Geächtete, weiße Phosphorbomben über Gaza-Stadt? Bild: Screenshot Youtube-Video von TRT World

Die Lage im Nahen Osten wird brand­ge­fährlich – wird Israel den Gaza­streifen kom­plett ver­nichten? (+Video)

Seymour Hersh wartet sprich­wörtlich mit einer Bombe auf: Israels plant, den Gaza­streifen de facto zu ver­nichten, indem es ihn ent­völkert. Um die Hamas — aber eigentlich alle Paläs­ti­nenser zu ver­treiben -, plant die israe­lische Regierung zwar keine große Boden­of­fensive mit der Armee, aber wird als erste Maß­nahme das paläs­ti­nen­sische Restland „Gaza­streifen“ von Wasser, Energie und Lebens­mitteln abschneiden und bom­bar­dieren, bis selbst die­je­nigen, die es eine Weile über­leben, auf­geben müssen. Danach soll Gaza erst mit Super­bomben bis tief in den Boden „platt­ge­macht“ werden, und dann erst kommen die Boden­truppen und erle­digen den Rest – so der angeb­liche Plan. Der hamas-freun­diche Iran kontert mit einer mas­siven Gegendrohung.

Laut dem berühmten Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­listen Hersh und seinen Insi­der­quellen ori­en­tieren sich die Israelis dabei an der Bela­gerung Lenin­grads durch die deutsche Wehr­macht. Diese dauerte fast 900 Tage und for­derte ca. 800.000 Tote. Diese Infor­mation erhielt Seymour Hersh nach eigenem Bekunden von einem gut ver­netzten „Vete­ranen des israe­li­schen Sicher­heits­ap­pa­rates, der über gutes Insi­der­wissen“ zu den Ereig­nissen der letzten zehn Tage verfügt. Was Seymour Hersh als kom­mende Ent­wicklung in seinem Block­beitrag „Net­anyahu is finished“ beschreibt, ist ein Blick in die Hölle.

Noch-Pre­mier­mi­nister Ben­jamin Netanjahu züchtete die Hamas selbst heran

Das Wich­tigste sei, so die Quelle von Herrn Hersh, dass Israels Pre­mier­mi­nister Ben­jamin (Bibi) Netanjahu nur noch wenige Tage als Staats­ober­haupt hat, viel­leicht noch ein oder zwei Monate. Der Informant erklärte Herrn Hersh:

„Bibi war immer gegen das Oslo-Abkommen von 1993. Das Abkommen gab der Paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hörde die nomi­nelle Kon­trolle über das West­jor­danland und den Gaza­streifen. Als er (Netanjahu) 2009 ins Amt zurück­kehrte, ent­schied sich Bibi dazu die Hamas zu unter­stützen — als Alter­native zur Paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hörde. ‚Er gab ihr Geld und eta­blierte sie im Gaza­streifen‘.“ 

Mit israe­li­schem Ein­ver­ständnis, so Seymour Hersh weiter, bezahlte das Scheichtum Katar Hun­derte Mil­lionen Dollar an die Hamas-Führer. Netanjahu war davon über­zeugt, dass er damit mehr Kon­trolle über die Hamas gewinnt. Dass sie hin und wieder Raketen nach Süd-Israel hin­ein­feuert und ihre Mit­glieder zum Arbeiten nach Israel hin­ein­können, nahm er in Kauf.

Pro­vo­ka­tionen und Gewalt im West­jor­danland – und falsche Entscheidungen

Seymour Hersh drückt das nun sichtbare Resultat dieser „Bibi-Doktrin“ so aus: Netanjhu glaubte, man könne einen Fran­ken­stein erschaffen und die Kon­trolle über ihn haben. Doch der Angriff der Hamas sei eine direkte Folge von „Bibis“ Ent­scheidung, die er gegen den Protest von Mili­tär­kom­man­deuren getroffen habe, nämlich ortho­doxen Siedlern zu erlauben, das jähr­liche Fest Sukkot (Laub­hüt­tenfest) im Herbst zum Gedächtnis an die Reise der jüdi­schen Vor­fahren in die Wüste im West­jor­danland zu feiern. Dort feiert man das Gedenken eine Woche, stellt eine Sukkah auf (das ist eine pro­vi­so­rische, leichte, mit Zweigen, Ranken und Blättern geschmückte Hütte) und die Speisen sind die der Vorfahren.

