Die DRITTE MACHT und die TRESORE im Unter­grund – Anlass für eine Geschichtsrevision

Im Jahr 2003 ver­starb an den Folgen eines Unfalls mit Werner Grothmann eine der letzten noch lebenden Per­sön­lich­keiten aus dem unmit­tel­baren Umfeld des Reichs­führers-SS Heinrich Himmler.

Seit August 1941 diente er als der erste Adjutant dieses nach Hitler mäch­tigsten Mannes im Dritten Reich. Dieser wichtige Zeit­zeuge hatte von Mitte des Jahres 2000 über die nächsten zwei Jahre zu meh­reren Ter­minen geduldig die Fragen seines Inter­viewers beant­wortet. Die auf Tonband fest­ge­hal­tenen und später pro­to­kol­lierten Aus­sagen ent­halten ein der­ar­tiges Maß an geis­tigem Spreng­stoff für das über­kommene Geschichtsbild, dass es der Pro­to­kollant bis heute nicht gewagt hat, damit an die Öffent­lichkeit zu gehen.

Die genauen Hin­ter­gründe der statt­ge­fun­denen Befra­gungen sowie die aus­füh­renden Per­sonen sind  dem Autor bekannt. An der Echtheit der preis­ge­ge­benen Infor­ma­tionen bestehen nach einer  durch­ge­führten gründ­lichen Kon­sis­tenz­prüfung kei­nerlei Zweifel.

(von Gilbert Sternhoff)

Ich will an dieser Stelle nur auf einen Aspekt der Aus­sagen Groth­manns ein­gehen. Schenkt man ihm Glauben, hat es zum Ende des Krieges neun Anlagen gegeben, in denen unter der Kon­trolle der SS an „fort­schritt­lichsten Tech­no­logien für den Endsieg“ gear­beitet wurde. Nur zwei davon wären ober­ir­disch gewesen. Die größte von allen hätte sich in Thü­ringen befunden. Für drei andere Standorte nannte er die Code­namen: Riese, Rüdiger und das Amt 2000. Eine weitere Anlage ver­ortete er im Pro­tek­torat Böhmen und Mähren, zudem eine im Sude­tenland; außerdem erwähnte er drei Anlagen in Öster­reich.(1)

Groth­manns Ver­laut­ba­rungen kann auch ent­nommen werden, dass wegen des raschen Kriegs­endes nicht alle Ein­rich­tungen geräumt werden konnten. Es gelang jedoch, For­schungs­un­ter­lagen, Pro­duk­ti­ons­an­lagen und ganze Ent­wick­lungs­labors vor den Sie­ger­mächten zu ver­bergen und die besonders wich­tigen u.a. mit Gift­gas­fallen zu sichern. Von daher könnte es sich bei einigen dieser Anlagen tat­sächlich um Tresore im Unter­grund handeln.

Ich denke, mir ist es in den letzten Jahren gelungen, alle von Grothmann genannten Anlagen zu iden­ti­fi­zieren. Eines sei vor­weg­ge­nommen: Die wohl bekann­teste unter­ir­dische Fer­ti­gungs­stätte, das soge­nannte Mit­telwerk im Kohn­stein­massiv, in dem unter anderem die Fern­rakete V2 pro­du­ziert worden ist, gehört nicht dazu. Zum einen, weil die SS hier nicht die alleinige Ver­ant­wortung getragen hat, zum anderen fiel die V2 nicht mehr unter den von Grothmann gebrauchten Begriff „fort­schritt­lichste Technologie“.

Unter­ir­dische Anlage 1 – Thü­ringen

Hierbei han­delte es sich nach den Aus­sagen Groth­manns um einen gigan­ti­schen Komplex teil­weise mit­ein­ander ver­bun­dener unter­ir­di­scher Ein­rich­tungen im Umfeld des Trup­pen­übungs­platzes Ohrdruf. Die Gesamt­fläche dieser bis heute in ihrer Gesamtheit nicht wie­der­ent­deckten Anlagen soll in der Grö­ßen­ordnung von 750.000 qm gelegen haben. Zum Ver­gleich: Die fer­tig­ge­stellte Fläche im Mit­telwerk betrug lediglich 120.000 qm.(2)

Im Unter­grund Thü­ringens wäre bis zum Schluss an fort­schritt­lichsten Tech­no­logien gear­beitet worden, so auch an der Kon­struktion von Pro­to­typen der deut­schen Atom­bombe. Bereits im Februar 1945 hätte man damit begonnen, eine Ver­suchs­linie auf­zu­bauen, wo man den Seri­enbau in kleinem Maßstab aus­pro­bieren wollte. Aller­höchstens 20 Mann sollten unter der Ägide der SS innerhalb kurzer Zeit für eine Grund­aus­stattung mit Atom­bomben sorgen.

