Entsetzen im brasilianischen Amazonas, denn hier haben Brasilianische Viehzüchter und Landräuber Chemikalien aus Helikoptern versprüht, um den Regenwald zu entlauben, damit er leichter gerodet werden kann. Es erinnert an das chemische Entlaubungsmittel Agent Orange, Wälder entlauben, um die Verstecke des Gegners aufzudecken. Operation „Ranch Hand“ – zu Deutsch „Erntehelfer“. Ein harmlos klingender Name für eine Operation, die letztlich für menschliches Leid, Krebserkrankungen und Missbildungen steht. Und 50 Jahre später dient das dioxinhaltige Entlaubungsmittel „Agent Orange“, welches aus Flugzeugen gesprüht wird, wieder als „Erntehelfer“. Noch heute leiden Millionen Vietnamesen unter den Folgen des Herbizid-Einsatzes Agent Orange während des Vietnamkriegs. Und während sie immer noch auf Entschädigung warten, genehmigte 2014 die amerikanische staatliche Behörde EPA das wohl bekannteste Gift der Welt: ein tödliches ‚Agent Orange‘-Gift-Duo. Es handelt sich hierbei um eine Kombination der Zusammensetzungen von Monsantos Roundup und Dows “Agent Orange” 2,4‑D. Mittlerweile kaufte Bayer Monsanto für 66 Milliarden Dollar und Dow Chemical, welches durch das Entlaubungsmittel Agent Orange bekannt wurde, fusionierte mit DuPont, bekannt durch die Atombombe. Das 2,4D-Herbizid zum Beispiel ist in der Lage, große Bäume zu töten. Ein toter Wald ist leichter zu entfernen als ein lebender und mit ihm die Waldbewohner.
Die Abholzung des brasilianischen Amazonas-Gebiets nimmt zu
Brasilien ist bekannt für den Amazonas-Regenwald, seine Artenvielfalt, den Samba-Tanz und die Sonne. Weniger bekannt ist jedoch, dass Brasilien auch der weltweit größte Verbraucher von Pestiziden ist. Die Regierung von Bolsonaro genehmigte in Brasilien neue Pestizide, viele davon hoch toxisch und in der EU bereits vor 20 Jahren aufgrund wissenschaftlicher Belege über ihre schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Natur verboten. Es geht um viel Geld, auch für die Megaagrochemiekonzerne Bayer, Syngenta, DowDuPont und Basf.
Etwa 2.300 Pestizide kommen in Brasilien zum Einsatz, mit schlimmen Folgen für den Regenwald und deren Bewohner.
Die Macht der Agrarkonzerne nimmt dramatische Formen an. Der Schweizer Chemiegigant Syngenta wurde vom Chemiegiganten ChemChina für 43 Mrd. $ übernommen. Bayer kaufte Monsanto für 66 Milliarden Dollar und nachdem der Chemiegigant Dupont mit Dow Chemical fusioniert hat, entstand ein riesiger Weltmarktführer mit einem Börsenwert von 130 Milliarden Dollar. Bis Dato war der Chemiegigant BASF der weltweit größte Chemiekonzern. Diese Chemiegiganten sind auch gleichzeitig die weltweitgrößten Agrarmultis und verseuchen nicht nur mit Pestizide die Umwelt, sondern ihnen gehört das gentechnisch veränderte Saatgut.
Das tödliche Gift kommt aus der Luft
Brasilianische Viehzüchter und Landräuber haben Agent Orange Komponente 2 4‑D aus Helikoptern versprüht, um den Regenwald zu entlauben.
Wie neue Recherchen von der NGO Mongabay zeigen, werden Flächen im brasilianischen Amazonas entlaubt und das mit einer Agent Orange Komponente 2 4‑D.
Krieg im Amazonas, um Platz für eine großflächige Landwirtschaft zu schaffen, auch für Europa!
