Kor­rum­pierte Phi­lo­sophen: Sie werben für den Rockefeller-Totalitarismus

Jürgen Habermas hat sich zu den Werbern für ein tota­li­täres Herr­schafts­modell gesellt, wie es die Rocke­feller-Stiftung skiz­ziert hat. Der Trick, mit dem er das Tota­litäre in seiner Aus­führung ver­birgt, ist so durch­sichtig, dass ich nicht glauben kann, dass dieser überaus kluge Mensch nicht weiß, was er da tut. Ich halte ihn deshalb für einen koop­tierten Phi­lo­sophen. Er ist nicht der Einzige.

  • Kor­rum­piert ist laut Duden jemand, der sich für zwei­fel­hafte Inter­essen oder Ziele hat gewinnen lassen. Das muss nicht durch Bestechung sein, es kann z.B. auch sein, dass jemand ein­fluss­reichen Men­schen einen Gefallen schuldet.
  • Koop­tiert ist laut Duden jemand, der durch die Mit­glieder einer Kör­per­schaft nach­träglich als neues Mit­glied auf­ge­nommen wurde.

In der Sep­tember-Ausgabe von „Blätter“ ver­öf­fent­lichte Habermas einen län­geren Beitrag über „Corona und der Schutz des Lebens: Zur Grund­rechts­de­batte in der pan­de­mi­schen Aus­nah­me­si­tuation.“

Darin stellt er fest, der Staat müsse geradezu in Situa­tionen wie derzeit die Grund­rechte stark ein­schränken und alle auf­rechten Bürger müssten das als letztlich frei­wil­liges Soidar­opfer begreifen und gutheißen.

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Um zu diesem Ergebnis zu kommen stellt Habermas eine sug­gestive Leitfrage:

Einen inter­es­santen blinden Fleck bilde(t) … die unaus­ge­tragene rechts­phi­lo­so­phische Frage, ob der demo­kra­tische Rechts­staat Poli­tiken ver­folgen darf, mit denen er ver­meidbare Infek­tions- und Todes­zahlen in Kauf nimmt.“

Diese Frage wie­derholt er ins­gesamt fünf Mal mit kleinen Abwand­lungen. Dabei lässt er jedes Mal eine sehr wichtige Qua­li­fi­zierung mit Wörtern wie „viele“ (Infek­tionen) oder „hohe“ (Todes­zahlen) weg:

  • …  die Frage, ob der demo­kra­tische Rechts­staat Poli­tiken ver­folgen darf, mit denen er ver­meidbare Infek­ti­ons­zahlen und damit auch ver­meidbare Todes­fälle in Kauf nimmt.
  • … Frage …,: ob denn ein demo­kra­ti­scher Ver­fas­sungs­staat … das Recht hat, Poli­tiken zu wählen, mit denen er die ver­meidbare Stei­gerung von Infek­ti­ons­zahlen und damit der wahr­schein­lichen Anzahl von Ster­be­fällen still­schweigend in Kauf nimmt.
  • … Frage, ob die Regierung eines Ver­fas­sungs­staates über­haupt das Recht hat, Poli­tiken zu ver­folgen, mit der sie eine wis­sen­schaftlich vor­her­sehbare, also nach mensch­lichem Ermessen ver­meidbare Stei­gerung der Infek­tions- bzw. Ster­be­zahlen in Kauf nähme.
  • [Und ein letztes mal als Zwi­schen­über­schrift:] Darf die Regierung eine ver­meidbare Steigung der Über­sterb­lichkeit in Kauf nehmen?“

Seine Antwort ist in der exzes­siven Wie­der­holung der Sug­ges­tiv­frage vor­weg­ge­nommen: Die Regierung darf das nicht. Jeg­licher Grund­rechts­ein­griff ist in Ordnung, ja sogar geboten, wenn sich damit die Zahl der wahr­schein­lichen (sta­tis­ti­schen) Todes­fälle in Richtung einer „natur­wüch­sigen“ (nor­malen?) Rate senken lässt.

