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Corona: Was wir gegen die Lang­zeit­folgen von Corona machen können

Mit der fort­schrei­tenden Pan­demie wird immer deut­licher, dass eine SARS-COV-2-Infektion auch bei leichtem Verlauf oder unbe­merkter Infektion lang­fristige gesund­heit­liche Folgen haben kann.​​​​ In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die mög­lichen Lang­zeit­folgen von COVID-19.

Virus­er­kran­kungen können schwierig sein. Manchmal treten bei der betrof­fenen Person noch lange nach der Genesung Sym­ptome auf. Bei Erkran­kungen wie Lun­gen­ent­zün­dungen benötigt der Körper in der Regel eine längere Reha­bi­li­ta­ti­ons­phase. Ähnlich gestaltet sich der Hei­lungs­prozess nach einer COVID-19-Infektion.

Das Coro­na­virus ist ein soge­nanntes Multi-Organ-Virus, das neben der Lunge auch viele andere Organen wie Nieren, Herz, Leber oder Gehirn schä­digen kann. Gesund­heit­liche Schäden in diesen Kör­per­re­gionen werden häufig auch nach der vier­wö­chigen Akut­phase der SARS-CoV-2-Infektion beob­achtet. Die Sym­ptome dabei sind vielfältig.

Unter­schied­liche Krankheitsverläufe

Das SARS-CoV-2-Virus, die Folgen einer Infektion mit dem Virus sowie lang­fristige Gesund­heits­schäden im Zusam­menhang mit der Erkrankung werden derzeit ein­gehend unter­sucht. Auf­grund der Vielfalt der Sym­ptome gibt es derzeit keine ein­heit­liche kli­nische Defi­nition für die gesund­heit­lichen Schäden, die durch eine SARS-CoV-2-Infektion ent­stehen können. Da die Virus­er­krankung sehr neu ist, kann man noch nicht genau sagen, wovon die unter­schied­lichen Krank­heits­ver­läufe abhängen.

Ein­ge­schränkte Lungenfunktion

Lang­fristige Lun­gen­schäden sind am häu­figsten, da haupt­sächlich die Lunge betroffen ist. Rönt­gen­auf­nahmen zeigen nach der Covid-19-Erkrankung meist nar­ben­artige Ver­än­de­rungen im Lun­gen­gewebe. Bisher ist unklar, ob diese wieder ver­schwinden. Betroffen sind vor allem Pati­enten, die infolge eines schweren Ver­laufs beatmet werden mussten.

Sowohl intu­bierte Pati­enten als auch Pati­enten mit einer durch Covid-19 her­vor­ge­ru­fenen Lun­gen­ent­zündung können Kurz­at­migkeit, eine ver­min­derte Leis­tungs­fä­higkeit oder an anhal­tendem Husten leiden. Die­je­nigen, die sich erholt haben, zeigen nach ihrer Genesung oft eine ver­rin­gerte Lungenkapazität.

Neu­ro­lo­gische Schäden

Die häu­figsten Sym­ptome von Covid-19 sind Geschmacks- und Geruchs­verlust. Bei manchen Pati­enten kann diese Neben­wirkung über Wochen und Monate anhalten. Auch Schwindel, Gedächtnis- oder Kon­zen­tra­ti­ons­schwäche sind mög­liche Folgen einer Infektion.

Durch­blu­tungs­stö­rungen

Als weitere Folge können Durch­blu­tungs- oder Blut­ge­rin­nungs­stö­rungen in ein­zelnen Glied­maßen auf­treten. Diese treten in sel­tenen Fällen während einer inten­siv­me­di­zi­ni­schen Behandlung durch den Mangel an Bewegung auf.

Nerven- und Muskelschwäche

Besonders nach län­gerer inten­siv­me­di­zi­ni­scher Behandlung zeigen Pati­enten eine neu­ro­mus­kuläre Schwäche. Diese äußert sich meistens als „kri­tische“ Neu­ro­pathie oder eine soge­nannte Myo­pathie. Aus­schlag­gebend ist hier jedoch nicht die Sars-CoV-2-Infektion, sondern vor allem das lange Liegen im Kran­kenbett, durch das die Mus­ku­latur keine Reize mehr bekommt und sich all­mählich zurückbildet.

