screenshot youtube

Erinnern Sie sich an Agent Orange? Pes­tizide als Ent­lau­bungs­mittel im bra­si­lia­ni­schen Ama­zonas-Gebiet (+Videos)

Ent­setzen im bra­si­lia­ni­schen Ama­zonas, denn hier haben Bra­si­lia­nische Vieh­züchter und Land­räuber Che­mi­kalien aus Heli­ko­ptern ver­sprüht, um den Regenwald zu ent­lauben, damit er leichter gerodet werden kann.  Es erinnert an das che­mische Ent­lau­bungs­mittel Agent Orange, Wälder ent­lauben, um die Ver­stecke des Gegners auf­zu­decken. Ope­ration „Ranch Hand“ – zu Deutsch „Ern­te­helfer“. Ein harmlos klin­gender Name für eine Ope­ration, die letztlich für mensch­liches Leid, Krebs­er­kran­kungen und Miss­bil­dungen steht. Und 50 Jahre später dient das dioxin­haltige Ent­lau­bungs­mittel „Agent Orange“, welches aus Flug­zeugen gesprüht wird, wieder als „Ern­te­helfer“. Noch heute leiden Mil­lionen Viet­na­mesen unter den Folgen des Her­bizid-Ein­satzes Agent Orange während des Viet­nam­kriegs. Und während sie immer noch auf Ent­schä­digung warten, geneh­migte 2014 die ame­ri­ka­nische staat­liche Behörde EPA das wohl bekann­teste Gift der Welt: ein töd­liches ‚Agent Orange‘-Gift-Duo. Es handelt sich hierbei um eine Kom­bi­nation der Zusam­men­set­zungen von Mons­antos Roundup und Dows “Agent Orange”  2,4‑D. Mitt­ler­weile kaufte Bayer Monsanto für 66 Mil­li­arden Dollar und Dow Che­mical, welches durch das Ent­lau­bungs­mittel Agent Orange bekannt wurde, fusio­nierte mit DuPont, bekannt durch die  Atom­bombe. Das 2,4D-Herbizid zum Bei­spiel ist in der Lage, große Bäume zu töten. Ein toter Wald ist leichter zu ent­fernen als ein lebender und mit ihm die Waldbewohner. 

Die Abholzung des bra­si­lia­ni­schen Ama­zonas-Gebiets nimmt zu

Bra­silien ist bekannt für den Ama­zonas-Regenwald, seine Arten­vielfalt, den Samba-Tanz und die Sonne. Weniger bekannt ist jedoch, dass Bra­silien auch der weltweit größte Ver­braucher von Pes­ti­ziden ist. Die Regierung von Bol­sonaro geneh­migte in Bra­silien neue Pes­tizide, viele davon hoch toxisch und in der EU bereits vor 20 Jahren auf­grund wis­sen­schaft­licher Belege über ihre schäd­lichen Aus­wir­kungen auf Mensch und Natur ver­boten. Es geht um viel Geld, auch für die Megaagro­che­mie­kon­zerne Bayer, Syn­genta, Dow­DuPont und Basf.

Etwa 2.300 Pes­tizide kommen in Bra­silien zum Einsatz, mit schlimmen Folgen für den Regenwald und deren Bewohner.

 Die Macht der Agrar­kon­zerne nimmt dra­ma­tische Formen an. Der Schweizer Che­mie­gigant Syn­genta wurde vom Che­mie­gi­ganten Chem­China für 43 Mrd. $ über­nommen. Bayer kaufte Monsanto für 66 Mil­li­arden Dollar und nachdem der Che­mie­gigant Dupont  mit Dow Chemical fusio­niert hat, ent­stand ein rie­siger Welt­markt­führer mit einem Bör­senwert von 130 Mil­li­arden Dollar. Bis Dato war der Che­mie­gigant BASF der weltweit größte Che­mie­konzern. Diese Che­mie­gi­ganten sind auch gleich­zeitig die welt­weit­größten  Agrar­multis und ver­seuchen nicht nur mit Pes­tizide die Umwelt, sondern ihnen gehört das gen­tech­nisch ver­än­derte Saatgut.

Das töd­liche Gift kommt aus der Luft

das Ver­sprühen von Pes­ti­ziden aus der Luft

Bra­si­lia­nische Vieh­züchter und Land­räuber haben Agent Orange Kom­po­nente 2 4‑D aus Heli­ko­ptern ver­sprüht, um den Regenwald zu entlauben.

Wie neue Recherchen von der NGO Mon­gabay zeigen, werden Flächen im bra­si­lia­ni­schen Ama­zonas ent­laubt und das mit einer Agent Orange Kom­po­nente 2 4‑D.

 Krieg im Ama­zonas, um Platz für eine groß­flä­chige Land­wirt­schaft zu schaffen, auch für Europa!

