Ihr gingen viele grausame Eroberungen der Osmanen voraus — Der Sieg der „Heiligen Liga“ brachte eine Verschnaufpause
(von Albrecht Künstle)
Im heute griechischen Golf von Patras in der Meerenge am nördlichen Ende des Peloponnes, fand am 7. Oktober 1571 eine der größten Seeschlachten der Geschichte statt. Die „Heilige Liga“, zusammengestellt von Papst Pius V., besiegte mit 206 Galeeren und 68 000 Mann die noch mächtigere Osmanische Flotte mit 80 000 Mann auf 255 Galeeren. Die Schlacht forderte 38 000 Tote auf beiden Seiten. „Sie beendete die weitere Expansion des Islam nach Südeuropa und beschränkte dessen Machtbereich auf das östliche Mittelmeer“ – schreiben die Historiker.
Aber es war nur eine kurze Verschnaufpause für die Nichtislamische Welt. Bereits drei Jahre nach der Niederlage eroberten die Osmanen das weit westlich gelegene Tunis, die heutige Hauptstadt von Tunesien. Von ihm aus machen sich erneut Schiffe voller Muslime auf – Richtung Europa. Und wieder werden ihnen Schiffe entgegengeschickt. Aber nicht, um sie abzuwehren wie 1571, sondern um deren Passagiere auf größere Schiffe zu übernehmen. Aber nun wieder zurück zu damals.
Die osmanische Flotte hatte schon ein Jahr nach der Schlacht den Verlust der 260 Schiffe ausgeglichen, baute über 150 Kriegsgaleeren neu und verfügte insgesamt wieder über 250 Galeeren. Der Großwesir Sokollu Mehmed Pascha zeigte sich vom Verlust seiner 30 000 Mohammed-Jünger unbeeindruckt, als er dem venezianischen Botschafter in Konstantinopel den Unterschied zwischen dessen und seiner Niederlage schreiben ließ: „Indem wir Euch das Königreich Zypern entrissen haben, haben wir Euch einen Arm abgetrennt. Indem Ihr unsere Flotte besiegt habt, habt Ihr uns nur den Bart abrasiert. Der Arm wächst nicht wieder nach, aber der Bart wächst nun umso dichter.“ Womit er Recht behielt; die Bärte des Propheten wurden jedenfalls zahlreicher, wenn man sich auf unseren Straßen umschaut.
Die islamischen Herrscher hatten es Mitte des 16. Jahrhunderts nicht nur auf Zypern abgesehen. 1529 standen die Türken das erste Mal vor Wien, nachdem sie schon 1396 auf dem Balkan in der Schlacht_bei_Nikopolis die christlichen Verteidiger besiegten. Zum Triumpf wurde in Bursa die Ulu Camii errichtet, nach jener Siegermoschee sind viele DiTiB-Moscheen in Deutschland benannt. Am „Tag der offenen Moschee“ wurden auch diese türkischen Ulu-Camii-Moscheen ehrfurchtsvoll besucht.
Unter Sultan Selim II. (reg. 1566–1574) fiel dann die Entscheidung für die Annexion Zyperns. Er stützte sich dabei auf ein (islamisches) Rechtsgutachten (fetva) von Ebu-us-Suud Effendi. Dieser war damals der „Şeyh-ül-Islam“, zugleich war er als Mufti der höchste geistliche „Würdenträger“ des Landes. Der Kernsatz seines Gutachtens lautete:
„Der Fürst des Islam kann nur dann gesetzmäßig mit den Ungläubigen Frieden schließen, wenn daraus für die gesamten Muslime Nutzen und Vorteil entsteht. Wird dieser Vorteil nicht bezweckt, ist auch der Friede nicht gesetzmäßig. Sobald ein Nutzen erscheint … so ist es … allerdings erforderlich und notwendig, den Frieden zu brechen.“ Joseph von Hammer-Purgstall, ein österreichischer Orientalist des 19. Jahrhunderts, schrieb dazu: „Dieses Fetva beleidigte in hohem Grad die ersten Grundsätze des Völkerrechts und öffentlicher Treue …“ Recht hatte er, und das hat sich bis heute nicht geändert. Die UN-Menschenrechtskonvention ist von den 57 islamischen Staaten immer noch unter den Scharia-Vorbehalt gestellt.
So eroberten die Türken Nauplia und Monemvasia, weshalb Nikosia, Kyrenia und Ammochostos von 1540 an stärker befestigt wurden. Es half nichts, 1570/71 wurde Zypern erobert von den osmanischen Heeren unter dem Befehl zweier Kommandeure des sogenannten Propheten. Anfang Juli gingen die Türken bei Larnaca an Land, am 9. September fiel Nikosia in einem Blutbad, dann Paphos und Limassol. Ende September kapitulierte Kyrenia, dann folgte der Endkampf um die Insel. Am längsten konnte das befestigte Famagusta, das griechische Ammóchostos, den osmanischen Angreifern standhalten. Nach langer Belagerung kapitulierte die Stadt.