Um die brasilianische Umweltbehörde IBAMA zu umgehen, werden seit Jahren Pestizide aus Flugzeugen und sogar Hubschraubern abgeworfen, um abgelegene und schwer zugängliche Gebiete des Amazonas-Regenwaldes zu roden. Diese Praxis, die seit 2018 immer häufiger angewandt wird, dauert länger als die Kahlschlagabholzung (die Entfernung der gesamten vorhandenen Vegetation mit schweren Maschinen). Andererseits kann der Einsatz von Pestiziden nicht in Echtzeit mit Satellitenbildern erfasst werden.
Nach Angaben von IBAMA wirken einige Pestizide als Entlaubungsmittel
Die Ausbringung dieser Chemikalien über den einheimischen Wald ist die erste Stufe der Entwaldung, die zum Absterben der Blätter und eines großen Teils der Bäume führt. Das Material wird verbrannt und die überlebenden Bäume werden mit Kettensägen und Traktoren entfernt.
In einem nächsten Schritt werfen die Täter per Flugzeug Grassamen ab.
„Das ist das große Druckmittel für Landraub. Damit illegales Land als ‚Farm in Formation‘ verkauft werden kann, muss der Boden mit Gras bewachsen sein“, so der Agent weiter.
Obwohl die vom Menschen verursachte Waldzerstörung einige Jahre dauert, ist dieser Prozess für Kriminelle von Vorteil, da die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, sehr gering ist. Wir können den Schaden erst erkennen, wenn die Rodung bereits vollzogen ist“, so ein IBAMA-Beamter, der mit Mongabay unter der Bedingung der Anonymität sprach.
„Ein toter Wald ist leichter zu beseitigen als ein lebendiger. Bestimmte (nicht alle) Pestizide lassen praktisch nur große Bäume stehen.“
In einem IBAMA-Video, das Mongabay zugesandt wurde, zeigen zwei Inspektoren ein ländliches Grundstück, auf dem sie bei einem Überflug eine Fläche von etwa zwei Hektar mit trockener, bräunlicher Vegetation entdeckten. Bei der Landung fanden sie Dutzende von leeren Gallonen des Herbizids Planador XT, das auf Geheiß des Eigentümers per Hubschrauber in das Gebiet gekippt worden war.
„Obwohl dieses Produkt für die Ausbringung durch landwirtschaftliche Flugzeuge zugelassen ist, ist seine Verwendung in einheimischen Wäldern verboten“, erklärt einer der IBAMA-Beamten in dem Video. „Außerdem wurden die [auf den Boden geworfenen] Behälter nicht ordnungsgemäß gereinigt oder entsorgt, und der Regen könnte die Rückstände weiter transportieren. Auf dem Gelände lebenden Erwachsene, Kinder [der Landarbeiter] und Tiere. Alle sind in ihrer Gesundheit gefährdet.“
Es erinnert an Agent Orange
Dow Chemical und Monsanto stellten gemeinsam das dioxinhaltige Entlaubungsmittel Agent Orange her, durch dessen Einsatz Millionen Vietnamesen und auch amerikanische Soldaten gesundheitlich geschädigt wurden. Bis heute kommt es zu einem vermehrten Auftreten von Schwangerschaftsschäden und Fehlbildungen unter der betroffenen Bevölkerung.
Die Blätter fielen von den Bäumen ab, und es gab eine ungewöhnlich starke Zunahme bei den Krankheiten.
Über 70 Millionen Liter Herbizide versprühte die US-Luftwaffe, darunter allein 45 Millionen Liter „Agent Orange“ mit mehreren hundert Kilogramm Dioxin, die ein Siebtel der Gesamtfläche Vietnams langfristig kontaminierten.
Als 2014 bekannt wurde, dass Agent Orange auf die Felder zurückkehren würde, gab es heftigen Protest. Doch das hielt die EPA nicht davon ab, das tödliche ‚Agent Orange‘-Giftduo eine Genehmigung zu erteilen. Das Herbizid war für Gen-Soja von Dow gedacht, das den massiven Mengen des neuen „tödlichen Duos“ widersteht. Laut Dow und Monsanto biete das neue System eine Lösung für das immer größer werdende Unkrautproblem.
