Die GEZ-Sender waren ja besonders eifrig mit dem Gendern und der angeblich nicht-diskriminierenden Sprache. Dieselbe aber hat es den Lesern und Zuschauern komplett verschlagen, als die Tagesschau die Meldung veröffentlichte, dass „angestellte Partner und Partnerinnen“ von „entbindenden Personen“ zehn bezahlte Tage nach der Geburt in Anspruch nehmen können. Nach einer Flut verärgerter Zuschriften und dem ätzenden Spott von Hebammen und Geburtshelfern, das sei aber schön, dass sie jetzt nach jedem Baby, das sie entbinden, zehn freie, bezahlte Tage bekommen, meldete sich auch Bayerns Ministerpräsident zu Wort.
„Das kann doch nicht ernst gemeint sein?“ twitterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und forderte sofort eine Korrektur und setzte hinzu, dass man für so einen Unsinn nicht auch noch Zwangsgebühren zahlen müsse.
Der geballte Unmut, der schon lange in der Bevölkerung gegen diese übergestülpte, abgehobene, ideologisch motivierte Kunstsprache schwärt, brach sich – wahrscheinlich gerade bei dem Thema „Mutter“ – auf einmal Bahn. Endlich machten die Bürger den Volksbeklugscheißern in ihren Elfenbeintürmen einmal klar, dass sie an der Realität und den Bürgern vorbeisalbadern. Lange genug hat es ja gedauert.
Die „entbindende“ oder „gebärende Person“ wurde über Nacht wieder zur „Mutter“. Na, also, geht doch!
Erinnern wir uns: Ab Spätsommer 2020 ging es in den GEZ-Sendern mit der „Gendergap“- Sprache (Im Volksmund: „Schluckauf-Gegackse“) so richtig los. Die mitgesprochene Lücke, wie Lehrer-Innen wurde schriftlich durch ein Sternchen oder einen Doppelpunkt dargestellt. Wobei das englische Wort „Gender“ ja eigentlich traditionell die Bedeutung hatte, wie das deutsche „Genus“, also das grammatikalische Geschlecht. Und schon damals wehrte sich der „Verein Deutsche Sprache“ gegen das Gestammel.
Im Sommer 2021 schickte der Buchautor Gunther Grabowski der ARD eine Broschüre zu, in der er sachliche Argumente gegen die Gendersprache zusammengestellt hatte. Er bekam eine Antwort. Eine Mitarbeiterin der Zuschauerredaktion verteidigte die Gendersprache. Herrn Grabowski überzeugte das nicht, und er verschärfte seine Kritik, wobei er eben auch anmerkte, dass die große Mehrheit der Bürger das Gendern nicht mag. Die dann folgende Antwort der Zuschauerredaktion beschied dem erzürnten Herrn Grabowski, er habe „zwar im Allgemeinen viel zum Thema gendergerechter Sprache“ zu sagen, „kenne sich aber offensichtlich nur einseitig mit dem Thema aus.“ Und setzte dann hinzu: „Wobei Auskennen hier nicht zutreffend ist, Von der Thematik selbst haben Sie offensichtlich keine Ahnung“. Der Brief aus der Zuschauerredaktion geht noch weiter in diesem hochmütigen, herablassend-unverschämten Tonfall.
Man fühlte sich erhaben über das tumbe Volk, was einfach die Zeichen der Zeit nicht verstehen will und mit beckmesserischem Genörgel der guten und gerechten Sache im Weg steht. Doch so langsam ging die oberlehrerhafte Tour und das elitäre Getue bei jeder Gelegenheit längst nicht mehr nur vermeintlichen Unterklassen-Prolos auf den Wecker.
Am 01. August meldete die Oldenburger Onlinezeitung noch: „ARD und ZDF wollen weiter gendern.“ und berichtete, dass Sprachwissenschaftler argumentierten, „dass es sich beim Gebrauch des generischen Maskulinums nicht um eine Diskriminierung, sondern vom Publikum mehrheitlich gewünschte, korrekte Sprache handele.“ Auch der Bayerische Rundfunk wolle von der Verwendung der Gendersprache nicht abrücken. Es entspreche dem Programmauftrag, Angebote für alle Teile der Gesellschaft zu machen.
