Die Endzeit indi­vi­du­eller Freiheit — ist es soweit?

Schon länger sind Ent­wick­lungen zu beob­achten, die eine kaum zu unter­schät­zende Gefahr für Leben, Freiheit und das Streben nach Glück dar­stellen, wie etwa eine zuneh­mende Poli­ti­sierung aller Lebens­be­reiche, die Ver­breitung kol­lek­ti­vis­ti­scher Denk­hal­tungen oder der Trend zum digi­talen glä­sernen Men­schen. Derzeit erleben wir die Phase, in welcher diese Ent­wick­lungen die nächste Eska­la­ti­ons­stufe erreichen und durch ver­mehrte Ver­zahnung unter­ein­ander noch gefähr­licher werden.

(von Rainer Fassnacht)

Glaubt man den Schlag­zeilen der Medien, sind die Ursachen dieser Ent­wick­lungen vor allem der Krieg in der Ukraine, die Kli­ma­ver­än­derung und die Bedrohung durch Viren. Doch dieser Ein­druck täuscht. Um Miss­ver­ständ­nissen vor­zu­beugen: Natürlich sind mit den genannten Themen Risiken ver­bunden, doch es ist ein Fehler, sich aus­schließlich auf diese Themen zu konzentrieren.

Jedoch gilt es auch Zusam­men­hänge zwi­schen den aktu­ellen Schlag­zei­len­themen und der andau­ernden Auf­blähung hoch­ge­fähr­licher Ent­wick­lungen im Hin­ter­grund: Durch die Auf­merk­samkeit, welche die Schlag­zeilen genießen, werden die „Groß­ri­siken“ im Hin­ter­grund weniger wahr­ge­nommen und teil­weise werden die Schlag­zei­len­themen als Begrün­dungen genutzt, die Groß­ri­siken im Hin­ter­grund weiter anzufeuern.

Betrachten wir drei der großen Hin­ter­grund­ri­siken für die Freiheit genauer und beleuchten dabei auch den genannten Zusammenhang.

Die Poli­ti­sierung

Das eigent­liche Werkzeug der Politik ist Zwang.

Lange Zeit gab es von der Politik zumindest noch teil­weise ver­schonte „Frei­heits­räume“ wie bei­spiels­weise die Familie oder den Einkauf im Super­markt. Solche „unpo­li­ti­schen Räume“ werden seit geraumer Zeit weniger und kleiner. Das Primat der Politik wird immer öfter auch dort „ange­rufen“ oder ein­ge­bracht, wo die Politik nichts zu suchen hat.

Mit dem Ein­dringen der Politik in zuvor mehr oder weniger frei­heit­liche Räume tritt das Problem auf, dass nun auch dort poli­tische Mittel domi­nieren. Doch was ist das Werkzeug der Politik? Auf den ersten Blick könnte man annehmen, es seien Abstim­mungen und Mehr­heits­ent­schei­dungen. Doch dies sind nur der Anwendung des poli­ti­schen Werk­zeugs vor­ge­la­gerte Schritte.

Das eigent­liche Werkzeug der Politik ist Zwang. Die Politik hat die Macht, die Bürger zu unfrei­wil­ligen Hand­lungen zu zwingen. Diese Aussage mag auf den ersten Blick über­zogen erscheinen. Doch könnten Sie bei­spiel­weise – ohne dras­tische Kon­se­quenzen – ent­scheiden, die Grund­steuer für Ihr eigenes Grund­stück nicht mehr zu zahlen oder ohne Bau­ge­neh­migung darauf zu bauen?

Auch die aktuell beschlos­senen „poli­ti­schen Wohl­taten“, wie Ener­gie­pau­schale, Kin­der­bonus, Hartz-IV-Bonus, 9‑Euro-Ticket sowie Tan­krabatt für Diesel und Benzin erfordern mit­telbar Zwang. Es gibt kein „umsonst“. Poli­tische Ver­sprechen bezie­hungs­weise Leis­tungen des Staates – wie die genannten – werden aus Mitteln finan­ziert, die zuvor erwirt­schaftet werden müssen.

Anders aus­ge­drückt: Bei kurz­fris­tiger Betrachtung pro­fi­tieren jene Bürger, die solche Leis­tungen emp­fangen und (weniger offen­sichtlich) die „Umver­teiler“ in Politik und Büro­kratie. Dem­ge­genüber werden jene Bürger, welche etwas erwirt­schaftet haben oder künftig erwirt­schaften sollen, was nun umver­teilt wird oder künftig umver­teilet werden soll, zwangs­weise ärmer

Poli­tische Wohl­taten sind ein Dana­er­ge­schenk, also eine Gabe, die sich für den Emp­fänger als unheilvoll und schädlich erweist. Er erhält etwas, das ihm (und anderen) zuvor erst weg­ge­nommen wurde. Auch beste Absichten ändern nichts daran.

