Unbestechlichen-Leser aufgepasst: Die Bundesregierung rechnet offenbar fest mit längeren Stromausfällen in diesem Winter. Die ganzen Meldungen von den zu 97% vollen Gasspeichern sind Scharade. Das Gas darin gehört größtenteils internationalen Händlern und steht Deutschland gar nicht zur Verfügung — und es ist auch nur ein Teil der Speicher, die fast voll sind. Also ist ein massiver Blackout doch durchaus möglich. Bei den Notfall-Planungen kam das Thema Geld in den Fokus: Ohne Bargeld entgleist das System komplett. Die Bundesbank erzeugt nun Bargeld in Milliardenhöhe. Sogar die EU-Kommission ist alarmiert.
Weil in dem Moment, wo der erste Blackout auch nur für einen Tag eintritt und die Leute nicht einkaufen können, am nächsten Tag, wenn der Strom wieder da ist, ein Ansturm auf die Bankautomaten losbricht. Denn die Banken werden schließen, um zu verhindern, dass die Leute ihr ganzes Geld abheben. Das ist das, wovor die kruden und bescheuerten Verschwörungstheoretiker seit Jahren warnen.
„Deutschlands Finanzbehörden arbeiten Insidern zufolge an Notfallplänen für die Bargeldversorgung, falls in der Gaskrise für längere Zeit der Strom ausfällt. Die Bundesbank, die Finanzaufsichtsbehörde Bafin und mehrere Branchenverbände verstärkten ihre Vorbereitungen für einen solchen Fall, sagten vier mit den Gesprächen vertraute Personen. Teil der Pläne sei der Aufbau der Bargeldbestände bei der Bundesbank und eine mögliche Begrenzung der Summen, die Kunden von ihren Konten abheben könnten, sagte einer der Insider. Die Banken und die Aufsichtsbehörden prüften außerdem mögliche Schwachstellen bei der Bargeld-Verteilung, sagten andere.“
Und:
„Im Fall eines Blackouts wird Bargeld das einzige offizielle Zahlungsmittel sein, was noch funktioniert“, schätzt Thomas Leitert, Vorstandschef des Unternehmens KomRe, das Städte in der Vorbereitung von Stromausfällen und anderen Katastrophen berät. Ein Bericht über die Folgen eines dauerhaften Stromausfalls im Auftrag des Bundestags hatte 2011 gewarnt, dass es ‚zu Unmut und teils zu aggressiven Auseinandersetzungen‘ kommen könnte, wenn die Bargeldversorgung kollabiere. ‚Die Menschen haben Angst, sich nicht mehr mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs versorgen zu können‘, hieß es in dem Bericht.“
Dabei bezieht sich dieser Herr Leitert auf einen Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. Er formuliert das offensichtlich bemüht vorsichtig, denn wenn man sich diese Analyse durchliest, verblasst jeder Apokalypse-Film dagegen. Ich empfehle jedem die Lektüre – und das ist nur die Hälfte der unvorstellbaren Katastrophe.
Es wird zum Beispiel nicht durchgespielt, was in den großen Tierzuchtfabriken passieren wird, wo etwa 100.000 Schweine, Rinder oder Geflügel zur Fleischerzeugung gehalten werden. Wenn da ein mehrtägiger Stromausfall kommt, halten die Notstromaggregate meist nicht länger als 48 Stunden. Die Tiere bekommen kein Futter, kein Wasser und keine Frischluft. Die werden elendiglich sterben. Und dann kommt erst das Problem: Was passiert mit einer solchen Menge Kadavern? Wohin damit? Und wer macht das? Und was, wenn die Bagger und Maschinen keinen Treibstoff mehr haben, um die Kadaver zu vergraben? Tankstellen haben keinen Strom, um den Kraftstoff in die Fahrzeuge zu pumpen. Das könnte sich zu Infektionsherden ungeahnten Ausmaßes entwickeln.
Nun, wenden wir uns wieder dem Bargeld zu: Nach all den Lobgesängen auf die bargeldlose Gesellschaft und dem herzhaften Gelächter über die bescheuerten Verschwörungstheoretiker und Prepper-Idioten erleben wir also die harte Bruchlandung auf den Boden der Tatsachen.
Dazu noch einmal die FAZ, dass im Notfall nur noch Bargeld funktioniert:
„… Sonst sei man im Falle eines längeren Stromausfalls nicht in der Lage, Bargeld auszuliefern. „Es gibt große Regulierungslücken im Gesetz“, sagt der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW), Andreas Paulick. „Wir müssen uns präventiv mit dem Blackout-Szenario befassen.“ Die Banken hierzulande seien aus Sicht der Aufsichtsbehörden für eine solche Krisensituation nicht ausreichend vorbereitet.“
Für den Fall, dass ein Blackout eintreten sollte, sollen also Vorbereitungen getroffen werden. Wie will also unsere weise, rotgrüne Bundesregierung das Problem des Runs auf Bargeld lösen: Ganz einfach und typisch: Man will die Geldabhebungen begrenzen, um einer „sprunghaften Nachfrage“ vorzubeugen. Damit überhaupt noch Geld an die Banken und Automaten geliefert werden kann, soll eine vorrangige Treibstoffversorgung für die Geldtransporte sichergestellt werden.
