Klaus Hasselmann, screenshot youtube

Warum ein Kli­ma­rechner den Nobel­preis erhielt

An die Ergeb­nisse von Rechen­pro­grammen muss man glauben — Has­selmann und Manabe erhielten dafür den Physik-Nobel­preis 

(von Albrecht Künstle)

Die Fachwelt wundert sich, weil der Medizin-Nobel­preis nicht an die Erfinder des RNA-Impf­stoffes ging. Lassen sich die Vor- und Nach­teile dieser Imp­fungen doch noch nicht absehen? Nicht anders ist die Ver­wun­derung hin­sichtlich des Physik-Nobel­preises an einen For­scher, der eigentlich das Geheimnis der Tur­bu­lenz­pro­bleme lüften wollte, was echt schwierig ist. Dazu sein Fach­kollege Hans von Storch zu Klaus Has­selmann: „Vor die Frage gestellt, am Tur­bu­lenz­problem wahn­sinnig zu werden oder das Kli­ma­problem zu lösen, hat er das Kli­ma­problem gewählt. Aber im Ernst: Klaus Has­selmann hat unter­schied­liche Fächer wie Ozea­no­grafie, Meteo­ro­logie und Geo­logie zur modernen Kli­ma­for­schung zusam­men­ge­führt, als Erster in Deutschland, auch das ist sein Ver­dienst.“ Quelle. Er ent­wi­ckelte also ein Kli­ma­modell mit einigen Unbekannten.

Klaus Has­selmann wurde zusammen mit einem Fach­kol­legen als Modell­ent­wickler aus­ge­zeichnet. Kein Modell, dessen Pra­xis­taug­lichkeit man über­prüfen kann. Denn es fliegt nicht, fährt nicht und schwimmt nicht. Er ent­wi­ckelte viel mehr, „ein Modell zur Vor­hersage des Kli­ma­wandels“, ver­kün­deten die Medien landauf landab. Ich kenne mich zwar auf diesem Gebiet nicht so gut aus, ich weiß aber, dass man aus dem Inter­po­lieren von bis­he­rigen Daten wis­sen­schaftlich fun­diert nicht beden­kenlos in die Zukunft extra­po­lieren darf. Wer trotzdem an zuver­lässige Pro­gnosen glaubt, ist ein gläu­biger Mensch mit aka­de­mi­schem Fundus.

Welche Alter­native gibt es zum Glauben ohne Wissen? Man muss einfach an die Rich­tigkeit von Berech­nungen glauben – ins­be­sondere, wenn es die eigenen sind. Es gibt keinen glaub­wür­di­geren Glauben, und davon braucht es viel, sehr viel. Ich kenne aus eigener Praxis über die ich hier plaudern will, dass man umso mehr an die Rich­tigkeit solcher Berech­nungen glaubt, desto länger und tiefer man sich in einen For­mel­salat hin­ein­stürzt. Und das tat ich, obwohl ich kein Mathe­ma­tiker bin, bekam aber von meinem Sohn einiges bei­gebracht, der im Gym­nasium „d‘ Mathe“ titu­liert wurde. Auch hatte ich einen rich­tigen Mathe­ma­tiker zur Seite. Nun zur Sache:

Das künftige Klima wird von den Nobel­preis­trägern so selbst­ver­ständlich berechnet, wie ich es eine Zeit lang mit Schall­pegeln tat. Ich z.B. glaube an die Ergeb­nisse meiner Schall­be­rech­nungen – weil es keine bessere Methode gibt. Und weil es nie­manden gibt, der die gelie­ferten Ergeb­nisse wider­legen kann. Nicht anders scheint es im Fall der Kli­ma­rechner zu sein, wobei es auch andere Experten gibt, die Fehler in der Welt­kli­ma­formel des Nobel­preis­trägers aus­ge­macht haben wollen. Aber zuerst zu der von mir beherrschten Wis­sen­schaft der Lärm­be­rechnung, mit der ich mich bei den Bür­ger­initia­tiven gegen Schie­nenlärm am Ober­rhein ein­brachte. Diese steht Pate für Kli­ma­be­rech­nungen – mit Abstrichen.

Auch Ver­kehrslärm für geplante Pro­jekte muss vor­aus­be­rechnet werden, weil es schlech­ter­dings nicht möglich ist, künf­tigen Lärm zu messen. Schie­nenlärm soll als Bei­spiel dienen: Aus der Zug­gattung, der Länge dieser Züge bzw. neu­er­dings den Achs­zahlen, der Brems­technik und der Geschwin­digkeit wird der Emis­si­ons­pegel je Zug berechnet. Aus der Anzahl dieser ver­schie­denen Züge je Stunde wird ein A‑bewerteter Mit­te­lungs­pegel als Grad der Läs­tigkeit für die Anwohner berechnet. Schon hier liegt ein Problem, denn dieser Mit­te­lungs­pegel ist eine theo­re­tische Größe, den man nicht hören kann; es sind die jewei­ligen Vor­bei­fahr­pegel, die man hört. Als Ver­gleich zum Aus­gangs­thema sei hier die CO2 Emission genannt, die so einfach auch nicht quan­ti­fi­ziert werden kann.

