Die Bron­zezeit — Deutschland zur Blü­tezeit des II. atlan­ti­schen Reiches

Dem Reichtum der Aun­je­titzer Kultur an der mitt­leren und oberen Elbe ent­sprach der Reichtum der Lüne­burger und Stader Gruppe an der unteren Elbe. Diese Gruppen hatten sich aus Gruppen der Groß­stein­grä­berzeit, wahr­scheinlich unter Zuwan­derung ent­wi­ckelt. Das Südufer der Unterelbe hatte offenbar in dieser Zeit hohe stra­te­gische und ver­kehrs­tech­nische Bedeutung.

Hier befanden sich die letzten Aus­läufer festen Landes mit Ver­bindung ins Hin­terland und hier kreuzten sich deshalb die an der Küste von Süden nach Norden ver­lau­fenden Landwege mit dem wich­tigen Was­serweg der Elbe, der die wich­tigen Metall­ge­win­nungs­ge­biete an der mitt­leren und oberen Elbe mit dem übrigen atlan­ti­schen Reich verband. Die “Stader” stellten Schiffe für den Transport über und entlang der Elbe und Och­sen­ge­spanne für den Weg nach Süden über Land. Der Fund von vier Bron­ze­rädern, die einstmals zu Streit­wagen gehörten, zeigt, dass auch eine mili­tä­rische Basis vor­handen war, welche die Han­delswege schützte.

Die “Stader” dieser Zeit bestat­teten mit Vor­liebe in Stein­kis­ten­gräbern, die mit Erd­hügeln bedeckt wurden. Einige dieser Hügel­gräber finden sich noch heute am Rande der Geest in erhöhter Lage mit bestem Blick auf das Elbtal. Auch im Hin­terland wurden erhöhte Standorte in der wel­ligen Geest zur Anlage von Hügel­gräbern bevorzugt. Oft liegen sie hier in Nach­bar­schaft von Gross­stein­gräbern, für deren Anlage ähn­liche Lagen gewählt wurden. Ähn­liches gilt für die süd­östlich angren­zende Gruppe der “Lüne­burger”. In ihrer Glanzzeit reichte ihr Sied­lungs­gebiet von der Elbe bis zur Wil­des­hau­sener Geest.

Da beide Bereiche in der Blü­tezeit des atlan­ti­schen Reiches wichtige Rand­ge­biete waren, schlug sich seine weit­rei­chende Kultur in bedeu­tenden Funden nieder. Die Struktur des Landes, die sowohl tro­ckene Sand­böden wie auch Moore kennt, sorgte dar­über­hinaus für den zumindest teil­weisen Erhalt von ver­derb­lichen Mate­rialien wie Holz, Leder und Tex­tilien. So sind aus der Lüne­burger Gruppe Flü­gel­hauben aus Wolle oder Leder bekannt, die jeweils nur vom weib­lichen Ober­haupt der Familie getragen werden durften. Sie erinnern mit ihrem reich ver­zierten fez­ar­tigen Mit­tel­stück, an das seitlich eben­falls ver­zierte, bis zur Höhe des Kinns rei­chende Flügel angenäht wurden, an den Kopf­schmuck der Pha­raonen Ägyptens. Als Ober­be­kleidung trugen die Frauen steife aus Leder oder Filz gefer­tigte glo­cken­förmige Umhänge von pon­cho­ar­tigem Zuschnitt. Sie waren reich mit bron­zenem Zierat geschmückt.

Abb. 8 (Bild­archiv Jürgen Hepke)

Dazu wurde je nach Jah­reszeit ein län­gerer oder kür­zerer Rock getragen. Der kürzere Rock erlaubte es, ganze Sätze von Bein­schmuck vor­teilhaft zur Schau zu stellen. Auch gab es offenbar Trä­ger­röcke, die im Sommer bevorzugt getragen wurden. Ent­spre­chend der aus Kreta bekannten Sitte blieb dabei der Busen unbe­deckt. Ver­hei­ratete Frauen trugen zum Zusam­men­stecken von Umhän­ge­tü­chern große bis etwa 30 cm lange Nadeln mit einem rad­för­migen Schmuck auf einer Seite. Wei­terer Frau­en­schmuck bestand in gemus­tertem und gerippten Hals­kragen und soge­nannten “Hän­ge­scheiben”, die wohl als Deko­ration am Gürtel getragen wurden. Hals­kragen, Rad­nadeln und Hän­ge­scheiben bil­deten oft durch gleiche Anordnung der Spi­ral­ver­zie­rungen und der Punzen eine zusam­men­ge­hö­rende Schmuck­gar­nitur. (Abb. 9)

