Im Jahr 2003 verstarb an den Folgen eines Unfalls mit Werner Grothmann eine der letzten noch lebenden Persönlichkeiten aus dem unmittelbaren Umfeld des Reichsführers-SS Heinrich Himmler.
Seit August 1941 diente er als der erste Adjutant dieses nach Hitler mächtigsten Mannes im Dritten Reich. Dieser wichtige Zeitzeuge hatte von Mitte des Jahres 2000 über die nächsten zwei Jahre zu mehreren Terminen geduldig die Fragen seines Interviewers beantwortet. Die auf Tonband festgehaltenen und später protokollierten Aussagen enthalten ein derartiges Maß an geistigem Sprengstoff für das überkommene Geschichtsbild, dass es der Protokollant bis heute nicht gewagt hat, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Die genauen Hintergründe der stattgefundenen Befragungen sowie die ausführenden Personen sind dem Autor bekannt. An der Echtheit der preisgegebenen Informationen bestehen nach einer durchgeführten gründlichen Konsistenzprüfung keinerlei Zweifel.
(von Gilbert Sternhoff)
Ich will an dieser Stelle nur auf einen Aspekt der Aussagen Grothmanns eingehen. Schenkt man ihm Glauben, hat es zum Ende des Krieges neun Anlagen gegeben, in denen unter der Kontrolle der SS an „fortschrittlichsten Technologien für den Endsieg“ gearbeitet wurde. Nur zwei davon wären oberirdisch gewesen. Die größte von allen hätte sich in Thüringen befunden. Für drei andere Standorte nannte er die Codenamen: Riese, Rüdiger und das Amt 2000. Eine weitere Anlage verortete er im Protektorat Böhmen und Mähren, zudem eine im Sudetenland; außerdem erwähnte er drei Anlagen in Österreich.(1)
Grothmanns Verlautbarungen kann auch entnommen werden, dass wegen des raschen Kriegsendes nicht alle Einrichtungen geräumt werden konnten. Es gelang jedoch, Forschungsunterlagen, Produktionsanlagen und ganze Entwicklungslabors vor den Siegermächten zu verbergen und die besonders wichtigen u.a. mit Giftgasfallen zu sichern. Von daher könnte es sich bei einigen dieser Anlagen tatsächlich um Tresore im Untergrund handeln.
Ich denke, mir ist es in den letzten Jahren gelungen, alle von Grothmann genannten Anlagen zu identifizieren. Eines sei vorweggenommen: Die wohl bekannteste unterirdische Fertigungsstätte, das sogenannte Mittelwerk im Kohnsteinmassiv, in dem unter anderem die Fernrakete V2 produziert worden ist, gehört nicht dazu. Zum einen, weil die SS hier nicht die alleinige Verantwortung getragen hat, zum anderen fiel die V2 nicht mehr unter den von Grothmann gebrauchten Begriff „fortschrittlichste Technologie“.
Unterirdische Anlage 1 – Thüringen
Hierbei handelte es sich nach den Aussagen Grothmanns um einen gigantischen Komplex teilweise miteinander verbundener unterirdischer Einrichtungen im Umfeld des Truppenübungsplatzes Ohrdruf. Die Gesamtfläche dieser bis heute in ihrer Gesamtheit nicht wiederentdeckten Anlagen soll in der Größenordnung von 750.000 qm gelegen haben. Zum Vergleich: Die fertiggestellte Fläche im Mittelwerk betrug lediglich 120.000 qm.(2)
Im Untergrund Thüringens wäre bis zum Schluss an fortschrittlichsten Technologien gearbeitet worden, so auch an der Konstruktion von Prototypen der deutschen Atombombe. Bereits im Februar 1945 hätte man damit begonnen, eine Versuchslinie aufzubauen, wo man den Serienbau in kleinem Maßstab ausprobieren wollte. Allerhöchstens 20 Mann sollten unter der Ägide der SS innerhalb kurzer Zeit für eine Grundausstattung mit Atombomben sorgen.