Die Ver­armung der „Erwirt­schafter“ ist in vollem Gange und schafft falsche Anreize für alle Betei­ligten. Für jene, die arbeiten, wird es immer unat­trak­tiver, sich abzu­mühen. Für jene, die bereits von der Umver­teilung leben, gibt es immer weniger Grund, diesen Umstand zu ändern. Und für die Men­schen in der Politik führt der Wunsch, Abstim­mungen zu gewinnen, zu (vor­der­grün­diger) „Groß­zü­gigkeit“ – trotz der bekannten nach­tei­ligen Wirkungen.

Diese Ent­wicklung stärkt extreme und tota­litäre Posi­tionen. Bei­spielhaft hierfür kann Frank­reich mit seiner „Pla­ni­fi­cation“ und aus­ge­prägten Umver­teilung dienen. Bei der letzten Wahl des Prä­si­denten konnten frei­heits- und markt­feind­liche linke und rechte Kan­di­daten bereits über die Hälfte der Wäh­ler­stimmen gewinnen.

Es ver­wundert die meisten Men­schen nicht, dass Gewalt­täter mit der Anwendung staat­lichen Zwangs kon­fron­tiert werden. Doch auch das Ein­dringen staat­lichen Zwangs in zuvor unpo­li­tische Frei­heits­räume unbe­schol­tener Bürger scheint viele Men­schen nicht zu ver­wundern – gefähr­li­cher­weise. Der Aus­spruch „alles ist poli­tisch“ ist eine Drohung und keine Verheißung.

Der Aus­spruch „alles ist poli­tisch“ ist eine Drohung und keine Verheißung.

Der Zusam­menhang mit den Schlag­zei­len­themen wird deutlich, wenn bei­spiels­weise der Krieg in der Ukraine als Argument genutzt wird, um (angeblich auch zur Ver­folgung der Olig­archen) ein Ver­mö­gens­re­gister zu ent­wi­ckeln. „Eigentlich“ müssten kon­krete Ver­dachts­mo­mente gegenüber einer ein­zelnen Person vor­liegen, um eine solche Maß­nahme zu recht­fer­tigen. Aber solche rechts­staat­lichen Ein­wände scheinen derzeit keine Rolle mehr zu spielen.

Auch die plan­wirt­schaft­liche Umge­staltung der Ener­gie­wirt­schaft mit dem Argument, nur so wäre die Unab­hän­gigkeit von rus­si­schen Ener­gie­roh­stoffen erreichbar, ver­deut­licht, wie die aktu­ellen Schlag­zei­len­themen einer­seits als Argument für weitere Poli­ti­sierung genutzt werden und ande­rer­seits von eben dieser zuneh­menden Poli­ti­sierung ablenken.

Der (Neo-)Kollektivismus

Während in den tra­di­tio­nellen Frei­heits­räumen das Indi­viduum als kon­kreter Mensch im Mit­tel­punkt steht, geht es bei der Politik um Kol­lektive – sowohl vor der Anwendung von Zwang als auch danach. Die Mehr­heits­findung bei Abstim­mungen und im Par­lament am Anfang und die Anwendung der Gesetze auf „Fall­gruppen“ am Ende des Pro­zesses ver­deut­lichen dies.

Trotzdem stehen oft kon­krete Ein­zel­fälle am Beginn solcher Ent­wick­lungen. Ein solcher Ein­zelfall kann bei­spiels­weise eine Gewalttat sein, die danach zu Pollern führt oder dem Verbot, öffent­liche Räume zu bestimmten Zeiten zu nutzen. Auch erfolg­reich tätige Lob­by­isten aus NGOs und Unter­nehmen als „Aus­löser“ für neue Gesetzte sind „Ein­zel­fälle“ in diesem Sinne.

Wie pro­ble­ma­tisch der­artige (neo-)kollektivistische Strö­mungen sind, zeigt ein Gedan­ken­ex­pe­riment: Wenn das Kol­lektiv und nicht der ein­zelne kon­krete Mensch im Mit­tel­punkt steht, ist es wider­spruchsfrei möglich, ein­zelnen Men­schen die freie Mei­nungs­äu­ßerung unmöglich zu machen, diese ein­zu­sperren, umzu­er­ziehen oder gar zu töten. Was zählt schon das Leben ein­zelner Men­schen, wenn es um das Kol­lektiv (bis hin zur Menschheit) geht? Die Geschichte liefert blutige Beispiele.

