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Nord Stream-Sprengung war kein großes Problem

Was Sport­taucher könnten, tun pro­fes­sio­nelle Taucher erst recht — Wer hat den größten oder allei­nigen Nutzen von der Sabotage?

(von Albrecht Künstle)

Die Nord Stream Pipeline wurde zwei­felsfrei sabo­tiert, wahr­scheinlich gesprengt. Aber von wem? Kri­mi­no­logen würden sich zur Täter­er­mittlung erst einmal fragen, wem nützt sie? Im Krieg kam es zwar vor, dass z.B. Brücken nicht vom Feind gesprengt wurden, sondern von der eigenen Armee. Insofern wäre es nicht unmöglich, dass die Sabotage auf das Konto der Russen ginge, sie also ihre eigene Pipeline sprengten. Aller­dings ist das äußerst unwahr­scheinlich. Den durch den Anschlag bei uns erneut gestie­genen Gas­preis können die rus­si­schen Firmen kaum an die neuen Abnehmer in Indien und China wei­ter­geben. Die Wahr­schein­lichkeit der Täter­schaft anderer Ter­ro­risten ist daher größer. Biden kün­digte diese Option an, siehe auch diese Meldung und dieser Ver­dacht – aus Polen kam ein Dan­ke­schön für die Zer­störung. Aber ich denke, dass sich die USA die Finger nicht selbst schmutzig machte. Hier meine Überlegungen:

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Es ist eine irrige Annahme, so ein Ter­rorakt sei nur mit großem Aufwand durch einen Staat­möglich. Bei meinen Tauch­ur­lauben in Süd­frank­reich erlebte ich in der Nach­bar­schaft eine Tau­cher­gruppe aus dem Bal­tikum. Sie tauchte mit einem eigenen großen Boot, hatte einen eigenen Kom­pressor dabei und fuhr zu anderen Zeiten wie im üblichen Tauch­be­trieb aus – auch nachts. Harte Bur­schen, die sich auf Wrack­tauchen in hei­mi­schen Gewässern der Ostsee spe­zia­li­siert hatten. Sie tauchten nicht nur mit Pressluft wie wir Sport­taucher, sondern mit tech­ni­schen Gasen, mit denen der Sau­er­stoff­anteil der Atemluft redu­ziert wird, damit er unter hohem Druck nicht nar­ko­tisch wirkt und giftig wird. Damit lässt sich länger und tiefer tauchen als 50 Meter.

Die Pipeline-Rohre liegen an der sabo­tierten Stelle 70 bis 80 Meter tief – nach anderen Quellen nur 40 Meter. Apnoe­taucher schaffen solche Tiefen sogar ohne irgend­welche Hilfen. Der deutsche Rekord­halter Fabio Tunno aus meiner Hei­mat­stadt schaffte neulich im Bodensee 71 Meter. Sich mit einer Spreng­ladung run­ter­ziehen, und sich unten mit einem mittels CO2-Patrone gefüllten Hebesack wieder hoch­ziehen zu lassen, wäre noch ein­facher. Ver­mutlich wurde aber richtig mit Nitrox oder Helium getaucht, weil die Ostsee trüb ist und die Leitung erst einmal gefunden werden musste, trotz GPS-Ortung. Ein U‑Boot oder eine Tau­cher­glocke sind für einen nur Minuten dau­ernden Einsatz nicht erfor­derlich. Ein 8‑Meter-Schlauchboot mit vier Mann reichte.

Angeb­liche Blasen mit einem Durch­messer von 200 Meter an der Ober­fläche sind Unsinn. Üblicher „Qualitäts“-Journalismus. Der Rohr­durch­messer der Leitung beträgt 1,20 Meter. Wurde diese total zer­stört, konnte sich eine kom­plette Blase von 0,9 Kubik­meter durch die viel­fache Druck­ab­nahme nach oben auf maximal 7 bis 8 Kubik­meter aus­dehnen, also auf zwei­einhalb Meter Durch­messer. Theo­re­tisch, aber auch das nicht, weil sich Gas­blasen im Wasser auf dem Weg zur Was­ser­ober­fläche teilen und wieder teilen. Sie sehen beim Auf­steigen wie Fall­schirme aus, unten glatt. Was in der Ostsee zu sehen war oder ist, das ist ein Gas­teppich, aller­dings ein gewal­tiger. So ober­flächlich die Medi­en­be­richte sind, so frag­würdig auch deren Thesen, dass dies nur die Russen gewesen sein konnten. Wer auch sonst?

Aber jede maritime Gruppe ist zu einem solchen Anschlag in der Lage, wenn das sogar schon für erfahrene Sport­taucher möglich wäre. Kampf­taucher könnten das erst recht. Deutsche, eng­lische und die der US-Navi oder des Geheim­dienstes der USA. Aber auch die werden es kaum selbst gewesen sein, die Ostsee ist gut über­wacht. Wahr­scheinlich ist, dass eine der sehr erfah­renen Wrack­tau­cher­gruppen der Ostsee ange­heuert wurde, um das zu tun, was seitens der US-Regierung ja ange­droht wurde. Mal sehen, ob das her­vor­ra­gende Über­wa­chungs­system der USA bei den Geld­strömen im Ost­seeraum fündig wird. Aber was man nicht sucht, findet man nicht.

Hätten Brüssel und das grüne Deutschland in Lubmin das Ventil der neuen Pipeline geöffnet, würde das Gas bei uns seinem Ver­wen­dungs­zweck zuge­führt, und Strom und Wärme zu erschwing­lichen Preisen abgeben. Jetzt blubbert es unge­nutzt in die Ostsee, gefährdet die Schiff­fahrt und die Atmo­sphäre. Und die USA und Gas-/Öl­staaten reiben sich die Hände, weil rus­si­sches Gas end­gültig dem Verkauf ihres eigenen teuren Gases nicht mehr im Wege steht.

Die Kom­mis­si­ons­vor­sit­zende von der Leyen kün­digte „harte Sank­tionen“ an. Was ver­wundert, denn, wenn es die Russen waren, hätte sich durch die Sabotage nichts geändert, deren Gas wollte sie sowieso nicht mehr. War es Polen oder die Ukraine, wie sollen dann Sank­tionen aus­sehen? Steckt aber die USA oder Kanada dahinter, will die EU dann auch diese boy­kot­tieren? Nicht aus­zu­schließen ist auch, dass die Auf­trag­geber radikale Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen waren, z.B. die Letzte Gene­ration, für die eine solche Gas­leitung „Wahnsinn“ ist. Auch anderen Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen ist so etwas zuzu­trauen; auch die Grüne Luisa Neu­bauer wollte die Pipeline in die Luft sprengen, https://www.dushanwegner.com/keiner-wars/. Sie trauern der zer­störten Gas­leitung jeden­falls nicht nach, da werden nach dem Explo­si­ons­knall nun die Sekt­korken knallen.

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