Der „Werte-Westen“ hat den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan verloren.
Die Mehrheit davon betrachte Deutschland als ihr bevorzugtes Ziel.
Ob sie dorthin gelangten, hänge von der Bezahlung der Schlepperbanden ab, die gut vernetzt seien und bereits jetzt das große Geschäft witterten.
Laut UNHCR befinden sich die meisten der ins Ausland geflohenen afghanischen Staatsangehörigen in den unmittelbaren Nachbarländern Pakistan und Iran. An dritter Stelle unter den Aufnahmeländern ist Deutschland!
In Deutschland lebten der Ausländerstatistik des Statistischen Bundesamtes zufolge im Jahr 2021 insgesamt 309.820 afghanische Staatsangehörige. Im Jahr 2011 waren es noch 56.563 gewesen.
Der Zuwachs an afghanischen Staatsangehörigen, die in Deutschland leben, betrug im Jahr 2021 insgesamt 38.015 gegenüber dem Jahr davor.
Quelle: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/afghanische-fluechtlinge.html
Bundesaussenministerin Annalena Baerbock und Bundesinnenministerin Nancy Faser verkündeten unlängst, nicht nur die Menschen in Afghanistan „nicht im Stich“ zu lassen, sondern auch die rund 8.000 verbliebenen Ortskräfte nach Deutschland holen zu wollen. Die gemeinsame Planung laufe bereits.
Quellen: https://www.dw.com/de/baerbock-menschen-in-afghanistan-nicht-im-stich-lassen/a‑62804377///https://www.rnd.de/politik/afghanistan-faeser-will-alle-ortskraefte-nach-deutschland-holen-ZA5QCFREPJWNIYPYSHBQ7Y4LZU.html
Schon vor einem Jahr schrieb ich dazu an anderer Stelle:
Der vom Westen verlorene Krieg am Hindukusch zieht eine neue Flüchtlingswelle nach sich. Laut UN-Flüchtlingswerk UNHCR gibt es zirka 6 Millionen afghanischer Flüchtlinge im In-und im benachbarten Ausland. Viele von ihnen werden sich auf den Weg nach Europa machen. Deshalb geht in der bezüglich der Migrationsfrage ohnehin völlig zerstrittenen EU die Angst vor einer weiteren „Flüchtlingskrise“ um.
Dementsprechend versucht die Politik alles, um die Evakuierungen und die zu erwartenden Fluchtbewegungen zu rechtfertigen. So tauchte vor kurzem ein neuer Begriff auf, der eigentlich gar nicht neu ist: „Ortskräfte.“
Was sind „Ortskräfte“ überhaupt?
Damit werden Personen bezeichnet, die den ausländischen Sicherheitskräften vor Ort geholfen haben. Also Übersetzer, Wächter, Köche oder ortskundige Fahrer und solche von deutschen Hilfs-und Entwicklungsstationen, die Staatsbürger des Einsatzlandes sind. Selbst „Mitarbeitende“ von Firmen vor Ort, werden als „Ortskräfte“ benannt. Letztlich gehören also alle, die die Tätigkeit von Bundeswehr, Bundespolizei, Auswärtigem Amt und anderen deutschen Behörden oder Einrichtungen unterstützten, zu den „Ortskräften“. Ebenso ihre Kernfamilien (Ehepartner/in und minderjährige Kinder sowie unverheiratete Töchter über 18). „Zweitfrauen“ jedoch nicht.
Breite politische Unterstützung
Neben der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel wies vor allem die damalige Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauern darauf hin, wie wichtig die Unterstützung der Bundesregierung für afghanische Ortskräfte auch nach dem Evakuierungseinsatz sei. Sie hatte sich zuvor schon dafür eingesetzt, dass jene, die seit 2013 für die Bundeswehr arbeiteten, in Deutschland Aufnahme finden. Das Auswärtige Amt schätzt, dass mehr als 10.000 Menschen in Afghanistan zurückgeblieben sind, die in Deutschland eine „Aufnahmegarantie“ besitzen. Darunter 300 deutsche Staatsbürger.
Und wieder ist die Rede von „Ortskräften“.
Aber haben tatsächlich zigtausende einheimische Hilfskräfte die Bundeswehr oder diverse Organisationen am Hindukusch unterstützt? Wie sehen die Zahlen wirklich aus, die in unterschiedlicher Höhe in den Medien kursieren und den hiesigen Bürgern suggerieren sollen, dass fast alle, die nun kommen, „Ortskräfte“ seien?