Ein wei­terer Schwer­punkt in Thü­ringen lag auf der Pro­duktion der Amerika-Rakete. Diese wäre zum Ende des Kriegs die urei­genste Sache der SS gewesen, das heißt, die Gruppe um Wernher von Braun hatte damit nichts mehr zu tun. Im Herbst 1945 sollten die ersten gegen Städte an der Ost­küste der USA gerich­teten Raketen mit Atom­sprengkopf den Atlantik überqueren.

Auch der SS-Atom­re­aktor sei im März 1945 in diesem Gebiet ange­laufen. Eine unab­hängige, bisher wenig beachtete Bestä­tigung für letz­teres kann den Memoiren des für den Bereich Wis­sen­schaft zustän­digen SD-Mit­ar­beiter Helmut J. Fischer ent­nommen werden: „Der ent­schei­dende Versuch mit der Uran­ma­schine war in Stadtilm erzielt worden.“(3) In der später ver­öf­fent­lichten Version wurde der auf den Reaktor hin­wei­sende Passus aller­dings gestrichen. Man kann sich denken, warum. Nicht die Gruppe um Hei­senberg in Hai­gerloch, sondern die SS-Wis­sen­schaftler in Thü­ringen hatten den inner­deut­schen Wettlauf um den ersten funk­tio­nie­renden Atom­re­aktor gewonnen.

Unter­ir­dische Anlage 2 – Riese

Bezüglich dieser wahrhaft rie­sigen Anlage im Eulen­ge­birge, in Nie­der­schlesien, wissen wir nicht allzu viel. Aus einem Bericht des Rüs­tungs­mi­nisters Speer aus dem Sep­tember 1944 geht hervor, dass bis zu diesem Zeit­punkt bereits 213.000 Kubik­meter Tunnels und Hallen gebaut worden waren.(4) Die Bau­maß­nahmen dau­erten aller­dings bis zum Frühjahr 1945 an, so dass die vor­be­reitete Fläche bei dem dama­ligen Bau­tempo nicht uner­heblich größer gewesen sein muss. Nur ein kleiner Teil der Gesamt­anlage gilt heute als erforscht. Die anderen, bereits ein­ge­rich­teten Bereiche wurden von den SS-Spreng­kom­mandos gezielt vor den Augen der Nachwelt verborgen.

Dr. Jacek Wilczur von der Haupt­kom­mission zur Unter­su­chung der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­brechen in Polen schrieb fol­gende inter­es­sante Passage in einen seiner Berichte: „Nach unserem Wissen sollte das ein rie­siger Rüs­tungs­komplex werden, in dem die Her­stellung von Waffen für Spe­zi­al­zwecke geplant war, dar­unter auch von Mas­sen­ver­nich­tungs­waffen.“(5) Schon unmit­telbar nach Kriegsende tauchten die ersten Gerüchte auf, innerhalb der gigan­ti­schen unter­ir­di­schen Stadt seien „Atom­werke“ errichtet worden. Über Monate wären hier 1944/1945 täglich an die 70 Eisen­bahn­waggons mit Hun­derten ver­schie­den­ar­tiger Maschinen ein­ge­troffen.(6) Mehr lässt sich über den Fer­ti­gungs­status dieser Anlage, die in ihr lau­fende Pro­duktion sowie even­tuell von der SS durch­ge­führte For­schungs­vor­haben momentan nicht herausfinden.

Unter­ir­dische Anlage 3 – Rüdiger

Laut Werner Grothmann sei diese Ein­richtung von ihrer Bedeutung, nicht jedoch von ihrer Größe mit den Anlagen in Thü­ringen ver­gleichbar gewesen. Es muss in ihr also Bedeut­sames statt­ge­funden haben. Die Lage dieses Objektes kann auf der Grundlage deut­scher Doku­mente aus der Kriegszeit ein­deutig bestimmt werden. Es befand sich in Schlesien, in unmit­tel­barer Nach­bar­schaft des Riesen, in Wal­denburg.(7) Dort in der Nähe hatte der pol­nische Jour­nalist Igor Wit­kowski die Ver­suchs­anlage von Die Glocke, dem fort­schritt­lichsten Tech­no­lo­gie­projekt des Dritten Reiches, loka­li­siert.(8) Von daher stand Rüdiger tat­sächlich von seiner Bedeutung nicht hinter der Fer­ti­gungs­stätte der deut­schen Atom­waffe sowie der Amerika-Rakete in Thü­ringen zurück.

