Ende All­mende und der aus­blei­bende Triumph des Wollens

Eigentlich hätte ja ChatGPT, dieser KI-Sarg­nagel der Text­krea­ti­vität, diesen Artikel schreiben können. Ein paar Links exzer­pieren, einige Alli­te­ra­tionen hin­zu­fügen und eine freche Schluss­fol­gerung ergänzt…fertig ist die Laube. Doch der Microsoft-Knecht weigert sich bekanntlich, gegen den Stachel zu löcken und ver­weigert die Zusam­men­arbeit, sobald Kritik am herr­schenden Nar­rativ gewünscht wird. Richtig bockig wird der Bot dann. Aber im Grunde ist das was Gutes. Denn wenn sich Tages­schau­kom­mentare und Jubel­mel­dungen über die Ener­gie­wende und Krieg zukünftig ganz von selbst schreiben und die Fließ­band­ar­beiter der Affir­mation arbeitslos werden, bleibt Kritik auch weiter Hand­arbeit. Genau wie die vielen tollen Gesetze, die unsere Poli­tiker machen – wann würden die jemals über­flüssig! Immer zum Jahres- oder Monats­wechsel lesen wir Artikel unter der Über­schrift „Was sich im [hier bitte Monat oder Jahr ein­fügen] für Ver­braucher ändert“ und stellen ver­blüfft fest, dass es seit langem nur noch zwei Sorten von Ver­än­de­rungen in diesem Land gibt: die Teuren und die Über­grif­figen. Manche sind sogar beides. Am Ende geht es aber stets darum, dass dem Bürger etwas ver­boten, befohlen oder weg­ge­nommen wird. Und solange es noch etwas zu ver­bieten, befehlen und weg­zu­nehmen gibt, mangelt es nie an neuen Gesetzen im Land!

Jedoch scheint uns ein posi­tives Gesamtbild, ein Ziel oder eine trag­fähige Idee abhanden gekommen zu sein, die alle diese Ver­än­de­rungen zuver­lässig und selbst­ver­ständlich und für jeden ein­zelnen Bürger trägt. Es müsste schon etwas sein, das man nicht pre­digen muss, etwas, dass in jedem Men­schen von Natur aus angelegt ist. Das Streben nach Glück zum Bei­spiel. Wo habe ich das nur schon mal gehört. Nicht, dass die Politik nicht ver­suchen würde, so etwas künstlich und wort­reich zu erzeugen! Doch der Kli­ma­wandel als A und O taugt als ver­bind­liches und ver­bin­dendes Ziel eben genauso wenig wie die letzte ver­gleichbar fixe Idee, der Aufbau des Sozia­lismus in der DDR. Alles, was damit in Berührung kommt, schmeckt nach Ver­zicht, Bevor­mundung, Mangel und Berei­cherung einer kleinen Elite.

Flug­scham statt Lebensfreude

Dekli­nieren wir das mal für einige Lebens­felder durch, so ersetzt Flug­scham das Fliegen, Fahrrad das Auto, Stadt-WG das Eigenheim, Frieren das Heizen und die Heu­schrecke das Steak. Spaß, Lebens­freude und Opti­mismus werden aus dem Land gedrückt wie aus einer Zahn­pas­tatube. Nicht mal der Sport bleibt davon ver­schont, wie die poli­ti­sierte Fußball-WM gezeigt hat. Es bleibt natürlich auch der Politik nicht ver­borgen, dass sich die Stimmung ver­schlechtert, weshalb man viel gelie­henes und gedrucktes Geld statt in Inves­ti­tionen in den Konsum (vulgo Ret­tungs­pakete) lenkt – ohne an die Folgen zu denken. Zum Bei­spiel deckt das künftige 49-Euro-Ticket der Bahn ja nicht die Kosten für den Bahn­verkehr. Vielmehr steigt der Ver­schleiß der Bahn-Infra­struktur durch die stärkere Nutzung, ohne dass man­gelnde Qua­lität, Unpünkt­lichkeit oder geschlossene Spei­se­wagen eine Rolle spielen dürfen. Man bezahlt 49 Euro und bekommt genau das – Qua­lität für 49 Euro im Monat. Die hoch sub­ven­tio­nierten DDR-Mieten und der Haus­schwamm lassen schön grüßen. Bahnchef Lutz feiert lieber fleischlose Kost im Bord­re­staurant, denn dafür gibt es Nar­ra­tiv­punkte. Für so lang­weilige Ziele wie Pünkt­lichkeit und ein zuver­läs­siges Stre­ckennetz gibt es die nicht.

