Das MI6-Gebäude in Vauxhall Cross, London, beherbergt das Hauptquartier des britischen Geheimdienstes (SIS, MI6), Wikimedia Commons, LAurie Neway, cc-by-sa-2.0

Ukraine: British Special Forces wissen nicht, dass man sie anhand ihrer Handys finden kann!? – Russen zer­stören Aus­bil­dungscamp, 35 Tote

Vete­ranen bri­ti­scher Spezial-Ein­heiten sind in die Ukraine gegangen, um junge Kämpfer gegen Russland aus­zu­bilden. Damit haben sie den Männern keinen guten Dienst erwiesen. Man fasst es kaum, aber diese „Besten der Besten“ und mit allen Spe­zi­al­kennt­nissen gewa­schenen bri­ti­schen Son­der­ein­satz­kom­mandos haben einfach mit ihren Handys in der Ukraine her­um­te­le­fo­niert, als gebe es keine Handy-Ortung und der rus­sische Geheim­dienst würde mitten in der „mili­tä­ri­schen Spe­zi­al­ope­ration“ Putins schnarchen. Die  Trai­nings­teil­nehmer bezahlten diese Schlam­perei mit dem Leben.

Das Aus­bil­dungs­lager bei Jaworiw in der Ukraine, nahe der pol­ni­schen Genze, bekam besonders ver­sierte Aus­bilder. Dar­unter Männer des bri­ti­schen „Special Boat Service“ (SBS). Das ist die Maritime Spe­zi­al­einheit der Streit­kräfte des Ver­ei­nigten König­reiches. Ihr Motto lautet: „By Strength and Guile“ — Durch Stärke und List.

Der SBS ist spe­zia­li­siert auf Ein­sätze im und am Wasser, auf Lan­dungs­ope­ra­tionen und Ein­sätze auf Schiffen oder Bohr­inseln. Dazu gehören Gei­sel­be­frei­ungen ebenso wie der Schutz bri­ti­scher Schiffe und Hafen­an­lagen, oder die Sabotage geg­ne­ri­scher Einrichtungen.

Die Fähig­keiten der SBS-Sol­daten sind nicht auf das Tauchen und Schwimmen begrenzt. Sie werden ebenso im Fall­schirm­springen mit auto­ma­ti­schen Sprung­fall­schirmen und im MFF aus­ge­bildet sowie im Fas­troping aus Hub­schraubern. Als tri­phi­bische Ein­satz­kräfte können sie auch an Land uner­kannt Ein­sätze durch­führen. Dies ist Ein­satz­grundlage aller modernen Mari­ne­spe­zi­al­ein­heiten. Die Rolle des SBS als Waf­fen­taucher ist ver­gleichbar mit der der Kampf­schwimmer der Deut­schen Marine oder der der ame­ri­ka­ni­schen Navy Seals.“

Unter Wasser funk­tio­nieren Handys ja nicht so gut. Viel­leicht wussten die Herren nicht, dass das an Land anders ist. Da kann man sehr genau tri­an­gu­lieren, wo sich die Mobil­te­lefone in die Mobil­funk­türme ein­wählen, wenn man die Nummern kennt. Das ist aller­dings weithin bekannt und kommt in jedem zweiten Krimi im Fern­sehen vor. Dass der rus­sische Geheim­dienst nicht schläft, davon durfte man auch aus­gehen. Der FSB (Federalnaja Sluschba Beso­pas­nosti, Föde­raler Dienst für Sicherheit) hat 2003 die Spe­zi­al­einheit FAPSI (Federalnoje Agentstwo Pra­wi­telst­wennoi Swjasi i Infor­mazii, Föderale Agentur für Regie­rungs­fern­mel­de­wesen und Infor­mation) ein­ge­gliedert, die sich jetzt innerhalb des FSB um solche Auf­gaben kümmert.

Zu ihren Auf­gaben gehört die Spionage und Abwehr im fern­mel­de­tech­ni­schen und elek­tro­ni­schen Bereich. Sie sichert Fern­mel­de­verkehr von Armee und Regierung, Abhör­si­cherheit und Ver­schlüs­se­lungs­tech­niken, klärt aber auch auf, emp­fängt fremde Nach­richten und dechif­friert. Experten zufolge verfügt die Agentur über gute tech­nische Aus­stattung und ist so leis­tungs­fähig wie ent­spre­chende Dienste der USA.

Und so war eigentlich dem British Secret Service voll­kommen klar, dass der Kreml über eine Datenbank mit Mobil­te­le­fon­nummern von Geheim­dienst­leuten verfügt. Anstatt sich ukrai­nische Handys zu besorgen und zumindest via VPN (Virtual per­sonal Network) über Internet eine unver­dächtige Nummer anzu­rufen, trugen die starken und unge­heuer lis­tigen Ex-Special Forces ihre ein­ge­schal­teten Handys mit einer Nummer mit der bri­ti­schen Vorwahl +44 mit sich herum.