Unter­ir­dische Anlage 4 – Amt 2000

Diese Anlage wäre, so Grothmann, von der SS in Zusam­men­arbeit mit der Reichspost errichtet

worden. Er erwähnt ein gemein­sames Hoch­fre­quenz­projekt. Im August 1943 hatte die SS in Dachau ein Institut für Hoch­fre­quenz­for­schung gegründet. Im Juni 1944 wurde dieses in das KZ Groß-Rosen nach Nie­der­schlesien verlegt und im Zuge dieser Maß­nahme per­sonell erheblich auf­ge­stockt. Häft­lings­arbeit spielte dabei eine große Rolle. Die Tarn­be­zeichnung dieses Pro­jektes lautete Wet­ter­stelle. Zu den in Groß-Rosen durch­ge­führten Arbeiten ist nur wenig bekannt. Grund war die strenge Geheim­haltung. Sie galt auch für alle SS-Ange­hö­rigen, die nichts mit dem Institut zu tun hatten. Die lau­fenden For­schungs­vor­haben fanden laut Zeu­gen­aus­sagen in Baracken statt, so dass die erste der beiden von Grothmann genannten ober­ir­di­schen Anlagen damit als iden­ti­fi­ziert gelten kann.(9)

Unter­ir­dische Anlage 5 – Pro­tek­torat

Zu dieser Anlage führt uns ein wei­terer Hinweis Groth­manns auf die richtige Spur, wonach die SS ein Bau­projekt gehabt hätte, zu dessen Errichtung ein Fluss umge­leitet worden wäre. Nach Fer­tig­stellung hätte man den Fluss wieder in sein altes Bett gelassen, direkt über die Anlage hinweg. Wo finden wir die Bedin­gungen, welche uns eine genaue Loka­li­sierung ermög­lichen? Im ehe­ma­ligen Pro­tek­torat Böhmen und Mähren auf dem Gelände des SS-Trup­pen­übungs­platzes Böhmen. Dessen Ein­richtung wurde formell am 1. November 1941 beschlossen. Am 1. Sep­tember 1942 begann die Zwangs­aus­siedlung der Bewohner von 71 Ort­schaften. Im Jahr 1943 folgte dann die Räumung der Stadt Bene­schau. Ins­gesamt waren über 30.000 Men­schen von diesen Maß­nahmen betroffen.(10)

Eine dieser Ort­schaften ist Stechowitz; 25 Kilo­meter südlich von Prag gelegen, fließt hier der Fluss Moldau durch eine felsige Berg­land­schaft. Das Wahr­zeichen der Stadt ist heute die 124 Meter lange und 22,5 Meter hohe Stau­mauer. Der See selbst ist nur 80 bis 120 Meter breit, dafür aber an die zehn Kilo­meter lang. Als Teil der Mold­au­kas­kaden wurde das Staubecken zwi­schen 1937 und 1945 erbaut.(11) Das heißt, die Fer­tig­stellung fiel in die letzten Monate des Dritten Reiches. Vor Bau­beginn eines Stau­werks muss das ent­spre­chende Gebiet tro­cken­gelegt werden. Dazu

werden in der Regel Umlen­kungs­stollen errichtet. Dabei handelt es sich um Tunnel, die als Umleitung des eigent­lichen Fluss­ver­laufes in die Tal­flanken gesprengt werden. Nach Fer­tig­stellung des Stauwerk-Baus werden diese wieder geschlossen. Der Fluss fließt bis zur Stau­mauer nun wieder in seinem alten Bett. Nicht anders hatte es Werner Grothmann beschrieben. Bei den heute von den Wassern der Moldau bedeckten, laut Grothmann „noch völlig intakten“ unter­ir­di­schen Ein­rich­tungen bei Stechowitz handelt es sich um eine anscheinend unbe­rührte For­schungs­anlage, wie sie von der SS in ihrem ursprüng­lichen Zustand ver­lassen worden ist.

Unter­ir­dische Anlage 6 – Sude­tenland

Grothmann erwähnte auch eine von der SS im Erz­ge­birge betriebene Anlage, in der das Material für die Atom­bombe her­ge­stellt werden sollte. Wenige Monate vor Kriegsende muss diese ange­laufen sein, lie­ferte aller­dings nur geringe Mengen. Im dama­ligen Sude­tenland, am steil abfal­lenden Südhang des Erz­ge­birges, liegt das Städtchen Joa­chimsthal. In dessen Nähe befanden sich zu jener Zeit die bedeu­tendsten Uran­erz­minen Europas. Es liegt nahe, dass das Aus­gangs­ma­terial für die Bombe dort ver­ar­beitet, sprich ange­rei­chert wurde, wo das Vor­kommen ver­gleichs­weise leicht aus­ge­beutet werden konnte.