Alle Gesetz­gebung ist heute akti­vis­ti­sches Stückwerk, ideo­lo­gisch über­frachtet und steckt voller logi­scher Wider­sprüche. Im Detail ist das nur gele­gentlich amüsant, etwa wenn aktuell im Fern­verkehr der Bahn die Masken fallen, diese ab sofort jedoch im Auto mit­ge­führt werden müssen. Ver­stehen muss man das nicht, nur befolgen. Laut Allensbach-Umfrage zweifeln viele Deutsche an der Zukunfts­fä­higkeit des eigenen Landes. Nur noch 14 Prozent glaubt, dass unser Land auf einem guten Weg ist. Die Hälfte glaubt (oder weiß), dass schon heute vieles nicht mehr funk­tio­niert. Der Rest klebt irgendwo auf Straßen oder an Sesseln fest.

Es gibt natürlich spek­ta­kuläre Bei­spiele für dieses Staats­ver­sagen, die jedem sofort in den Sinn kommen. In Berlin zum Beispiel…Berlin. Aber es sind die ver­gleichs­weise kleinen Dinge, die in der täg­lichen Empirie unan­genehm auf­fallen. Sper­rungen, Schlag­löcher, Brücken mit ver­rin­gerter Traglast, ver­zö­gerte oder auf­ge­gebene Bau­pro­jekte. Auch die Schwie­rig­keiten in buch­stäblich allen Branchen, qua­li­fi­ziertes oder auch nur moti­viertes Per­sonal zu finden. Ebenso der schlep­pende Ausbau der Glas­faser und dort, wo er voran kommt, die schlampige Umsetzung. Nichts wird pünktlich fertig, fährt oder fliegt. Die Infra­struktur fährt ent­weder auf Ver­schleiß, wird wie unsere Ener­gie­ver­sorgung als Jenga-Turm Stück für Stück weg­ge­rissen oder über­schlägt sich in Grö­ßenwahn, um mit Sonne und Wind ins Über­über­mor­genland zu gelangen. Ein „großer Sprung nach vorn“, wie ihn Mao nicht blinder hätte in Szene setzen können. Dass der Weg jedoch richtig sein muss, daran darf es indes kei­nerlei Zweifeln geben. Kein Kir­chentag, keine Poli­ti­kerrede und keine staat­liche Will­kür­maß­nahme kommt heute noch ohne Fin­gerzeig auf Kli­ma­ka­ta­strophe und Welt­rettung aus. Als fette Prä­ambel hat sich das Thema in alles geschlichen, was an staat­lichen Zitzen saugt, ob es nun För­der­pro­gramme, For­schungs­gelder oder unter­lassene Instand­haltung unserer Infra­struktur ist. Auch hier laufen völlig gegen­sätz­liche Dinge in einer Gleich­zei­tigkeit ab, die kaum jemandem auffällt.

Windige Gesetze

Die Neu­re­ge­lungen im „Wind-an-Land-Gesetz“ sorgen nun dafür, dass Plan­vor­gaben für den Flä­chen­ver­brauch für Wind­kraft­an­lagen für alle Bun­des­länder gelten. Völlig gleich­gültig, was die Bürger vor Ort davon halten oder wie wind­reich die Länder sind. Mit staatlich-ideo­lo­gi­schem Zwang lassen sich so im Zweifel sämt­liche öko­lo­gi­schen Bedenken oder Wald- und Arten­schutz außer Kraft setzen. Ja, man spricht gar von „Tritt­brett­fah­rerei“, wenn der Ausbau der Wind­energie in manchen Bun­des­ländern „hin­terher hinke“ und man sich dort darauf ver­lasse, dass anderswo Anlagen errichtet werden. Zitat aus Wirtschaftsdienst.eu:

„Der Bund hat das Interesse, dass die von ihm fest­ge­legten natio­nalen Aus­bau­ziele erreicht werden. Untere Ebenen schauen hin­gegen stärker auf die lokalen Aus­wir­kungen des Wind­ener­gie­ausbaus. Dabei rücken dann als negativ wahr­ge­nommene lokale Aus­wir­kungen auf Mensch, Land­schaft und Natur stärker in den Vor­der­grund. Gleich­zeitig pro­fi­tieren die Men­schen vor Ort nicht unbe­dingt unmit­telbar von Win­de­n­ener­gie­an­lagen und dem von ihnen erzeugten Strom. Des­wegen haben die unteren Ebenen oftmals kein beson­deres Interesse, Flächen für die Wind­energie bereit­zu­stellen. Dies wird noch dadurch ver­stärkt, dass eine kli­ma­neu­trale Strom­ver­sorgung mit Wind­energie ein öffent­liches Gut ist, solange nur eine deutsch­landweit ein­heit­liche Strom­preiszone besteht. Die Länder haben somit Anreize, sich auf Aus­bau­be­mü­hungen anderer Länder zu ver­lassen und ihren eigenen Beitrag nicht zu erhöhen. Es liegt mithin ein klas­si­sches Tritt­brett­fah­rer­problem vor.“

Wir lesen und ver­stehen, dass der Mensch mit seinen Natur und Neigung, in Ruhe gelassen zu werden, dem Zen­tra­lismus im Weg ist. Pech für den Men­schen und seinen Nah­be­reich. Die Zen­tral­gewalt rollt über ihn und seine Inter­essen hinweg. Und nun froh­locke, Mensch! Es ist doch nur zu deinem Besten.

Gleich­zeitig könnten wir erleben, wie Abriss und Neubau der Tal­brücke Rahme (einer von dut­zenden Brücken der Autobahn 45, die so marode sind, dass sie gesperrt, abge­rissen und neu gebaut werden müssen) durch erneute Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fungen ver­zögert oder gestoppt werden könnten. Die Autobahn 45 ist seit mehr als einem Jahr gesperrt, aber was macht es schon, dass Anwohner und Gewer­be­be­triebe in der Gegend unter der Mehr­be­lastung durch Umwege extrem belastet sind.

Das hindert Akti­visten übrigens nicht daran, wieder einmal „Farbe zu bekennen“. Drei Tonnen davon schleppten sie auf die marode und gesperrte Brücke, um damit die Worte „Lasst und Brücken bauen“ zu malen. Das war aller­dings nicht als Kritik am schlep­penden Abriss und Neubau der Brücke zu ver­stehen. Vielmehr han­delte es sich um eine Soli­da­ri­täts­be­kundung mit der Ukraine. Eimer voller Farbe und Akti­vis­ten­schweiß für absolut nichts, eine Null­nummer, die weder den Ukrainern hilft noch Putin beein­druckt, denn über die Rahme-Brücke fährt mit Sicherheit kein Panzer! Durch­hal­te­pa­rolen und Sym­bo­lismus auf Ruinen – ein tref­fen­deres Bild lässt sich von Deutschland und seiner ver­nach­läs­sigten All­mende als Plattform für Als-ob-Gesten derzeit kaum zeichnen. Als ob das jemanden inter­es­sieren würde (außer der Presse). Als ob das irgend etwas bewirken könnte (außer Pressemeldungen).

Und es brö­ckeln nicht nur Straßen und Brücken. Ange­sichts der ungüns­tigen Ent­wicklung der Ener­gie­preise ver­kleinert die BASF ihr Enga­gement in Deutschland. Linde, das letzte Schwer­ge­wicht im DAX ver­lässt diesen wegen ein­engender Regeln und wird fortan in London und New York gehandelt. Dafür kommt die Com­merzbank zurück in den Index, eine Bank, deren größter Anteils­eigner nach wie vor der Bund ist. Nur bei BioNTech, der mit 375 Mil­lionen Euro Steu­ergeld gepam­perten mRNA-Schmiede bin ich mir nicht sicher, ob der Weggang aus Frankfurt nicht eher eine Flucht ist, als wie mit­ge­teilt der Krebs­for­schung zu dienen.