Zu dieser Ent­wicklung passt auch die Auf­fä­cherung in immer kleinere Gruppen und Sub­gruppen mit (scheinbar) unter­schied­lichen Inter­essen. Da in der Politik die Ver­su­chung besteht, ein­zelnen Gruppen Vor­teile zu gewähren, besteht eine Ent­wick­lungs­tendenz in Richtung Bevor­zugung laut­starker Gruppen zu Lasten schwei­gender Gruppen, selbst wenn es eine schwei­gende Mehrheit ist. Die Kon­se­quenz beschrieb Kar­dinal Gerhard Ludwig Müller am Bei­spiel einer Gruppe mit seinen Worten so:

Der LGBT-Ideo­logie ist es gelungen, aus einer ver­folgten eine ver­fol­gende Min­derheit zu machen.

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Diese Aussage trifft auf jede Gruppe zu, die es schafft, dass ihre Ver­treter Poli­tiker über­zeugen, Maß­nahmen zu ihren Gunsten zu „rechtlich gesi­cherten Ansprüchen“ werden zu lassen. Unwei­gerlich führen so defi­nierte „Ansprüche“ ein­zelner Gruppen zu Ein­schrän­kungen der Freiheit anderer. Dabei gerät in Ver­ges­senheit, dass die Freiheit des einen dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt. Frei­heits­kom­pa­tibles Recht ist unter­ein­ander zwanglos ver­ein­bartes und daher unteilbar.

Die Freiheit zur Mei­nungs­äu­ßerung ist tat­sächlich eine Freiheit. Jeder ein­zelne Mensch kann diese Freiheit in Anspruch nehmen, ohne die Freiheit anderer Men­schen, eben­falls ihre Meinung zu äußern, ein­zu­schränken. Daher kann es zum Bei­spiel keine Freiheit im Sinne eines „Rechts“ auf Wohnraum oder bestimmte Arbeits­plätze geben. Wird bei der all­ge­gen­wär­tigen Knappheit eine Gruppe bevorzugt, gehen andere Men­schen unwei­gerlich leer aus.

Eine Pri­vi­le­gierung der Mit­glieder ein­zelner Gruppen, bei­spiels­weise bei der Besetzung von freien Stellen, der Ver­teilung von Minister- und Auf­sichts­rats­posten oder der Vergabe von Wohnraum, führt unwei­gerlich dazu, dass die Mit­glieder anderer Gruppen dem­entspre­chend benach­teiligt werden.

Eine Pri­vi­le­gierung der Mit­glieder ein­zelner Gruppen … führt unwei­gerlich dazu, dass die Mit­glieder anderer Gruppen dem­entspre­chend benach­teiligt werden.

Auch hier ist die Ver­bindung zu den Schlag­zei­len­themen offen­sichtlich; die Gruppe der „Russen“ kann als Bei­spiel dienen. Der Krieg in der Ukraine führte dazu, dass rus­sische Künstler ihre Anstellung ver­loren. Ohne (Neo-)Kollektivismus dürfte in einem Land mit freier Mei­nungs­äu­ßerung auch ein rus­si­scher Künstler, der etwa eine gegenüber den Schlag­zeilen dif­fe­ren­zierte Sicht­weise ver­tritt oder sich nicht zur Sache äußern möchte, nicht benach­teiligt werden.

Martin Niem­öllers „Als die Nazis die Kom­mu­nisten holten …“ beschreibt treffend nicht nur die Gefahr, die von Faschismus, Natio­nal­so­zia­lismus und untä­tigem Zuschauen ausgeht, sondern zugleich auch die Gefahr des Kol­lek­ti­vismus an sich. Dieser gefähr­lichen kol­lek­ti­vis­ti­schen Ein­stellung unter­liegen LGBT-Ver­treter, die poli­tische Vor­teile für ihre Gruppe erwirken, ebenso, wie der Leiter eines Orchesters, der rus­sische Musiker ent­lässt. Es kommt hinzu, dass im Eifer des Gefechts selbst die Gesetze der Natur keine Rolle mehr zu spielen scheinen.

