Kanye Omari West, von seinen Fans kurz „Ye“ (gesprochen Jej) genannt, ist ein US-Bürger und Rapper, Musikproduzent und Sänger. Er gilt als ein heutiger Meilenstein im Genre des Hip-Hop. Er bewirkte in der Szene die Wende weg von den harten Texten und der aggressiven Musik des „Gangsta-Raps“ hin zu einem gesungenen, emotionalen Stil mit fast balladenartigen Texten. Den guten Ruf hat er sich allerdings gründlich vermasselt, weil er ein bekennender Trump-Fan ist und durchaus auch antisemitische Äußerungen tätigt — und das in konservativen US-Medien auch völlig ungeniert. Jetzt hat Adidas deswegen die Zusammenarbeit aufgekündigt.
Kanye West hatte eine Sportschuh-Linie unter seinem Namen mit Adidas zusammen herausgegeben. Diese Treter waren ein Renner im wahrsten Sinne. Dem Adidas Konzern werden die 250 Millionen, die allein bis Oktober 2022 aus dieser Linie hereinkamen, in Zukunft fehlen. Adidas lässt sich sein gutes Gewissen also eine Viertelmilliarde kosten. Aber was hat Kanye West, der Mann mir dem Brillantengebiss denn gesagt?
Er schreibt in einem Podcast am 15. Oktober 2022 von den „geldgierigen Juden“, sieht eine „Verschwörung der jüdischen Medien“ gegen die Schwarzamerikaner, behauptet gar, dass „die Juden“ die Schwarzamerikaner „auszubeuten versuchen, bis wir sterben“. Und das er nicht an das Wort „Antisemitismus“ glaubt.
Auf Twitter schreibt er aber am gleichen Tag, er sei kein Antisemit, weil „Schwarze eigentlich Juden“ seien. Dann schreibt er auf Instagram, der Musikproduzent Sean Combs sei von Juden kontrolliert. Er wurde daraufhin von Twitter und Instagram ein paar Tage gesperrt.
Außerdem behauptete er am selben Tag, der Schwarzamerikaner George Floyd sei gar nicht durch Polizeigewalt gestorben, sondern durch eine Überdosis an Methamphetamin, Cannabis sowie Fentanyl (einem Heroinersatz), Substanzen, die der Gerichtspathologe auch damals festgestellt hatte.
Überdies brachte Herr Kanye West auch bestimmte Kreise in Rage, weil er auf seiner Modenschau Kleidung mit dem Slogan „White Lives Matter“ getragen hat – und seine Models auch. Er ließ eigentlich kein Reizthema aus, muss man sagen. Ebenfalls im Oktober 2022 trug er eine Kette mit einem Ultraschallbild eine Ungeborenen, als Protest gegen Abtreibung. Dabei behauptete er, ohne einen Beweis zu nennen:
„In New York werden mittlerweile mehr schwarze Babys abgetrieben als geboren werden. Fünfzig Prozent der schwarzen Toten in Amerika kommen durch Abtreibung.“
Daraufhin gingen bei Adidas viele Zuschriften und Anrufe ein, die verlangten, dass der Sportartikelhersteller die Zusammenarbeit mit Kanye West einstellen solle. Offensichtlich hat Adidas daraufhin den Rapper zur Rede gestellt und der postete siegessicher ein Video: „Ich kann antisemitische Sachen sagen und Adidas kann mich nicht fallen lassen. Was jetzt? Was jetzt?“
Der Beitrag wurde zwar gelöscht, aber das Video kursierte weiter im Netz. Alex Jones, wahrscheinlich der bekannteste „Truther“ („Wahrheitssucher“) der USA, lud Kanye West zu seinem Podcast ein. Der lieferte in dem stundenlangen Gespräch gleich den nächsten Hyper-Skandal, indem er sagte „ich liebe Nazis“ und dass er das „Positive an Hitler“ sehe. Und er meinte, „Wir müssen aufhören, Nazis immer zu dissen“ und das Sahnehäubchen draufsetzte, indem er sagte, es gebe keine Beweise für den Mord an sechs Millionen Juden.
Daraufhin kritisierte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland die Zusammenarbeit zwischen Adidas und dem Rapper mit folgenden Worten:
„Die täglich neuen antisemitischen Entgleisungen des Rappers sind für die Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich.“
„Nach antisemitischen Äußerungen von Kanye West hat der Sportartikelhersteller Adidas die Zusammenarbeit mit dem Rapper, auch bekannt als Ye, mit sofortiger Wirkung beendet. “Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich”, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. “Sie verstoßen gegen die Werte des Unternehmens wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness.”“
Nun nahm also Adidas doch lieber den Verlust der Viertelmillarde in Kauf beendete die Zusammenarbeit und distanzierte sich.
Diese Liste dieser Aussprüche würde in Deutschland und bei einem Deutschen sofort eine Strafanzeige und Verurteilung wegen Volksverhetzung, Hassrede im Netz und Holocaustleugnung einbringen. Für Herrn Kanye West wird das nur ein finanzieller Verlust, weil er nicht mehr als verkaufsfördernder Promi seine Millionen aus dem Sportschuhverkauf bekommt. Aber er könnte in Deutschland dennoch unbehelligt herumspazieren und wenn er solche Dinge hier äußern würde, wäre mehr als eine sofortige Löschung dieser Inhalte wahrscheinlich nicht zu befürchten, denn er ist ja ein POC (People of Colour) und jeder, der ihn hier kritisiert, ein Rassist. Das würde sich die deutsche Polizei und Justiz sich niemals trauen.
