Die Macht ist in den Konzernetagen, denn die ersten Staaten wollen harte neue Strafen für Proteste gegen fossile Brennstoffe. Die ersten Länder haben bereits Gesetze verabschiedet, die Tierschützer kriminalisieren. Noch nie sind so viele Umweltschützer weltweit getötet worden. Die NGO Global Witness zählt 227 Aktivisten in einem Jahr. Obwohl die Meinungsfreiheit in Europa als hohes Gut gepriesen wird, landen immer häufiger Menschen vor Gericht, die Missstände anprangern. Was geschieht, wenn man feststellt, dass Pestizide ein ständiger Begleiter im Weinanbau sind?
Die französische Aktivistin Valérie Murat wurde zur Zahlung von 125.000 Euro an den Bordeaux Weinverband verurteilt, weil sie es gewagt hat, die Gefahr von Pestiziden im Wein aufzudecken. Eine Tabelle zur Verwendung von Fungiziden in der EU zeigt, dass über 70% des gesamten Fungizids, das in der Landwirtschaft verwendet wird, auf Weinbergen versprüht wird, obwohl sie nur 7% des Ackerlandes in der EU ausmachen. Bei aller Legalität: Im Gegensatz zu Wasser gibt es für Wein keine maximal zulässigen Grenzwerte für Pestizidkonzentrationen. Es geht um viel Geld, denn der Umsatz im Segment Wein beträgt 2021 etwa 251.301 Millionen Euro, so auch im Bereich von Pestiziden, mit Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Die Belastung durch Pestizide wird mit Unfruchtbarkeit, Geburtsschäden und sogar mit Krebs in Verbindung gebracht. Doch was geschieht, wenn Menschen gegen den Einsatz von Pestizide kämpfen, erlebte die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». Sie erhielten nach Morddrohungen Polizeischutz. Schon lange stehen Gegner von Monsanto auf der „Abschussliste“. Monsanto hat sogar eine geheime Liste von Kritikern in Frankreich geführt. Kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten wollte der Konzern demnach „erziehen“, besonders hartnäckige Gegner von Monsanto sogar „überwachen“. Im August 2021 verhängte Frankreich eine Geldstrafe in Höhe von 400.000 Euro gegen Monsanto und zwar wegen illegaler Sammlung von Daten von Aktivisten und Journalisten. Bayer, der Chemiegigant, der Monsanto gekauft hat, sagt für das Gesamtjahr 2021 einen Umsatz von etwa 44 Milliarden Euro voraus. Und Valérie Murat, deren Vater Winzer war und an einer höchstwahrscheinlich pestizidbedingten Krebserkrankung verstarb, wurde zur Zahlung von 125.000 Euro an den Branchenverband für Bordeaux-Weine (Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux) verurteilt, weil sie es gewagt hat, die Gefahr von Pestiziden im Wein aufzudecken. Dem Verband ist es jetzt sogar gelungen, dass sie die exorbitante Summe zahlt, damit sie Berufung einlegen kann. Übrigens die schwerste Strafe in Europa in einem solchen Fall.
Umweltaktivistin zu Schadenersatz verurteilt
Valérie Murat hatte Pestizidrückstände von bis zu 15 Wirkstoffen in Weinen von über zwanzig Weingütern im Bordelais nachgewiesen. Alle sind mit einem Label für besonders umweltfreundlichen Anbau ausgezeichnet.
