Es sind grausame Bilder und oft hört man sie schreien. Jeden Tag sieht man sie fahren, die LKWs, ihre Ladung: Tiere! Wie viele Tiere die LKWs geladen haben, erfährt man erst dann, wenn ein Schweinetransporter umkippt. Ein mit 600 Schweinen beladener Lkw ist am 13.Juli 2022 auf der A7 bei Neumünster in Schleswig-Holstein im Graben gelandet. Sie kamen aus Dänemark und waren gerade erst 3 Monate alt. Viele Schweine mussten vor Ort durch die Tierärzte eingeschläfert werden. Es gibt schon lange Kritik an diesen unsäglichen Tiertransporten, zumal auf der A7 immer häufiger überladene Schweinelaster angehalten werden.
Doch nicht nur auf der A7 starben Schweine, sondern bereits am 12.Juli 2022 sind rund 700 Ferkel nach einem Unfall eines Schweinetransporters auf der Autobahn 3 in Bayern verendet. In dem Laster waren laut Polizei rund 900 Tiere. Etwa 150 davon mussten nach dem Unfall wegen ihrer Leiden getötet werden, rund 550 starben bereits zuvor infolge des Unfalls. Und es betrifft nicht nur die armen Schweine, denn auf engem Raum zusammengepfercht werden Kälber, Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügeltiere, täglich oftmals ohne ausreichende Versorgung über Tausende Kilometer quer durch Europa „hin- und her gekarrt“ und dies, obwohl in fast allen europäischen Ländern die Vogelgrippe und Afrikanische Schweinepest ausgebrochen ist. Millionen Tiere wurden aufgrund der Seuche bereits gekeult. Die EU ist der weltweit größte Exporteur von Lebendtieren und ist für bis zu 80 % des weltweiten Handels mit lebenden Nutztieren verantwortlich.
Vogelgrippe und Afrikanische Schweinepest – Lebendtiertransporte sind größte Ursache für Seuchen
Der globale Handel mit Tieren boomt, doch im globalen Handel stellen Tierseuchen eine permanente Bedrohung dar. Die Meere und Straßen der Welt sind überschwemmt von Nutztieren, mit fast zwei Milliarden Schweinen, Rindern, Schafen und Hühnern, die jährlich per Lastwagen oder als Export verschifft werden. Die EU ist der weltweit größte Exporteur von lebenden Tieren und für bis zu 80 % des weltweiten Handels mit lebenden Nutztieren verantwortlich.
Um solche Seuchen wie Zoonosen zu verhindern, dürfen von Reisen keine Lebensmittel tierischer Herkunft mitgebracht werden, so die Tierseucheninfo. Doch obwohl es in Deutschland über 26 Millionen Schweine gibt, werden Schweine sogar lebend importiert und auf deutschen Schlachthöfen geschlachtet. Nicht nur in Asien herrscht die Afrikanische Schweinepest und Vogelgrippe. sondern auch in Europa. Trotz Warnungen von Experten, dass zunehmende Exporte lebender Tiere wahrscheinlich mehr Krankheiten verbreiten, wurden fast 30% mehr Schweine, Ziegen, Kühe und Schafe verschifft, geflogen und über die Welt getrieben als ein Jahrzehnt zuvor. Auch trotz Bedenken hinsichtlich der Ausbreitung von Tierkrankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gibt es keinerlei Anzeichen, dass die Tiertransporte weniger werden, im Gegenteil. Trotz der Vogelgrippe, steht ganz oben auf der Liste der exportierten Tiere Hühner. Die Zahl der lebenden Hühner, die auf der ganzen Welt transportiert werden, ist in fünfzig Jahren um das Sechzehnfache gestiegen.
Zum Schutz gegen die Afrikanische Schweinepest hat Dänemark sogar einen 70 Kilometer langer Zaun entlang der deutsch-dänischen Grenze errichtet – Kosten: zehn Millionen Euro. „Wir sind sehr erfreut über die umfassenden Initiativen des Ministeriums für Umwelt und Lebensmittelverwaltung zum Schutz des dänischen Schweinefleischexports und nicht zuletzt der Tausenden von Arbeitsplätzen in dänischen Schlachthöfen“, sagte Jais Valeur, CEO von Danish Crownon. Zur gleichen Zeit gab der Konzern bekannt, dass sie ihr Engagement in Polen ausbauen wollen.