IBAMA, the Bra­zilian envi­ron­mental agency

Um die bra­si­lia­nische Umwelt­be­hörde IBAMA zu umgehen, werden seit Jahren Pes­tizide aus Flug­zeugen und sogar Hub­schraubern abge­worfen, um abge­legene und schwer zugäng­liche Gebiete des Ama­zonas-Regen­waldes zu roden. Diese Praxis, die seit 2018 immer häu­figer ange­wandt wird, dauert länger als die Kahl­schlag­ab­holzung (die Ent­fernung der gesamten vor­han­denen Vege­tation mit schweren Maschinen). Ande­rer­seits kann der Einsatz von Pes­ti­ziden nicht in Echtzeit mit Satel­li­ten­bildern erfasst werden.

Nach Angaben von IBAMA wirken einige Pes­tizide als Entlaubungsmittel

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Aus­bringung dieser Che­mi­kalien über den ein­hei­mi­schen Wald ist die erste Stufe der Ent­waldung, die zum Absterben der Blätter und eines großen Teils der Bäume führt. Das Material wird ver­brannt und die über­le­benden Bäume werden mit Ket­ten­sägen und Trak­toren entfernt.

In einem nächsten Schritt werfen die Täter per Flugzeug Gras­samen ab.

„Das ist das große Druck­mittel für Landraub. Damit ille­gales Land als ‚Farm in For­mation‘ ver­kauft werden kann, muss der Boden mit Gras bewachsen sein“, so der Agent weiter.

Obwohl die vom Men­schen ver­ur­sachte Wald­zer­störung einige Jahre dauert, ist dieser Prozess für Kri­mi­nelle von Vorteil, da die Wahr­schein­lichkeit, erwischt zu werden, sehr gering ist. Wir können den Schaden erst erkennen, wenn die Rodung bereits voll­zogen ist“, so ein IBAMA-Beamter, der mit Mon­gabay unter der Bedingung der Anony­mität sprach.

„Ein toter Wald ist leichter zu besei­tigen als ein leben­diger. Bestimmte (nicht alle) Pes­tizide lassen prak­tisch nur große Bäume stehen.“

In einem IBAMA-Video, das Mon­gabay zuge­sandt wurde, zeigen zwei Inspek­toren ein länd­liches Grund­stück, auf dem sie bei einem Überflug eine Fläche von etwa zwei Hektar mit tro­ckener, bräun­licher Vege­tation ent­deckten. Bei der Landung fanden sie Dut­zende von leeren Gal­lonen des Her­bizids Pla­nador XT, das auf Geheiß des Eigen­tümers per Hub­schrauber in das Gebiet gekippt worden war.

„Obwohl dieses Produkt für die Aus­bringung durch land­wirt­schaft­liche Flug­zeuge zuge­lassen ist, ist seine Ver­wendung in ein­hei­mi­schen Wäldern ver­boten“, erklärt einer der IBAMA-Beamten in dem Video. „Außerdem wurden die [auf den Boden gewor­fenen] Behälter nicht ord­nungs­gemäß gereinigt oder ent­sorgt, und der Regen könnte die Rück­stände weiter trans­por­tieren. Auf dem Gelände lebenden Erwachsene, Kinder [der Land­ar­beiter] und Tiere. Alle sind in ihrer Gesundheit gefährdet.“

Es erinnert an Agent Orange

Dow Che­mical und Monsanto stellten gemeinsam das dioxin­haltige Ent­lau­bungs­mittel Agent Orange her, durch dessen Einsatz Mil­lionen Viet­na­mesen und auch ame­ri­ka­nische Sol­daten gesund­heitlich geschädigt wurden. Bis heute kommt es zu einem ver­mehrten Auf­treten von Schwan­ger­schafts­schäden und Fehl­bil­dungen unter der betrof­fenen Bevölkerung.

Agent Orange Vietnam

Die Blätter fielen von den Bäumen ab, und es gab eine unge­wöhnlich starke Zunahme bei den Krankheiten. 

Über 70 Mil­lionen Liter Her­bizide ver­sprühte die US-Luft­waffe, dar­unter allein 45 Mil­lionen Liter „Agent Orange“ mit meh­reren hundert Kilo­gramm Dioxin, die ein Siebtel der Gesamt­fläche Vietnams lang­fristig kontaminierten.

Als 2014 bekannt wurde, dass Agent Orange auf die Felder zurück­kehren würde, gab es hef­tigen Protest. Doch das hielt die EPA nicht davon ab, das töd­liche ‚Agent Orange‘-Giftduo  eine Geneh­migung zu erteilen. Das Her­bizid war für Gen-Soja von Dow gedacht, das den mas­siven Mengen des neuen „töd­lichen Duos“ wider­steht. Laut Dow und Monsanto  biete das neue System eine Lösung für das immer größer wer­dende Unkrautproblem.

