Fotomontage: Niki Vogt

Elon Musk, das Enfant Ter­rible der Eliten: Trump darf bei ihm wieder twittern

„Mora­lisch falsch und dumm“ sei es gewesen, Ex-US-Prä­sident Donald Trump von Twitter aus­zu­schließen, sagt Elon Musk. Sobald er den Deal mit Twitter abge­schlossen habe, will er Donald Trump auf Twitter zurück­kehren lassen. Damit hat der Mann nicht unrecht. Die andau­ernde Häme und Hetze gegen den bei immerhin der Hälfte (und mehr) der ame­ri­ka­ni­schen Wählern beliebten Prä­si­denten — und sein Rauswurf bei Twitter sorgte nur für wei­teren Zorn unter seinen zahl­reichen Anhängern. Und es unter­stützt die Behaup­tungen, dass der „Tiefe Staat“ einen Krieg gegen Donald Trump führe, der sei­ner­seits eben­jenem „Tiefen Staat“ den Krieg erklärt hat. Ein Krieg, der nach Ansicht Trumps und seiner Wähler in einem mas­siven Wahl­betrug gip­felte – wofür durchaus auch einiges spricht. 

So eine Hexenjagd gegen einen Mann, der immerhin den Wäh­ler­willen der halben USA reprä­sen­tiert, ist enorm schädlich für alle. Es stiftet tiefen Unfrieden im Staat. Die einen fühlen sich ver­folgt und aus­ge­grenzt und kämpfen ver­bissen um Aner­kennung, andere halten Trump und seine Anhänger für geistig min­der­be­mit­telte Idioten, Nazis und Ras­sisten und abgrundtief böse, und jede Seite glaubt die Gru­sel­ge­schichten, die jeweils über die andere Seite erzählt werden. Jeden­falls steht Donald Trump als Mär­tyrer da, der eigentlich rau­schend gewonnen hätte, alles zum Bes­seren gewandt hätte und durch Hin­terlist und Heim­tücke zu Fall gebracht wurde. Sogar viele Ame­ri­kaner, die Trump nicht gewählt haben, fanden die Ver­bannung von Twitter falsch.

Dem­entspre­chend sind auch die Reak­tionen auf Mr. Trumps mög­liche Rückkehr auf Twitter. Elon Musk ist nun plötzlich der Held für die MAGA-Anhänger und ein böser Kom­plize des bösen Donald Trump auf der anderen Seite. Erst recht, weil Mr. Musk schon klar sagte, dass Twitter wieder für Mr. Trump im Wahl­kampf 2024 zur Ver­fügung stehen wird. Elon Musk findet, die ganze Auf­regung sei ziemlich über­flüssig, denn es sei ja nicht so, dass Mr. Trump durch die Twitter-Kon­ten­sperre keine Mög­lich­keiten mehr hatte, sich Gehör zu verschaffen.

Der gibt sich sie­ges­sicher und meint, er wolle gar nicht zurück zu Twitter. Er habe seine eigene Plattform auf­gebaut, „Truth Social“. Diese App ist sehr ähnlich auf­gebaut wie Twittter, nur dass die Posts hier „Truth“ heißen und die Ant­worten darauf „ReTruth“ und gehört der 2021 gegrün­deten Trump Media Tech­nology Group in Palm Beach. Geschäfts­führer ist der ehe­malige repu­bli­ka­nische Poli­tiker Devin Nunes. „Truth“ arbeitet mit der Video-Plattform „Rumble“, die sich gebildet hat, seit Youtube im Zensier-und-Lösch-Modus alles abwürgt, was den west­lichen Regie­rungen nicht passt.

Anfangs spot­teten die Medien über diesen „kläg­lichen“ Versuch und ätzten genüsslich über Sys­tem­fehler und „Bugs“. Doch mitt­ler­weile funk­tio­niert die Plattform innerhalb der USA recht gut und soll nach und nach global aus­ge­weitet werden. Jetzt schon sind es 2,4 Mil­lionen Fol­lower, Donald Trumps, die dort in „seiner“ Gruppe sind. Davon, dass das nur ein klit­ze­kleiner, stüm­per­hafter Versuch des Ex-Prä­si­denten ist, über­haupt noch wahr­ge­nommen zu werden, kann wohl nicht mehr die Rede sein.

Sogar das Zapp-Medi­en­ma­gazin, nun wahrlich kein Freund von Donald Trump, twit­terte: „Das Trump-Netzwerk ‚Truth Social‘ ist nach einem mise­rablen Start plötzlich die meist­ge­ladene App im Apple Store. Wir haben uns auf ‚Truth Social‘ umge­sehen – damit ihr es nicht müsst.“

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Klingt ein bisschen, wie die New York Times, die nach Wochen Bericht­erstattung über west­liche Helden und rau­schende Siege im Ukraine-Krieg gegen die rus­sische Spe­zi­al­ope­ration nun langsam das Nar­rativ der Rea­lität angleichen muss. Neu­er­dings schreibt sie von rus­si­schen Gelän­de­ge­winnen und dass die west­lichen Waffen über­haupt keinen Vorteil bringen, weil die Ukrainer sie nicht bedienen können. Irgendwann muss man offenbar immer doch mal die eigene Kriegs­be­richt­erstattung nach­jus­tieren, wenn sie nichts mehr mit der Rea­lität zu tun hat.

Die Zapp-Redaktion mit ihrem Troll „Ron Roger“, der sich als „über­zeugten Trump-Fan und Wahr­heits­sucher aus New Jersey“ ausgibt, schaut sich auf der Plattform um. Man bemängelt dies und das und dann:

„Und noch eine Sache stößt den Testern auf. Als Vor­schläge für Seiten, denen sie folgen können, kämen vor allem Seiten aus dem rechts­kon­ser­va­tiven Spektrum.“

Ach, wirklich, das stört die Gut­men­schen, dass „Truth“ einen Hang zum Rechts­kon­ser­va­tismus hat? Dann merken sie mal, wie es Kon­ser­va­tiven und nicht-Linken und nicht-Grünen geht, wenn sie sich auf den sozialen Medien bewegen. Oder auf Youtube. Da braucht nur irgendwo etwas über Gesundheit oder Covid gepostet zu sein, schon erscheint auto­ma­tisch direkt unter dem Video der ver­linkte Hinweis, man solle sich in Sachen Impfung bei der WHO schlau machen und dar­unter ein Angebot von Google, wo man noch mehr Main­stream-Quellen zu der Impfung findet. Sogar unter RKI-Beiträgen.

An betreutes Denken in den Main­stream­m­edien ist man ja schon gewöhnt. Auch daran, dass man nach Eingabe sehr spe­zi­fi­scher Such­wörter in den Browser von Google immer erst sei­tenlang die Links zu Main­stream­seiten mit erlaubten Mei­nungen prä­sen­tiert bekommt – sogar dann, wenn man die exakte Titel­zeile eines Bei­trages eingibt: Ist das ein „uner­wünschter Inhalt“ oder eine „uner­wünschte Seite“, kann es sein, dass sie gar nicht auf­ge­führt wird. Da hat „Ron Roger“ mal erlebt, wie man sich so fühlt als „Unwill­kom­mener“ in der Mainstreamwelt.

Ex-Prä­sident Trump jeden­falls betont, nicht zu Twitter zurück­kehren zu wollen. Wenn der nächste US-Wahl­kampf aber 2024 in die heiße Phase ein­tritt, wird er sicher doch wieder twittern. Denn im Vatikan die Bewohner zum Katho­li­zismus zu über­zeugen, wird nicht viel bringen.