„Moralisch falsch und dumm“ sei es gewesen, Ex-US-Präsident Donald Trump von Twitter auszuschließen, sagt Elon Musk. Sobald er den Deal mit Twitter abgeschlossen habe, will er Donald Trump auf Twitter zurückkehren lassen. Damit hat der Mann nicht unrecht. Die andauernde Häme und Hetze gegen den bei immerhin der Hälfte (und mehr) der amerikanischen Wählern beliebten Präsidenten — und sein Rauswurf bei Twitter sorgte nur für weiteren Zorn unter seinen zahlreichen Anhängern. Und es unterstützt die Behauptungen, dass der „Tiefe Staat“ einen Krieg gegen Donald Trump führe, der seinerseits ebenjenem „Tiefen Staat“ den Krieg erklärt hat. Ein Krieg, der nach Ansicht Trumps und seiner Wähler in einem massiven Wahlbetrug gipfelte – wofür durchaus auch einiges spricht.
So eine Hexenjagd gegen einen Mann, der immerhin den Wählerwillen der halben USA repräsentiert, ist enorm schädlich für alle. Es stiftet tiefen Unfrieden im Staat. Die einen fühlen sich verfolgt und ausgegrenzt und kämpfen verbissen um Anerkennung, andere halten Trump und seine Anhänger für geistig minderbemittelte Idioten, Nazis und Rassisten und abgrundtief böse, und jede Seite glaubt die Gruselgeschichten, die jeweils über die andere Seite erzählt werden. Jedenfalls steht Donald Trump als Märtyrer da, der eigentlich rauschend gewonnen hätte, alles zum Besseren gewandt hätte und durch Hinterlist und Heimtücke zu Fall gebracht wurde. Sogar viele Amerikaner, die Trump nicht gewählt haben, fanden die Verbannung von Twitter falsch.
Dementsprechend sind auch die Reaktionen auf Mr. Trumps mögliche Rückkehr auf Twitter. Elon Musk ist nun plötzlich der Held für die MAGA-Anhänger und ein böser Komplize des bösen Donald Trump auf der anderen Seite. Erst recht, weil Mr. Musk schon klar sagte, dass Twitter wieder für Mr. Trump im Wahlkampf 2024 zur Verfügung stehen wird. Elon Musk findet, die ganze Aufregung sei ziemlich überflüssig, denn es sei ja nicht so, dass Mr. Trump durch die Twitter-Kontensperre keine Möglichkeiten mehr hatte, sich Gehör zu verschaffen.
Der gibt sich siegessicher und meint, er wolle gar nicht zurück zu Twitter. Er habe seine eigene Plattform aufgebaut, „Truth Social“. Diese App ist sehr ähnlich aufgebaut wie Twittter, nur dass die Posts hier „Truth“ heißen und die Antworten darauf „ReTruth“ und gehört der 2021 gegründeten Trump Media Technology Group in Palm Beach. Geschäftsführer ist der ehemalige republikanische Politiker Devin Nunes. „Truth“ arbeitet mit der Video-Plattform „Rumble“, die sich gebildet hat, seit Youtube im Zensier-und-Lösch-Modus alles abwürgt, was den westlichen Regierungen nicht passt.
Anfangs spotteten die Medien über diesen „kläglichen“ Versuch und ätzten genüsslich über Systemfehler und „Bugs“. Doch mittlerweile funktioniert die Plattform innerhalb der USA recht gut und soll nach und nach global ausgeweitet werden. Jetzt schon sind es 2,4 Millionen Follower, Donald Trumps, die dort in „seiner“ Gruppe sind. Davon, dass das nur ein klitzekleiner, stümperhafter Versuch des Ex-Präsidenten ist, überhaupt noch wahrgenommen zu werden, kann wohl nicht mehr die Rede sein.
Sogar das Zapp-Medienmagazin, nun wahrlich kein Freund von Donald Trump, twitterte: „Das Trump-Netzwerk ‚Truth Social‘ ist nach einem miserablen Start plötzlich die meistgeladene App im Apple Store. Wir haben uns auf ‚Truth Social‘ umgesehen – damit ihr es nicht müsst.“
Klingt ein bisschen, wie die New York Times, die nach Wochen Berichterstattung über westliche Helden und rauschende Siege im Ukraine-Krieg gegen die russische Spezialoperation nun langsam das Narrativ der Realität angleichen muss. Neuerdings schreibt sie von russischen Geländegewinnen und dass die westlichen Waffen überhaupt keinen Vorteil bringen, weil die Ukrainer sie nicht bedienen können. Irgendwann muss man offenbar immer doch mal die eigene Kriegsberichterstattung nachjustieren, wenn sie nichts mehr mit der Realität zu tun hat.
Die Zapp-Redaktion mit ihrem Troll „Ron Roger“, der sich als „überzeugten Trump-Fan und Wahrheitssucher aus New Jersey“ ausgibt, schaut sich auf der Plattform um. Man bemängelt dies und das und dann:
„Und noch eine Sache stößt den Testern auf. Als Vorschläge für Seiten, denen sie folgen können, kämen vor allem Seiten aus dem rechtskonservativen Spektrum.“
Ach, wirklich, das stört die Gutmenschen, dass „Truth“ einen Hang zum Rechtskonservatismus hat? Dann merken sie mal, wie es Konservativen und nicht-Linken und nicht-Grünen geht, wenn sie sich auf den sozialen Medien bewegen. Oder auf Youtube. Da braucht nur irgendwo etwas über Gesundheit oder Covid gepostet zu sein, schon erscheint automatisch direkt unter dem Video der verlinkte Hinweis, man solle sich in Sachen Impfung bei der WHO schlau machen und darunter ein Angebot von Google, wo man noch mehr Mainstream-Quellen zu der Impfung findet. Sogar unter RKI-Beiträgen.
An betreutes Denken in den Mainstreammedien ist man ja schon gewöhnt. Auch daran, dass man nach Eingabe sehr spezifischer Suchwörter in den Browser von Google immer erst seitenlang die Links zu Mainstreamseiten mit erlaubten Meinungen präsentiert bekommt – sogar dann, wenn man die exakte Titelzeile eines Beitrages eingibt: Ist das ein „unerwünschter Inhalt“ oder eine „unerwünschte Seite“, kann es sein, dass sie gar nicht aufgeführt wird. Da hat „Ron Roger“ mal erlebt, wie man sich so fühlt als „Unwillkommener“ in der Mainstreamwelt.
Ex-Präsident Trump jedenfalls betont, nicht zu Twitter zurückkehren zu wollen. Wenn der nächste US-Wahlkampf aber 2024 in die heiße Phase eintritt, wird er sicher doch wieder twittern. Denn im Vatikan die Bewohner zum Katholizismus zu überzeugen, wird nicht viel bringen.