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Q‑Force – die neue Zei­chen­trick­serie von „Netflix“: Will­kommen bei der LGBTQ-CIA

Ver­gangene Woche hat Netflix seine neue Zei­chen­trick­serie Q‑Force her­aus­ge­bracht – Spio­na­ge­ge­schichten, mit dem gewissen Etwas. Die Prä­misse lautet: Ein schwuler Super­spion und seine ruppige LGBTQ-Truppe kämpfen darum, sich dem Geheim­dienst zu beweisen, von dem sie grob unter­schätzt werden. Q‑Force ist ein mieser Versuch, den Sicher­heits­staat queer-freundlich erscheinen zu lassen.

Q‑Force dreht sich um einen schwulen James-Bond-Typen namens Steve Mary­weather – von seinem homo­phoben Chef immer nur „Mary“ genannt. Er arbeitet für eine kaum ver­schleierte Version der CIA – namens „Ame­rican Intel­li­gence Agency“ (AIA). Aber Mary­weather und sein Team werden auf­grund insti­tu­tio­neller Vor­ur­teile gegen Homo­se­xuelle in ein schmud­de­liges Gara­genbüro in West-Hol­lywood gesteckt.

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Die Reak­tionen auf die Show waren gemischt. Pin­kNews, das bri­tische Zen­tral­organ der LGBT-Bewegung, bezeichnete Q‑Force vor­her­sehbar als „eine lustige, ani­mierte queere Spio­na­ge­serie, von der wir nicht wussten, dass wir sie brauchen“.

Die Reak­tionen der Zuschauer waren ansonsten über­wiegend negativ. Der Guardian, nor­ma­ler­weise eine Bastion pro­gres­siver Tugend­haf­tigkeit, gab Q‑Force einen dicken Daumen nach unten und fasste zusammen: „Eine Flut an queeren Kul­tur­kli­schees, über­holte Refe­renzen auf Ally McBeal und Bro­keback Mountain und – ent­scheidend – das Fehlen von Lachern, sorgen für einen ste­reo­ty­pi­schen Stink­stiefel einer Animation.“

Sicherlich haben sich die Macher der Show ein­deutig für eine Mischung aus The Simpsons und Mission: Impos­sible ent­schieden, mit Zugaben von etwas Pri­scilla, Queen of the Desert. Am Ende jedoch war es eher so, dass Ame­rican Dad! auf Spy Kids trifft, nur in 3D.

Mary­weather und seine fröh­liche Bande von Mul­ti­se­xu­ellen sind allesamt flam­mende Ste­reo­typen, vom der sexuell ambi­va­lenten Hackerin vom Typ Das Mädchen mit der Drachen-Täto­wierung über die dicke schwarze les­bische Mecha­ni­kerin und der Drag Queen, eine Spe­zia­listin für ver­deckte Ope­ra­tionen, namens – seufz – Twink.

Mary­weather sondert Sätze ab, die Augen­rollen ver­ur­sachen, wie etwa: „Ich freue mich darauf, meinem Land mit meinem ganzen großen schwulen Herzen zu dienen“, während sein bigotter Chef genauso grob ist und sagt, dass er Q‑Force keine echten Mis­sionen geben kann, weil: „Was ist, wenn sich jemand sein Pro­nomen verrenkt?“ 

Dadurch ent­steht eine Dynamik, bei der die Mit­glieder der Q‑Force aus­ge­rechnet Bestä­tigung von dem System suchen, das sie mar­gi­na­li­siert und ablehnt, was – wie jeder Psy­chologe bestä­tigen wird – einfach nicht gesund ist. Es ist auch poli­tisch fragwürdig.

Warum sollte eine Gruppe von Men­schen, die an den Rand gedrängt und von einer Insti­tution in ihren Rechten sys­te­ma­tisch ver­letzt wird, sich aus­ge­rechnet innerhalb eben­dieser Insti­tution beweisen wollen? Q‑Force wird vom Geheim­dienst behandelt wie von einem gewalt­tä­tigen Ehe­partner, aber Twink und der Rest kommen immer wieder zurück, um noch mehr abzukriegen.

Dies liegt zum Teil an einer Reihe von queer-freund­lichen Ein­stel­lungen, wie zum Bei­spiel in der Eröff­nungs­episode, in der das Team in einer Schwulen-Bar eine Anti-Terror-Ope­ration durch­führt, oder in einer anderen Episode, in der sie den „Euro­vision Song Contest“ infil­trieren müssen. Das Seri­en­finale findet sogar auf einem rie­sigen Pride-Fes­tival statt.