Durch seinen Trick, die sach­lo­gisch eigentlich unab­dingbare Qua­li­fi­zierung mit „stark“ oder „viele“ weg­zu­lassen, genügt nach Habermas Argu­men­tation jede noch so kleine, sta­tis­tisch erwartbare Senkung der Todesrate durch Außer­kraft­setzung von Grund­rechten, um diesen Grund­rech­te­entzug nicht nur zu recht­fer­tigen, sondern sogar zwingend zu machen. Denn eine Abwägung gibt es dann nicht mehr. Habermas hat das  Ziel der Senkung der Todesrate aus­drücklich und unab­hängig vom Ausmaß an die Spitze der Ziel­skala gesetzt.

Das ist offen­kundig unsinnig. Ich glaube nicht, dass eine Stu­dentin mit so einer Arbeit das Vor­diplom des Phi­lo­so­phie­stu­diums bestehen würde. Ich kann mir daher auch beim besten Willen nicht vor­stellen, dass ein aus­ge­sprochen intel­li­genter Mensch wie Habermas das nicht weiß. Offen­kundig hat hier jemand etwas geschrieben, was er selbst nicht glaubt, und sich nicht über­mäßig viel Mühe dabei gegeben, es über­zeugend zu machen.

Der Staat nimmt ständig eine erhöhte Todesrate von allen mög­lichen Todes­ur­sachen in Kauf, von Ver­kehrs­toten über Kran­ken­haus­keime bis Umwelt­ver­schmutzung. Oft wären zur Senkung dieser Todes­raten nicht einmal Grund­rechts­ein­schrän­kungen nötig, sondern nur etwas Steu­ergeld oder bessere Regulierung.

Ver­hält­nis­mä­ßigkeit nur etwas für Querdenker

Die Argu­men­tation von Habermas beruht darauf, ein bisher ganz zen­trales Konzept aus den recht­lichen, mora­li­schen, poli­ti­schen und phi­lo­so­phi­schen Erwä­gungen über das Staats­handeln zu tilgen. Ein Konzept, das im Wör­terbuch des Corona-Neu­sprech ein Unwort ist: Die Verhältnismäßigkeit.

In Habermas Text kommt es nur einmal vor, in mani­pu­lativ nega­tiver Ein­kleidung. Dort, wo er die auf­rechten „Befür­worter eines strengen Gesund­heits­schutzes“, die sich auf medi­zi­nische Experten berufen, der „laut­starken Polemik“ einer „Locke­rungs­lobby“ gegen­über­stellt. Diese klage sub­jektive Frei­heiten gegen „angeblich unnötige und unver­hält­nis­mäßige“ Ein­griffe des Staates ein.

Als positiv besetzter Begriff kommt Ver­hält­nis­mä­ßigkeit in Habermas Text nicht vor, bei dem es eigentlich vom Thema her um wenig anderes gehen dürfte als um Ver­hält­nis­mä­ßigkeit. Dabei sollte ihm kaum die Argu­men­tation seines Phi­lo­so­phen­kol­legen Julian Nida-Rümelin ent­gangen sein, Autor des Buches „Die Rea­lität des Risikos“.

Dieser sagte, die Pan­demie sei vorbei, wenn die Risiken durch die Pan­demie unter das Niveau der all­ge­meinen Risiken gefallen sind, die wir als gemeinhin Teil des Lebens akzep­tieren. Das seien bei­spiels­weise Krank­heiten wie die Grippe oder auch Gefahren „im Stra­ßen­verkehr, im All­tags­ver­halten, beim Sport treiben und so weiter. Und wir akzep­tieren bestimmte Lebens­ri­siken. Wir ergreifen keine all­ge­meinen Maß­nahmen, die alle betreffen.“ Habermas hat dieser Argu­men­tation, der man kaum wider­sprechen kann, nichts ent­ge­gen­zu­setzen. Er weicht ihr einfach aus.