Vermehrt verzweifeln Landwirte an den genmanipulierten Glyphosat-resistenten Ackerpflanzen, die ihnen über die letzten 30 Jahre von Biotech-Giganten wie Monsanto förmlich aufgedrängt worden waren. Glyphosat-resistente Unkräuter stellen die größte Bedrohung für landwirtschaftliche Großkulturen dar.
Laut EPA im Januar 2021: „2,4‑D ist ein weit verbreitetes Herbizid, das breitblättrige Unkräuter bekämpft. Es wird in vielen Bereichen eingesetzt, darunter Rasenflächen, Wasserflächen, forstwirtschaftliche Flächen und bei einer Vielzahl von Feld‑, Obst- und Gemüsekulturen. Es kann auch verwendet werden, um das Wachstum von Zitruspflanzen zu regulieren, so die amerikanische Umweltbehörde EPA im Januar 2021. Laut EPA können 2,4‑D-Produkte sicher verwendet werden, wenn die Anweisungen auf dem Etikett befolgt werden.
Glyphosat, Carbosulfan und 2,4‑D
Glyphosat, Carbosulfan (das bei der Besprühung aus der Luft verboten ist) und 2,4‑D (ein Bestandteil von Agent Orange, das im Vietnamkrieg massiv eingesetzt wurde und in dem Land immer noch zu Fällen von Geburtsschäden führt) waren einige der Pestizide, die die Umweltbehörde bei Rodungen im „Arc of Deforestation“ (dem legalen Amazonasgebiet, in dem die landwirtschaftliche Grenze auf den Wald zustrebt) gefunden hat, so eine Untersuchung von Repórter Brasil und Agência Pública.
„Die Zerstörung des Waldes durch Pestizide ist ein schwerer Angriff auf die Umwelt. Das Herbizid 2,4D beispielsweise kann große Bäume abtöten, und das Insektizid Carbosulfan ist hochgiftig. Tiere fressen die vergifteten Blätter und Früchte des Waldes [während die Vegetation abstirbt]. Und es ist sehr gefährlich für jeden, der sich in der Nähe aufhält, wenn Pestizide versprüht werden“, sagte Eduardo Malta, Biologe bei der Nichtregierungsorganisation Instituto Socioambiental (ISA), in einem Interview.
Welche Folgen hat der Pestizideinsatz für die Menschen?
Die Belastung durch Pestizide wird mit Unfruchtbarkeit, Geburtsschäden und sogar mit Krebs in Verbindung gebracht.
385 Millionen Menschen erkranken laut Pestizidatlas jährlich weltweit an Vergiftungen, weil sie bei der Arbeit, durch Nahrung oder das Trinkwasser mit Pestiziden in Kontakt kommen – Tendenz steigend. Besonders betroffen sind wegen der weniger strengen Regularien Menschen im globalen Süden. Sie verfügen zudem über weniger Schutzkleidung und werden oftmals nur schlecht aufgeklärt. Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Welternährungsorganistation (FAO) zum besseren Schutz vor Pestiziden und dem Einsatz von ökologischen Alternativen wurden bisher kaum umgesetzt.
Auf 50 Seiten skizzieren Experten das Milliardengeschäft mit Pestiziden, die Folgen und Konsequenzen. „Der Atlas gibt Daten, Informationen und fokussiert bestimmte Bereiche. Was sind das eigentlich für Stoffe? Wo gibt es Probleme? Was bewirken Pestizide beim Kleinbauern im globalen Süden? Wie gefährdet sind Menschen in unterschiedlichen Erdteilen? Pestizide begegnen uns überall, selbst wenn wir nicht am Ackerrand wohnen „Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten über Gifte in der Landwirtschaft“, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany). Zum Pestizidatlas-2022_Web
Too Big to Fail – zu deutsch: zu groß, um unterzugehen.
Welche Auswirkungen es hat, wenn Konzerne an die Macht kommen, wird an Brasilien deutlich: Die Regierung von Bolsonaro genehmigte in Brasilien über 800 neue Pestizide, viele davon hoch toxisch. Sogar Pestizide mit dem umstrittenen Glyphosat wurden genehmigt.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.