Wir hatten bereits berichtet, dass eine französische Umweltschützerin vor Gericht musste, nachdem sie Pestizide in Bordeaux-Weinen aufgedeckt hatte. Im Februar 2021 folgte das Urteil, Valérie Murat wurde von der Weinlobby „Vins de Bordeaux“ auf 450.000€ Strafe verklagt und ist nun zu 125.000 EUR Schadenersatz verurteilt worden. Sie hatte das ausgesprochen, was sogar Winzer bestätigen und was Analysen der Weine ergeben hatten: Bordeaux-Weine sind voller Pestizidrückstände. Siehe auch: Pestizide in Bordeaux-Weinen aufgedeckt – Französische Umweltschützerin vor Gericht! – Pesticides in Bordeaux wine: French environmentalist in court
Valérie Murat kündigte Berufung an
Die Anhörungen fanden am 29. Oktober und 17. Dezember 2020 statt und das Urteil wurde am 25. Februar 2021 verkündet. Laut Valerie Murat würde sie selbst bei Zahlung ihres gesamten Gehalts 10 Jahre brauchen, um die vollen 125.000 Euro, die vom Gericht in Libourne verhängt wurden, zu bezahlen, die schwerste Strafe in Europa in einem solchen Fall. Genau das ist das Ziel: „Für die CIVB, die ein Budget von 19 Millionen Euro hat, geht es nicht darum zu gewinnen, sondern mich zum Schweigen zu bringen, und ich werde niemals schweigen, “ so Valerie. Um Berufung einlegen zu können, muss Valérie Murat das Bußgeld in Höhe von 125.000 Euro zahlen.
Der beantragte Schaden übersteigt jede Objektivität, da Alert to Toxics ein Verein ist, der ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern besteht und dessen Budget für das Jahr 2020 5.000 Euro betrug, gegenüber einem Budget von 19 Millionen Euro für die CIVB.
Valérie Murat hatte Pestizidrückstände von bis zu 15 Wirkstoffen in Weinen von über zwanzig Weingütern im Bordelais nachgewiesen.
Valérie Murat, Tochter von James-Bernard Murat, einem an Krebs verstorbenen Winzer, hatte beschlossen, Pestiziden den Krieg zu erklären. Valérie Murats Vater starb im Dezember 2012 im Alter von 70 Jahren an Bronchopulmonalkrebs. Diese Erkrankung wurde 2010, acht Jahre nach seiner Pensionierung, diagnostiziert und dann von Professor Brochard, Leiter der Abteilung für Arbeitsmedizin und Arbeitspathologie am Bordeaux University Hospital, als Berufskrankheit anerkannt. Letzterer stellte mehr als 42 Jahre lang eine Verbindung zwischen der Krankheit und der beruflichen Tätigkeit des Winzers von Pujols her, bei der er seine Reben mit Natriumarsenit (gegen Esca) verwendete. Am 27. April 2015 reichte Valérie Murat eine Beschwerde wegen Totschlags ein. Valérie Murat erklärte France 3 bereits 2015, dass sie versuchte, Verantwortlichkeiten aufzuspüren und dass sie insbesondere die Verbraucher informieren möchte.
James-Bernard Murat war ein Bordeaux-Winzer, der am 8. Dezember 2012 an den Folgen eines Bronchopulmonalkrebses starb. Ein Jahr zuvor, im Februar 2011, wurde diese Krankheit als Berufskrankheit anerkannt. Winzer verwenden dieses Produkt, um den Ausbruch von Esca zu verhindern, einer Krankheit, der Weinreben ausgesetzt sind. Seine Verwendung ist in Frankreich seit 1971 für andere Kulturen als Weinkulturen verboten. Tatsächlich wird diese chemische Verbindung von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zu den krebserregendsten Verbindungen gezählt. Trotzdem dauerte seine Verwendung zur Behandlung von Reben überraschenderweise bis November 2001.
Die Umweltaktivistin kämpft seit 2016 mit der lokalen Initiative „Alerte aux Toxiques!“ gegen den hohen Pestizideinsatz in der weltbekannten Weinbauregion. Im Oktober 2017 stand Valérie Murat zusammen mit Marie-Lys Bibeyran bei einer Demo gegen Pestizide in Listrac-Médoc an vorderster Front.
Am 15. September 2020 veröffentlichte Valérie Murat die Ergebnisse einer mehrmonatigen Arbeit, in der 22 Weine mit der Bezeichnung High Environmental Value (HVE) analysiert wurden. In der Analyses Vins HVE wurde das Vorhandensein von Pestizidrückständen aufgelistet. Sie hatte Pestizidrückstände von bis zu 15 Wirkstoffen in Weinen von über zwanzig Weingütern im Bordelais nachgewiesen. Alle sind mit einem Label für besonders umweltfreundlichen Anbau (Haute Valeur Environnementale) ausgezeichnet.