Weil die Ver­hält­nis­mä­ßigkeit darin als Kri­terium beseitigt ist, können Habermas Argu­mente für den Pan­demie-Auto­ri­ta­rismus ganz leicht als Recht­fer­tigung für den dau­er­haften Aus­nah­me­zu­stand her­halten. Denn der Staat braucht nur eine hin­rei­chend plau­sible Gefahr mit sta­tis­tisch erwart­baren Todes­fällen her­aus­greifen, und schon kann er jede Grund­rech­te­aus­setzung beschließen, die bei der „Bewäl­tigung“ helfen könnte. Auf Anhieb fällt mir der Kli­ma­wandel als geeignete Gefahr ein. Den kann man die nächsten Jahr­zehnte mit Argu­menten von Habermas anführen, um Grund­rechts­ein­schrän­kungen als zwingend zu rechtfertigen.

Habermas hat sich als Für­sprecher für die zwei­fel­haften Inter­essen derer gewinnen lassen, die den Übergang von den frei­heit­lichen Gesell­schaften west­licher Prägung zu auto­ri­tären Regie­rungs­formen her­bei­führen wollen. Er ist dabei nur das bisher letzte Glied einer län­geren Kette von pro­mi­nenten Werbern für den auto­ri­tären Pandemie-Staat.

Im Gleich­schritt

Es begann mit dem 2010 ver­öf­fent­lichten Lock-Step-Sze­nario der Rocke­feller-Stiftung. Das Sze­nario wurde zwar nicht aus­drücklich als Wunschoption bezeichnet, aber durchaus positiv dar­ge­stellt. Es war, nach einem rosa­roten Alle-haben-sich-lieb-und-koope­rieren-Sze­nario, das Besterreichbare von vier vor­ge­stellten Sze­narien. Und die Sze­na­ri­en­analyse wurde aus­drücklich als Leit­faden für mächtige Stif­tungen präsentiert:

„Die Sze­narien sollen unser Denken sowohl über die Chancen als auch über die Hin­der­nisse, die die Zukunft bergen könnte, erweitern. … ein Medium, durch das große Ver­än­de­rungen nicht nur ins Auge gefasst, sondern auch ver­wirk­licht werden können. (…) Wir ermu­tigen Sie nach­drücklich, diesen Bericht umfassend zu ver­breiten und zu dis­ku­tieren, ihn als Sprung­brett für weitere kreative Über­le­gungen darüber zu nutzen, wie die Tech­no­logie die Ent­wicklung beein­flussen könnte.“

Das Gleich­schritt-Sze­nario beschrieb eine Pan­demie, die der Corona-Pan­demie ziemlich ähnlich war und dann:

„Selbst nachdem die Pan­demie abge­klungen war, blieb die auto­ri­tärere Kon­trolle und Beauf­sich­tigung der Bürger und ihrer Akti­vi­täten bestehen und wurde sogar noch inten­si­viert. … Die Bürger gaben bereit­willig einen Teil ihrer Sou­ve­rä­nität – und ihrer Pri­vat­sphäre – an pater­na­lis­ti­schere Staaten ab, im Aus­tausch für mehr Sicherheit und Sta­bi­lität. Die Bürger waren duld­samer und sogar begierig auf Führung und Auf­sicht von oben, und die natio­nalen Führer hatten mehr Spielraum, um die Ordnung so durch­zu­setzen, wie sie es für richtig hielten.“

Die ersten paar Jahre arbei­teten die Rocke­feller-Stiftung und ihre Koope­ra­ti­ons­partner wie Welt­wirt­schafts­forum, Gates-Stiftung und einige andere an der stan­dar­di­sierten Infra­struktur der digi­talen Über­wa­chung. Das war der Teil des Gleich­schritt-Sze­narios, wonach die digital bio­me­trische Iden­ti­täts­er­fassung Auf­trieb erhält. Das wurde von den Genannten mit gemein­samen Initia­tiven wie Known-Tra­veller, ID2020 und The Commons Project (Com­monPass) vor­an­ge­trieben. Als dann die Pan­demie da war, wurde diese Tech­no­logie schnell ange­passt und fast weltweit zum Einsatz gebracht.