Das Zahlenspiel mit den „Ortskräften“
Nach Schätzungen der Bundesregierung gab es in Afghanistan insgesamt rund 2.500 Ortskräfte. Doch nicht alle wollten ausreisen. Die Amerikaner nennen ihrerseits 50.000 bis 65.000 afghanische Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte, einschließlich ihrer Familien. Oberleutnant Marcus Grotian, Vorsitzender des Vereins Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte, spricht im Talk bei Markus Lanz am 26. August 2021 von zirka 10.000 Ortskräften samt Familienmitgliedern (Kernfamilie). Ortskräfte würden mit Familie mal 5 multipliziert, wie er verrät.
Licht ins Dunkel des Zahlenwirrwarrs
Letztlich bringt eine „Kleine Anfrage“ (Drucksache 19/5454 19. Wahlperiode) von Bündnis 90/Die Grünen (Abgeordnete Luise Amtsberg, Omid Nouripour, Filiz Polat und ein weiterer Abgeordneter) an den Deutschen Bundestag sowie die Antwort der Bundesregierung (Drucksache 19/4988 vom 2. November 2018) mehr Licht ins Dunkel bezüglich afghanischer Ortskräfte.
So heißt es dort konkret (Stand 4. Oktober 2018): „Derzeit sind insgesamt für die in Afghanistan tätigen Ressorts 576 Ortskräfte beschäftigt, davon 83 Ortskräfte für das Auswärtige Amt (AA), 10 Ortskräfte für das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und 483 Ortskräfte für das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Darüber hinaus beschäftigen die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätigen staatlichen Durchführungsorganisationen, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die Entwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die politischen Stiftungen weitere ca. 1.300 lokale Mitarbeiter (ohne afghanische Staatsbürger über Werkverträge oder Subunternehmen).“
Und: „Durch die Bundeswehr beauftragte Subunternehmer beschäftigen u. a. afghanische Staatsbürger als Angestellte. Hierüber liegen der Bundesregierung jedoch keine detaillierten Angaben vor. Derzeit sind ca. 330 afghanische Staatsbürger als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Consulting-Unternehmen im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit des BMZ sowie des Engagements des AA in Afghanistan beschäftigt.“
576 beschäftigte Ortskräfte plus 330 Mitarbeiter von Unternehmen sind rund 900 Personen. Wird dazu die Kernfamilie mit 5 multipliziert, ergibt dies zirka 4.500 „Ortskräfte.“ Stand Ende 2018.
Sollen „überhöhte“ Ortskräftezahlen eine neue Migrationswelle rechtfertigen?
Nun wird aber politisch von weitaus höheren Zahlen gesprochen, mitunter zehnmal so viel. Dementsprechend hätten sich diese Ortskräfte innerhalb von zwei Jahren ebenfalls verzehnfacht haben müssen, obwohl schon Jahre zuvor solche nach Deutschland evakuiert wurden. So sind nach Angaben des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz Thomas Strobl, seit 2013 mehr als 4.000 afghanische Ortskräfte der Bundeswehr und ihre Familienangehörigen in Deutschland aufgenommen worden!
Und dann auch noch das: Am 30. August 2021 brachte die BILD-Zeitung die Schlagzeile: „Brisante Zahlen: Nur 138 von 3.849 geretteten Afghanen sind Ortskräfte.“ Das entspricht einer „Ortskräfte-Quote“ von – sage und schreibe – gerade Mal 16,4 Prozent! Also nicht einmal jeder Fünfte. Ohne die Angehörigen sogar nur 3,6 Prozent!
Diese Zahlen sind wahrlich eine „große Überraschung für die deutsche Öffentlichkeit“, wie es weiter heißt. Denn nun werden die diesbezüglichen Lügen offenkundig, hatte doch Merkel bekundet, „vor allem“ afghanische Ortskräfte nach Deutschland zu bringen. Und das Auswärtige Amt erklärte noch am Tag vor der BILD-Meldung, dass sich unter den ausgeflogenen Afghanen „eine beträchtliche Anzahl ehemaliger Ortskräfte“ befinden würde.
Wer also kommt da wirklich zu uns? Und warum wird die Öffentlichkeit darüber nicht aufgeklärt?
Resultierend aus diesen faktisch belegten Zahlen sind damit wohl alle völlig überhöhten, von der Politik und den Medien genannten Angaben über Ortskräfte, nichts anderes als „Nebelkerzen“.
Die Frage muss deshalb erlaubt sein, ob so der Zuzug von weiteren zig Tausenden Migranten aus Afghanistan „verschleiert“ werden soll?
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de