Das Ver­fahren, das dabei zur Anwendung kam, ent­sprach dem, welches auch die Ame­ri­kaner bei ihrem Man­hattan Projekt benutzten. Zur Gewinnung von ange­rei­chertem Material wurden Teil­chen­be­schleu­niger ein­ge­setzt. Für die Bestrahlung von Uran und Thorium eignen sich leis­tungs­fähige Neu­tro­nen­ge­ne­ra­toren, zum Bei­spiel bestimmte Hoch­span­nungs­an­lagen. Lässt man diese mehrere Monate laufen, können auf diesem Wege kleine Mengen Spalt­stoffe, wie Plu­tonium und U233, gewonnen oder es kann die Reak­ti­ons­fä­higkeit von metal­li­schem U238 ver­bessert werden. Seit 1943 war bei der AEG eine solche Anlage von fünf Mil­lionen Volt in Betrieb, bis sie durch eine alli­ierte Luftmine zu Schaden kam. Sie ver­blieb noch einige Zeit in Hen­ningsdorf und wurde dann an einen anderen, bis heute unbe­kannten Ort ver­bracht.(12) Han­delte es sich um die SS-Anlage bei Joa­chimsthal? Dafür spricht, dass der Ver­bleib aller anderen für diesen Ver­wen­dungs­zweck geeig­neten deut­schen Anlagen geklärt werden konnte. Und mit einer dieser Appa­ra­turen muss die SS schließlich die – wenn auch vorerst nur kleinen – Mengen spalt­baren Mate­rials gewonnen haben.

Nach dem Krieg beu­teten die Russen die Uran­erz­minen von Joa­chimsthal in bis dahin nicht gekanntem Umfang für ihre eigenen Atom­pro­jekte aus. Dabei könnte ihnen die von der SS betriebene Anlage in die Hände gefallen sein.

Unter­ir­dische Anlage 7 – Öster­reich 1

Ein anderes SS-Atom­projekt unter dem Deck­namen Quarz wurde anscheinend bei Rog­gendorf in der Nähe der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Stadt Melk rea­li­siert. Der Öster­reicher Markus Schmitz­berger konnte mit seiner sorg­fältig recher­chierten Arbeit nach­weisen, dass im Wachberg zusätzlich zu den bekannten, auf Nach­kriegs­plänen doku­men­tierten Stollen eine darüber lie­gende zweite Etage angelegt worden ist und die behauptete Aus­lastung der Anlage durch die Steyr-Kugel­la­ger­werke sich tat­sächlich nur auf einen Teil erstreckte. Für die nicht uner­heb­liche Fläche von 25.000 qm ließ sich keine Ver­wendung im Sinne der ver­meintlich bekannten Tat­sachen ermitteln. Eine für das unter­ir­dische Kugel­la­gerwerk völlig über­di­men­sio­nierte Wasser- und Ener­gie­ver­sorgung sowie bau­liche Beson­der­heiten ließen Schmitz­berger letztlich zu dem Schluss gelangen, dass im Objekt Quarz eine Anlage zur Pro­duktion von schwerem Wasser gebaut werden sollte. Wie es aus­sieht, kam es kurz vor der Kapi­tu­lation sogar zu einem „Kuh­handel“ mit dem west­lichen Kriegs­gegner, dem für die Übergabe der unfer­tigen Anlage eine Ver­ein­barung abge­trotzt wurde, nach der sich die in diesem Abschnitt gegen ie Russen kämp­fenden SS-Ver­bände ent­gegen den Gepflo­gen­heiten bei den Ame­ri­kanern in Kriegs­ge­fan­gen­schaft begeben durften.(13)

Unter­ir­dische Anlage 8 – Öster­reich 2

Anfänglich dachte ich, hierbei müsste es sich um die unter dem Deck­namen Zement bei Ebensee ange­legte Stol­len­anlage gehandelt haben. Zwei separate Bereiche wurden hier ein­ge­richtet – die Anlage Zement A mit 220.000 qm und Zement B mit 70.000 qm. In ihnen sollten die aus Pee­ne­münde aus­ge­la­gerte Rake­ten­for­schungs­stelle und die Rake­ten­test­ab­teilung Auf­nahme finden.(13) Letztlich zwangen die Kriegs­not­wen­dig­keiten dazu, anderen Schlüs­sel­in­dus­trien, wie der Treib­stoff­ver­sorgung sowie der Pro­duktion von Motoren für Panzer und Flug­zeuge, den dringend benö­tigten Platz zur Ver­fügung zu stellen. (14) Da in Ebensee bisher keine ver­bor­genen Stollen ent­deckt worden sind, müssen wir nach einer anderen unter­ir­di­schen Ein­richtung in Öster­reich Aus­schau halten, die als Tresor für Hoch­tech­no­logie gedient haben könnte.