Über­wa­chungs­staat als Obsession

Dabei wurde keine Zeit ver­loren. Wohin man wollte, wusste man ja schon seit zehn Jahren. Schon Anfang April 2020 hatte man Hoch­glanz­bro­schüren fertig, die den Weg in die Pan­demie-Über­wa­chungs­ge­sell­schaft wiesen.

Die Rocke­feller-Stiftung ver­öf­fent­lichte eine Bro­schüre mit Poli­tik­emp­feh­lungen unter dem Titel „National Covid-19 Testing Action Plan.“ Dazu gehörte neben vielen auto­ri­tären Maß­nahmen der Plan zur Ein­führung einer global ein­heit­lichen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­nummer für jeden, den die Rocke­feller Stiftung bereits mit ID2020 vor­an­trieb, jetzt aller­dings unter dem ange­passten Namen „unique patient iden­ti­fi­cation number“ (ein­deutige Pati­enten Identifikationsnummer).

Über diese global stan­dar­di­sierte „Patienten“-Nummer sollen Infor­ma­tionen über den Gesund­heits­status jedes Bürgers zugänglich sein. Aber nicht nur das. Die Datenbank soll eine Über-Datenbank sein, die mit so ziemlich jeder anderen Datenbank mit Bür­ger­infor­ma­tionen ver­linkt werden soll, von Anwe­sen­heits­listen in Schulen, über Pas­sa­gier­listen von jeg­licher Art von Trans­port­mittel, bis hin zum Ein­tritts­kar­ten­verkauf bei Ver­an­stal­tungen. Um risi­ko­reiche Bevöl­ke­rungs­gruppen zu iden­ti­fi­zieren und zu einer guten Kon­takt­ver­folgung zu kommen, sei es nötig, eine Vielzahl von Daten­quellen zusam­men­zu­bringen und mit mäch­tigen Ana­ly­se­instru­menten aus­zu­werten. Dafür müssten bestehende Hin­der­nisse bei der Daten­be­schaffung für solche Ana­ly­se­instru­mente (gemeint ist künst­liche Intel­ligenz) dringend beseitigt werden. Weg mit dem Datenschutz.

Nicht nur der extreme Nach­druck, mit dem überall der digitale Impfpass vor­an­ge­trieben und den Men­schen auf­ge­drückt wird, erweckt den Ein­druck, dass hinter diesem Plan sehr ein­fluss­reiche Kreise stehen.

Der große US-Clou­dan­bieter Sales­force und die Wirt­schafts­be­ra­tungs­ge­sell­schaft Deloitte ver­öf­fent­lichten par­allel die Sze­na­rio­analyse „The world remade by COVID-19: Sce­narios for resi­lient leaders“  (Die Welt, umgepolt durch Covid-19: Sze­narien für robuste (!) Ent­schei­dungs­träger). Sales­force-Manager Peter Schwartz war schon maß­geblich am Gleich­schritt-Sze­nario beteiligt gewesen und hatte auch bei diesem eine zen­trale Rolle. Darin wird das Sze­nario  „Lone Wolves“ (Einsame Wölfe), so beschrieben:

„Die COVID-19-Pan­demie ent­wi­ckelt sich zu einer lang anhal­tenden Krise, da die Krank­heits­wellen den Globus länger erschüttern, als man darauf vor­be­reitet war. Immer mehr Todes­fälle, soziale Unruhen und wirt­schaft­licher Nie­dergang treten zutage. Der unsichtbare Feind ist überall, und die Paranoia wächst. (…) Die Über­wa­chung durch die Regierung ist all­täglich, und die Men­schen und ihre Bewe­gungen werden mit tech­ni­schen Mitteln über­wacht. (…)  Phy­sische Distan­zierung wird zum Dau­er­zu­stand, der den sozialen Zusam­menhalt beein­trächtigt. Paranoia und Miss­trauen sind weit ver­breitet. (…) Die Freiheit des Ein­zelnen nimmt ab, da die Regie­rungen strenge Maß­nahmen ergreifen (z. B. obli­ga­to­rische Screening- und Tracking-Pro­gramme und Strafen), um die Aus­breitung der Krankheit im Inland einzudämmen.