Wie die Wirkung der CO2-Emis­sionen auf das Klima, geht es hier um die Schall­aus­breitung, den Weg des Lärms zu den Immis­si­ons­punkten, den Anwohnern. In die Nähe­rungs­formeln im Gesetz und dessen Ver­ordnung unter Berück­sich­tigung von Tech­ni­schen Normen gingen ein: Ist es eine Punkt‑, Lini­en­schall­quelle oder flä­chen­be­zogene Lärm­quelle? Wie weit ist der zu berech­nenden Immissionspunkt/Standort ent­fernt? Wie hoch liegt dieser, für welches Stockwerk? Welche Refle­xionen gibt es auf dem Aus­brei­tungsweg? Wie lang und hoch ist die abge­stufte Lärm­schutzwand? Und wie weit steht sie von den ein­zelnen Gleisen ent­fernt?

Über eine kom­plexe Formel wird der Umweg über die Beu­ge­kante (Ober­kante der Lärm­schutzwand) gegenüber dem direkten Weg als „Schirmwert“ berechnet. Das alles unter Berück­sich­tigung der meteo­ro­lo­gi­schen Schall­krümmung durch die Tem­pe­ra­turen und Luft­feuch­tigkeit, der jah­res­durch­schnitt­lichen Boden­be­schaf­fenheit und einer unter­stellten Wind­richtung von 3m/sek mit Näherungsformeln.

Hierbei ist der Glaube an die Aus­sa­ge­kraft solcher Berech­nungen gefragt. Und dieser Glaube an die Rich­tigkeit eigener Berech­nungen wird fast uner­schüt­terlich, wenn ein Rechen­er­gebnis anhand eines von diesem Mathe­ma­tiker erstellten Rechen­pro­gramms auf ein Dezibel genau über­ein­stimmt mit den Ergeb­nissen der beauf­tragten schall­tech­ni­schen Gut­achten der Bahn­planer. Alle glauben umso mehr an die berechnete Zukunft, je besser die Berech­nungen über­ein­stimmen – was kein Wunder ist bei gleichen Formeln.

Die Gut­gläu­bigen solcher Schall­pro­gnosen sind alle, der zah­lende Bund, die pla­nende Bahn, das geneh­mi­gende Eisenbahn-Bun­desamt und auch ich, weil ich an die Kor­rektheit der schwin­del­erre­genden Formeln glaube. Aber stimmen die ange­nom­menen Para­meter der Formeln? Erfüllt sich die heutige Theorie in 25 Jahren, wenn ein Projekt gebaut ist?

Noch mehr Zweifel wären ange­bracht bei den gehan­delten Kli­ma­mo­dellen. Welches Gewicht hat CO2 oder spielen auch andere Kli­magase wie Methan eine Rolle? Ist die Spei­cher­fä­higkeit der Luft und Ozeane ein Fixum? Wie wirkt sich die kalte Ver­brennung der Ver­rottung aus, wenn Wälder sich selbst über­lassen werden? Ist der Ausstoß der Vulkane und die hier­durch ver­ur­sachte Ver­dre­ckung der Atmo­sphäre gut oder schlecht? Wird sich die Sonne benehmen und ohne größere Erup­tionen solide vor sich hin brutzeln oder auch einmal streiken? Wollen wir immer mehr Men­schen aus Ländern mit kleinem öko­lo­gi­schen „Fuß­ab­druck“ in Länder mit großem Tram­pelpfad holen?

Es bestehen ernst­hafte Zweifel, dass sich das „Klima“ auf unserer Erde auf ein Grad Celsius genau vor­aus­be­rechnen lässt. Es war schon nicht leicht zu belegen, dass die Tem­pe­ra­turen des letzten Jahr­hun­derts ein halbes Grad zunahmen. Keine Zweifel bestehen jedoch darin, dass die Res­sourcen der Erde abnehmen, das ist Wissen! Deshalb sollte Ener­gie­sparen eine Selbst­ver­ständ­lichkeit sein. Ob sich das dann auch auf das Klima aus­wirkt, ist eher Glau­bens­sache, zumal sich 200 Jahre Indus­tria­li­sierung kaum auf die Erd­tem­pe­ratur aus­wirkten. In frü­heren Epochen ohne Men­schen gab es größere Temperaturschwankungen.

Bleibt zu hoffen, dass die Kli­ma­formel-Akro­baten die­selben Zweifel plagen wie mich bei schall­tech­ni­schen Berech­nungen, und dass die dafür erfor­der­lichen Annahmen und Para­meter allen gesi­cherten wis­sen­schaft­lichen Erkennt­nissen entsprechen.

Bei fehl­ge­schla­genen Pro­gnosen der Schall­be­rechnung besteht ein Nach­bes­se­rungs­an­spruch bis zu 30 Jahren. Schwie­riger wird es mit einer falsch kal­ku­lierten CO2-Stra­tegie. Ein Land, das total dem Primat des ver­meint­lichen „Kli­ma­schutzes“ unter­worfen wird, kann in 30 Jahren rui­niert sein. Nobel­ko­mitee noch poli­ti­scher? Berlin noch grüner, Wirt­schaft noch schwärzer? Welt retten, Deutschland kaputt?

————————————

Dieser Artikel ist zuerst auf der Web­seite des Autors erschienen