Trotzdem ergibt die Handlung über­haupt keinen Sinn. Der Direktor der AIA, Dirk Chunley, ist offen que­er­pho­bisch, beauf­tragt daher einen knall­harten Macho-Agenten, die Q‑Force zu beauf­sich­tigen, und sagt ihm noch, er solle „die Sodo­miten baby­sitten gehen“. Warum sollte jemand mit so offen­sicht­lichen Vor­ur­teilen ein spe­zi­elles Team ein­stellen, das aus einem schwulen Captain America und einer Litanei von Kum­panen mit zwei­deu­tigen Iden­ti­täten besteht?

Das Ergebnis dieses klaf­fenden Abgrundes in der Plau­si­bi­lität der Handlung und vieler schlechter Dreh­bücher ist eine Zei­chen­trick­serie, die gleich­zeitig pre­digend und ana­chro­nis­tisch daher­kommt, als ob die Autoren die meisten ihrer Ideen aus Tumblr-Memes von 2009 über­nommen hätten.

Zu alldem wird der pro­gressive Anspruch der Serie durch die Tat­sache unter­graben, dass jeder ein­zelne Cha­rakter in der Serie weißer Haut­farbe ist, mit Aus­nahme der oben erwähnten großen schwarzen les­bi­schen Mecha­ni­kerin. Die einzige nicht-weiße Stimme ist die abge­dro­schenste von allen.

Noch wich­tiger ist, dass Q‑Force von einem Trend pro­fi­tiert, der sich sowohl in der Pop­kultur als auch in der Main­stream-Politik eta­bliert hat, bei dem sich der Sicher­heits­staat und die auto­ritäre Regie­rungs­po­litik mit pro­gres­siver Sym­bolik schmücken wollen.

Einfach aus­ge­drückt, die Serie wäscht die CIA, den MI6 und die anderen Buch­staben-Agen­turen mal eben „queer“, indem sie den Anschein erwecken will, dass LGBTQ-Leute diese Insti­tu­tionen befür­worten, sich von ihnen Sicherheit ver­sprechen oder sogar für diese Insti­tu­tionen arbeiten wollen, selbst wenn sie wie Dreck behandelt werden.

(Die Q‘s befreien die Welt, einen Q gibt es beim okkulten James Bond, dann gibt es den Q der die Tas­ta­tur­helden befreit, es gibt die Gehirn­wäsche von Sky Q oder eben jetzt die Q‑Force – alles Pro­dukte vom Tiefen Staat)

Wir haben diesen Trend in der ganzen Dis­kussion über die Mög­lichkeit gesehen, ob ein weib­licher, schwarzer, schwuler oder trans­se­xu­eller die Rolle des James Bond nach Daniel Craig über­nehmen könnte. Ein Großteil des Druckes, den Bond-Cha­rakter zu über­ar­beiten, kam von Für­spre­chern und Akti­visten. Aber dieses Denken ist völlig fehlgeleitet.

Bond war schon immer als Pro­pa­ganda-Ikone für die post­ko­lo­niale Ära kon­zi­piert, basierend auf dem Archetyp des bri­ti­schen Aben­teu­er­mannes, der den Ein­ge­bo­renen zeigte, wo der Bartel den Most holt. Er ist der Standard-Psy­chopath einer Regierung, die auf ihrem Weg zur Demo­kratie und in die Freiheit seri­en­mäßig auf der ganzen Welt tötet.

Warum also sollten Schwarze oder Braune James Bond sein wollen? Sie werden in den Ori­gi­nal­ro­manen schrecklich dar­ge­stellt, mit end­losen Bemer­kungen darüber, wie seltsam sie riechen oder Beschrei­bungen, die auf ihre Körper fixiert sind. Auch die jüngsten Bond-Ver­fil­mungen bewahrten diese sehr „weißen“, gerad­li­nigen und eng­li­schen Ober­klasse-Werte der Originalvorlagen.

Wie trägt die Dar­stellung einer sexuell aggres­siven Lesbe, die unge­straft nord­ko­rea­nische Sicher­heits­kräfte tötet, dazu bei, die Rechte von Schwulen zu fördern oder grund­le­gende Ste­reotype und Vor­ur­teile gegenüber les­bi­schen Frauen in Frage zu stellen? Wenn über­haupt, würden sie – ähnlich wie die Cha­raktere in Q‑Force – einfach ver­stärkt werden.

Die „United Colors“ der Ame­ri­ka­ni­schen Einzigartigkeit

Dies ist nicht nur ein kul­tu­relles Phä­nomen, denn auch die CIA ist auf den Zug nur auf­ge­sprungen, um ihren Ruf als eine auf Folter und Droh­nen­morde spe­zia­li­sierte Agentur rein­zu­wa­schen. Sie ist natürlich immer noch auf diese Dinge spe­zia­li­siert, aber jetzt stellt sie während des Pride-Monats Regen­bo­gen­bilder in die sozialen Medien ein – also kann sie wohl nicht so schlimm sein, nicht wahr?