Die Tech­no­logie schreitet voran, um den vir­tu­ellen Anfor­de­rungen der Gesell­schaft gerecht zu werden, aber die Mittel werden haupt­sächlich für extreme Über­wa­chungs­maß­nahmen aus­ge­geben, in der Hoffnung, die all­ge­gen­wärtige Pan­demie ein­zu­dämmen. Es werden fort­schritt­liche Formen der vir­tu­ellen Kom­mu­ni­kation ent­wi­ckelt, während Aus­gangs­sperren und Vor­schriften die per­sön­liche Kom­mu­ni­kation ein­schränken. Regie­rungen und Straf­ver­fol­gungs­be­hörden ver­pflichten sich zur gemein­samen Nutzung von Daten und führen rasch Gesichts­er­ken­nungs- und Über­wa­chungs­tech­no­logien ein.“

Dann begann das Trommeln für den auto­ri­tären Staat und den gefü­gigen, von dieser digi­talen Infra­struktur auf Schritt und Tritt über­wachten Bürger – ab nun ohne den Schleier der Szenarioanalyse.

Der Futu­rologe Peter Schwartz

Den Start­schuss gab Sales­force-Manager und Rocke­feller-Koope­ra­ti­ons­partner Peter Schwartz. Er sagte im August 2020 in einem Interview mit dem spre­chenden Titel: „Mehr Über­wa­chung kommt: Warum das eine gute Sache sein könnte“:

„Wir werden nach und nach sehr viel mehr Über­wa­chung akzep­tieren. Und am Ende wird es uns nicht stören, weil es – für die meisten Men­schen in den meisten Situa­tionen – mehr nützt als schadet. Meine Ver­mutung ist, dass wir eine Welt mit sehr viel mehr elek­tro­ni­scher Inter­aktion haben werden, und unser digi­taler Fuß­ab­druck wird überall sein. Wir leben nun in einem glo­balen Dorf, in dem alles über jeden in Erfahrung zu bringen ist. … Wir bewegen uns auf die Welt des glo­balen Dorfes zu und wir müssen annehmen, dass jeder alles weiß. Ich gehe davon aus, das ist die Rea­lität, die am Ent­stehen ist.“

Schwartz tut so, als ob diese Rea­lität ent­stünde, und zwar unaus­weichlich, und lädt uns ein, sie dann doch lieber gut zu finden, als sie abzu­lehnen und uns zu grämen. Damit leugnet er implizit, dass er und seine Partner seit zehn Jahren an der Ver­wirk­li­chung und Pro­pa­gierung dieses Sze­narios arbeiten.

Der Welt­erklä­rungs­phi­losoph Yuval Harari

Der nicht ganz zur Recht, aber um so mehr gehypte Welt­ge­schichts­er­klärer Yuval Harari stieß im Oktober 2020 im Interview mit t‑online, wenn auch sub­tiler, in das gleiche Horn:

„Im schlimmsten Fall werden sich die Men­schen in 50 Jahren daran erinnern, dass im Jahr 2020 mit­hilfe der Digi­ta­li­sierung die all­ge­gen­wärtige Über­wa­chung durch den Staat begann. Demo­kra­tische, plu­ra­lis­tische Gesell­schaften wider­setzen sich dieser Art der Kon­trolle der Bevöl­kerung [wie in China] – noch. Aber ange­sichts der Corona-Epi­demie könnten auch die libe­ralen Demo­kratien ihre Abneigung gegen die Über­wa­chung ihrer Bürger ablegen. Eine 24-Stunden-Kon­trolle ist in unserer zunehmend digi­talen Welt über­haupt kein Problem mehr. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Sze­nario ein­treten wird. 