Ein weiterer Schwerpunkt in Thüringen lag auf der Produktion der Amerika-Rakete. Diese wäre zum Ende des Kriegs die ureigenste Sache der SS gewesen, das heißt, die Gruppe um Wernher von Braun hatte damit nichts mehr zu tun. Im Herbst 1945 sollten die ersten gegen Städte an der Ostküste der USA gerichteten Raketen mit Atomsprengkopf den Atlantik überqueren.
Auch der SS-Atomreaktor sei im März 1945 in diesem Gebiet angelaufen. Eine unabhängige, bisher wenig beachtete Bestätigung für letzteres kann den Memoiren des für den Bereich Wissenschaft zuständigen SD-Mitarbeiter Helmut J. Fischer entnommen werden: „Der entscheidende Versuch mit der Uranmaschine war in Stadtilm erzielt worden.“(3) In der später veröffentlichten Version wurde der auf den Reaktor hinweisende Passus allerdings gestrichen. Man kann sich denken, warum. Nicht die Gruppe um Heisenberg in Haigerloch, sondern die SS-Wissenschaftler in Thüringen hatten den innerdeutschen Wettlauf um den ersten funktionierenden Atomreaktor gewonnen.
Unterirdische Anlage 2 – Riese
Bezüglich dieser wahrhaft riesigen Anlage im Eulengebirge, in Niederschlesien, wissen wir nicht allzu viel. Aus einem Bericht des Rüstungsministers Speer aus dem September 1944 geht hervor, dass bis zu diesem Zeitpunkt bereits 213.000 Kubikmeter Tunnels und Hallen gebaut worden waren.(4) Die Baumaßnahmen dauerten allerdings bis zum Frühjahr 1945 an, so dass die vorbereitete Fläche bei dem damaligen Bautempo nicht unerheblich größer gewesen sein muss. Nur ein kleiner Teil der Gesamtanlage gilt heute als erforscht. Die anderen, bereits eingerichteten Bereiche wurden von den SS-Sprengkommandos gezielt vor den Augen der Nachwelt verborgen.
Dr. Jacek Wilczur von der Hauptkommission zur Untersuchung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen schrieb folgende interessante Passage in einen seiner Berichte: „Nach unserem Wissen sollte das ein riesiger Rüstungskomplex werden, in dem die Herstellung von Waffen für Spezialzwecke geplant war, darunter auch von Massenvernichtungswaffen.“(5) Schon unmittelbar nach Kriegsende tauchten die ersten Gerüchte auf, innerhalb der gigantischen unterirdischen Stadt seien „Atomwerke“ errichtet worden. Über Monate wären hier 1944/1945 täglich an die 70 Eisenbahnwaggons mit Hunderten verschiedenartiger Maschinen eingetroffen.(6) Mehr lässt sich über den Fertigungsstatus dieser Anlage, die in ihr laufende Produktion sowie eventuell von der SS durchgeführte Forschungsvorhaben momentan nicht herausfinden.
Unterirdische Anlage 3 – Rüdiger
Laut Werner Grothmann sei diese Einrichtung von ihrer Bedeutung, nicht jedoch von ihrer Größe mit den Anlagen in Thüringen vergleichbar gewesen. Es muss in ihr also Bedeutsames stattgefunden haben. Die Lage dieses Objektes kann auf der Grundlage deutscher Dokumente aus der Kriegszeit eindeutig bestimmt werden. Es befand sich in Schlesien, in unmittelbarer Nachbarschaft des Riesen, in Waldenburg.(7) Dort in der Nähe hatte der polnische Journalist Igor Witkowski die Versuchsanlage von Die Glocke, dem fortschrittlichsten Technologieprojekt des Dritten Reiches, lokalisiert.(8) Von daher stand Rüdiger tatsächlich von seiner Bedeutung nicht hinter der Fertigungsstätte der deutschen Atomwaffe sowie der Amerika-Rakete in Thüringen zurück.
