Amberg ist eine bayerische Mittelstadt mir ca. vierzigtausend Einwohnern zwischen Nürnberg und Regensburg. Die Stadt, die ihren mittelalterlichen Charme behalten hat, wirkt beschaulich und ist in eine liebliche Landschaft gebettet. Entzückende Gässchen und eine gut erhaltene Stadtmauer sowie die „Stadtbrille-Brücke“ über die Vils machen den Ort kuschelig bayrisch. Und eine eigene Zeitung hat die Stadt auch. Unverschnörkelt und schlicht heißt sie „Amberger Zeitung“. Und da hört die Wohfühlatmosphäre im Städtchen seit einiger Zeit auf. Jede Woche Donnerstag versammeln sich dort Bürger zu einem friedlichen Protest gegen die einseitige Berichterstattung – und die Zeitung ignoriert sie aktiv.
Schon seit dem 14. Juli letzten Jahres steht jeden Donnerstag eine Gruppe Bürger vor dem Verlagshaus der Amberger Zeitung und protestiert gegen die ihrer Meinung nach sehr einseitigen Medienberichte. Es ist keine große Demo, vielleicht 25 Bürger, und die Protestler sind friedliche, freundliche Leute, die eigentlich nur mit den Zeitungsleuten über den Teil der Wirklichkeit sprechen wollen, den es irgendwie in der Zeitung nicht gibt. Und das betrifft ihrer Meinung nach — und der sehr vieler Menschen — sehr wichtige, zukunftsbestimmende Entwicklungen und Geschehnisse, die uns alle angehen. Damals, 2021, begann es mit Corona, aber erfasste ständig mehr: Impfung, Altersarmut, Energie und natürlich auch den Ukrainekrieg mit seinen irrsinnigen Risiken, die leicht ganz Europa in einen verheerenden Krieg stürzen können.
Diese Gruppe sieht die Dinge eben nicht so, wie die Schreiber in der Amberger Zeitung, deren Weltsicht im Prinzip ein Zweitaufguss von Tagesschau und regierungstreuer Presse zu sein scheint. Und ganz genauso wie die Hofberichterstattungsmedien, die einen Großteil der Bürger stets mit Ver- und Missachtung straft, hält es auch die Amberger Zeitung.
Dabei wäre es doch sicher entweder eine Bereicherung für beide Seiten, sich einmal gegenseitig zuzuhören und das zu tun, was man in leider vergangenen Tagen einen „Meinungsaustausch“ nannte. Vielleicht könnten die Amberger Top-Journalisten ja auch die Gruppe von ihrer Sichtweise überzeugen?
Aber nein, leider strafen die Journalisten die Leute vor der Tür mit arrogant wirkender, aktiver Missachtung. Doch die sind nicht allein. Es gibt in Amberg nämlich noch mehr davon, und die gehen jeden Montagabend um 19 Uhr vor die Marienkirche und protestieren gegen die Berliner Kriegspolitik, Coronapolitik usw. — ohne dass die Amberger Zeitungsleute sich mal zu ihnen gesellen und fragen, was denn ihr Anliegen ist.
Schlimmer noch, sie berichten nicht einmal, DASS es diese Proteste überhaupt gibt. In der Psychologie weiß man, dass das aktive Ignorieren eine der schlimmsten seelischen Demütigungen und Misshandlungen ist. Lilo Endriss, Hamburger Diplompsychologin nennt es Mobbing, subtile seelische Gewalt, die „an die Nieren geht“. Der Angreifer untergräbt das Selbstwertgefühl des anderen mittels entwertender Verhaltensweisen, um ihn damit schachmatt zu setzen. Werden diese entwertenden Verhaltensweisen auf Dauer und absichtlich eingesetzt, dann sprechen Psychologen von subtiler seelischer Gewalt, die das Ziel hat, den/die Angegriffenen zu zermürben. Es ist sogar zerstörerischer, als die/denjenigen anzugreifen. Dipl. Psychologin Lilo Endriss präzisiert:
„Selbst Kritik oder verbale Angriffe nehmen das Gegenüber noch als existent an. Ignoranz versucht, einen anderen zum Nichts zu machen.“
Als Amberger Bürger dann einmal bei der Zeitung nachfragten, warum denn nicht über die Proteste vor dem Verlagshaus und an der Marienkirche berichtet werde, setzten die Zeitungsleute noch einen drauf. Nachdem diese Donnerstagsprotestler schon seit Juli letzten Jahres wöchentlich direkt vor dem Zeitungshaus stehen, kommentierte man aus dem Zeitungsverlag die Anfragen: „… nicht selten verbunden mit der von Leserseite geäußerten Vermutung, die Redaktion verzichte bei ihrer Berichterstattung gerne mal auf das, was ihr (politisch) nicht in den Kram passe.“