Aber ich habe die Befürchtung, dass die totale Kon­trolle eine Folge der Corona-Krise werden könnte. Viele Dinge, die im Westen noch vor einem Jahr undenkbar waren, sind durch die Pan­demie nun auch dort plötzlich akzep­tabel geworden. Die meisten Leute akzep­tieren das gegen­wärtig. Über­wa­chung per se ist ja auch nichts Schlechtes. Über­wa­chung ist die beste Ver­tei­digung gegen Epi­demien. Eine ständige bio­me­trische Über­wa­chung der Bevöl­kerung würde es erlauben, auch andere Gefahren als Covid-19 zu ent­decken. Etwa die all­jähr­liche Grippe (…) Wir sind heute in der Lage, die per­fekte Dik­tatur zu errichten. Es wäre ein auto­ri­täres Regime, wie es dieser Planet noch nicht gesehen hat. Eine Dik­tatur, die schlimmer wäre als Nazi­deutschland oder die Sowjet­union unter Josef Stalin, ist heute denkbar.“

Wenn jemand allen Ernstes die Nach­teile totaler Über­wa­chung mit deren Vor­teilen bei der Gripp­e­be­kämpfung abwägt, dann nährt das den Ver­dacht, dass er an der Baga­tel­li­sierung der Total­über­wa­chung und ‑kon­trolle der Bürger arbeitet. Mit seiner vor­ge­schla­genen, naiven Gegen­maß­nahme gegen die Gefahr des Hitler-Stalin-Sze­narios macht er es dann über­deutlich, dass der Ver­dacht begründet ist:

„Ich bin in keiner Weise gegen die Ver­bes­serung der Gesund­heits­prä­vention durch Über­wa­chung. Aber wenn die Regierung die Über­wa­chung der Bürger ver­stärkt, dann müssen folglich die Bürger die Kon­trolle der Regierung ver­schärfen. Alle erho­benen Gesund­heits­daten dürfen also nur jenen Behörden zur Ver­fügung stehen, die sich der Bekämpfung von Epi­demien widmen. Alle anderen dürfen sie weder sehen noch ver­wenden – sonst ist die Ver­su­chung zu groß, sie auch für andere Zwecke zu nutzen. (..) 

Wir dürfen nicht immer nur auf das Negative in der Welt schauen, sondern wir müssen erkennen: Wenn jedes Indi­viduum sich besser verhält, wird auch die Welt besser. Es ist kein Natur­gesetz, dass wir uns bekriegen müssen. Wenn es zu Kon­flikten kommt, dann liegt das einzig und allein an unserem Ver­halten – und an der Art und Weise, wie wir Tech­no­logie einsetzen.“

Aha. Dagegen, dass jemand die Mög­lich­keiten der Total­über­wa­chung nutzt, um eine Dik­tatur zu errichten, hilft Wohl­ver­halten und Wach­samkeit der Bürger. Wir sollen nicht ver­hindern, dass die Regie­renden die totale Macht über uns bekommen. Nein. Wir sollen darauf achten, dass sie diese nicht für Zwecke jen­seits der Krank­heits­be­kämpfung nutzen. Und wenn dann doch noch jemand Zweifel hat, ob das so sinnvoll ist, holt er den Holz­hammer raus:

„Ver­schwö­rungs­theorien sug­ge­rieren, dass die ganze Welt von einer kleinen Elite kon­trol­lierbar sei, dabei ist das voll­kommen unrea­lis­tisch. Schaut man sich die Mensch­heits­ge­schichte an, sieht man deutlich: Selbst die mäch­tigsten Regie­rungen sind oft ahnungslos, was geschieht. Sie machen Pläne – aber das genaue Gegenteil tritt ein.“

Das ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen was er vorher gesagt hatte, und wovor er vorgab, Angst zu haben.

So viel hier zu Harari. Er hat noch mehr Dinge gesagt, etwa zum kom­menden Zeit­alter der Mensch-Maschinen, die über­deutlich machen, dass er sich für die Ziele des Welt­wirt­schafts­forums und der Rocke­feller-Stiftung hat ein­spannen lassen. Man wird wohl nicht ganz ohne Hilfe, und ohne manchen Leuten danach Gefallen zu schulden, zum Phi­lo­sophen von Weltrang und Weltbestseller-Autoren.