Unterirdische Anlage 4 – Amt 2000
Diese Anlage wäre, so Grothmann, von der SS in Zusammenarbeit mit der Reichspost errichtet
worden. Er erwähnt ein gemeinsames Hochfrequenzprojekt. Im August 1943 hatte die SS in Dachau ein Institut für Hochfrequenzforschung gegründet. Im Juni 1944 wurde dieses in das KZ Groß-Rosen nach Niederschlesien verlegt und im Zuge dieser Maßnahme personell erheblich aufgestockt. Häftlingsarbeit spielte dabei eine große Rolle. Die Tarnbezeichnung dieses Projektes lautete Wetterstelle. Zu den in Groß-Rosen durchgeführten Arbeiten ist nur wenig bekannt. Grund war die strenge Geheimhaltung. Sie galt auch für alle SS-Angehörigen, die nichts mit dem Institut zu tun hatten. Die laufenden Forschungsvorhaben fanden laut Zeugenaussagen in Baracken statt, so dass die erste der beiden von Grothmann genannten oberirdischen Anlagen damit als identifiziert gelten kann.(9)
Unterirdische Anlage 5 – Protektorat
Zu dieser Anlage führt uns ein weiterer Hinweis Grothmanns auf die richtige Spur, wonach die SS ein Bauprojekt gehabt hätte, zu dessen Errichtung ein Fluss umgeleitet worden wäre. Nach Fertigstellung hätte man den Fluss wieder in sein altes Bett gelassen, direkt über die Anlage hinweg. Wo finden wir die Bedingungen, welche uns eine genaue Lokalisierung ermöglichen? Im ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren auf dem Gelände des SS-Truppenübungsplatzes Böhmen. Dessen Einrichtung wurde formell am 1. November 1941 beschlossen. Am 1. September 1942 begann die Zwangsaussiedlung der Bewohner von 71 Ortschaften. Im Jahr 1943 folgte dann die Räumung der Stadt Beneschau. Insgesamt waren über 30.000 Menschen von diesen Maßnahmen betroffen.(10)
Eine dieser Ortschaften ist Stechowitz; 25 Kilometer südlich von Prag gelegen, fließt hier der Fluss Moldau durch eine felsige Berglandschaft. Das Wahrzeichen der Stadt ist heute die 124 Meter lange und 22,5 Meter hohe Staumauer. Der See selbst ist nur 80 bis 120 Meter breit, dafür aber an die zehn Kilometer lang. Als Teil der Moldaukaskaden wurde das Staubecken zwischen 1937 und 1945 erbaut.(11) Das heißt, die Fertigstellung fiel in die letzten Monate des Dritten Reiches. Vor Baubeginn eines Stauwerks muss das entsprechende Gebiet trockengelegt werden. Dazu
werden in der Regel Umlenkungsstollen errichtet. Dabei handelt es sich um Tunnel, die als Umleitung des eigentlichen Flussverlaufes in die Talflanken gesprengt werden. Nach Fertigstellung des Stauwerk-Baus werden diese wieder geschlossen. Der Fluss fließt bis zur Staumauer nun wieder in seinem alten Bett. Nicht anders hatte es Werner Grothmann beschrieben. Bei den heute von den Wassern der Moldau bedeckten, laut Grothmann „noch völlig intakten“ unterirdischen Einrichtungen bei Stechowitz handelt es sich um eine anscheinend unberührte Forschungsanlage, wie sie von der SS in ihrem ursprünglichen Zustand verlassen worden ist.
Unterirdische Anlage 6 – Sudetenland
Grothmann erwähnte auch eine von der SS im Erzgebirge betriebene Anlage, in der das Material für die Atombombe hergestellt werden sollte. Wenige Monate vor Kriegsende muss diese angelaufen sein, lieferte allerdings nur geringe Mengen. Im damaligen Sudetenland, am steil abfallenden Südhang des Erzgebirges, liegt das Städtchen Joachimsthal. In dessen Nähe befanden sich zu jener Zeit die bedeutendsten Uranerzminen Europas. Es liegt nahe, dass das Ausgangsmaterial für die Bombe dort verarbeitet, sprich angereichert wurde, wo das Vorkommen vergleichsweise leicht ausgebeutet werden konnte.