Doch tatsächlich sehen das Sprachwissenschaftler als eine politische Agenda, denn:
„Der Germanist Fabian Payr, Initiator des Aufrufs gegen das Gendern im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, hatte schwere Vorwürfe gegen die Sender erhoben. Gendern sei eine ‚Kunstsprache‘, deren Verwendung nicht vom Medienstaatsvertrag gedeckt sei. Auch berichte der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk selbst ‚tendenziös‘ über das Thema, wähle etwa häufig Linguisten aus, die einseitig für das Gendern Position bezögen. Der erweckte Eindruck, es gebe in der Sprachwissenschaft einen Konsens für das Gendern, sei falsch, so Payr. ‚ARD und ZDF sollten die Wissenschaft zur Kenntnis nehmen‘, sagte er der ‚Bild‘. Es rege sich auch unter Sprachwissenschaftlern und Philologen zusehends Widerstand.“
Der Widerstand war also schon vor einem Jahr ziemlich offensichtlich.
Denn Ende August 2022 ließ der Chefredakteur des Focus und FDP-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, Helmut Markwort seinem Unmut darüber freien Lauf. Nicht nur, dass er den Rundfunk-Oligarch*Innen, wie Patricia Schlesinger ob ihrer royalen Lebensführung die Leviten las, er geißelte auch deren unverschämt hohen Bezüge. Und die Genderei von ARD, ZDF und den Dritten griff Herr Markwort mit markigen Worten an: Die Sprecherinnen und Sprecher konfrontierten die Zuschauer mit „Wortverkrampfungen“:
„In dem Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache verhunzen sie ihre Sätze. ‚Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer‘ reicht ihnen nicht, weil die alternativen Geschlechter vernachlässigt werden. Ein Zwang von oben ist nicht erkennbar. Die Auftretenden haben Narrenfreiheit und nutzen sie zum Missionieren. Obwohl die überwältigende Mehrheit der Zuschauer das Gendern nicht mag, müssen sie es ertragen. Wenn eine Zeitung mich so missionieren würde, könnte ich sie abbestellen. Im Bayerischen Rundfunk war die Penetranz zu beobachten. Als die Moderatorin Claudia Stamm, die von den Grünen kommt, bei einer Abstimmung eine Mehrheit gegen das Gendern feststellen musste, fing sie an zu nörgeln.“
Auch die FAZ veröffentliche im Dezember 2022 einen Gastbeitrag von Peter Voss unter dem Titel „Was für ein Aberglaube — Durch das Gendern sondern sich ARD und ZDF vom Publikum ab. Kommen die Sender noch zur Besinnung? Oder ist es schon zu spät?“, in dem er anmerkte:
„Der aufklärungsresistente Aberglaube, Sprache sei ein Macht- und Herrschaftsinstrument zulasten der „Unterdrückten“ und müsse schon deshalb radikal verändert werden, gewinnt an Boden, obwohl er längst nicht mehr ‚state of the art‘ ist. Er stammt aus dem von französischen Denkern wie Jacques Derrida lancierten Dekonstruktivismus, der als abgesunkenes Kulturgut in vermeintlich arrivierten Köpfen herumspukt.“
Ende März dieses Jahres zeigte sich, dass nicht nur das tumbe Volk nichts vom Gendern hält, sondern auch ausgewiesene Experten so langsam den Kaffee auf haben und den Gendersendern in die Sieges-Parade fuhren. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs – Linguistik versus Gendern – befinden sich Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung, der Gesellschaft für deutsche Sprache und des PEN-Zentrums sowie etliche renommierte Sprachwissenschaftler. Aus den Reihen dieser Unterzeichner wurde Anfang 2023 das „Netzwerk Sprachkritik“ gegründet, das der Gendersprache mit sprachwissenschaftlicher Aufklärung entgegentritt. Schon ein Jahr zuvor der Aufruf gegen diese Gender-Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gestartet worden. Mittlerweile sind es über 500 Philologen, Linguisten und Sprachwissenschaftler, die den Aufruf unterzeichneten und in ihrer Sprachkompetenz sogar mit den Mitarbeitern der ARD-Zuschauerredaktion mithalten können.
