Früher freute man sich auf die sommerfrischen Kirschen aus dem Freiland. Heute gibt es Kirschen und auch Erdbeeren zu jeder Jahreszeit. Chile ist derzeit mit einem Exportanteil von 38 Prozent der größte Kirschexporteur der Welt. Nicht anders bei den Zitrusfrüchten, denn nachdem die EU ein Abkommen mit Südafrika wegen Mandarinen und Orangen geschlossen hat, gehen die Obstbauern in Spanien leer aus. Denn die Orangen aus Südafrika sind deshalb so günstig, weil die Zitrusimporteinfuhren ohne Zölle und ohne die strengen Kontrollen, die die europäischen Bauern einhalten müssen, importiert werden. Und nicht nur in Ländern, wie Chile oder Peru, sondern auch in Afrika werden Avocados für Europa angebaut. Gerade dort, wo es sowieso Probleme mit dem Wasser gibt, genau dort werden Avocados angebaut. Dass beim konventionellen Landbau viel gespritzt wird, ist allgemein hin bekannt. Dass aber auch im Supermarkt noch so einige der giftigen Pestizide im Obst und Gemüse stecken, dessen sind sich die Verbraucher häufig nicht bewusst. Wenn Sie Obst kaufen, wissen Sie, woher es kommt und unter welchen Bedingungen es angebaut wurde? Damit es billig ist, reist auch Obst um die ganze Welt. Eine Kennzeichnungspflicht gilt nur für frisches Obst, nicht für verarbeitete Erzeugnisse wie Konserven, Tiefkühlprodukte und Säfte.
Der bittere Geschmack von unserem Obst und Pestizide auf unserem Teller
Wer gerne Obst und Gemüse isst, der sollte besser auf dessen Herkunft achten. Denn neben Vitaminen enthalten auch gesunde Lebensmittel Schadstoffe wie Pestizide. Bevor sie im Supermarktregal landen, werden viele Pflanzen mit Pflanzenschutzmitteln vor Schädlingen geschützt.
Laut der EU waren im Jahr 2021 Pestizide mit einem Anteil von 27 % an den gesundheitsbezogenen Meldungen die größte Gefahr. Unter den Pestiziden stellt der nicht zugelassene Stoff Ethylenoxid mit 468 Meldungen nach wie vor eine Herausforderung für das System RASFF dar. Viele andere Gefahrenwarnungen betrafen Pestizide, für die die Europäische Union vor kurzem die Zulassung für den EU-Markt aufgehoben hat.
Beispiel Bananen: Im Jahr 2021 importierte Deutschland insgesamt rund 1,42 Millionen Tonnen Bananen – vor allem aus Ecuador, Kolumbien und Costa Rica.
War Ihnen bekannt, dass Bananen mit hochgiftigen Pestiziden besprüht werden? Viele Pestizide, die auf Bananenplantagen gesprüht werden, sind in der EU verboten, und trotzdem landen sie in den Regalen.
Bananen sind nach Reis, Weizen und Milch das viertgrößte landwirtschaftliche Handelsprodukt weltweit und die wichtigste Frucht überhaupt. Für die Staaten der Europäischen Union sind Bananen ein bedeutender Importartikel. Ecuador, Peru und Kolumbien sind nach wie vor die wichtigsten Produktionsländer. Doch auf Grund der niedrigen Preise, die Supermärkte und Discounter in Deutschland bereit sind zu zahlen, kommt es in den Ländern immer wieder zum Protest. Die anfallenden Kosten werden nicht einmal gedeckt. Wir hatten bereits berichtet, dass alles verkorkst ist: Die Bananen verschwinden wegen eines Virus. In Spanien bleiben die Bananen liegen, weil die EU sie preiswerter importiert. In Lateinamerika landen Tonnen Bananen auf dem Müll, weil die Preise zu niedrig sind, und Australien baut jetzt genmanipulierte Bananen an, weil die Banane verschwindet. Brasilien hat bereits das Interesse am Export von Bananen verloren und verkauft sie lieber im Land selbst. So bleiben sie vom Druck aus Europa verschont. Und Aldi Deutschland erhielt sogar einen offenen Brief vom Bananensektor!
Beispiel Ananas: Essen Sie Ananas? Wussten Sie, dass Costa Rica mehr Pestizide (pro Kopf) verwendet als jedes andere Land der Welt? Auf einem Ananasfeld wächst nichts anderes. Alles ist verseucht.
Die heutigen Monokultur – Sorten basieren auf einer starken Verwendung von Agrochemikalien, einschließlich Bromacil, Diuron und Glyphosat. Hinzu kommt noch die Verwendung eines weiteren Herbizids, Paraquat. Dieser Stoff, der für die Verrottung von Stängeln verwendet wird, ist so giftig, dass Europa seine Verwendung verboten hat.