Ver­mehrt ver­zweifeln Land­wirte an den gen­ma­ni­pu­lierten Gly­phosat-resis­tenten Acker­pflanzen, die ihnen über die letzten 30 Jahre von Biotech-Giganten wie Monsanto förmlich auf­ge­drängt worden waren.  Gly­phosat-resis­tente Unkräuter stellen die größte Bedrohung für land­wirt­schaft­liche Groß­kul­turen dar.

Laut EPA im Januar 2021: „2,4‑D ist ein weit ver­brei­tetes Her­bizid, das breit­blättrige Unkräuter bekämpft. Es wird in vielen Bereichen ein­ge­setzt, dar­unter Rasen­flächen, Was­ser­flächen, forst­wirt­schaft­liche Flächen und bei einer Vielzahl von Feld‑, Obst- und Gemü­se­kul­turen. Es kann auch ver­wendet werden, um das Wachstum von Zitrus­pflanzen zu regu­lieren, so die ame­ri­ka­nische Umwelt­be­hörde EPA im Januar 2021. Laut EPA können 2,4‑D-Produkte  sicher ver­wendet werden, wenn die Anwei­sungen auf dem Etikett befolgt werden.

Gly­phosat, Car­bo­sulfan und 2,4‑D

Gly­phosat, Car­bo­sulfan (das bei der Besprühung aus der Luft ver­boten ist) und 2,4‑D (ein Bestandteil von Agent Orange, das im Viet­nam­krieg massiv ein­ge­setzt wurde und in dem Land immer noch zu Fällen von Geburts­schäden führt) waren einige der Pes­tizide, die die Umwelt­be­hörde bei Rodungen im „Arc of Defo­re­station“ (dem legalen Ama­zo­nas­gebiet, in dem die land­wirt­schaft­liche Grenze auf den Wald zustrebt) gefunden hat, so eine Unter­su­chung von Repórter Brasil und Agência Pública.

„Die Zer­störung des Waldes durch Pes­tizide ist ein schwerer Angriff auf die Umwelt. Das Her­bizid 2,4D bei­spiels­weise kann große Bäume abtöten, und das Insek­tizid Car­bo­sulfan ist hoch­giftig. Tiere fressen die ver­gif­teten Blätter und Früchte des Waldes [während die Vege­tation abstirbt]. Und es ist sehr gefährlich für jeden, der sich in der Nähe aufhält, wenn Pes­tizide ver­sprüht werden“, sagte Eduardo Malta, Biologe bei der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sation Instituto Socio­am­bi­ental (ISA), in einem Interview.

Welche Folgen hat der Pes­ti­zid­einsatz für die Menschen?

Die Belastung durch Pes­tizide wird mit Unfrucht­barkeit, Geburts­schäden und sogar mit Krebs in Ver­bindung gebracht.

385 Mil­lionen Men­schen erkranken laut Pes­ti­zid­atlas jährlich weltweit an Ver­gif­tungen, weil sie bei der Arbeit, durch Nahrung oder das Trink­wasser mit Pes­ti­ziden in Kontakt kommen – Tendenz steigend. Besonders betroffen sind wegen der weniger strengen Regu­larien Men­schen im glo­balen Süden. Sie ver­fügen zudem über weniger Schutz­kleidung und werden oftmals nur schlecht auf­ge­klärt. Emp­feh­lungen der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sation (WHO) und der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­station (FAO) zum bes­seren Schutz vor Pes­ti­ziden und dem Einsatz von öko­lo­gi­schen Alter­na­tiven wurden bisher kaum umgesetzt.

Auf 50 Seiten skiz­zieren Experten das Mil­li­ar­den­ge­schäft mit Pes­ti­ziden, die Folgen und Kon­se­quenzen. „Der Atlas gibt Daten, Infor­ma­tionen und fokus­siert bestimmte Bereiche. Was sind das eigentlich für Stoffe? Wo gibt es Pro­bleme? Was bewirken Pes­tizide beim Klein­bauern im glo­balen Süden? Wie gefährdet sind Men­schen in unter­schied­lichen Erd­teilen? Pes­tizide begegnen uns überall, selbst wenn wir nicht am Ackerrand wohnen „Pes­ti­zid­atlas 2022 – Daten und Fakten über Gifte in der Land­wirt­schaft“, her­aus­ge­geben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutschland (BUND) und dem Pes­tizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany). Zum Pes­ti­zid­atlas-2022_Web

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Too Big to Fail –  zu deutsch: zu groß, um unterzugehen.

Welche Aus­wir­kungen es hat, wenn Kon­zerne an die Macht kommen, wird an Bra­silien deutlich: Die Regierung von Bol­sonaro geneh­migte in Bra­silien über 800 neue Pes­tizide, viele davon hoch toxisch. Sogar Pes­tizide mit dem umstrit­tenen Gly­phosat wurden genehmigt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org