Bei­spiels­weise scheint die Zeit beliebig vor- und zurück­ge­dreht werden zu können, wenn Aus­sagen und Hand­lungen der Ver­gan­genheit mit der Brille heu­tiger „dis­kri­mi­nierter und dis­kri­mi­nie­render Gruppen“ betrachtet werden. Auch in diesem Fall dienen die aktu­ellen Schlag­zei­len­themen einer­seits als Argument für weitere Kol­lek­ti­vierung und lenken ande­rer­seits von eben dieser zuneh­menden Kol­lek­ti­vierung und Split­ter­grup­pen­bildung ab.

Die dis­zi­pli­nie­rende Digitalisierung

Die poli­ti­schen For­de­rungen nach einer „digi­talen Trans­for­mation“ erwecken den Ein­druck, Digi­ta­li­sierung sei als Selbst­zweck erstrebenswert.

Auch die Digi­ta­li­sierung unter­liegt dem zuvor ver­deut­lichten Mecha­nismus. Ihre Nach­teile – ins­be­sondere die mög­liche Nutzung als Dis­zi­pli­nie­rungs­in­strument – bleiben außerhalb der medialen Auf­merk­samkeit. Die poli­ti­schen For­de­rungen nach einer „digi­talen Trans­for­mation“ erwecken den Ein­druck, Digi­ta­li­sierung sei als Selbst­zweck erstre­benswert. Tat­sächlich kann man mit der Digi­ta­li­sierung sowohl Gutes als auch Schlechtes bewirken.

 

Wir können uns die Janus­köp­figkeit der Digi­ta­li­sierung am Bei­spiel einer Digi­tal­währung ver­deut­lichen. Kam­bo­dscha war das erste Land der Welt, das mit dem Bakong eine nationale digitale Währung schuf. Dieses lan­des­weite digitale Zah­lungs­system der Natio­nalbank von Kam­bo­dscha wurde im Oktober 2020 offi­ziell eingeführt.

Begründet wurde dessen Ein­führung damit, auch ärmere Bevöl­ke­rungs­gruppen an der Wirt­schafts­ent­wicklung teil­haben zu lassen. Eine Mobil­te­le­fon­nummer und eine App ersetzen das klas­sische Bank­konto und senken die Trans­ak­ti­ons­kosten. Die Vor­teile sind offen­sichtlich, und es wundert daher nicht, dass heute bereits rund die Hälfte der Bevöl­kerung diese Digi­tal­währung nutzt.

Auch andere Zen­tral­banken arbeiten mit Hoch­druck an eigenen Digi­tal­wäh­rungen, dar­unter die Euro­päische Zen­tralbank (EZB). Fabio Panetta, Mit­glied im Exe­cutive Board der EZB, wählte bei einer Rede in Irland die For­mu­lierung „We cannot allow public money to become mar­gi­na­lised” um zu ver­deut­lichen, dass die Ein­führung einer Digi­tal­währung eine Reaktion auf abneh­mende Bar­geld­nutzung und ver­mehrte Digi­tal­zah­lungen sei.

Aller­dings lässt diese For­mu­lierung auch eine andere Inter­pre­tation zu, nämlich dass auch Digi­tal­wäh­rungen bei einem bestimmten Nut­zungs­niveau aus poli­ti­scher Sicht „alter­na­tivlos“ werden könnten, obwohl sie derzeit als Kom­ple­men­tär­währung ver­marktet werden. Der heutige Nut­zungsgrad in Kam­bo­dscha zeigt, wie schnell solche Schwellen erreicht und über­schritten werden können.

Übrigens hat es Fabio Panetta in seiner Rede im National College of Ireland sogar fer­tig­ge­bracht, die Not­wen­digkeit eines digi­talen Euro mit dem Krieg in der Ukraine in Ver­bindung zu bringen. Hier zeigt sich erneut die Tendenz, kri­tische län­ger­fristige Ent­wick­lungen im Hin­ter­grund durch aktuelle Schlag­zei­len­themen als unver­meidlich erscheinen zu lassen.

Die Gefahr einer „alter­na­tiv­losen“ staat­lichen Digi­tal­währung liegt ebenso wie jene staat­licher „Bonus­punk­te­systeme“ oder einer umfas­senden digi­talen Iden­tität darin, dass Hand­lungs­freiheit zu einer Illusion wird. Kaum eine Form der poli­ti­schen Dis­zi­pli­nierung wäre wirk­samer, weil es möglich wird, dem digital glä­sernen Men­schen per Knopf­druck Hand­lungs­mög­lich­keiten zu ent­ziehen. Das reicht von der Ver­hin­derung unge­wünschten Kon­sum­ver­haltens bis zur Zensur.