Ent­de­ckungen in den letzten Jahren lassen ver­muten, dass sich in unmit­tel­barer Nähe der unter der Code­be­zeichnung Berg­kristall bekannten Anlage in St. Georgen an der Gusen tief im Unter­grund ein wei­teres Stol­len­system ver­birgt. Nach offi­zi­eller Lehr­meinung pro­du­zierten in Berg­kristall auf 45.000 qm etwa 10.000 KZ-Häft­linge bis kurz vor Kriegsende voll aus­ge­stattete Rümpfe für den Tur­bi­nen­jäger Me 262. (15) Das bekannte Tun­nel­system ist acht Kilo­meter lang und einstöckig.

Der öster­rei­chische Doku­men­tar­filmer Andreas Sulzer glaubt nach­weisen zu können, dass die Anlage weitere, bisher unbe­kannte Stollen umfasst. Mit Hilfe anderer Wis­sen­schaftler ent­deckte er in Washington ein Werk­ta­gebuch der SS. Diesen Akten nach gab es für Berg­kristall nicht nur die bekannten 100.000 Kubik­meter Aushub an Erd­reich, sondern ins­gesamt die drei­fache Menge. Bis zu 24 Kilo­meter lang könnte das zusätz­liche Stol­len­system sein, ver­mutet Sulzer. Bestätigt wird diese Schätzung von Robert Zel­lermann, einem inter­na­tional renom­mierten Experten für mili­tä­rische Alt­lasten, einst Unscom-Inspekteur für ABC-Waffen im Irak. Anhand von Luft­auf­nahmen hat er den Aushub der Untertage-Werke ste­reo­gra­phisch ana­ly­siert und schätzt die Länge der Tunnel-Systeme auf­grund der aus­ge­ho­benen Mengen auf etwa 30–40 Kilometer.

Nach­ge­wiesen werden konnte inzwi­schen auch die dop­pel­stö­ckige Struktur der Anlage. Sulzer gelang eine weitere spek­ta­kuläre Ent­de­ckung. Nur 100 Meter außerhalb des bekannten Geländes ist er bei den in Eigen­regie durch­ge­führten Gra­bungen auf einen rie­sigen acht­eckigen Beton­deckel gestoßen. Die von ihm in Auftrag gegebene geo­elek­trische Son­dierung erbrachte einen über­ra­schenden Befund – einen im 45-Grad-Winkel abfal­lenden Schacht, der offen­sichtlich in einem Hohlraum unter dem bekannten Stollen mündet. Laut Sulzer könnte es sich um eine Abschuss­rampe für Raketen handeln.

Von Sulzer offe­rierte Doku­men­ten­funde aus Archiven in Moskau, den Ver­ei­nigten Staaten und Deutschland scheinen seine Ver­mutung zu bestä­tigen, dass in der geheimen unter­ir­di­schen SS-Anlage auch Atom­for­schung betrieben wurde.(16,17,18,19,20) Dafür hat unab­hängig von Sulzer auch der an der Uni­ver­sität Graz tätige His­to­riker Stefan Karner Indizien gefunden.(21)