Jede Pflanze produziert nur zwei Früchte über einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten. Was bleibt, ist eine Wüste. Außerdem führt die Kontamination zu lebensbedrohlichen Krankheiten und eingeschränktem Zugang zu sauberem Trinkwasser. Es gibt eine Zunahme angeborener Behinderungen, Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen. Viele Landarbeiter in Costa Rica sind Wanderarbeiter aus Nicaragua ohne Papiere. Sie werden ausgebeutet, arbeiten Tag und Nacht und beschweren sie sich, werden sie abgeschoben. Die Ananasindustrie zerstörte Zehntausende Hektar kostbare Wälder, auch in Naturschutzgebieten. Allein in den letzten Jahren wurden 6.800 Hektar illegal gerodet, nur um den multinationalen Ananasfarmen Platz zu machen. Eine vergiftete Umwelt – keine seltene Folge in der Agrarindustrie. Aber selten ist sie so gut dokumentiert wie im Fall der Ananas. Im mittelamerikanischen Costa Rica können Tausende Menschen seit Jahren kein Leitungswasser trinken, weil darin Pestizide aus dem Ananas-Anbau gefunden wurden. Siehe:Essen Sie Ananas? Die schrecklichen Umweltauswirkungen von Ananasplantagen- Costa Ricas Ananas ist nicht süß, sondern giftig- SWEET FRUIT, BITTER TRUTH! The Real Cost of a Cheap Pineapple from Costa Rica- Chemicals are used in all stages of the pineapple growing process
Beispiel Kirschen: Chile ist heute der größte Fruchtexporteur der südlichen Hemisphäre, wobei Kirschen und Pflaumen besonders hervorzuheben sind, so die aktuelle Nachricht vom 30.November 2022.
Dass Chile unter einer Wasserkanppheit leidet, verschweigt man lieber.
Stellen Sie sich vor: Die zweitwichtigste Exportbranche nach der Kupferindustrie ist der Nahrungsmittelsektor in Chile. Anbau von Nahrungsmitteln für die Welt, während die Menschen in Chile nicht einmal Wasser zum Leben haben.
In Chile sind 76 % der chilenischen Oberfläche von Dürre, Wüstenbildung und degradierten Böden betroffen. Dürre ist einer der wichtigsten Faktoren, die die Landwirtschaft in Chile beeinträchtigen. Das Land hat eine lange Dürregeschichte hinter sich, die lokale Landwirte und die ländliche Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Wasserressourcen wurden in den letzten Jahren dramatisch reduziert.
Seit mehr als 15 Jahren kämpfen die Chilenen gegen große Unternehmen, die den Kleinbauern illegal Wasser entziehen und gegen deren Verschmutzung von Flüssen.
Der Anbau von wasserintensiven Früchten für den Export klettert die Berghänge empor, während die alteingesessenen Bauern im Tal verzweifeln. Selbst im traditionell regenreichen Süden versiegen die Brunnen.
Eine aktuelle Nachricht vom 30.November 2022: Chilenische Kirschexporte nehmen Fahrt auf – „Kirschen sind eines der wichtigsten Gartenbauprodukte, die Chile exportiert. Das südamerikanische Land ist heute der weltweit größte Produzent und Exporteur dieser Frucht, die Millionen von Verbrauchern erreicht. Die Saison beginnt im November und endet im Februar, d. h. am Ende des Frühlings und zu Beginn des Sommers auf der Südhalbkugel. Im Norden des Landes, im sonnigen Elqui-Tal (Coquimbo), beginnt die Ernte sogar schon im Oktober, während in Chile Chico, in Patagonien, bis in den Februar hinein geerntet wird.“
„Im Rahmen des Assoziierungsabkommens zwischen Chile und der Europäischen Union gelangen chilenische Kirschen zollfrei auf den europäischen Markt und bedürfen aus pflanzenschutzrechtlicher Sicht nur der vereinbarten Kontrolle. Diese Art von Vorteilen spielt eine wesentliche Rolle bei der Förderung von Exporten auf den europäischen Markt,“ so der aktuelle Bericht!
Beispiel Zitrusfrüchte und Steinobst: Aus einer aktuellen Nachricht vom November 2022: In einer Zeit, in der die Verbraucher mit einer Lebenshaltungskostenkrise konfrontiert sind, stellt südafrikanisches Steinobst eine kostengünstige und schmackhafte Option dar
Die südafrikanische Fruchtexportindustrie ist der mengenmäßig größte Exporteur von Frischobst in der südlichen Hemisphäre. Südafrika ist auch der zweitgrößte Zitrusexporteur der Welt.
War Ihnen bekannt, dass im August 2022 mehr als drei Millionen Kartons mit Orangen aus Südafrika in Rotterdam die Vernichtung drohte?