Um das Jahr 2017 herum luden sie bei­spiels­weise den Comic-Autor Brian M. Bendis in ihr Haupt­quartier nach Langley ein. Ein paar Jahre später erklärte Bendis in einem Interview:

„Ich durfte dort vor ein paar Jahren über eine Welt sprechen, die jetzt anders ist. Sie machten sich Sorgen über die Pro­bleme mit der Vielfalt, die sie damals hatten. Marvel Comics hin­gegen flo­rierte gerade dank dem Thema, also fragten wir sie, wie wir helfen könnten. Sie ließen mich kommen, um über ver­schiedene Mög­lich­keiten zu sprechen. Und ja, sie haben den Weißen kommen lassen, um über Vielfalt zu sprechen, aber ich bin Jude.“

Die CIA nahm die Emp­feh­lungen an, indem sie sich dem Hype um Black Panther anschloss, um Marvels ersten Film mit über­wiegend schwarzen Super­helden. Sie ver­öf­fent­lichte Artikel auf ihrer Website, in denen die Tech­no­logien der CIA mit den im Film gezeigten ver­glichen wurden und twit­terten ihre Unter­stützung für den Film, als er für die Oscars nomi­niert wurde.

In ähn­licher Weise wurde US-Prä­sident Joe Biden weithin dafür gelobt, dass er die viel­fäl­tigste nationale Sicher­heits­struktur auf­gebaut hat, die jemals in den USA exis­tierte. Das Fach­ma­gazin Defense News schreibt:

„54 Prozent des natio­nalen Sicher­heits­ap­pa­rates – vom Pen­tagon über das Außen­mi­nis­terium bis hin zur Agentur für Inter­na­tionale Ent­wicklung – sind Frauen, 40 Prozent Farbige und min­destens 7 Prozent iden­ti­fi­zieren sich als LGBTQ. Allein im Pen­tagon sind 55 Prozent der poli­tisch beru­fenen Per­sonen Frauen, etwa 46 Prozent Farbige und mehr als 10 Prozent iden­ti­fi­zieren sich als LGBTQ.“

Es über­rascht viel­leicht nicht, dass dieses viel­fältige Team nichts tut, um das Droh­nen­pro­gramm zu demon­tieren, die Guan­tanamo Bay Naval Base zu schließen, das Mili­tär­budget zu kürzen, die Mas­sen­über­wa­chung zu regu­lieren oder dem Zyklus der ewigen Kriege ein Ende zu setzen. Ganz zu schweigen von der Been­digung von Dingen wie dem „Pro­gramm 1033“, mit dem „über­zählige“ mili­tä­rische Aus­rüstung im Wert von Mil­li­arden von US-Dollar an die inlän­di­schen Poli­zei­be­hörden über­geben wird.

Daher kam die Ver­öf­fent­li­chung von Q‑Force zum rich­tigen Zeit­punkt und fängt den Höhe­punkt der Welle der Umbe­nennung der­selben alten neu­ro­ti­schen, grau­samen, feind­se­ligen Prak­tiken über das ver­schwommene Konzept der soge­nannten Vielfalt auf.

Die Serie zeigt, wie unsere Cha­raktere töten, in die Pri­vat­sphäre von Men­schen ein­dringen, lügen, betrügen und stehlen – aber das ist alles in Ordnung, weil sie ja LGBTQ sind. Wenn die Regierung unsere E‑Mails hackt und unsere private Kor­re­spondenz mit unseren Lieben liest, ist es dann nicht beru­higend zu wissen, dass man dafür mög­li­cher­weise eine les­bische Migrantin ein­ge­stellt hat?

Also: Wenn man es mag, dass ein ani­mierter Spionage-Comic laue Witze bringt, aber mit viel Vielfalt-Gedöns, wie zum Bei­spiel „Hetero Männer sind nur Lesben mit län­geren Shorts, weniger Fähig­keiten und Bösem im Herzen“, dann ist Q‑Force die pas­sende Serie.

Wenn man es jedoch satt hat, staat­liche Ver­brechen in Ordnung zu finden, solange sie von einem diversen Team, das ganz Amerika reprä­sen­tieren soll, ange­ordnet oder begangen werden, dann schlage ich vor, diese Serie wie einen kul­tu­rellen Durchfall zu behandeln – was sie sicherlich ist – und sich von ihr fern zu halten.


Quelle: pravda-tv-com