Die Zeitung äußerte sich dann endlich wie folgt:
„E. N. hatte uns geschrieben, er habe nach seiner Rückkehr aus einem längeren Urlaub im Gespräch mit Freunden erfahren, dass es an einem Wochenende zwei Demonstrationen auf dem Amberger Marktplatz gab. Die Demo der Fridays-for-Future-Bewegung sei tags zuvor in der Amberger Zeitung angekündigt worden, in der Samstagsausgabe habe die AZ darüber berichtet. (…) Am Samstag, so E. N. weiter, habe dann wohl eine Demo zur Coronapolitik und Inflation mit rund 200 Teilnehmern stattgefunden. Davon sei in der Amberger Zeitung aber nichts zu lesen gewesen. ‚Im Übrigen hätte es solche Demonstrationen heuer bereits öfter gegeben, ohne dass darauf eingegangen worden wäre‘, heißt es in der Mail von Leser E. N. Er frage sich deshalb, ‚ob unsere Zeitung auch ein ‚Haltungsmedium’ geworden ist, das möglichen ‚Delegitimierern des Staates’ keine Plattform bieten will?‘“
Und nun kommt’s:
“Im Fall der Demo, von der Sie schreiben, mussten wir gar keine Entscheidung treffen, ob wir darüber berichten oder nicht, da uns zu dieser Demo (genauso wenig wie zu vorherigen in dieser Art) weder eine Einladung noch irgendeine andere Form von vorheriger Information erreicht hat. Wir wussten also schlicht nichts davon.“ Man habe das wohl über die sozialen Medien organisiert.
Wie bitte? Nachdem man monatelang die Bürger vor dem Verlagshaus aktiv ignoriert hatte (seit Sommer 2022) will man von solchen Demos und denen auf dem Marktplatz nichts gewusst haben? Im November 2022??? Und glauben denn die Damen und Herren in der Amberger Zeitung, dass anderen Medien die Informationen frei Haus geliefert werden? Am besten schon fertig geschrieben? Information ist bekanntermaßen eine Holschuld.
Aber dann lässt Dr. Markus Müller, Reporterchef der Amberger und Sulzbach-Rosenberger Zeitung sinnbildlich doch die Hosen runter. Natürlich wussten sie es, und sie wollten es nicht berichten, WEIL, sie diese Bürger zu einem „Nichts“ machen wollen:
„Selbst im Fall einer Einladung würden wir allerdings nicht zwangsläufig darüber berichten, sondern treffen schon eine bewusste Entscheidung, ob die Veranstaltung für einen größeren Leserkreis interessant ist. (…) Falls Sie allerdings mit ‚Delegitimierern des Staates’ Verfassungsfeinde meinen, kann ich Ihnen ganz klar sagen: Denen möchte ich in unserer Zeitung tatsächlich keine Plattform bieten.“
Nun, man darf eigentlich schon ohne Übertreibung annehmen, dass die Coronapolitik, die Impfnötigung, der Ukrainekrieg mit dem Potenzial eines Dritten Weltkrieges in Europa für einen größeren Leserkreis interessant ist. Die Medien hatten und haben seit 2019 diese Themen der Reihe nach den ganzen Tag in die Welt gedröhnt, mit immer der vorgeschriebenen „Wahrheit“. Und obwohl der Herr Dr. Müller ja abgelehnt hat, mit den protestierenden Bürgern zu reden, ja, sie nicht einmal zur Kenntnis genommen hat, unterstellt er mal eben im Vorbegehen friedlich demonstrierenden Leuten, Verfassungsfeinde zu sein.
Nun ja, jeder blamiert sich, so gut er kann.
Die Amberger Zeitung kümmert sich ja vorbildlich um die Belange des Klinikums Amberg, was ja löblich ist. Hier jagte ein Artikel den anderen. Ob die Klinik um Unterstützung für ihre Petition bittet oder um eine – sicher berechtigte — Protestaktion von „verdi“ vor dem Klinikum, dann ist die Onlineredaktion gleich dabei. Wahrscheinlich hat sie dafür die Einladung in einem seidenpapiergefütterten Umschlag überreicht bekommen.
Aber für Frieden in Europa oder gegen eine Coronapolitik zu demonstrieren, von der heute sogar die Regierung selbst zugibt, dass sie nur geschadet hat … das interessiert ja keinen größeren Leserkreis? Hätte die Amberger Zeitung sich schon damals mit den mutigen und uneinschüchterbaren Protestlern einmal zusammengesetzt, könnte sie heute stolz auf sich sein.
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