Unter­ir­dische Anlage 9 – Öster­reich 3

Es fehlt noch die zweite von Werner Grothmann als „ober­ir­disch“ bezeichnete Anlage. Diese muss sich direkt in Wien befunden haben, auf dem Gelände der südlich des Schlosses Schön­brunn gele­genen Kaserne der Waffen-SS, der heu­tigen Maria The­resien-Kaserne. Dort unter­ge­bracht war die „Gruppe Ver­suchsbau der Waffen-SS“, die der Kraftfahr-Tech­ni­schen Lehr­an­stalt Wien zuge­hörte und sich mit der Ent­wicklung alter­na­tiver Antriebs­tech­no­logien befasste. Zu den Auf­ga­ben­ge­bieten zählten die Kon­struktion eines Turbo-Antriebes für Panzer, die Errichtung und Wartung der für den Standort Ohrdruf vor­ge­se­henen Abschuss­vor­richtung der bemannten Rakete Natter sowie vor allem die For­schungs­vor­haben der Pro­jekt­gruppe unter der Leitung von Viktor Schau­berger.(9) Beginnend Ende Sep­tember 1944 arbeitete dieses For­scherteam für die Dauer von etwa sieben Monaten unter anderem an der Kon­struktion und Fer­tig­stellung der Repulsine. Der bri­tische, auf Fragen der Luft­fahrt spe­zia­li­sierte Jour­nalist Nick Cook spe­ku­lierte, dass es sich bei dieser Appa­ratur um die Vor­stufe eines Anti­gra­vi­ta­ti­ons­trieb­werkes gehandelt haben könnte.(22)

Damit sind wir auf unserer Reise zu den Tre­soren im Unter­grund ans Ende gelangt … oder doch nicht?

Was ist mit Hans Kammlers „Denk­fabrik“ bei SKODA? Genauso wie das Mit­telwerk im Kohn­stein­massiv findet dieses häufig in der Lite­ratur so bezeichnete SS-For­schungs­zentrum bei Grothmann keine Erwähnung. Es hat – und die ver­geb­lichen Bemü­hungen der letzten Jahre, nähere Ein­zel­heiten darüber her­aus­zu­finden, haben solches schon ver­muten lassen – einfach nicht exis­tiert. Trotzdem ent­behren die Aus­sagen des ehe­ma­ligen Gene­ral­di­rektors der SKODA-Werke, SS-Stan­dar­ten­führer Dr. Wilhelm Voss, gegenüber dem bri­ti­schen Jour­na­listen Tom Agoston, die in diesem Zusam­menhang immer wieder zitiert werden, nicht gänzlich der Wahrheit. Ent­weder beruht Ago­stons Wie­dergabe auf einem Miss­ver­ständnis oder der Brite hat sie, für einen Jour­na­listen nicht unty­pisch, zu einer ihm spek­ta­ku­lärer erschei­nenden Story auf­ge­bauscht.(23)

Wahr ist, dass es auf eine Anordnung von Voss im August 1944 zu einer Kon­zen­tration kriegs­wich­tiger Ent­wick­lungen bei der Waffen-Union Skoda-Brünn GmbH gekommen ist.

Aus­zugs­weise sei aus dem betref­fenden Dokument zitiert: „Die gegen­wärtige Lage der waf­fen­tech­ni­schen For­schung und Ent­wicklung sowie die ange­spannte Arbeitslage erfordern schärfste Kon­zen­tration der Kräfte auf bestimmte, vor­dring­liche Auf­gaben. Im Zuge einer der­ar­tigen Zusam­men­fassung im Rahmen der Waffen-Union wurde die Bildung von Arbeits­stäben bereits ange­ordnet. Diese Arbeits­stäbe sollen Schwer­punkt­pro­bleme auf­greifen und in mög­lichst straffer, ein­heit­licher Form, unter Zusam­men­fassung aller Kräfte und Gege­ben­heiten, rasch zur Lösung bringen. Als Dienstsitz der Arbeits­stäbe habe ich das Werk Pibrans der Waffen-Union bestimmt. … Es soll sich zu der zen­tralen For­schungs- und Ent­wick­lungs­stelle für dengesamten Kon­zern­be­reich der Waffen-Union ent­wi­ckeln. … Auf dem übrigen gesamten Ent­wick­lungs­gebiet aber soll sich das zen­trale For­schungs­in­stitut all­mählich orga­nisch ent­wi­ckeln, in leben­diger Zusam­men­arbeit mit den Ent­wick­lungs- und Kon­struk­ti­ons­stätten der ein­zelnen Werke. Das Werk Pibrans ist daher im Sinne einer ‚For­schungs­führung‘ auf­zu­fassen, die nicht nur eine ständige Beratung der ein­zelnen Kon­zern­firmen durch­führt, sondern besonders aus­ge­prägte tech­nisch-wis­sen­schaft­liche Auf­gaben für die ein­zelnen Werks­ent­wick­lungen über­nimmt.“(9)

Es hat bei SKODA demnach tat­sächlich ein For­schungs­zentrum gegeben. Jedoch stand es weder unter der Leitung einer spe­zi­ellen SS-Orga­ni­sation, noch war es einer totalen Geheim­haltung unter­worfen. Im Gegenteil alle Werks­teile hatten Anteil an diesem Projekt.