Grund für diese Situation, so DFHV-Geschäftsführer Dr. Andreas Brügger, sei eine neue Verordnung der EU-Kommission. „Ohne Not, aber offensichtlich nach erheblichem politischen Druck aus einigen Mitgliedsländern, die selbst Zitrusfrüchte produzieren, hat die Kommission gegen den Protest der Wirtschaft und einiger Mitgliedstaaten die Einfuhrbestimmungen kurzfristig geändert.“ Wissenschaftliche Gründe für eine so umfassende und kurzfristige Verschärfung seien nicht erkennbar. Die geforderte Umstellung der Verfahren in den Ursprungsländern sei innerhalb von drei Tagen niemandem möglich gewesen, so der Bericht.
Nachdem jetzt die EU ein Abkommen mit Südafrika wegen Mandarinen und Orangen geschlossen hat, gehen die Obstbauern in Spanien auf die Straße. Der Vertrag mit Südafrika war 2500 Seiten lang und wer hätte es gedacht, der Nachteil für die spanischen Obstbauern war so versteckt, dass die spanischen Abgeordneten der EU dieses übersehen hatten. Nachdem aber die Obstbauern diesen Passus entdeckten, war die Wut groß. Denn die Orangen aus Südafrika sind deshalb so günstig, weil die Zitrusimporteinfuhren ohne Zölle und ohne die strengen Kontrollen, die die europäischen Bauern einhalten müssen, importiert werden.
Und nicht nur Zitrusfrüchte kommen aus Südafrika, sondern trotz Dürre – Tafeltrauben aus der Wüste Afrikas nach Europa – incl. Chemiecocktail!
Beispiel Obst aus der Türkei: In der Türkei landen immer mehr gefährliche Pestizide auf dem Teller. Das ist das Ergebnis der jüngsten Studie von Greenpeace. Doch durch den Export von Obst und Gemüse nach Europa läuten auch hier die Alarmglocken.
Kinderarbeit ist in der Türkei verboten. Dennoch müssen im Herbst Zehntausende mitanpacken, damit die Familien im Winter genug Geld haben, um durchzukommen.
Kirschernte Türkei
Die Türkei liefert ihre Kirschen in die ganze Welt, so die Nachricht om November 2022. Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 15. November 2022 belief sich der Export von Süßkirschen aus der Türkei auf 57.300 Tonnen. Die Türkei liefert ihre Produkte in 76 Länder der Welt, wobei der größte Anteil auf Russland entfällt. Im Jahr 2021 belief sich der Export von Süßkirschen in die Russische Föderation auf 37,6 Millionen Dollar, seit Anfang dieses Jahres ist er auf 56 Millionen Dollar gestiegen.
Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2021
Die Untersuchungen von frischem Obst aus konventionellem Anbau zeigen z. T. eine Verschlechterung der Rückstandssituation im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig waren exotische Früchte – insbesondere Granatäpfel und Maracuja. Bei drei der untersuchten Proben waren die nachgewiesenen Pestizidgehalte gesundheitlich relevant. Unser Tipp generell: Waschen Sie Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen, so CVUA Stuttgart
Das hochempfindliche Obst wird in der kalten Jahreszeit bekanntlich von weit her nach Europa eingeflogen.
Nicht nur der Transport gibt Anlass zu Kritik, sondern auch die Rückstandssituation. Erdbeeren sind hochempfindlich und vergammeln ohne wirksamen Schimmelschutz. Zitrusfrüchte und Bananen werden bis heute mit Pilzvernichtungsmitteln imprägniert, die auf den Erdbeerenplantagen längst verboten sind. Vor dem Verladen nach Europa werden sie in fungizidhaltigem Wachs gebadet. Beim Anfassen oder Schälen gelangen die Schadstoffe auf die Hände und so auf andere Speisen und in den Mund. Für Orangen und Bananen gilt demnach exakt das Gleiche wie für Erdbeeren – egal ob im Winter oder Sommer.
Die intensive Landwirtschaft hat massive ökologische und soziale Auswirkungen. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab, der Grundwasserspiegel sinkt, oberflächliche Wasservorräte sind durch Dünger und Nitrat verschmutzt.
Im ständigen Kampf um Marktanteile locken Supermarktketten Kundinnen und Kunden mit Billigpreisen. Um den eigenen Profit nicht zu schmälern, wird der Preisdruck an Lieferanten und Erzeuger weitergegeben – die Leidtragenden sind die Arbeiter/innen am anderen Ende der Lieferkette: Ihre Löhne sinken und ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern sich. Zwar preisen die Supermarktketten auf ihren Webseiten und in CSR-Berichten (Corporate Social Responsibility) ihre soziale Verantwortung für Mensch und Umwelt an, die Wirklichkeit sieht jedoch oft anders aus.
Ob nun Weintrauben aus Peru, Ananas aus Ecuador, Himbeeren aus Marokko oder Erdbeeren aus Ägypten, nur um ein paar Beispiele zu nennen, es ist immer das gleiche Problem: ein bitterer Geschmack und ein Giftcocktail incl.
Wer sich in Deutschland konsequent saisonal ernähren möchte, wird das essen müssen, was bereits unsere Vorfahren in der kalten Jahreszeit genossen haben und warten, bis es wieder regionale Obstsorten hier im Lande gibt.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.