Der „Westen“ sperrt Luftraum für Russland – Russland sperrt seinen für den „Westen“

Ein Blick auf den Globus kann hilf­reich sein. Blind­wü­tiges „Bestrafen“ kann ein Eigentor werden. Das erfuhr das Ver­ei­nigte König­reich. Die im glo­balen Maßstab gesehen kleine, vor­ge­la­gerte Insel eines kleinen Kon­ti­nents Europa, sperrte als erste ihren Luftraum für die größte rus­sische Flug­ge­sell­schaft Aeroflot und Pri­vatjets. So what? Der kleine Luftraum lässt sich leicht umfliegen. Dumm nur, dass Russland, so global gesehen, ein ganz­klein­win­zig­bisschen größer ist und prak­tisch die gesamte Fläche abdeckt, die die kür­zeste Flug­strecke zwi­schen Europa und dem fernen Osten ist. Und, oh Wunder, Russland sperrte dar­aufhin seinen Luftraum für die British Airways.

British Airways wird der Lon­doner Regierung dankbar dafür sein, denn die Airline (und mitt­ler­weile alle bri­ti­schen Flüge) verlor damit sein Fernost-Geschäft.

Denn die Aus­weich­routen oben, über den Nord­po­lar­kreis (wobei man wahr­scheinlich in Alaska noch landen und auf­tanken müsste) oder unten, über die Türkei, Iran und Indien kostet ca. 5–7 Stunden zusätz­liche Flugzeit. Das ver­teuert den Flug enorm und ist extrem lästig für die Pas­sa­giere. British Airways braucht gar nicht erst zu ver­suchen, diese Strecken anzu­bieten. Die Kon­kurrenz ist schneller und bil­liger. Auch Flug­zeuge anderer Gesell­schaften, die in UK regis­triert sind, dürfen seitdem nicht die kurze Strecke über Sibirien nehmen.

Doch die Lage für die zivile Luft­fahrt hat sich jetzt noch einmal brisant ver­schärft. Reuters berichtet, dass die rus­sische Luft­fahrt­be­hörde Rosa­vi­atsia jetzt am Montag noch weitere Länder benannte, denen ein Über­flugs­verbot erteilt worden ist. Unter außer­ge­wöhn­lichen Umständen können Son­der­ge­neh­mi­gungen durch das rus­sische Außen­mi­nis­terium erteilt werden.

Die Liste der Länder ist lang und enthält auch Deutschland:

Albanien, Anguilla, Öster­reich, Belgien, Bul­garien, Bri­tische Jung­fern­inseln, Deutschland, Gibraltar, Ungarn, Grie­chenland, Dänemark, Kanada, Kroatien, Zypern, Tsche­chische Republik, Estland, Finnland, Frank­reich, Jersey, Irland, Island, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Nie­der­lande, Nor­wegen, Polen, Por­tugal, Rumänien, die Slo­wakei, Slo­wenien, Spanien, Schweden und das Ver­ei­nigte Königreich.

Damit hat Russland auf die Ent­scheidung der EU und anderer Länder reagiert, die ihren Luftraum für – wie es in der EU-Reso­lution steht —  „in rus­si­schem Besitz befind­liche, in Russland regis­trierte oder von Russland kon­trol­lierte Flug­zeuge“ sperren.

In allen Fällen hatte Russland jeweils immer nur auf die Luft­raum­sperrung des jewei­ligen Landes seine Luft­raum­sper­rungen aus­ge­sprochen. In keinem Fall hat Russland zuerst von sich aus den Luftraum für ein Land gesperrt. Dimitri Peskow, der Sprecher des rus­si­schen Prä­si­denten Wla­dimir Putin, räumte zwar ein, dass die Straf­maß­nahmen des Westens für Russland hart seien, merkte aber an: „Das sind schwere Sank­tionen, sie sind pro­ble­ma­tisch, aber Russland hat das not­wendige Potenzial für eine Kom­pen­sierung des Schadens durch die Sanktionen.“

Die wirt­schaft­lichen Folgen werden nicht nur Russland treffen. Die Bun­des­re­gierung stoppt auch für deutsche Firmen wichtige Han­dels­be­zie­hungen. Zum Bei­spiel, wie die FAZ berichtet, die für deutsche Unter­nehmen wich­tigen Garantien für Exporte und Inves­ti­tionen in Russland. „Die Bewil­ligung von Hermes-Bürg­schaften und Inves­ti­ti­ons­ga­rantien für Russland ist bis auf wei­teres aus­ge­setzt“, teilte das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­terium am Freitag mit. Dies sei nicht Teil der eigent­lichen EU-Sank­tionen gegen Russland, sondern sei von Deutschland im inter­mi­nis­te­ri­ellen Aus­schuss beschlossen worden.