Das Verfahren, das dabei zur Anwendung kam, entsprach dem, welches auch die Amerikaner bei ihrem Manhattan Projekt benutzten. Zur Gewinnung von angereichertem Material wurden Teilchenbeschleuniger eingesetzt. Für die Bestrahlung von Uran und Thorium eignen sich leistungsfähige Neutronengeneratoren, zum Beispiel bestimmte Hochspannungsanlagen. Lässt man diese mehrere Monate laufen, können auf diesem Wege kleine Mengen Spaltstoffe, wie Plutonium und U233, gewonnen oder es kann die Reaktionsfähigkeit von metallischem U238 verbessert werden. Seit 1943 war bei der AEG eine solche Anlage von fünf Millionen Volt in Betrieb, bis sie durch eine alliierte Luftmine zu Schaden kam. Sie verblieb noch einige Zeit in Henningsdorf und wurde dann an einen anderen, bis heute unbekannten Ort verbracht.(12) Handelte es sich um die SS-Anlage bei Joachimsthal? Dafür spricht, dass der Verbleib aller anderen für diesen Verwendungszweck geeigneten deutschen Anlagen geklärt werden konnte. Und mit einer dieser Apparaturen muss die SS schließlich die – wenn auch vorerst nur kleinen – Mengen spaltbaren Materials gewonnen haben.
Nach dem Krieg beuteten die Russen die Uranerzminen von Joachimsthal in bis dahin nicht gekanntem Umfang für ihre eigenen Atomprojekte aus. Dabei könnte ihnen die von der SS betriebene Anlage in die Hände gefallen sein.
Unterirdische Anlage 7 – Österreich 1
Ein anderes SS-Atomprojekt unter dem Decknamen Quarz wurde anscheinend bei Roggendorf in der Nähe der niederösterreichischen Stadt Melk realisiert. Der Österreicher Markus Schmitzberger konnte mit seiner sorgfältig recherchierten Arbeit nachweisen, dass im Wachberg zusätzlich zu den bekannten, auf Nachkriegsplänen dokumentierten Stollen eine darüber liegende zweite Etage angelegt worden ist und die behauptete Auslastung der Anlage durch die Steyr-Kugellagerwerke sich tatsächlich nur auf einen Teil erstreckte. Für die nicht unerhebliche Fläche von 25.000 qm ließ sich keine Verwendung im Sinne der vermeintlich bekannten Tatsachen ermitteln. Eine für das unterirdische Kugellagerwerk völlig überdimensionierte Wasser- und Energieversorgung sowie bauliche Besonderheiten ließen Schmitzberger letztlich zu dem Schluss gelangen, dass im Objekt Quarz eine Anlage zur Produktion von schwerem Wasser gebaut werden sollte. Wie es aussieht, kam es kurz vor der Kapitulation sogar zu einem „Kuhhandel“ mit dem westlichen Kriegsgegner, dem für die Übergabe der unfertigen Anlage eine Vereinbarung abgetrotzt wurde, nach der sich die in diesem Abschnitt gegen ie Russen kämpfenden SS-Verbände entgegen den Gepflogenheiten bei den Amerikanern in Kriegsgefangenschaft begeben durften.(13)
Unterirdische Anlage 8 – Österreich 2
Anfänglich dachte ich, hierbei müsste es sich um die unter dem Decknamen Zement bei Ebensee angelegte Stollenanlage gehandelt haben. Zwei separate Bereiche wurden hier eingerichtet – die Anlage Zement A mit 220.000 qm und Zement B mit 70.000 qm. In ihnen sollten die aus Peenemünde ausgelagerte Raketenforschungsstelle und die Raketentestabteilung Aufnahme finden.(13) Letztlich zwangen die Kriegsnotwendigkeiten dazu, anderen Schlüsselindustrien, wie der Treibstoffversorgung sowie der Produktion von Motoren für Panzer und Flugzeuge, den dringend benötigten Platz zur Verfügung zu stellen. (14) Da in Ebensee bisher keine verborgenen Stollen entdeckt worden sind, müssen wir nach einer anderen unterirdischen Einrichtung in Österreich Ausschau halten, die als Tresor für Hochtechnologie gedient haben könnte.