Bei unge­wünschtem Ver­halten schafft die geschil­derte Aus­prägung der Digi­ta­li­sierung die Mög­lichkeit, Men­schen im über­tra­genen und wört­lichen Sinne ver­hungern zu lassen. Das chi­ne­sische Sozi­al­kre­dit­system liefert bereits ein wirk­mäch­tiges Bei­spiel dafür, dass Knechtung durch dis­zi­pli­nie­rende Digi­ta­li­sierung nicht nur eine theo­re­tische Mög­lichkeit ist. Auch in Europa finden sich neben der Arbeit am digi­talen Euro weitere bedenk­licher Ent­wick­lungen, bei­spiels­weise in Nor­wegen.

Das chi­ne­sische Sozi­al­kre­dit­system liefert bereits ein wirk­mäch­tiges Bei­spiel dafür, dass Knechtung durch dis­zi­pli­nie­rende Digi­ta­li­sierung nicht nur eine theo­re­tische Mög­lichkeit ist.

Fazit

Aktuelle Schlag­zeilen und poli­tische State­ments ver­mitteln den Ein­druck, dass der Krieg in der Ukraine, die Kli­ma­ver­än­derung und Krank­heits­er­reger gegen­wärtig die größten gesell­schaft­lichen Risiken wären. Die Kon­zen­tration auf diese Punkte ver­leitet dazu, die Gefahren durch ver­mehrte Poli­ti­sierung, (Neo-)Kollektivismus und dis­zi­pli­nie­rende Digi­ta­li­sierung zu unterschätzen.

Durch die ver­mehrte Poli­ti­sierung schwinden noch bestehende Frei­heits­räume und werden falsche Anreize geschaffen. Durch den (Neo-)Kollektivismus wird die schwei­gende Mehrheit zugunsten laut­starker Min­der­heiten benach­teiligt und die gesell­schaft­liche Zer­split­terung vor­an­ge­trieben. Durch die Digi­ta­li­sierung wird die Dis­zi­pli­nierung auf Knopf­druck möglich und poli­tisch gewünschtes Ver­halten erzwingbar.

Häufig ver­mitteln Medien, Regierung und Inter­es­sen­gruppen jedoch den Ein­druck, mehr Politik, mehr Kol­lek­ti­vismus und mehr Digi­ta­li­sierung wären aus­schließlich positiv und außerdem unver­zichtbar um den Ukrai­ne­krieg, die Kli­ma­ver­än­derung und Krank­heits­er­reger in den Griff zu bekommen.

Daraus resul­tiert eine Ent­wicklung, die das Potential hat, sich zur Endzeit der indi­vi­du­ellen Freiheit auszuwachsen …

Daraus resul­tiert eine Ent­wicklung, die das Potential hat, sich zur Endzeit der indi­vi­du­ellen Freiheit aus­zu­wachsen, ins­be­sondere weil sie über Lan­des­grenzen hin­ausgeht: Poli­ti­sierung, Kol­lek­ti­vismus und Digi­ta­li­sierung nehmen zu, ver­zahnen sich unter­ein­ander und werden durch die Ver­knüpfung mit dem Ukrai­ne­krieg, der Kli­ma­ver­än­derung und Krank­heits­er­regern zusätzlich angefeuert.

Doch Kli­ma­ver­än­derung, Krieg und Krank­heits­er­reger erfordern eben nicht not­wen­di­ger­weise eine weitere Poli­ti­sierung, Kol­lek­ti­vismus oder den digital glä­sernen Men­schen. Das zu igno­rieren würde die Endzeit der indi­vi­du­ellen Freiheit ein­läuten. Es wäre wenig glaub­würdig später zu behaupten, man hätte diese Ent­wicklung nicht erkennen können – dafür sind die Risiken für Leben, Freiheit und das Streben nach Glück zu offensichtlich.

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Rainer Fass­nacht ist aus­ge­bil­deter Kaufmann und stu­dierter Diplom-Ökonom. Er lebt in Berlin und ist Autor des Buchs „Unglaub­liche Welt: Eta­tismus und indi­vi­duelle Freiheit im Dialog“. Auch in seinen sons­tigen, unter anderem vom Aus­trian Eco­nomics Center in Wien ver­öf­fent­lichten Texten, setzt er sich für die Bewahrung der indi­vi­du­ellen Freiheit ein.


Quelle: misesde.org