Die Ram­pensau der Phi­lo­sophie, Richard David Precht

Ab März 2021 stimmte der wohl derzeit meist­ge­lesene und im Fern­sehen gesehene deutsche Phi­losoph, Richard David Precht, in die Lobes­hymnen des Obrig­keits­staates ein. Er ver­öf­fent­lichte das Buch „Von der Pflicht.“ Unter der Annahme, dass schon alles richtig und erfor­derlich ist, was die Regierung an auto­ri­tären Maß­nahmen und Grund­rechts­entzug beschließt – oder dass es zumindest so gemeint ist – erklärt er darin alle die­je­nigen, die diese Maß­nahmen und Rech­te­ein­schrän­kungen nicht hin­nehmen wollen, zu aso­zialen Drü­cke­bergern. Die Guten sind die, die alles klaglos hin­nehmen und mitmachen.

Dieser Tage lief im öffentlich-recht­lichen Rundfunk die Ver­filmung von die „Deutsch­stunde“ von Sieg­fried Lenz. Darin muss die junge Haupt­person einen Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“ schreiben und erinnert sich dadurch an seinen Nazi-Vater. Der Vater spio­nierte seinen besten Freund, einen Maler und Pate seines Sohnes, aus und hin­derte ihn am Arbeiten. Dafür setzte er sogar seinen Sohn als Spion ein, nur weil die Partei es ihm sagte und er es deshalb für seine Pflicht hielt. Denn die Bilder, die dieser Freund malte, und die bis dahin in seinem Haus hingen, hatten nun plötzlich als ent­artet zu gelten.

Damit die Leute sich besser ans (soziale) Pflich­ten­er­füllen gewöhnen, schlägt Precht zwei soziale Pflicht­jahre für alle vor, eines vor dem Ein­tritt ins Arbeits­leben und eines beim Ein­tritt in den (dann doch noch nicht) Ruhestand.

In einem Interview sorgte sich der Phi­losoph, dass die „sehr laut­starken und aggres­siven“ Men­schen, die das mit der Pflicht anders sehen als er und sich „ent­pflichten“, mehr werden könnten. Und dann könne es sein, dass künftig, wenn durch die Digi­ta­li­sierung oder die Öko­lo­gi­sierung die Arbeits­lo­sigkeit stark steigen sollte, die Leute das nicht einfach so hinnehmen.

Mas­sen­ar­beits­lo­sigkeit als Soli­dar­pflicht an die Gesell­schaft, Auf­be­gehren dagegen als aso­ziale Pflicht­ver­wei­gerung. Auch das könnte sich das Welt­wirt­schafts­forum nicht besser wün­schen, das seit einigen Jahren intensiv für ein glo­bales Mini-Grund­ein­kommen ein­tritt, für die Aus­sor­tierten der digi­talen Zukunft.

Die „neue Normalität“

Das ist eine Auswahl der pro­mi­nenten Für­sprecher des auto­ri­tären Staates zu denen Habermas sich jetzt gesellt hat. Er wird wohl nicht der letzte in der Reihe sein. Sie nähren und legi­ti­mieren Bei­träge in den Mas­sen­medien, in denen der pan­de­mische Aus­nah­me­zu­stand als „neue Nor­ma­lität“ bezeichnet wird. Ob deren Autoren das beab­sich­tigen oder nur hin­nehmen, sie tragen dazu bei, dass wir uns an den Aus­nah­me­zu­stand als Dauer- und Nor­mal­zu­stand gewöhnen.

Zufall ist das alles nicht. Vielmehr pas­siert das, was die Rocke­feller-Stiftung vor über zehn Jahren ange­mahnt hat: Große Ver­än­de­rungen werden nicht nur ins Auge gefasst, sondern auch verwirklicht.


Quelle: prava-tv.com