Entdeckungen in den letzten Jahren lassen vermuten, dass sich in unmittelbarer Nähe der unter der Codebezeichnung Bergkristall bekannten Anlage in St. Georgen an der Gusen tief im Untergrund ein weiteres Stollensystem verbirgt. Nach offizieller Lehrmeinung produzierten in Bergkristall auf 45.000 qm etwa 10.000 KZ-Häftlinge bis kurz vor Kriegsende voll ausgestattete Rümpfe für den Turbinenjäger Me 262. (15) Das bekannte Tunnelsystem ist acht Kilometer lang und einstöckig.
Der österreichische Dokumentarfilmer Andreas Sulzer glaubt nachweisen zu können, dass die Anlage weitere, bisher unbekannte Stollen umfasst. Mit Hilfe anderer Wissenschaftler entdeckte er in Washington ein Werktagebuch der SS. Diesen Akten nach gab es für Bergkristall nicht nur die bekannten 100.000 Kubikmeter Aushub an Erdreich, sondern insgesamt die dreifache Menge. Bis zu 24 Kilometer lang könnte das zusätzliche Stollensystem sein, vermutet Sulzer. Bestätigt wird diese Schätzung von Robert Zellermann, einem international renommierten Experten für militärische Altlasten, einst Unscom-Inspekteur für ABC-Waffen im Irak. Anhand von Luftaufnahmen hat er den Aushub der Untertage-Werke stereographisch analysiert und schätzt die Länge der Tunnel-Systeme aufgrund der ausgehobenen Mengen auf etwa 30–40 Kilometer.
Nachgewiesen werden konnte inzwischen auch die doppelstöckige Struktur der Anlage. Sulzer gelang eine weitere spektakuläre Entdeckung. Nur 100 Meter außerhalb des bekannten Geländes ist er bei den in Eigenregie durchgeführten Grabungen auf einen riesigen achteckigen Betondeckel gestoßen. Die von ihm in Auftrag gegebene geoelektrische Sondierung erbrachte einen überraschenden Befund – einen im 45-Grad-Winkel abfallenden Schacht, der offensichtlich in einem Hohlraum unter dem bekannten Stollen mündet. Laut Sulzer könnte es sich um eine Abschussrampe für Raketen handeln.
Von Sulzer offerierte Dokumentenfunde aus Archiven in Moskau, den Vereinigten Staaten und Deutschland scheinen seine Vermutung zu bestätigen, dass in der geheimen unterirdischen SS-Anlage auch Atomforschung betrieben wurde.(16,17,18,19,20) Dafür hat unabhängig von Sulzer auch der an der Universität Graz tätige Historiker Stefan Karner Indizien gefunden.(21)
Unterirdische Anlage 9 – Österreich 3
Es fehlt noch die zweite von Werner Grothmann als „oberirdisch“ bezeichnete Anlage. Diese muss sich direkt in Wien befunden haben, auf dem Gelände der südlich des Schlosses Schönbrunn gelegenen Kaserne der Waffen-SS, der heutigen Maria Theresien-Kaserne. Dort untergebracht war die „Gruppe Versuchsbau der Waffen-SS“, die der Kraftfahr-Technischen Lehranstalt Wien zugehörte und sich mit der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien befasste. Zu den Aufgabengebieten zählten die Konstruktion eines Turbo-Antriebes für Panzer, die Errichtung und Wartung der für den Standort Ohrdruf vorgesehenen Abschussvorrichtung der bemannten Rakete Natter sowie vor allem die Forschungsvorhaben der Projektgruppe unter der Leitung von Viktor Schauberger.(9) Beginnend Ende September 1944 arbeitete dieses Forscherteam für die Dauer von etwa sieben Monaten unter anderem an der Konstruktion und Fertigstellung der Repulsine. Der britische, auf Fragen der Luftfahrt spezialisierte Journalist Nick Cook spekulierte, dass es sich bei dieser Apparatur um die Vorstufe eines Antigravitationstriebwerkes gehandelt haben könnte.(22)
Damit sind wir auf unserer Reise zu den Tresoren im Untergrund ans Ende gelangt … oder doch nicht?
