia auf­zu­er­legen, und sind mit Ter­ro­risten ver­flochten, die ent­schlossen sind, ihren Dschihad gegen alle fort­zu­setzen, die nicht ihrer per­ver­tierten Aus­legung des Islam entsprechen.”

Nach dem zunehmend kom­pro­miss­losen Ver­halten der Taliban seit der Macht­er­greifung im ver­gan­genen Monat zu urteilen, gibt es sicherlich kaum Anzeichen dafür, dass die isla­mis­ti­schen Kämpfer bereit sind, bei der Regierung des afgha­ni­schen Volkes eine ver­söhn­li­chere Haltung ein­zu­nehmen, eine Haltung, die euro­päische Führer berück­sich­tigen müssen, bevor sie den kata­stro­phalen Fehler machen, dem neuen isla­mis­ti­schen Regime Afgha­ni­stans inter­na­tionale Legi­ti­mität zu verleihen.

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Con Coughlin ist Redakteur für Ver­tei­digung und aus­wärtige Ange­le­gen­heiten des Tele­graph und Distin­gu­ished Senior Fellow am Gatestone Institute.


Quelle: gatestoneinstitute.org