Wahr ist auch, dass zum Leiter der Arbeits­stäbe und damit zum Ent­wick­lungschef bei SKODA der Inge­nieur im Dienstrang eines SS-Haupt­sturm­führers, Rolf Engel, ernannt wurde, der als SS-Rake­ten­spe­zialist bis dahin schon die Ver­suchs­an­stalt Gro­ßendorf geleitet hatte. Im August 1944 kam es zur Eva­ku­ierung der dort tätigen 38 Wis­sen­schaftler vor der her­an­rü­ckenden Roten Armee nach Pibrans.(24) Die wahr­scheinlich noch im März 1945 in Thü­ringen getestete Fest­stoff­rakete V101 mit einer Reich­weite von 1.800 Kilo­meter, die so genannte London-Rakete, ging auf Ent­wick­lungen dieser Rake­ten­fach­leute zurück.(9)

Schon bevor Engel die neue Funktion übernahm, hatte er bei SKODA im Werk Pibrans an ver­schie­denen Pro­jekten mit­ge­wirkt und war von daher mit den Gepflo­gen­heiten dort gut ver­traut. Die SS konnte mit ihm in alles Ein­blick nehmen, was bei SKODA geschah. Dass Hans Kammler, dem in den letzten Kriegs­mo­naten nahezu alle wich­tigen For­schungs­vor­haben im Dritten Reich unter­stellt waren, auch an den Ent­wick­lungen bei SKODA regen Anteil genommen haben dürfte, steht außer Frage. Eine eigens von ihm dort initi­ierte, höchst geheime „Denk­fabrik“ exis­tierte jedoch nicht.

Zurück zu den Tre­soren im Unter­grund: Mehrere Äuße­rungen Groth­manns lassen darauf schließen, dass noch lange nach dem Krieg – wahr­scheinlich bis in unsere Tage – einige dieser Anlagen einer stän­digen Kon­trolle unter­zogen wurden. Es gibt sie also tat­sächlich – die WÄCHTER!

Wenn  es, wie ein­gangs erwähnt, zum Kriegsende tat­sächlich gelungen ist, Pro­duk­ti­ons­an­lagen und Ent­wick­lungs­büros dau­erhaft vor den Sie­ger­mächten zu ver­bergen, dann könnten die dort ver­wahrten wis­sen­schaft­lichen Doku­men­ta­tionen und Bau­pläne später mit Hilfe der WÄCHTER an die DRITTE MACHT aus­ge­händigt worden sein und mit zu deren Ent­wick­lungs­vor­sprung in den fol­genden Jahr­zehnten bei­getragen haben. Mehr zu diesem The­men­komplex und dem Zusam­menhang mit der Absetz­be­wegung, dem UFO-Phä­nomen sowie der Rolle, die das irdische Haupt­quartier der DRITTEN MACHT am Pico Tamacuari dabei gespielt hat, ist in meinem Buch „Die Rückkehr der Dritten Macht – Was die US-Geheim­dienste ver­schweigen“ nach­zu­lesen.(25)

Aus­ge­schlossen scheint dagegen im Deutschland der Nach­kriegszeit die im geheimen statt­ge­fundene Bergung von ganzen Pro­duk­tions- und Ver­suchs­an­lagen, von Pro­to­typen der deut­schen „Wun­der­waffen“ oder gar die des SS-Atom­re­aktors zu sein. All das blieb ver­siegelt im Unter­grund – bis heute. Eine Bestä­tigung ihres Vor­han­den­seins wäre Anlass für eine umfas­sende Geschichts­re­vision, die nicht bei den Lügen der Alli­ierten zum Stand der deut­schen Hoch­tech­no­lo­gie­for­schung halt machen würde. Es wäre nur der Auftakt, um auch andere „Sieger-Legenden“ zu hin­ter­fragen. In letzter Kon­se­quenz könnte dieser Prozess damit enden, dass die Deut­schen ihre nach 1945 aner­zo­genen Min­der­wer­tig­keits­kom­plexe ablegen und der „deutsche Dämon“ wieder Thors Hammer zu schwingen beginnt.

Die Orte, an denen sich eine Suche lohnt, sind hiermit genannt. Nicht unter­schätzt werden sollten, das sei noch einmal aus­drücklich erwähnt, die Risiken, welche von den radio­ak­tiven „Alt­lasten“ sowie den zur Sicherung instal­lierten Gift­gas­fallen ausgehen.

