Asterix hätte gesagt: „Die spinnen, die Deutschen“

Statt in ihren Lei­tungen holen sie das Wasser in Eimern herbei — Nicht viel anders verhält es sich mit dem LNG statt Nor­malgas — Und die angeb­liche Kli­ma­rettung wird ad absurdum geführt

Die alten Römer waren so tüchtig wie unsere heu­tigen Inge­nieure und Malocher. Für die Was­ser­ver­sorgung der Städte bauten sie hun­derte Kilo­meter lange Lei­tungen durch Berge und Täler. Oder ließen sie in ihren „Pro­vinzen“ von Zwangs­ar­beitern bauen. Heute würde man zu diesen Lei­tungen Pipe­lines sagen, die wie diese über große Strecken eben­falls unter­ir­disch verlegt wurden. So wurde der damalige „Lebenssaft“ transportiert.

„Die spinnen, die Römer“, hätte Asterix dazu gesagt, wenn er gesehen hätte, dass die Römer, das Wasser in Eimern über hun­derte Kilo­meter in die Städte gebracht hätten, statt ihre gebauten Lei­tungen und Aquä­dukte zu nutzen. Sie wären „plemplem“ gewesen, weil die Was­ser­träger als Legionäre gefehlt hätten und ihr Reich wäre früher untergegangen.

Wir Römer der Neuzeit haben es geschafft, Lei­tungen von zehn­facher Länge zu bauen. Nicht für Wasser, das es fast überall gibt, sondern für Gas und Öl, heute so exis­ten­ziell wie Wasser. Die großen Gas­vor­kommen für den Groß­ver­braucher Deutschland bieten die wenigen Land­wirt­schafts­be­triebe mit Biogas leider nicht, Russ­lands Gas­vor­kommen aber schon. Vom größten Gasfeld Nowy Urengoi führen rund 3 700 km (Luft­linie 3 500 km) lange Pipe­lines über Land und auch durch die Ostsee. Dar­unter eine ganz neue Leitung, die Nord stream 2.

Doch die deut­schen Macht­haber ent­schieden sich, fertige Lei­tungen links liegen zu lassen und Energie woanders über noch größere Ent­fer­nungen her­zu­holen. Und zwar in rie­sigen Eimern, kugel­förmig, die auf Schiffe mon­tiert werden. Und das nicht etwa aus der Nähe, z.B. dem eigenen Hel­goland. Nein, so wie die Wikinger Neu­fundland ent­deckten, taten es jetzt auch Un-wirt­schafts­mi­nister Habeck und sein Chef Scholz. Nur: Die Wikinger hatten etwas AUF dem Kopf – ihre Hörn­er­helme. Die neuen „Wikinger“ scheinen etwas VOR dem Kopf zu haben – ein Brett, denn …

Rational lässt sich die Begeis­terung für LNG und Was­ser­stoff aus Kanada nicht erklären. Schon die Ent­fernung Neu­fundland – Deutschland ist mit 4 700 km tausend Kilo­meter länger als die bis­herige Gas­trans­port­strecke von Nowy Urengoi hierher. Und das mit Schiffen, die erst noch in der aus­rei­chenden Anzahl gebaut werden müssen. Ebenso die Ter­minals, und wie bei jeder Pro­duktion ent­steht dabei das böse CO2, und zwar vor­ge­zo­gener CO2-Ausstoß. Welches durch den Bau der Pipe­lines schon einmal ent­standen war. Nun ja, doppelt wirkt besser?!

Schon die Erd­gas­ver­flüs­sigung LNG ist komplex und alles andere als umwelt­freundlich. Diese Ener­gie­um­formung kostet selbst viel Energie. Das Gas muss auf min­destens minus 161 C her­un­ter­ge­kühlt werden damit es flüssig wird. Mit nor­malen Käl­te­ma­schinen sind solche Tief­tem­pe­ra­turen nicht zu schaffen. Aber wie bei Gefrier­schränken ent­steht durch ein spe­zi­elles Kreis­lauf­ver­fahren auch Wärme, sehr viel mehr Wärme. Das „Klima“ freut sich darüber aber eher nicht. Noch problematischer:

Durch die ther­mo­dy­na­mi­schen Pro­zesse der Her­stellung und dem Transport des LNG gehen 10–20 Prozent der Gas­energie flöten, bei Pipe­lines dagegen kaum etwas. Die Energie, die so ver­lustig geht, wird uns fehlen, in jedem Fall unseren Nach­kommen. Die minus 161°C müssen auch auf dem Transport kon­stant gehalten werden. Das lässt sich auch durch die beste Iso­lierung der runden Tanks alleine nicht erreichen. Übrigens ist auch die Her­stellung des Dämm­ma­te­rials sehr energie- und CO2-lastig.

Die Inge­nieure ver­suchen aber, den Wahnsinn der Poli­tiker zu mildern, so gut es eben geht: In einem adia­baten Prozess wird Kälte weder zu- noch abge­führt. Statt­dessen macht man sich die Kühl­wirkung bei der Ver­dunstung von Flüs­sigkeit zu Nutze. Im vaku­um­iso­lierten Tank stehen Flüs­sigkeit und Gas im ther­mo­dy­na­mi­schen Gleich­ge­wicht. Wird dem Tank Gas ent­nommen, so ver­dampft ein Teil des LNG und ent­zieht der Flüs­sigkeit dabei „Wärme“.

Durch Ent­nahme dieses soge­nannten Boil-off-Gases kann Flüs­siggas über lange Zeit­räume kühl gehalten und gelagert werden, während zugleich der zulässige Tank­druck nicht über­schritten wird. Das ent­nommene Gas wird dem Schiffs­motor als Treib­stoff zuge­führt oder erneut ver­flüssigt, ent­weder für die Nutzung im Schiffs­die­sel­motor oder für die Rück­führung in den LNG-Tank; Quelle.

Aber alle diese Raf­fi­nessen erfordern wahn­sinnig viel Arbeits­aufwand und sind ent­spre­chend teuer – kosten dreimal so viel wie nor­males Erdgas. Das gleiche gilt für das Fracking-Gas aus Amerika. Und das alles nur weil weniger als ein Prozent der Zah­lungen für rus­si­sches Gas an Putins Militär fließen würde, errechnete ich. Die drei­fachen Ener­gie­preise werden bald in die dann geschätzt zehn Prozent höheren Lebens­hal­tungs­kosten ein­fließen. Nun ja, auch die Grünen erhielten dreimal so viele Stimmen wie sie ver­dienen. In meinem wei­teren Artikel wird die ener­gie­po­li­ti­schen Alter­native beschrieben die Alter­native zu den Grünen ist dagegen klar genug.

Würde der Autor der Asterix-Hefte noch leben, böte ihm die deutsche Ener­gie­po­litik eine reiche Fund­grube. Der Titel des Heftes könnte lauten, „Mira­culix braut den ger­ma­ni­schen Häupt­lingen K.-o.-Tropfen“.

————————————————————————-

Dieser Artikel erscheint auch auf der Web­seite des Autors