Die Män­ner­be­kleidung wurde eben­falls durch bronzene Nadeln zusam­men­ge­halten. Sie wiesen aber durchweg weniger Ver­zie­rungen auf. Daneben trugen die Männer rechts und links je einen bron­zenen Armring. Als Waffen trugen die Männer ent­weder Absatzbeil und Dolch, beides aus Bronze oder Bogen mit Pfeil­köcher und Dolch. Die Kom­bi­nation Beil mit Pfeil und Bogen fehlt. Ent­weder war man also Nah- oder Fern­kämpfer. Aus den unter­schiedlich reich aus­ge­stat­teten Gräbern lassen sich deutlich soziale Unter­schiede erkennen. Diese drücken sich nach wie vor auch in der Größe der Grab­anlage aus.

In der Spätzeit wurden wichtige Tote auch in “Toten­häusern” bestattet, die manchmal mit den Toten ver­brannt wurden. Über die Asche türmte man dann den Bestat­tungs­hügel. Meistens wurde nur ein Mensch unter einem Hügel bestattet. Es gibt aber auch Gräber von Mutter und Kind, Mann und Frau oder zwei Männern oder sogar von drei und vier Per­sonen unter einem Hügel. Manchmal waren diese gleich­zeitig, manchmal auch nach­ein­ander bestattet worden. Eine besondere Bestat­tungs­sitte ent­deckte man in der Lüne­burger Heide und in einem schmalen Streifen entlang der Unterelbe.

Abb. 9 (Bild­archiv Jürgen Hepke)

Hier wurden für ein­zelne weib­liche Per­sonen nach allen Seiten hin offene “Toten­häuser” errichtet. Sie bestanden aus sechs bis acht Pfosten an der Seite und waren über­dacht. Man brannte die Häuser während oder nach der Bei­setzung nieder und bedeckte sie mit einem Erd­hügel. In diesen Gräbern fand man nie den sonst üblichen Frau­en­schmuck, man nimmt deshalb an, dass es sich um unver­hei­ratete Frauen han­delte. Da bekannt ist, dass junge Frauen und Kinder bevorzugt bei Men­schen­opfern geopfert wurden, kann es sich bei diesen “Toten” um ursprünglich noch Lebende gehandelt haben, die bei Unwettern und Sturm­fluten dem Wetter- oder Flussgott als Opfer gebracht wurden, um ihn zu besänf­tigen. Auch die Bestattung von “gleich­zeitig Ver­stor­benen” in einem Grab kann als Opferung naher Ange­hö­riger ver­standen werden. Man spricht hier von der Sitte der “Toten­folge”. Bekanntlich wurde diese Sitte als so genannte “Wit­wen­ver­brennung” bis in unsere Zeit in Indien prak­ti­ziert und erst zur Zeit der eng­li­schen Herr­schaft verboten.

Auf Opfer­riten deuten auch die vielfach auf­ge­fun­denen “Ril­len­steine” hin. Bei ihnen wurde ein Stein, der meist unter einem Meter groß war, mit einer umlau­fenden mehrere Zen­ti­meter tiefen Rille ver­sehen, die wohl als Ablauf- oder Sam­mel­rinne gedacht war. Sie wurde oft als Blut­rinne bezeichnet. Hier wurden aber wohl nur Tier­opfer dar­ge­bracht. Irgend­welche Kno­chen­reste wurden im Bereich dieser Steine nicht gefunden. Erhöhte Phos­phat­werte im Boden deuten aber auf orga­nische Opfer­gaben hin. Im Bereich der Stader Gruppe fand man eine Reihe von Gräbern in denen vor­nehme Krieger bestattet worden waren. Auch daran erkennt man die besondere stra­te­gische Bedeutung dieses Raums. Die Gräber ent­hielten durchweg reiche Grab­bei­gaben. Als Beson­derheit sind reich ver­zierte Rasier­messer und die Reste eines Klapp­stuhls aus Holz und Leder, der mit reichem Bron­ze­zierat und Klap­per­blechen ver­sehen war.