„Die Pestizide sind noch da, aber …“
Wir hatten bereits über Valerie Murat berichtet, denn in einer Studie, die im Januar 2018 veröffentlicht wurde, untersuchte der Verbraucherverband UFC-Que Choisir Bordeauxweine auf Pestizide. Ergebnis: „Die Pestizide sind noch da, aber …“ (so der Titel der Studie) weniger als die Jahre zuvor. Beruhigend für alle Weintrinker, Pestizide sind noch da, aber eben weniger. Zumal es keine Grenzwerte für Pestizide in Weinen gibt. Dass die Weingiganten es auch noch als „bemerkenswert“ bezeichnen, ist wie ein Hohn – trinkt Wein, Pestizide sind enthalten, aber eben weniger. Auch die Anti-Pestizid-Aktivisten in Frankreich sind nicht überzeugt. Eine ihrer führenden Persönlichkeiten, Valérie Murat, wirft der UFC-Que Choisir sogar vor, an der Kommunikation und Vermarktung der Interprofession beteiligt zu sein, die das katastrophale Image der Bordeaux-Weine reinwaschen wollen und nicht davor zurückschrecken, Verbrauchern den mit gefährlichsten Pestiziden belasteten Wein zu verkaufen. Pestizide, die krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend sein sollen. Siehe Pestizide sind ein ständiger Begleiter im Weinanbau – Weinanbau in der Wüste für Europa!
Pestizide im Weinanbau aufgedeckt und für die Veröffentlichung der Messwerte steht Valerie nun vor Gericht.
Erst im April 2019 erhob das französische Gericht Anklage gegen zwei Weingüter, denen vorgeworfen wird, 23 Schulkinder und ihren Lehrer durch Sprühen von Pestiziden in der Weinregion Bordeaux vergiftet zu haben.
Valérie Murat, ihr Anwalt Maître Eric Morain und die vielen Unterstützer werden weiterkämpfen. Das Urteil wurde am 25. Februar 2021 verkündet.
- Das Gericht von Libourne verurteilte Valérie Murat und ihre Organisation im Februar zu 125.000 Euro Schadensersatz wegen „fehlerhaften Verunglimpfung“ von Bordeaux-Weinen.
- Dank Crowdfunding hatte eine Studie Pestizidrückstände in Weinen mit einem hohen Umweltwert (HVE) nachgewiesen, ein Label, das von der Organisation als irreführend bezeichnet wird.
- Um Berufung einlegen zu können, muss Valérie Murat das Bußgeld in Höhe von 125.000 Euro zahlen.
Es ist eine kalte Dusche für alle Anti– Pestizid– Aktivisten in Bordeaux.
Die Justiz zog am 11.November 2021 das Recht eine Berufung gegen das Urteil zurück, da sie die „Strafe“ noch nicht gezahlt haben. Ein neues „Urteil zugunsten dem Weinbau Lobby. „Es war schon eine unverhältnismäßige und zielorientierte Verurteilung, es ist übrigens heute das exorbitanteste Berufungsrecht, das jemals gesehen wurde“, erklärte die Sprecherin der kleinen Organisation Alerte aux Toxine, sagte Valérie Murat gegenüber der Presse.
„Valérie Murat hat zwei Jahre Zeit, um die Summe zu zahlen, … es ist die teuerste Berufung in der Geschichte der Zivilgerichtsbarkeit!“, so ihr Anwalt. „Die CIVB versucht, mich zu ersticken und zu einem Märtyrer zu machen, das wird ihnen nicht gelingen“, antwortete Valérie Murat.
Das Spendenkonto von Valerie finden Sie HIER: .gofundme.com
In vino veritas – „Im Wein liegt die Wahrheit“ und viel Pestizide!
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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