Was ist mit Hans Kammlers „Denkfabrik“ bei SKODA? Genauso wie das Mittelwerk im Kohnsteinmassiv findet dieses häufig in der Literatur so bezeichnete SS-Forschungszentrum bei Grothmann keine Erwähnung. Es hat – und die vergeblichen Bemühungen der letzten Jahre, nähere Einzelheiten darüber herauszufinden, haben solches schon vermuten lassen – einfach nicht existiert. Trotzdem entbehren die Aussagen des ehemaligen Generaldirektors der SKODA-Werke, SS-Standartenführer Dr. Wilhelm Voss, gegenüber dem britischen Journalisten Tom Agoston, die in diesem Zusammenhang immer wieder zitiert werden, nicht gänzlich der Wahrheit. Entweder beruht Agostons Wiedergabe auf einem Missverständnis oder der Brite hat sie, für einen Journalisten nicht untypisch, zu einer ihm spektakulärer erscheinenden Story aufgebauscht.(23)
Wahr ist, dass es auf eine Anordnung von Voss im August 1944 zu einer Konzentration kriegswichtiger Entwicklungen bei der Waffen-Union Skoda-Brünn GmbH gekommen ist.
Auszugsweise sei aus dem betreffenden Dokument zitiert: „Die gegenwärtige Lage der waffentechnischen Forschung und Entwicklung sowie die angespannte Arbeitslage erfordern schärfste Konzentration der Kräfte auf bestimmte, vordringliche Aufgaben. Im Zuge einer derartigen Zusammenfassung im Rahmen der Waffen-Union wurde die Bildung von Arbeitsstäben bereits angeordnet. Diese Arbeitsstäbe sollen Schwerpunktprobleme aufgreifen und in möglichst straffer, einheitlicher Form, unter Zusammenfassung aller Kräfte und Gegebenheiten, rasch zur Lösung bringen. Als Dienstsitz der Arbeitsstäbe habe ich das Werk Pibrans der Waffen-Union bestimmt. … Es soll sich zu der zentralen Forschungs- und Entwicklungsstelle für dengesamten Konzernbereich der Waffen-Union entwickeln. … Auf dem übrigen gesamten Entwicklungsgebiet aber soll sich das zentrale Forschungsinstitut allmählich organisch entwickeln, in lebendiger Zusammenarbeit mit den Entwicklungs- und Konstruktionsstätten der einzelnen Werke. Das Werk Pibrans ist daher im Sinne einer ‚Forschungsführung‘ aufzufassen, die nicht nur eine ständige Beratung der einzelnen Konzernfirmen durchführt, sondern besonders ausgeprägte technisch-wissenschaftliche Aufgaben für die einzelnen Werksentwicklungen übernimmt.“(9)
Es hat bei SKODA demnach tatsächlich ein Forschungszentrum gegeben. Jedoch stand es weder unter der Leitung einer speziellen SS-Organisation, noch war es einer totalen Geheimhaltung unterworfen. Im Gegenteil alle Werksteile hatten Anteil an diesem Projekt.