Abb. 10 (Bild­archiv Jügen Hepke)

Ähn­liche Stühle fand man auch in Jütland und in Nord­west­meck­lenburg. Sie sind auch aus ägyp­ti­schen Pha­rao­nen­gräbern bekannt. Schwerter waren in dieser Gegend häufige Grab­bei­gaben. Die Men­schen wurden durchweg unver­brannt bestattet. Über dem Grab wurde ein Grab­hügel auf­ge­führt. Als beson­derer Fund aus dem Bereich dieser Gruppe gilt neben den bereits erwähnten Streit­wa­gen­rädern ein Bild­stein mit drei mensch­lichen Gestalten in eigen­ar­tiger Haltung. Einer der dar­ge­stellten Men­schen hat die Hände wie zum Gebet erhoben und dabei die Finger gespreizt. Der Mensch in der Mitte der Gruppe hält hoch erhoben einen Gegen­stand, der ein Beil mit einem langen Schaft oder ein soge­nannter “Stab­dolch” also ein kul­ti­sches Gerät sein kann. Die rechte, abge­wandt ste­hende Figur trägt einen nicht mehr iden­ti­fi­zier­baren Gegen­stand in den weit vor­ge­streckten Armen.

Es handelt sich der Haltung nach um eine Gabe, die dar­ge­boten wird. Rechts und links von dieser Figur befinden sich zwei ein­ge­tiefte Schälchen. Alle drei Figuren sind nackt und haben vogel­artig wir­kende Gesichter. Die Dar­stellung erinnert an nord­afri­ka­nische Fels­bilder. Vogel­artig wir­kende Gesichter gibt es auch auf der Narmer-Palette in Ägypten. Es wurde über dieses Bild schon viel spe­ku­liert. Zeit­weise sah man darin die drei Götter der Ger­manen, die von Caesar und Tacitus erwähnt werden. Heute könnte man aktuell sagen, dass sie Ähn­lichkeit mit den an anderer Stelle beschrie­benen Außer­ir­di­schen der Art 1 haben. Eine weitere Beson­derheit des nord­west­deut­schen Raums sind die hier auf­ge­fun­denen soge­nannten “Son­nen­steine”. (Abb. 11)

Sie bestehen aus großen Feld­steinen, die bis 1m mal 1m groß sind und bis zu 5 t wiegen. Das Material ist meist roter Granit. Auf einer Seite sind sie pla­niert und tragen hier bis zu 17 kon­zen­trische ver­tiefte Kreise, meistens haben sie im Zentrum ein Loch oder eine Ver­tiefung. Auch über ihre Bedeutung weiß man nichts. Mög­li­cher­weise hatten sie kul­tische Bedeutung in der vor­an­ge­gan­genen Gross­stein­grä­berzeit und waren ein Teil eines Grabes, das in christ­licher Zeit zer­stört wurde.

Abb. 11 (Bild­archiv Jügen Hepke)

Die Exaktheit der Bear­beitung könnte auch auf eine Scha­blone hin­weisen, die bei der Her­stellung runder Gegen­stände aus Holz oder Metall nützlich war. Während Schmuck im Raum südlich der Elbe meistens aus Bronze ange­fertigt wurde, wird im Raum nördlich der Elbe, dem dama­ligen “Bern­steinland”, reichlich Gold für Schmuck­ge­gen­stände verwendet.

Dass ein erheb­licher Wandel ein­ge­treten war, ist auch an den Pro­dukten aus Bronze der jetzt fol­genden Zeit von 1200 v. Chr. bis 800 v. Chr., die man all­gemein als Spät­bron­zezeit bezeichnet, zu sehen. Sie wurden zum großen Teil aus vor­han­denen Bron­ze­teilen durch Umschmelzen gewonnen. Es kam so gut wie keine neue Bronze mehr auf den Markt. Ein Zeichen, dass ein Großteil der Gewin­nungs- und Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zität und offenbar auch das Wissen der Her­stellung der Bronze ver­schwunden war.