Der FBS konnte sich natürlich denken, dass die aus­län­di­schen Agenten und Kämpfer über die Grenzen in die Ukraine ein­si­ckern würden und hatten dort ihre Agenten posi­tio­niert. Eben­falls, wie die Daily Mail berichtet, auch in Groß­bri­tannien selbst: Dort haben rus­sische Spione im Umfeld der „sen­si­belsten Mili­tär­standorte in UK Mobil­funk­nummern aus­ge­späht und gesammelt, um sie in eine Datenbank ein­zu­geben, so dass Russland genau weiß, wer, wann wo mit seinem Handy her­um­läuft. Aus­ge­späht wurden die bri­ti­schen Spe­zi­al­kräfte der Haupt­quar­tiere des Special Boat Service (SBS) und des Special Air Service (SAS). GRU-Offi­ziere – Russ­lands Äqui­valent zum MI6 – ver­wenden dabei die neueste Scan-Tech­no­logie, um die Smart­phones und iPhones zu erkennen, die Sol­daten nor­ma­ler­weise ein­schalten, nachdem sie ihre Stütz­punkte ver­lassen haben. Sobald sich ein Mobil­te­lefon in ein Netzwerk ein­wählt (der soge­nannte „Hand­shake“) können die Geheim­dienst­leute der Russen es sehen und zuordnen.

Genau von diesen Nummern tauchten dann einige im Tele­fonnetz in der Ukraine auf, auf das sich die rus­si­schen Geheim­dienstler eben­falls Zugriff ver­schafft haben. Die Russen waren gründlich: Die SBS-Vete­ranen waren gar keine Ange­hö­rigen dieser Spe­zi­al­ein­heiten mehr und ihre Telefone privat, dennoch hatten die Russen sie „auf dem Schirm“.

In einer Mit­teilung an die bri­ti­schen Geheim­dienstler heißt es laut der Daily Mail:

„Wenn ein ein­ziges Telefon das Netz in der Ukraine erreicht, das nur einmal zuvor in der Nähe von Ham­worthy, Cre­denhill (und einer Reihe anderer Ein­rich­tungen) gesehen wurde, ist dies für Russland sofort sichtbar. Wenn zwei oder mehr auf­tauchen, ist das ein SOFOR­TIGES Rake­tenziel. Es spielt keine Rolle, ob dies ein Hilfs­lager ist, es wird den rus­si­schen Streit­kräften nicht so erscheinen. (Ham­worthy in Poole, Dorset, ist der Sitz der SBS, während sich die SAS in Cre­denhill, Her­e­ford­shire, befindet.) Die Form­lo­sigkeit dieses Ein­satzes bedeutet, dass die Betriebs­si­cherheit ‚aus dem Fenster‘ ist (bedeutet, es gibt keine Sicher­heits­struk­turen mehr, auf die sich die Ein­satz­kräfte ver­lassen können).“

Der rus­sische Luft­an­griff auf den Mili­tär­stütz­punkt bei Jaworiw am 13- März kostete 35 Men­schen das Leben. Kurz davor wurden  zirka ein Dutzend Tele­fon­nummern der Ex-Spezial-Kämpfer beim Ein­wählen ins Netz für die Russen sichtbar.

Laut der bri­ti­schen “Times” soll aus Sicher­heits­kreisen die Infor­mation gekommen sein, dass Söldner der „Wagner-Gruppe“ sich zu dem Zeit­punkt in der Region auf­ge­halten haben. Diese rus­sische Söld­ner­truppe ist berühmt-berüchtigt und agiert überall auf dem Globus im Interesse Russ­lands, am liebsten bei Bür­ger­kriegen, wobei sie die rus­sische Seite ver­treten und auch als knall­harte Kerle und Helden gesehen werden, wie auch die Frem­den­legion oder Akademi oder andere west­liche Söldner. Die bri­tische Times schreibt, dass die rus­sische Regierung diese „Gruppa Wagnera“ beauf­tragt habe, den ukrai­nische Prä­si­denten Wolo­dymyr Selenskij zu ermorden. Die „Gruppa Wagnera“ ist ein pri­vates Mili­tär­un­ter­nehmen was eigentlich nie im Ram­pen­licht steht, sondern ihre „Arbeit“ im Stillen erledigt. Im Syri­en­krieg soll die Gruppa Wagnera den Syri­schem Prä­si­denten Baschar al-Assad vor bri­ti­schen und ame­ri­ka­ni­schen Mord­an­schlägen beschützt haben.

Und hier wird es inter­essant. Die Gruppa Wagnera sind ein­deutig private Söldner, werden aber offenbar auch staatlich wie eine Eli­te­truppe eingesetzt.

So beschützten diese rus­si­schen Söldner zum Bei­spiel 2022 den Prä­si­denten der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Republik. Das Bild oben stammt vom 16. Februar 2022 (gemeinfrei). Das Enga­gieren pri­vater Söld­ner­truppen zählt aber nicht als staat­liches Enga­gement, selbst dann, wenn solche Söld­ner­truppen eigentlich ganz offen­sichtlich im Sinne und wahr­scheinlich auch auf Ver­an­lassung einer Regierung mili­tä­risch tätig werden. Die USA machen das bei­spiels­weise mit der Furma „Academi“, vormals Blackwater.

Das ist deshalb wichtig, weil die bri­tische Regierung aus­drücklich darauf besteht, dass keine „die­nenden bri­ti­schen Truppen“ in die Ukraine ent­sandt worden sind. Es geht hier offenbar darum, dass ein Ein­greifen von offi­ziell die­nenden bri­ti­schen Truppen in der Ukraine von Russland als ein Ein­tritt in Kriegs­hand­lungen gewertet werden könnte. Damit wäre Groß­bri­tannien Kriegspartei.

Das bri­tische Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium lehnte in dieser Sache bisher eine weitere Stel­lung­nahme ab.