„Die Sprachverwendung des ÖRR ist Vorbild und Maßstab für Millionen von Zuschauern, Zuhörern und LesernAusgangspunkt dieser Sprachpraxis ist die Bewertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform, die wir als Sprachwissenschaftler und Philologen zurückweisen. Wir fordern eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage. Die Sprachverwendung des ÖRR ist Vorbild und Maßstab für Millionen von Zuschauern, Zuhörern und Lesern. Daraus erwächst für die Sender die Verpflichtung, sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen. Mehr als drei Viertel der Medienkonsumenten bevorzugen Umfragen zufolge den etablierten Sprachgebrauch – der ÖRR sollte den Wunsch der Mehrheit respektieren.
(…) Das Konzept der gendergerechten Sprache basiert auf der wissenschaftlich umstrittenen Vermengung der Kategorien Genus und Sexus. Genus ist eine innersprachliche grammatische Kategorie, Sexus eine außersprachliche, die das biologische Geschlecht einer Person bezeichnet. Wörter wie ‚die Person‘, ‚der Mensch‘, ‚das Opfer‘ zeigen, dass zwischen Genus und Sexus im Deutschen keine durchgängige Korrelation besteht (auch wenn eine solche bei Personenbezeichnungen teilweise zu beobachten ist). Ein Maskulinum wie ‚Mensch‘ kann daher eine Frau bezeichnen, das Femininum ‚Person‘ einen Mann. Ebenso kann ein generisches Maskulinum wie ‚Kunden‘ Menschen jeglichen Geschlechts bezeichnen. Genus und Sexus müssen also nicht gekoppelt sein.
(…) Bereits im Althochdeutschen finden sich Belege für eine inklusive, also geschlechtsneutrale Verwendung des Maskulinums (Trutkowski/Weiß 2022). Das Deutsche verfügt also bereits seit Jahrhunderten über ein Mittel, geschlechtsneutral zu formulieren. Ein Bedarf für das Erstellen von Neuformen besteht grundsätzlich nicht. Die deutsche Grammatik ist weder ‚gerecht‘ noch ‚ungerecht‘ – Gerechtigkeit ist eine ethische Kategorie, die zur Beschreibung grammatischer Strukturen untauglich ist.
(…) Als Sprachwissenschaftler und Philologen kritisieren wir ferner, dass an Stelle von sprachsystematischen und sprachlogischen Betrachtungsweisen zunehmend psycholinguistische Studien herangezogen werden, um Veränderungen des Sprachgebrauchs zu legitimieren. Diese Studien liefern keinen belastbaren Beleg dafür, dass generische Maskulina mental vorrangig ‚Bilder von Männern‘ erzeugen.
(…) Wir weisen auch darauf hin, dass Gendern zu einer ausgeprägten Sexualisierung der Sprache, also zu einer permanenten Betonung von Geschlechterdifferenzen führt. Daher wird das wichtige Ziel der Geschlechtergerechtigkeit konterkariert und Gendern von einigen Debattenteilnehmern auch als sexistisch bezeichnet. Im Hinblick auf das angestrebte Ziel – Geschlechtergerechtigkeit – ist Gendern also dysfunktional.“
Außerdem, so die Wissenschaftler, fordern sie das Ende eines Sprachgebrauchs, der stark ideologisch ist und von der Mehrheit der Bevölkerung – repräsentativen Umfragen zufolge von ca. 75 bis 80 Prozent – eindeutig abgelehnt wird. Und so sorge die vielfach mit moralisierendem Gestus verbundene Verbreitung der Gendersprache durch die Medien für erheblichen sozialen Unfrieden. Der forcierte Gebrauch gegenderter Formen befinde sich nicht im Einklang mit dem Prinzip der politischen Neutralität, zu der alle Sender gemäß Medienstaatsvertrag verpflichtet seien.
Wie die Seite „Medienpolitik.net“ kritisch anmerkt, hatte der Öffentlich-rechtliche Rundfunk das Votum dieser Expertenrunde bei der Online-Anhörung zum „Dritten Medienänderungs-Staatsvertrag“ komplett ignoriert. Bis man mit der „entbindenden Person“ endlich die Geduld des Restes der Welt überstrapaziert hat.
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