Auch der Handel geht auf Grund der weit gerin­geren Bevöl­ke­rungs­dichte zurück. Durch die auf die Kata­strophe fol­gende Kli­ma­ver­schlech­terung, die viele Jahr­hun­derte bis etwa 600 v. Chr. andauern sollte, gab es Miss­ernten und Hun­gersnöte. Da es keine ord­nende Zen­tral­gewalt mehr gab, waren Über­fälle auf Nachbarn, bei denen man Vorräte ver­mutete, nichts unge­wöhn­liches. Auf der Rhein-Main-Donau Route zogen dazu fremde Volks­scharen aus Iberien, England und Frank­reich auf dem Weg nach Osten durch das Land und brachten weitere Unsi­cherheit. Ihr Zugweg ist durch Schwert- und Helm­funde west­lichen Ursprungs dokumentiert.

Abb. 12 Bron­ze­barren aus Depotfund Luit­pold­spark, München, Bayern (Bild­archiv Jügen Hepke)

Die Folge war, dass viele der sowieso zer­störten Sied­lungen auf­ge­geben wurden und neue Sied­lungen auf schwer zugäng­lichen Höhen mit auf­wen­digen Ver­tei­di­gungs­an­lagen errichtet wurden. Vieh konnte man im Bela­ge­rungsfall in diesen kleinen Sied­lungen kaum halten, deshalb ver­legte man das Schwer­ge­wicht auf den Anbau lager­fä­higen Getreides, das am ehesten Schutz vor Hun­gers­nöten bot. Die auf­wen­digen Bestat­tungen der vor­he­rigen Zeit waren aus Mangel an freien Arbeits­kräften nicht mehr möglich und wurden deshalb nur noch in Ein­zel­fällen praktiziert.

Die jetzt übliche Bestattung war die Ver­brennung der Toten und die Bei­setzung in nahezu stan­dar­di­sierten Urnen. Man war zu dieser Bestat­tungsart schon durch die Kata­strophe selbst gekommen, denn es gab hier in kurzer Zeit so viele Tote, dass es unmöglich war, sie nach altem Ritus zu bestatten. So gibt es zum Bei­spiel im Mün­dungs­gebiet der Altmühl in die Donau ein Urnenfeld mit über 1000 Bestat­tungen. Es zeugt vom hohen Stand der Kultur, dass man diese Toten, die sicher vor­wiegend direkte Opfer der Kata­strophe waren und hier ange­schwemmt wurden, nicht einfach in Mas­sen­gräbern bei­gesetzt hat.

Da die Bronze auf Grund des Mangels an Neu­pro­duktion an Bedeutung verlor, wurde wieder mehr und bessere Keramik her­ge­stellt. Werk­zeuge wurden wieder aus Stein, Geweih und Knochen ange­fertigt. Die zur Man­gelware wer­dende Bronze wurde in Depots gehortet, da ihr Wert ständig stieg. Auch die Beraubung vieler Gräber, in denen man wert­volle Bronze ver­mutete, fiel sicher schon in diese Zeit. Die Bronze wurde nur noch für kleine Teile des täg­lichen Gebrauchs wie Rasier­messer, Nadeln, Sicheln, Messer und Säge­blätter , die nicht aus anderen Werk­stoffen her­stellbar waren, verwendet.

Daneben natürlich auch für Waffen, denn von ihnen hing in diesen unru­higen Zeiten oft das Über­leben ab. Auch die für diese Zeit zuneh­menden Waf­fen­funde im Gelände zeigen, dass krie­ge­rische Aus­ein­an­der­set­zungen nichts sel­tenes waren. Der Friede, der in diesem Raum unter der Ober­herr­schaft des atlan­ti­schen Reiches geherrscht hatte, war zu Ende. Damit war auch weit­rei­chender Fern­handel nicht mehr möglich. Wie im Mit­tel­meerraum war auch im Raum zwi­schen Nordsee und Alpen eine Epoche zu Ende gegangen.

Anmer­kungen und Quellen

Dieser Beitrag (Teil II) von Jürgen Hepke © erschien online zuerst bei tolos.de unter: http://www.tolos.de/nord2.htm

Bild-Quelle

(7 — 12) tolos.de unter: http://www.tolos.de/nord2.htm


Quelle: atlantisforschung.de