Das Ganze war vor dem Hin­ter­grund der außer­ge­wöhnlich häu­figen gewalt­tä­tigen Aus­ein­an­der­set­zungen zwi­schen den Siedlern und den ein­hei­mi­schen Arabern, bei denen in diesem Jahr bisher 200 Paläs­ti­nenser umge­kommen sind, was die höchste Todesrate seit 20 Jahren ist, ziemlich riskant. Also wurden – laut der Infor­ma­tionen von Seymour Hersh – zwei von drei lokalen Armee­ba­tail­lonen in der Gegend zum Schutz des Festes abkommandiert.

Dadurch blieben nur 800 Sol­daten, die die über 50 Kilo­meter lange Grenze zwi­schen dem Gaza­streifen und Süd­israel bewachen und ver­tei­digen konnten. Was bedeutete: Kein mili­tä­ri­scher Schutz für israe­lische Bürger im Süden von Israel. Sie waren dem Angriff schutzlos aus­ge­liefert. An dem „Tag des Angriffs waren zwei­und­zwanzig Sied­lungen im Süden Israels stun­denlang unter der Kon­trolle der Hamas, die von Haus zu Haus ging und Frauen und Kinder abschlachtete“, schreibt Seymour Hersh. Das werde das Ende von Premier Netan­jahus Regierung sein.

Jetzt will man das „Paläs­ti­nenser-Problem“ anscheinend radikal lösen

Eine große Boden­of­fensive sei aber erst einmal nicht möglich, berichtet Herr Hersh. Es seien zwar 360.000 Reser­visten ein­be­rufen worden, aber die seien zwar moti­viert, aber nicht wirklich für so einen Kampf aus­ge­bildet. Die Sol­daten sind auf die Auf­gaben als Sicher­heits­kräfte haupt­sächlich im West­jor­danland trai­niert. In einen Häu­ser­kampf in der zer­bombten Stadt Gaza kann man diese Truppe nicht ohne Aus­bildung schicken. Die Reser­visten werden gerade in einem Crash-Training ausgebildet.

Voll ein­satz­bereit sind die israe­lische Luft­waffe und die Spe­zi­al­ein­heiten der Marine, sagte der Insider gegenüber Seymour Hersh. Die Luft­waffe bom­bar­diert zurzeit pau­senlos und rund um die Uhr und zer­stört kom­plett die Infra­struktur: Wohn­häuser, Kran­ken­häuser, Moscheen, Ein­kaufs­straßen. Die zivile Bevöl­kerung ist dem Bom­ben­hagel schutzlos aus­ge­liefert. Es gibt keine sicheren Orte mehr. Es muss die Hölle dort sein – und dazu schweigt der Westen.

Den Paläs­ti­nensern droht in den nächsten Tagen die Apokalypse

Tat­sächlich will die israe­lische Regierung jetzt nach dem Vorbild der Wehr­macht im Zweiten Welt­krieg beim Russ­land­feldzug Gaza belagern und aus­hungern. Das hat damals die Wehr­macht bei Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg) erfolg­reich gemacht. Es ist eine grausame Methode: Das Aus­hungern. Wasser, Strom, Lebens­mit­tel­ver­sorgung, medi­zi­nische Mittel, alles, was lebens­wichtig ist, soll abge­schnitten werden. Die Zivil­be­völ­kerung – oder was davon noch da ist – kann geordnet fliehen. Man geht davon aus, dass die meisten Hamas-Mit­glieder sich aber in dem großen, weit­ver­zweigten Tun­nel­system unter der Stadt – und im gesamten Gaza­streifen ver­schanzen werden.

Seymour Hersh schreibt (und das ist so unglaublich, dass ich es am besten wörtlich zitiere):

„Die große Debatte heute“, sagte er, „ist, ob man die Hamas aus­hungern oder bis zu 100.000 Men­schen in Gaza töten soll.“ 

Zurzeit denkt man über Gei­sel­aus­tausch nach, denn, wie bekannt, hat die Hamas ja sehr viele Men­schen gefan­gen­ge­nommen und als Geiseln ver­schleppt, viele waren junge Men­schen auf einem Musik­fes­tival im Grenz­gebiet. Wenn es zu keiner trag­fä­higen Lösung komme, werde Israel eben doch zu einer Boden­in­vasion mit sehr vielen Toten auf allen Seiten gezwungen sein.