Bravo. Und das neben der vorrangigen Treibstoffversorgung für die Polizei, die Bundeswehr, das THW, die Rettungsdienste, der Krankenhäuser, und Behörden. Kein Problem, wäre da nicht der klitzekleine Nachteil, dass in Deutschland von den ca. 10.000 Tankstellen gerade einmal 15 (in Worten: FÜNFZEHN) über eine Notstromversorgung verfügen. Moderne Tankstellen haben zwar oft eine Vorrichtung für den Anschluss eines Aggregats, aber auch hier müssten diese Stromgeneratoren erst einmal beschafft werden. Und die wird man eben im Blackout nirgends mehr kaufen können.
Die Seite „Crisis Prevention“ nörgelt grundlos und ohne jegliches Vertrauen in unsere weise, rotgrüne Regierung herum:
„Nicht nur die Bevorratung in einigen zentralen oder in vielen dezentralen Tanklagern wäre zu lösen, auch die Logistik und Versorgungskette, mit der man die Betriebsstoffe zu den einzelnen Verbrauchern transportieren müsste, wäre in der Realität nur mit hohem Aufwand und hohen Kosten umzusetzen. Dies würde ein Konzept von ausreichenden Fahrzeugen hinterfragen, die allesamt selber wieder mit Treibstoffen versorgt werden müssten. Allein eine Berufsfeuerwehr einer größeren deutschen Stadt kann dabei auf Verbrauchsmengen von ca. 10.000 Liter Treibstoff am Tag für die Fahrzeuge kommen.
Addiert man hierzu den täglichen Verbrauch an Treibstoff für Notstromaggregate, die dann durchweg unter Volllast laufen würden, so käme eine größere Feuerwehr leicht auf zusätzliche 10.000 bis 20.000 Liter Treibstoffbedarf am Tag. Treibstoffmengen, die zum Schutz vor dem ungewollten Zugriff durch Dritte jederzeit sicher zu lagern und auch zu sichern wären.“
Ganz Genau. Wenn also die Bargeldversorgung funktionieren soll, müssten die Geldtransportfirmen, Feuerwehren und weiteren Fahrzeuge sich eigene, mit Notstromaggregaten ausgerüstete Tankstellen aufbauen. So viele leistungsfähige Stromgeneratoren sind kaum zu beschaffen, das funktioniert nicht mit den kleinen Dingern aus den Baumärkten. Ganz abgesehen davon, bräuchten auch noch die Geldautomaten Generatoren. Und auch die würden nichts nutzen, wenn die Cash-Automaten keine Internetverbindung zu den Bankenservern aufbauen können. Denn wie sollen sie Scheine ausspucken, wenn sie gar keine Karten einlesen und mit den Kontodaten in Verbindung bringen können. Wie ist der Kontostand von Herrn X oder Frau Y oder Divers Z denn? Hat er/sie/es denn genug Guthaben?
Selbst WENN Sie, lieber Leser, genug Bargeld haben, und selbst wenn der Supermarkt es schafft, irgendwie das Verkaufspersonal in den Laden zu trommeln – vielleicht per Fahrrad – und selbst wenn das Personal es schafft, trotz Stromausfall die Tür irgendwie aufzustemmen (die kann ja nur per Elektromotor bewegt werden), wird das ein Abenteuer für Sie. Im Laden ist es duster, und man müsste mit Taschenlampe einkaufen und bezahlen. Da gibt es kein Licht und Fenster haben die größeren Läden nicht. Fahren Sie also lieber zu Aldi und das bei Sonnenschein, denn diese Filialen haben meistens das Dach voller Solarzellen. Dann gehen wenigstens die Türen auf und zu. Und man sieht etwas.
Machen Sie sich keine Illusionen, lieber Leser. Wie die oben verlinkte Arbeit des Büros für Technikfolgenabschätzung schreibt, werden die Lebensmittelgeschäfte (und andere auch) ratzfatz geplündert werden.
Ich weiß, ich trage Eulen nach Athen, wenn ich es wiederhole: Bevorraten Sie sich. Preppern Sie! Das könnte diesen Winter wirklich ungemütlich werden. Und wie Sie sehen, versucht man jetzt noch irgendwie die anrollende Katastrophe zu mildern.
Das einzig Gute daran: Die Zwangsdigitalisierung des Geldes als Ganzes zur Totalüberwachung und Reglementierung wird einen herben Rückschlag erleiden. Die Leute werden plötzlich den Wert des Bargeldes begreifen.
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