Vor­an­ge­prescht war hier Groß­bri­tannien, das Aeroflot-Maschinen auch eine Landung auf seinem Ter­ri­torium verbot, wor­aufhin Moskau zuerst allen British Airways-Maschinen den Überflug rus­si­schen Hoheits­ge­bietes verbot. Nachdem nun das Kind im Brunnen liegt, fällt dem Ver­ei­nigten König­reich ein, dass es ja viel­leicht noch eine ganze Menge Briten gibt, die jetzt in Russland fest­sitzen und prak­tisch keine Mög­lichkeit mehr haben, nach Hause zu kommen.

Da ist es fast schon Hohn, dass das bri­tische aus­wärtige Amt die in Russland fest­sit­zenden Briten „warnt“, dass sie mög­li­cher­weise nicht direkt oder über EU-Länder nach Groß­bri­tannien fliegen können. Und weiter schreibt die BBC, das Aus­wärtige Amt habe den Briten in Russland auch mit­ge­teilt, dass der Rubel gefallen sei, und dass es viele Men­schen gebe, die „ver­suchen, ihre Erspar­nisse von den rus­si­schen Banken abzu­heben“. Es könne „Berichten zufolge“ sein, dass Aus­länder in Russland „Schwie­rig­keiten bei der Nutzung von Geld­au­to­maten und Bank­dienst­lei­tungen“ haben könnten. Ein außer­or­dentlich wert­voller Hinweis für die Briten in Russland. Ei-ei, das hätten die bri­ti­schen Lands­leute in Russland sonst gar nicht gemerkt?

Nun immerhin gibt das bri­tische Aus­wärtige Amt den Briten in Russland noch den hilf­reichen Hinweis, doch ihre „Rei­se­pläne ent­spre­chend zu ändern“. Man macht sogar den uner­war­teten, raf­fi­nierten Vor­schlag, als ersten Schritt in ein Land aus­zu­fliegen, das keine Flug- oder Rei­se­sank­tionen gegen Russland ver­hängt hat und dessen Flug­linien in Russland starten und landen können. Und dann von diesem neu­tralen Land  aus, weiter nach Groß­bri­tannien zu fliegen. Da wären die Briten in Russland gar nicht von selbst drauf gekommen.

Es scheint neu­er­dings in Mode gekommen zu sein, die eigenen Bürger kalt­schnäuzig in einem feindlich geson­nenen Land im Stich zu lassen. Nicht anders erging es vielen US-Bürgern in Afgha­nistan. Sie bekamen kei­nerlei Vor­warnung, dass die USA schlag­artig Afgha­nistan räumen würden. Ein ver­zwei­feltes Rennen zum Kabuler Flug­hafen endete für viele Ame­ri­kaner in einer Kata­strophe. Die eigenen Truppen ließen sie nicht mehr in den Flug­hafen hinein. Die US-Bürger saßen in einem Land fest, indem nach Gene­ra­tionen Krieg — erst gegen Russland, dann gegen Amerika – ein Men­schen­leben wenig wert ist. Wie viele Ame­ri­kaner danach getötet worden sind, weiß keiner, und die US-Regierung hat kein Interesse, dazu Zahlen zu ver­öf­fent­lichen – wenn es denn über­haupt Zahlen zu den ver­missten US-Bürgern in Afgha­nistan gibt.

Jetzt sitzen Briten in Russland fest. Wahr­scheinlich können sie unge­hindert aus­fliegen und haben das Glück, dass sie sich in Russland auf zivi­li­sierten Umgang ver­lassen können.

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Derweil gibt die bri­tische Regierung auch die Order aus, alle rus­si­schen oder in Russland regis­trierten oder von Russland gechar­terten Schiffe in die bri­ti­schen Häfen ein­fahren zu lassen. Dieser Kampf wird nicht nur Russland wirt­schaftlich extrem schaden, sondern auch dem Westen. Es gibt mitt­ler­weile Stimmen, die ver­muten, dass genau das auch von der selbst­er­nannten Welt­re­gierung geplant sei, um die Men­schen in Not und Chaos zu bringen, damit sie den großen „Great Reset“-Plan durch­setzen zu können.

Wir werden sehen. Hoffen und beten wir, dass das Morden und Kämpfen bald endet.