Letzt­endlich will Israel offenbar die Aus­lö­schung der Hamas. Es gibt Berichte von „Human Rights Watch“, nachdem Israel angeblich die geäch­teten Phos­phor­bomben über Gaza abwirft, was Videos nahelegen:

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Palästina und Gaza könnte voll­kommen aus­ge­löscht werden

Seymour Hersh schildert auch, wie weit die Pläne Israels gehen:

Abge­worfene Flug­blätter warnen bereits die zivile Bevöl­kerung des Gaza­streifens und fordern sie  dazu auf, ihre Häuser zu ver­lassen und sich in Richtung der Grenz­über­gänge nach Ägypten zu eva­ku­ieren. Ob Ägypten aber ein­willigt, Zig­tau­sende paläs­ti­nen­sische Flücht­linge auf­zu­nehmen, ist noch unklar. Tel Aviv ver­suche daher, Katar zu über­zeugen, sich mit Ägypten zusam­men­zu­schließen und ein Zelt­lager für die Mil­lionen oder mehr Flücht­linge zu finan­zieren, die jen­seits der Grenze warten.

Der Exodus der paläs­ti­nen­si­schen Zivil­be­völ­kerung würde wenigstens sicher­stellen, dass „zumindest die Men­schen nicht alle getötet werden“, sagt der israe­lische Insider und ver­mutet, dass die Hamas einige Zivi­listen im Gaza­streifen fest­halten wolle, um sie als „mensch­liche Schutz­schilde“ zu nutzen. Denn sobald die Zivil­be­völ­kerung des Gaza­streifens ver­trieben und geflohen ist, beab­sichtigt Israel angeblich, eine groß­an­ge­legte Bom­ben­kam­pagne zu starten, die die Stadt dem Erd­boden gleich machen würde.

Zuerst würde – wenn dieser Plan durch­ge­zogen werden sollte — die israe­lische Luft­waffe die „ver­blie­benen Struk­turen in Gaza-Stadt“ zer­stören. Dem folgten israe­lische Flug­zeuge mit US-ame­ri­ka­ni­schen, bun­ker­bre­chenden Bomben mit einem Gewicht von 5.000 Pfund, die in den „platt­ge­machten Gebieten“ des Gaza­streifens abge­worfen werden, um auch die unter­ir­di­schen Ein­rich­tungen der Hamas, die tief unter dem Gebiet ver­steckt sind, zu zer­stören – mitsamt den ver­blie­benen Hamas-Kämpfern.

Der israe­lische Insider berichtet, so Seymour Hersh, dass die „der­zei­tigen israe­li­schen Kriegs­planer“ glauben, dass eine „ver­bes­serte Version von JDAMs (Joint Direct Attack Muni­tions) mit grö­ßeren Spreng­köpfen“, bis zu 50 Meter tief in den Boden ein­dringen können, bevor sie deto­nieren und „alles innerhalb einer halben Meile zer­stört und tötet“. Nachdem die bun­ker­bre­chenden Bomben dann alles zer­stört haben, sollen anschließend israe­lische Infan­te­rie­ein­heiten die Auf­räum­ope­ra­tionen durch­führen. Das ist ein wirklich scho­ckie­rendes und apo­ka­lyp­ti­sches Szenario.

Aller­dings schreibt Seymour Hersh auch, dass ein ehe­ma­liger euro­päi­scher Geheim­dienst­be­amter eine gewisse Skepsis bei dem israe­li­schen Plan äußerte: „Eine Stadt in Trümmern ist überall und jederzeit genauso gefährlich “ und „dass die Leute, die von JDAMS reden, nicht mehr wissen, was sie noch tun sollen“. Der EU-Beamte gab zu bedenken, dass die Tunnel der Hamas so tief unter der Erde liegen, dass sie den Angriffen mit JDAMs stand­halten können. Das war eine sorg­fältig geplante Ope­ration, und die Hamas wusste genau, wie die israe­lische Reaktion aus­sehen würde. Stadt­kämpfe sind schrecklich.“

Die Nach­rich­ten­agentur Reuters berichtet, dass der ira­nische Außen­mi­nister ange­kündigt habe, man sei in der Lage, einen Prä­ven­tiv­schlag gegen Israel innerhalb von Stunden durch­zu­führen. Die Führer der „Wider­stands­front“, also isla­mis­tische Bewe­gungen, die dem Iran treu sind, würden Israel nicht erlauben, den Gaza­streifen ohne Kon­se­quenzen zu betreten. Außen­mi­nister Hossein Amir­ab­dol­lahian warnte: „Wir können Kriegs­ver­brechen gegen die Men­schen in Gaza nicht igno­rieren.

Die Büchse der Pandora öffnet sich. Wir können schon hineinsehen