Paradox, fahren Schweinetransporter aus Polen, wo die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen ist, nach Dänemark und transportieren Schweine aus Dänemark heraus, wie der mit 600 Schweinen beladener Lkw, der am 13.Juli 2022 auf der A7 umgekippt ist, zeigt.
Immer wieder sind die Tiertransporter überfüllt und immer wieder kommt es zu Unfällen auf der A7. Ein Tiertransporter auf der A7 sollte 700 Ferkel von Dänemark nach Italien bringen, doch in der Nähe von Bad Hersfeld (Hessen) platzte dem LKW ein Reifen. Das Fahrzeug stand in der brennenden Hitze still, die Ferkel quiekten erbärmlich… Bis die Feuerwehr anrückte und den Tiertransporter abkühlte.
Auf der A3 kippt ein Schweinetransporter um
Laut Polizei ist am 12.Juli 2022 ein Schweinetransporter mit 900 Ferkeln in Unterfranken, auf der A3 im Landkreis Kitzingen umgekippt. Dabei sind über 700 Ferkel ums Leben gekommen. 200 der insgesamt 900 Tiere haben den Unfall überlebt. Wie die Polizei berichtet, war der niederländische Lkw am Dienstagnachmittag Richtung Nürnberg unterwegs.
Verstöße sind bei Tiertransporten an der Tagesordnung
Überladung, unzureichende Deckenhöhe, fehlende Versorgung mit Wasser und Überschreitung der Transportzeit, darauf haben wir Netzfrauen auch in unserem Beitrag: Horror! „Geschäftsmodell Tierquälerei“- EU exportiert jedes Jahr über 229 Millionen lebende Tiere unter schrecklichen Bedingungen! The cruelty of animal transports – EU is the world’s biggest live animal exporter, responsible for up to 80% of the global trade in live farm animals hingewiesen.
Und es betrifft nicht nur Schweine, sondern auch Kälber. Es war ein schreckliches Bild, als Dutzende von toten Kälbern Opfer einer Kollision zwischen zwei Lastwagen wurden. Sie waren irische Kälber, auf dem Weg nach Groningen. Im Moment ihres frühen Todes hatten diese Kälber bereits eine lange Reise hinter sich. Erst durch Irland, dann Überfahrten mit der Fähre und noch einmal eine Reise von etwa dreihundert Kilometern. Irland exportiert jährlich über 100.000 nicht entwöhnte Milchkälber.
Gerade einmal wenige Wochen alt sind die Kälber aus der Milchwirtschaft, wenn sie aus ganz Irland zusammengesammelt und auf ein Schiff verladen werden. In Frankreich geht es dann mit dem LKW weiter zu den Schlachtbetrieben, bevor sie als Sonderangebot in den Supermärkten und Discountern angeboten werden. Viele Kälber verenden bereits, bevor sie das Schlachthaus erreichen. In einem aktuellen Bericht heißt es, dass 2–4 Wochen alte Kälber, so jung sind, dass sie kaum laufen konnten, geschlagen und getreten wurden. Außerdem bekamen sie keine ausreichende Nahrung.
Trotz Warnungen von Experten, dass zunehmende Exporte lebender Tiere wahrscheinlich mehr Krankheiten verbreiten, werden mehr Schweine, Ziegen, Kühe und Schafe verschifft, geflogen und über die Welt getrieben als ein je zuvor.
Die Zahl wird weiter steigen, zum Teil deshalb, weil es trotz technischen Fortschritts oft immer noch billiger ist, lebende Tiere zu transportieren als Kühltransporte zu nutzen.
In der „Nutztierhaltung“ geht es wie in allen anderen Wirtschaftszweigen vor allem um Geld. Daher fahren die Tiertransporte dahin, wo die höchsten Profite winken – und sei es über Tausende von Kilometern, das muss sofort gestoppt werden. Unter dem Hashtag #BanLiveExports wollen Menschen und Organisationen weltweit das Leiden der Tiere beenden.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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