Wahr ist auch, dass zum Leiter der Arbeitsstäbe und damit zum Entwicklungschef bei SKODA der Ingenieur im Dienstrang eines SS-Hauptsturmführers, Rolf Engel, ernannt wurde, der als SS-Raketenspezialist bis dahin schon die Versuchsanstalt Großendorf geleitet hatte. Im August 1944 kam es zur Evakuierung der dort tätigen 38 Wissenschaftler vor der heranrückenden Roten Armee nach Pibrans.(24) Die wahrscheinlich noch im März 1945 in Thüringen getestete Feststoffrakete V101 mit einer Reichweite von 1.800 Kilometer, die so genannte London-Rakete, ging auf Entwicklungen dieser Raketenfachleute zurück.(9)
Schon bevor Engel die neue Funktion übernahm, hatte er bei SKODA im Werk Pibrans an verschiedenen Projekten mitgewirkt und war von daher mit den Gepflogenheiten dort gut vertraut. Die SS konnte mit ihm in alles Einblick nehmen, was bei SKODA geschah. Dass Hans Kammler, dem in den letzten Kriegsmonaten nahezu alle wichtigen Forschungsvorhaben im Dritten Reich unterstellt waren, auch an den Entwicklungen bei SKODA regen Anteil genommen haben dürfte, steht außer Frage. Eine eigens von ihm dort initiierte, höchst geheime „Denkfabrik“ existierte jedoch nicht.
Zurück zu den Tresoren im Untergrund: Mehrere Äußerungen Grothmanns lassen darauf schließen, dass noch lange nach dem Krieg – wahrscheinlich bis in unsere Tage – einige dieser Anlagen einer ständigen Kontrolle unterzogen wurden. Es gibt sie also tatsächlich – die WÄCHTER!
Wenn es, wie eingangs erwähnt, zum Kriegsende tatsächlich gelungen ist, Produktionsanlagen und Entwicklungsbüros dauerhaft vor den Siegermächten zu verbergen, dann könnten die dort verwahrten wissenschaftlichen Dokumentationen und Baupläne später mit Hilfe der WÄCHTER an die DRITTE MACHT ausgehändigt worden sein und mit zu deren Entwicklungsvorsprung in den folgenden Jahrzehnten beigetragen haben. Mehr zu diesem Themenkomplex und dem Zusammenhang mit der Absetzbewegung, dem UFO-Phänomen sowie der Rolle, die das irdische Hauptquartier der DRITTEN MACHT am Pico Tamacuari dabei gespielt hat, ist in meinem Buch „Die Rückkehr der Dritten Macht – Was die US-Geheimdienste verschweigen“ nachzulesen.(25)
Ausgeschlossen scheint dagegen im Deutschland der Nachkriegszeit die im geheimen stattgefundene Bergung von ganzen Produktions- und Versuchsanlagen, von Prototypen der deutschen „Wunderwaffen“ oder gar die des SS-Atomreaktors zu sein. All das blieb versiegelt im Untergrund – bis heute. Eine Bestätigung ihres Vorhandenseins wäre Anlass für eine umfassende Geschichtsrevision, die nicht bei den Lügen der Alliierten zum Stand der deutschen Hochtechnologieforschung halt machen würde. Es wäre nur der Auftakt, um auch andere „Sieger-Legenden“ zu hinterfragen. In letzter Konsequenz könnte dieser Prozess damit enden, dass die Deutschen ihre nach 1945 anerzogenen Minderwertigkeitskomplexe ablegen und der „deutsche Dämon“ wieder Thors Hammer zu schwingen beginnt.
Die Orte, an denen sich eine Suche lohnt, sind hiermit genannt. Nicht unterschätzt werden sollten, das sei noch einmal ausdrücklich erwähnt, die Risiken, welche von den radioaktiven „Altlasten“ sowie den zur Sicherung installierten Giftgasfallen ausgehen.