Mit dem Wegfall gut bezahlter Arbeits­plätze geht der Weggang von Fach­kräften einher, ohne dass die Politik dies ver­hindern oder auch nur ansatz­weise aus­gleichen könnte. Die Anwerbung von Fach­kräften läuft nur so mit­tel­prächtig, während unsere Sozi­al­systeme nach wie vor der Haupt­magnet für Ein­wan­derung sind. Der „Brain Drain“ qua­li­fi­zierter und moti­vierter Deut­scher, die in die Schweiz, nach Spanien oder Süd­amerika aus­wandern, ist bedrohlich. Und zwar zu allererst für die Stan­dards hier­zu­lande, also für einen Teil der nicht stoff­lichen All­mende, als da wären die oft ver­schrieenen „Sekun­där­tu­genden“, die Ver­trau­ens­basis im täg­lichen Umgang mit­ein­ander und auch schon für die Bil­dungs­stan­dards. Unsere Gen­der­wis­sen­schafler, Diver­si­täts­apostel und Ener­gie­wen­de­he­rolde gehören zwar immer noch zu den besten der Welt, aber das Handwerk und die indus­trielle Basis des Landes, die auf hand­werk­lichen Aus­bil­dungen fußt, brö­ckeln bedenklich.

In letzter Zeit häufen sich in den Lokal­medien Rühr­stücke, die immer gleich ablaufen. Da ist der Aus­zu­bil­dende junge und strebsame Y, ein Pracht­bursche und geschätzter Kollege, der gute Arbeit leistet. Er ist seit 2014/15 im Land, fleißig, überall beliebt und das wird sicher auch stimmen. Schön für Y, solche Leute brauchen wir! Y fällt aber zum wie­der­holten Mal durch die münd­liche oder schrift­liche Kam­mer­prüfung und steht nun ohne einen Abschluss zum Elektriker/Krankenpfleger/Wünschdirwas da. Die Deutsch­kennt­nisse reichen nicht aus, um die Auf­gaben zu ver­stehen oder die Lösungen zu for­mu­lieren. Ergebnis ist, dass etwa in Baden-Würt­temberg nun die Stan­dards gesenkt werden, um dem Prüfling den Abschluss doch noch zu ver­schaffen und Elek­tri­ker­innung und Hand­werks­kammer in Han­nover werden sicher auch bald ein Ein­sehen haben, die Prü­fungen ver­ein­fachen oder in wei­teren Sprachen anzu­bieten. Dass Client und Alten­pfleger sich heute mangels gemein­samer Sprache immer öfter nicht mehr ver­stän­digen können, ist schon pro­ble­ma­tisch genug. Aber was, wenn der Elek­triker die Schalt­pläne und Regu­larien nicht mehr ver­steht, die er umsetzen muss?

Der Wert, den unser duales Berufs­bil­dungs­system mit seinen stan­dar­di­sierten Anfor­de­rungen und nor­mierten Prü­fungen hat, liegt aber gerade in der Bere­chen­barkeit der Leis­tungen und Ver­gleich­barkeit der Abschlüsse, die wir aus dem Handwerk gewohnt sind. Dass Arbeiten fach- und sach­ge­recht aus­ge­führt werden und man sich auf die Ergeb­nisse im All­ge­meinen auch ver­lassen kann, macht einen Großteil der Leis­tungs­fä­higkeit dieses Landes aus. Doch die Politik hat eben die Macht, Fakten zu schaffen und nach Gusto zu deuten, selbst wenn die Ein­griffe kon­tra­pro­duktiv oder sogar völlig falsch sind. Letzte Meldung in diesem Zusam­menhang war die Ankün­digung aus NRW, das über­wiegend pri­vat­wirt­schaftlich orga­ni­sierte Repe­ti­torium (Rep) zur Vor­be­reitung der juris­ti­schen Staats­examina in staat­liche Hand zu nehmen. „Mehr Staat wagen“ ist das Motto, welches heute einfach über allem zu stehen scheint.

Sich ver­schlech­ternde Bil­dungs­stan­dards, Sprach­ver­wirrung, ideo­lo­gische Ver­blendung, hohe Ener­gie­preise, brö­ckelnde Infra­struktur, erra­tische Gesetz­gebung, regulier- und gel­tungs­süchtige Politik, wackelige Rechts- und Inves­ti­ti­ons­si­cherheit und Roh­stoff­armut sind nicht gerade die Kom­bi­nation, aus der Inves­to­ren­träume gemacht sind. Die Risi­ko­be­reit­schaft sinkt, die Sta­tistik der Fir­men­grün­dungen weist einen bedroh­lichen Trend nach unten auf und die Politik genießt dank gedruckten Geldes Abhän­gigkeit und Unmün­digkeit, in die sie die Bürger gebracht hat.

Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen, den wir bis etwa in die 2010er Jahre noch hatten, als per­sön­liche Ziele und Träume noch legitim waren und nicht in CO2-Scham, Flug­schuld und Fleisch­ver­zicht gemessen wurden. Doch mit CO2 als neuer Währung und „Freiheit“ als Floskel des Jahres ist kein opti­mis­ti­scher Staat zu machen. Aber viel­leicht wird das der Welt nicht mal auf­fallen, weil sich die EU dem­nächst durch neue Gesetze zur Regelung „Digi­taler Dienste und Märkte“ von ihr abkoppelt, um eine Art Intranet nach dem Vorbild Chinas und Nord­koreas zu bauen.

Die Welt wird uns auf dem Weg in indus­trielle Ver­zwergung, Bedeu­tungs­lo­sigkeit und sozialen Abstieg nämlich nicht folgen, schon gar nicht die „zweite“ und „dritte“ Welt. Kli­ma­pre­diger Scholz hat sich gerade beim sozia­lis­ti­schen Bruder Lula in Bra­silien eine blutige Nase geholt. Der will nämlich trotz aller Bemü­hungen nicht auf der deut­schen Kli­ma­ga­leere rudern und lobt lieber seine Brüder im Geiste in Kuba und Vene­zuela. Warum das Land im neo­so­zia­lis­ti­schen Kli­maclub stran­gu­lieren, wenn man das auch mit alten mar­xis­tisch-boli­va­ri­schen Ideen erreichen kann? Die Bra­si­lianer essen eben viel lieber Rind­fleisch als Grillen und Scholz ist nicht gerade der Olaf, der daran etwas ändern kann.

Gibt es denn gar nichts Positives?

Doch ich möchte meine Leser heute mal nicht mit einem Scher­ben­haufen aus schlechten Aus­sichten ent­lassen, sondern zwei Fünkchen Hoffnung ver­sprühen. Beide wurzeln in der mensch­lichen Natur, heißen Ver­su­chung und Renitenz und lassen sich weder durch Ideo­logie noch poli­ti­schen Akti­vismus aus­lö­schen. Auf die sollten wir also setzen.

Ohne die Sünde gäbe es die katho­lische Kirche längst nicht mehr und ohne die Ver­su­chung ferner Länder und weißer Strände wären unsere Kli­makleber schon längst unter ihren fins­teren Gedanken zusam­men­ge­brochen. Dass die beiden Fern­flieger lieber in Thailand Ferien machten, als sich vor Gericht zu ver­ant­worten, macht mir Hoffnung. Lang­fristig dürfen wir hier also auf die Ver­lo­ckungen des schönen Lebens ver­trauen und die sind allemal süßer als die Aus­sicht, sich rund um den Gefrier­punkt in unter­ir­di­schen Gängen in der Nähe eines Braun­koh­le­ta­gebaus auf­zu­halten oder morgens in Regen und Berufs­verkehr in Stuttgart auf der Straße zu kleben, um gegen einen pro­gnos­ti­zierten und sehr wahr­scheinlich nicht ver­hin­der­baren Tem­pe­ra­tur­an­stieg in hundert Jahren zu pro­tes­tieren. Man muss die Dop­pel­moral der Lang­s­tecken-Luisas und Kerosin-Katis nur klar benennen und sie zum Fliegen ani­mieren, statt ihnen dies vorzuwerfen.

Der zweite Funke, der der Renitenz, brennt unter anderem bei mir um die Ecke, wo der Inhaber eines Döner­ladens augen­zwin­kernd fest­stellt, dass sein Döner eigentlich seit 2020 schon nicht mehr Döner heißen dürfe, sondern „irgendwas mit Dreh­spieß“. Es käme auch immer mal wieder jemand von der Gewer­be­auf­sicht bei ihm vorbei, fordere Umbe­nennung und neue Spei­se­karten. Es denke aber gar nicht daran, jeden Mist umzu­setzen, den „die da oben“ sich aus­dächten. Gele­gentlich gönne ich mir so einen „ver­bo­tenen Döner“, schon aus Prinzip. Und ich muss auch dringend wieder ins Rei­sebüro. Bei 30°C an einer Poolbar auf Bali schwätzt es sich mit deut­schen Kli­ma­rettern trefflich über die Mission, mittels der Über­zeu­gungs­kraft des in der Bedeu­tungs­lo­sigkeit ver­sin­kenden Deutschland die Welt retten zu wollen.


Quelle: unbesorgt.de