Was fehlt, sind Spon­soren, die beträcht­liche(!) Mittel für die Nach­for­schungen bereit­stellen. Zum einen für juris­tische Aus­ein­an­der­set­zungen, um über­haupt Bohr- und Gra­bungs­ge­neh­mi­gungen zu erhalten, für wei­ter­füh­rende Archiv­re­cherchen im In- und Ausland und nicht zuletzt für das Equipment, mit dem die mate­ri­ellen Beweise für das den dama­ligen Kennt­nis­stand der Alli­ierten weit über­stei­gende Wissen der Deut­schen ans Tages­licht befördert werden können. Von daher ist dieser Beitrag auch als ein Aufruf zu ver­stehen! Poten­zielle Geld­geber können über den Amadeus-Verlag direkten Kontakt auf­nehmen. Der „Schatz­meister“ unserer For­schungs­gruppe wird dann die Ver­bindung zu den für die ein­zelnen Standorte ver­ant­wort­lichen Kol­legen herstellen.

PS: Finan­zielle Unter­stützung wird auch für die „Auf­klärung“ des unter­ir­disch am Pico Tamacuari ange­legten ehe­ma­ligen Haupt­quar­tiers der DRITTEN MACHT benötigt, sofern dieser Vorstoß ins Grenz­ge­birge zwi­schen Bra­silien und Vene­zuela über das bisher für Mitte 2022 geplante Drei-Mann-Unter­nehmen hin­aus­gehen soll. Der Einsatz eines Heli­ko­pters würde die Suche ungemein erleichtern, nicht nur, weil damit eine groß­flä­chige Obser­vierung des sich über 30 Kilo­meter erstre­ckenden, völlig unweg­samen Gebietes möglich wäre, sondern auch, weil die Ein­gänge oder besser gesagt die Ein­flug­schneisen für die Flug­scheiben der Dritten Macht sich nicht unmit­telbar in Bodennähe befunden haben müssen. Selbst­ver­ständlich könnte ein groß­zü­giger För­derer unseres Vor­habens sich dann auch als Expe­di­ti­ons­teil­nehmer bewähren.

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Quellen:

  1. Aus­sagen Werner Grothmanns
  2. Wiki­pedia: Kohnstein
  3. IfZ München, Ms. 321/1–4
  4. Wit­kowski, Igor: Die Wahrheit über die Wun­der­waffe – Teil 2, Immenstadt 2009
  5. Wit­kowski, Igor: Die Wahrheit über die Wun­der­waffe – Teil 3, Immenstadt 2011
  6. Garba, Dariusz: Riese – Das Rätsel um Hitlers Haupt­quartier in Niederschlesien,

Zella-Mehlis 2000

  1. Wichert, Hans Walter: Deck­na­men­ver­zeichnis deut­scher unter­ir­di­scher Bauten

des 2. Welt­krieges, 1999

  1. Wit­kowski, Igor: The Truth about the Wun­der­waffe, Farn­bo­rough 2003
  2. Nagel, Günther: Himmlers Waf­fen­for­scher, Aachen 2011
  3. Wiki­pedia: SS-Trup­pen­übungs­platz Böhmen
  4. visitvltava.cz/de/wasseranlage-stechovice/28/
  5. Karlsch, Rainer: Hitlers Bombe, München 2005
  6. Schmitz­berger, Markus: Was die US-Army in der Alpen­festung wirklich suchte,

Rot­tenburg 2006

  1. Wiki­pedia: KZ Ebensee
  2. Wiki­pedia: B8 Bergkristall
  3. Süd­deutsche Online: Pro­be­boh­rungen in eine radio­aktive Ver­gan­genheit, 20.12.2013
  4. derstandard.at: Schatten der Ver­gan­genheit kommen ans Tages­licht, 07.02.2014
  5. krone.at: Experten bohren nach Hitlers Geheim­stollen, 08.02.2014
  6. derstandard.at: NS-Stollen: Licht auf die dunkle Seite des Berg­kris­talls, 17.10.2014
  7. zdf.de/nachrichten/heute/unterirdische-ss-anlage-in-oesterreich-100.html,

siehe auch die ZDF-Doku­men­tation „Die geheimste Unterwelt der SS“ vom 08.09.2019

  1. diepresse.com: His­to­riker: „For­schung, nicht Sen­sa­tionen“, 01.02.2014
  2. Cook, Nick: The Hunt for Zero Point, London 2001
  3. Agoston, Tom: Teufel oder Tech­nokrat, Berlin 1993
  4. english.radio.cz/czech-episode-nazi-rocket-science-uncovered-historian-8256618
  5. Sternhoff, Gilbert: Die Rückkehr der Dritten Macht – Was die US-Geheim­dienste verschweigen,

Amadeus-Verlag 2021