Was fehlt, sind Sponsoren, die beträchtliche(!) Mittel für die Nachforschungen bereitstellen. Zum einen für juristische Auseinandersetzungen, um überhaupt Bohr- und Grabungsgenehmigungen zu erhalten, für weiterführende Archivrecherchen im In- und Ausland und nicht zuletzt für das Equipment, mit dem die materiellen Beweise für das den damaligen Kenntnisstand der Alliierten weit übersteigende Wissen der Deutschen ans Tageslicht befördert werden können. Von daher ist dieser Beitrag auch als ein Aufruf zu verstehen! Potenzielle Geldgeber können über den Amadeus-Verlag direkten Kontakt aufnehmen. Der „Schatzmeister“ unserer Forschungsgruppe wird dann die Verbindung zu den für die einzelnen Standorte verantwortlichen Kollegen herstellen.
PS: Finanzielle Unterstützung wird auch für die „Aufklärung“ des unterirdisch am Pico Tamacuari angelegten ehemaligen Hauptquartiers der DRITTEN MACHT benötigt, sofern dieser Vorstoß ins Grenzgebirge zwischen Brasilien und Venezuela über das bisher für Mitte 2022 geplante Drei-Mann-Unternehmen hinausgehen soll. Der Einsatz eines Helikopters würde die Suche ungemein erleichtern, nicht nur, weil damit eine großflächige Observierung des sich über 30 Kilometer erstreckenden, völlig unwegsamen Gebietes möglich wäre, sondern auch, weil die Eingänge oder besser gesagt die Einflugschneisen für die Flugscheiben der Dritten Macht sich nicht unmittelbar in Bodennähe befunden haben müssen. Selbstverständlich könnte ein großzügiger Förderer unseres Vorhabens sich dann auch als Expeditionsteilnehmer bewähren.
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Quellen:
- Aussagen Werner Grothmanns
- Wikipedia: Kohnstein
- IfZ München, Ms. 321/1–4
- Witkowski, Igor: Die Wahrheit über die Wunderwaffe – Teil 2, Immenstadt 2009
- Witkowski, Igor: Die Wahrheit über die Wunderwaffe – Teil 3, Immenstadt 2011
- Garba, Dariusz: Riese – Das Rätsel um Hitlers Hauptquartier in Niederschlesien,
Zella-Mehlis 2000
- Wichert, Hans Walter: Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten
des 2. Weltkrieges, 1999
- Witkowski, Igor: The Truth about the Wunderwaffe, Farnborough 2003
- Nagel, Günther: Himmlers Waffenforscher, Aachen 2011
- Wikipedia: SS-Truppenübungsplatz Böhmen
- visitvltava.cz/de/wasseranlage-stechovice/28/
- Karlsch, Rainer: Hitlers Bombe, München 2005
- Schmitzberger, Markus: Was die US-Army in der Alpenfestung wirklich suchte,
Rottenburg 2006
- Wikipedia: KZ Ebensee
- Wikipedia: B8 Bergkristall
- Süddeutsche Online: Probebohrungen in eine radioaktive Vergangenheit, 20.12.2013
- derstandard.at: Schatten der Vergangenheit kommen ans Tageslicht, 07.02.2014
- krone.at: Experten bohren nach Hitlers Geheimstollen, 08.02.2014
- derstandard.at: NS-Stollen: Licht auf die dunkle Seite des Bergkristalls, 17.10.2014
- zdf.de/nachrichten/heute/unterirdische-ss-anlage-in-oesterreich-100.html,
siehe auch die ZDF-Dokumentation „Die geheimste Unterwelt der SS“ vom 08.09.2019
- diepresse.com: Historiker: „Forschung, nicht Sensationen“, 01.02.2014
- Cook, Nick: The Hunt for Zero Point, London 2001
- Agoston, Tom: Teufel oder Technokrat, Berlin 1993
- english.radio.cz/czech-episode-nazi-rocket-science-uncovered-historian-8256618
- Sternhoff, Gilbert: Die Rückkehr der Dritten Macht – Was die US-Geheimdienste verschweigen,
Amadeus-Verlag 2021
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