Die islamischen Eroberer sicherten den Bewohnern von Famagusta Unversehrtheit zu. Am 4. August 1571 wurde die Stadt unter dieser Bedingung übergeben. Am 5. August brachen die Osmanen die Vereinbarung und richteten ein Blutbad an. Die Christen wurden in einem Massaker niedergemetzelt und die Stadt zerstört. Die Mustafa Pascha Moschee des Eroberers von Famagusta wurde in die ehemalige St. Nikolaus Kirche hineingebaut. Weitere islamische Völkermorde.
Das islamische Gebot der Täuschung war und ist kein Missbrauch des Koran, sondern dessen Gebrauch. Von gutgläubigen Islamverstehern aber wird die These von der Taqiyya als islamophob gebrandmarkt. Übrigens: Nach dem Christenschlächter Selim II sind in Deutschland sehr viele türkische DiTiB-Moscheen benannt – die sogar von unserer Geistlichkeit als Teil des interreligiösen Dialogs hofiert werden. Auch diesen Moscheen wurden am letzten Sonntag die Türen eingerannt.
Nach dem blutigen Fall der letzten Stadt Zyperns schlug Papst Pius V. in der Bibel nach und stellte vielleicht fest, dass dort nur etwas von der zweiten Wange steht, die man dem Feind hinhalten solle. Aber seinen Christen wurden gleich die Köpfe abgeschlagen. So nicht, dachte er wohl. Die Flotte der Heiligen Liga, überwiegend der Venezianer, versammelte sich bis Mitte September im Hafen von Messina, dann segelte sie um Apulien herum der osmanischen Flotte entgegen.
Am 7. Oktober 1571 nach dem Gottesdienst bewegten sich die beiden Flotten aufeinander zu. 206 Galeeren und 6 Galeassen der Liga mit 28 000 Soldaten, 40 000 Matrosen und Ruderern gegen die überlegenen 255 osmanischen Galeeren mit 34 000 Soldaten des Propheten, 46 000 Matrosen und Rudersklaven. Weil der enge Golf keine Möglichkeit für Wendemanöver zuließ, wurde Schiff gegen Schiff und Mann gegen Mann gekämpft. Schließlich gelang es der Liga, die türkischen Galeeren gegen die Klippen zu drängen. Vielleicht war es gar keine Kriegskunst, sondern nur günstig stehender Wind – von oben? Ausführlicher!
Nach fünfeinhalb Stunden war die Schlacht für die Heilige Liga gewonnen – gewonnen? 8000 ihrer Besatzung sanken mit 13 Schiffen auf den Meeresgrund. Den osmanischen Aggressoren im Dienste Muhammads fehlten jedoch auf einen Schlag (ins Wasser) 30 000 Mann. Wie sein „Paradies“ wohl mit diesem Ansturm fertig wurde? 12 000 christliche Rudersklaven konnten aus den 117 eroberten Galeeren befreit werden. Fast die Hälfte der osmanischen Flotte fehlte zum Schluss in ihrer Sammlung. Uludsch Ali gelang es mit 30 Schiffen nach Konstantinopel zu entkommen, welches schon 1453 von islamischen Horden dem Oströmischen Reich entrissen wurde. Der Mythos der Unbesiegbarkeit der osmanischen Mittelmeerflotte war gebrochen.
Dem kurzen Stopp der Ausbreitung des Islam gilt das Rosenkranzfest. Es wurde eingeführt von Pius V. (1566–1572) als Dank für den Sieg der christlichen Flotte in der Seeschlacht von Lepanto. 1573 wurde es von Papst Gregor XIII. in Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz umbenannt. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen unter Prinz Eugen von Savoyen über das Osmanische Reich in der Schlacht von Peterwardein 1716 wurde das Rosenkranzfest in den „Römischen Kalender“ aufgenommen. Anno 1913 legte man es auf den 7. Oktober. Und welch Wunder: Dieses Datum steht noch im „Direktorium“ unserer Erzdiözese. Das Evangelium dieses Tages gilt allerdings nicht mehr dem alttestamentarischen „Aug um Auge, Zahn um Zahn“, was damals vielleicht die christlichen Kämpfer angefeuert hatte, die um ihre in voraus gegangenen Jahren getöteten Mitchristen trauerten. Die Gebete im Gottesdienst am Morgen der Schlacht werden kaum alleine entscheidend für den Sieg gewesen sein.
Dieser Artikel ist zuerst auf der Webseite des Autors Albrecht Künstle erschienen.
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