Lang­zeit­folgen bei Kindern

Nach ersten Erkennt­nissen der Kinder- und Jugend­ärzte kann es bei Kindern mit schweren Erkran­kungen zu anhal­tenden Sym­ptomen wie Müdigkeit, Unauf­merk­samkeit oder Mus­kel­schmerzen kommen. Ita­lie­nische For­scher berichten, dass mehr als ein Drittel der 6- bis 16-jäh­rigen Kinder auch nach vier Monaten noch an Schlaf­stö­rungen, Müdigkeit, Mus­kel­schmerzen oder Erkäl­tungs­sym­ptomen leiden.

Mehrere große Studien haben mit SARS-CoV‑2 infi­zierte und nicht-infi­zierte Kinder ver­glichen. Dar­unter findet sich eine Studie der Uni­ver­si­täts­klinik Dresden, die keine signi­fi­kanten Unter­schiede zwi­schen den getes­teten Gruppen zeigte. Dies erhebt den Ver­dacht, dass die Gesundheit der Kinder neben dem Virus auch von epi­de­mio­lo­gische Maß­nahmen wie Schul­schlie­ßungen und Kon­takt­be­schrän­kungen beein­flusst wird.

Nach Angaben eines Spre­chers von sweetesthome.nl blieben in den Nie­der­landen seit Beginn der Corona-Krise rund 56 % Arbeit­nehmer im Home­office. Vor allem Eltern hätten bereits vor Pan­demie schon die Mög­lichkeit gehabt, ihre Arbeit fle­xibel und fami­li­en­ge­recht ein­zu­teilen. Dadurch sei es ihnen trotz der Heim­arbeit möglich, genügend Raum für die Kinder, den Haushalt und die freie Zeit zu Hause einzuräumen.

In Deutschland stehen viele Arbeit­geber diesem Modell jedoch fortan kri­tisch gegenüber und die rück­ständige Digi­ta­li­sierung erschwert es Eltern und Kindern die schwierige Zeit gut zu über­brücken. Aus diesem Grund fühlten sich viele Kinder und Jugend­liche ver­nach­lässigt und in ihrer Freiheit ein­ge­schränkt, was letzt­endlich dra­ma­tische Folgen für ihre psy­chische Gesundheit mit sich ziehen kann.

Long COVID-Ambu­lanzen und ‑Selbst­hil­fe­gruppen

Die späten Sym­ptome von COVID-19 sind ebenso wie die blei­benden Schäden sehr unklar und werden noch unter­sucht. Der Haupt­an­sprech­partner für Long-COVID-Pati­enten ist in der Regel der eigene Hausarzt, der die nötigen Maß­nahmen und The­rapien ein­leiten kann.

Inzwi­schen gibt es bereits Praxen und Kli­niken, wie das Uni­ver­si­täts­kli­nikum Essen, die Ruhr­land­klinik oder das Uni­ver­si­täts­kli­nikum Jena, welche sich auf das Coro­na­virus spe­zia­li­siert haben. Auch diese sind eine erste Anlauf­stelle für Long-COVID-Patienten.

In Jena konnte knapp die Hälfte der Hil­fe­su­chenden (46%) ohne einen län­geren Kran­ken­haus­auf­enthalt behandelt werden. Hier werden vor allem lang­fristige COVID-Sym­ptome wie Müdigkeit (60 %), Depression (40 %) und kognitive Beein­träch­ti­gungen (20 %) beobachtet.

Wei­terhin bietet die Charité-Uni­ver­si­täts­klinik in Berlin Sprech­stunden im Anschluss an eine COVID-19-Erkrankung an. Halten die Erschöp­fungs­sym­ptome länger als sechs Monate an, können sich Betroffene dort über weitere The­ra­pie­maß­nahmen beraten lassen.

Auch Selbst­hil­fe­gruppen wurden bereits in vielen Städten gegründet. In diesen können sich Betroffene von Lang­zeit­folgen unter­ein­ander aus­tau­schen und gegen­seitig unterstützen.

Weitere Tipps für den Umgang mit Langzeitfolgen

  • Nehmen Sie Ihre Grenzen ernst: Wenn all­täg­liche Auf­gaben zu anstrengend werden und sich die Sym­ptome ver­schlimmern, sollten Sie eine Pause einlegen.
  • Der Körper braucht viel Ruhe, um sich zu erholen. Deshalb sollten Sie Ihre Auf­gaben und Akti­vi­täten auf mehrere Tage ver­teilen und ihrem Körper die Zeit geben, die er für die Heilung braucht.
  • Setzen sie Prio­ri­täten. Sie ent­scheiden, welche Akti­vi­täten wichtig sind und welche noch einen Moment warten können. Über­fordern Sie sich nicht und ver­schieben sie Termine, die nicht dringend sind, auf einen spä­teren Zeitpunkt.