Für Adidas sind die Äußerungen des Rappers ein Hunderte-Millionengrab. Die Wirtschaftswoche schreibt:
„Adidas’ Trennung von Kanye West, auch Ye genannt, belastet den Sportartikelhersteller. Allein im vergangenen Jahr verlor Adidas 600 Millionen Euro Umsatz durch die Yeezy-Kooperation und geht davon aus, dass sie auch 2023 den Konzern belasten wird.“
Denn diese Schuhe waren und sind ein Hype. Fabian Arnold, der Betreiber von drei Geschäften im München, in denen die Treter zu unglaublichen Preisen angeboten werden, kennt sich mit den limitierten Sneakern (zu Deutsch: Sportschuhe/Turnschuhe) und Streatwear (zu Deutsch: bequeme Halb-Sportklamotten, wie Kapuzen-Sweatshits, genannt „Hoodies“, Singular „Hoody“, Jogginganzüge, T‑Shirts) bestens aus. Er hat zur Vermarktung seiner Edelmarken unter den Prolo-Bekleidungslabels einen Internetauftritt namens „Hypeneedzs“ gegründet.
Anmerkung: Der Name ist sehr typisch für das heutige Sprachempfinden der Jugendkultur. Da hat nicht jemand Schnupfen, sondern es setzt sich zusammen aus dem Wort „Hyper“, das aus dem Griechischen bedeutet hier „übermäßig, über das Normalmaß weit hinaus“, wie bei Hyperschallflugzeug und dem englischen Wort „(to) need“, was die Bedeutung „brauchen“ und ist verwandt mit dem deutschen „be-nötigen“ was sich von „Not“ herleitet. „To be in need“ bedeutet, etwas dringend zu brauchen. Das „z“ wird in der Rapperszene gern durch ein „z“ ersetzt, wie bei „Boyz“ statt „Boys“, „Girlz“ statt „Girls“ usw.
Der Begriff „Hypeneedzs“ signalisiert also, „hier bekommst Du die angesagten, gehypten Klamotten, die Du unbedingt haben musst, um etwas zu gelten“. Das wirkt und so zahlen die Kunden dort locker über 300 Euro für ein Paar der angesagten Schuhe.
Ersteinmal stiegen nach der Aufkündigung der Zusammenarbeit Preis und Nachfrage der Kanye West Schuhe stark, weil man wusste, dass es keine neuen „Drops“, also neue Modelle und Auslieferungen geben würde. Und sie bewegen sich immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Denn die klassischen Kunden für Nobel-Sneaker will gehyptes Schuhwerk — und in dieser Szene hat man mit dem Wirbel drumherum wenig zu tun. Wahrscheinlich, so Fabian Arnold haben diese Kunden davon gar nichts mitbekommen. Die düsteren Prognosen, die schon angestellt wurden, dass die ganzen Restbestände an Kleidung und Schuhen der Kayne West Produktionsreihe vernichtet werden müssen, scheinen sich nicht zu bewahrheiten.
Wie der nur 24 Jahre alte, geschäftstüchtige Fabian Arnold der Wirschaftswoche erzählt, kommen die Leute sogar aus den Emiraten, um die Dinger zu kaufen, manche holten gleich 25 Paar auf einmal für die ganze Familie.
Die Puma-Schuhe scheinen nicht so toll zu laufen, der Hersteller hatte bisher kein so gutes Händchen bei der Wahl der prominenten Zugpferde. Nike hat mit seiner Wahl von Hyper-Promis Adidas sogar schon abgehängt. Adidas hat mit seiner Produktreihe „Yeezy Boost“ in Kollaboration mit Kanye West jedenfalls Bestseller auf den Markt gebracht, besonders 2018 und 2019.
Auch beim Namen „Yeezy Boost“ ist man bei Adidas voll auf den Rapper-Slang eingestiegen. Was das bedeutet? Die britische Zeitung „the Sun“ erklärt es:
„Rapper Kanye West has been going by the names Yeezy or Yeezus for a few years now, and since the release of his 2019 album, religion has been at the centre of his music. Yeezy is derived from Jesus, West began using the nickname to position himself as a ‘God’ of rap. The nickname was inspired by his mentor, Jay Z, who gave himself the name J‑Hov or Hov, derived from Jehovah which is the Hebrew name for God“
Übersetzung: Der Rapper Kanye West legte sich seit einigen Jahren die Namen Yeezy oder Yeezus zu und seit der Veröffentlichung seines Albums aus 2019, ist Religion der Mittelpunkt seiner Musik. Yeezy leitet sich von Jesus her, West benutzte diesen Spitznamen um sich als „Gott des Raps“ zu positionieren. Inspiriert wurde er dazu von seinem Mentor, Jay Z, der sich selbst J‑Hov oder Hov nannte, was von Jehova herrührt, dem hebräischen Namen für Gott.
Und was „Boost“ heißt, das wissen wir ja noch aus der Corona-Impfzeit: verstärken, steigern, aufladen.
Nunja. Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Oder man katapultiert sich in seinem Größenwahn aus dem Rennen. Aber es wird Herrn Kanye West kaum beeindrucken. „Ye“, wie ihn seine Fans und Freunde nennen, hat gut verdient und ist steinreich. Alles letztendlich wieder ein Sturm im Wasserglas.
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