Falls Sie in den letzten Wochen und Monaten gedacht haben, alles wird teurer, die eigenen Finanzen werden immer enger, der finanzielle Spielraum immer kleiner, dann gibt Ihnen die Tagesschau Entwarnung.
Wenn Sie heute in ihren Geldbeutel schauen, dann haben Sie nicht weniger, nein, Sie haben MEHR im Geldbeutel.
Es hat sich also gelohnt, das Tal der Inflation und Teuerung zu durchwaten, denn nun sind Sie dabei, den Gipfel von Reichtum und Wohlstand zu erklimmen, was natürlich dazu führen wird, dass sich die Dyskalkulierer in deutschen Ministerien dranmachen werden, neue Steuern zu erfinden, damit es Ihnen nicht zu wohl wird.
Bei der ARD-tagesschau liest sich dieses Ergebnis eines besonders unter denen, die schon in der Schule Grundrechenarten mit Argwohn und Abneigung betrachtet haben, weitverbreiteten Leidens wie folgt:
“Mehr Kaufkraft für die Bundesbürger: Dafür haben in den vergangenen Monaten kräftige Lohnsteigerungen und eine zurückgehende Inflation gesorgt. Experten [er]warten einen weiter nachlassenden Preisdruck.
Die Reallöhne in Deutschland sind auch im dritten Quartal dieses Jahres gestiegen. Beschäftigte in Deutschland [haben] dabei von kräftigen Gehaltserhöhungen bei abgeschwächter Inflation profitiert. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Der Zuwachs bei den Löhnen lag im Quartal mit 6,3 Prozent über dem Anstieg der Verbraucherpeise von 5,7 Prozent. Daraus habe sich eine Reallohnsteigerung um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal ergeben.
Sie sehen, alles halb so wild.
Sie haben mehr Geld im Geldbeutel.
Ihr Reallohn ist gestiegen.
Also nicht Ihrer, sondern der Durchschnitt der Reallöhne bei denen, die in einer Branche beschäftigt sind, in der es Lohnsteigerungen gegeben hat, ist gestiegen.
Dennoch: Alles Paletti, oder?
Indes, die Rechnung mit Prozentwerten hat so ihre Tücken, vor allem dann, wenn man, wie die Dyskalkulierer bei der Tagesschau keine Ahnung vom Basiswert hat. Indes, auch wenn man keine Ahnung vom Basiswert hat, kann man berechnen, was die Steigerung der realen Löhne für den durchschnittlichen Geldbeutel bedeutet. Wir tun das auf Basis der Reallohnentwicklung aus der Abbildung der Tagesschau und mit dem 3. Quartal 2021 als “Nullmessung”, die den Wert 100 Euro erhält. Wie haben sich die 100 Euro vor und nach dem 3. Quartal 2021 entwickelt?
Hier die Antwort:
100 Euro, die ein Arbeiter im 3. Quartal 2021 noch in seiner Tasche hatte, sind, ohne dass er auch nur einen Finger gerührt hat, auf 75,9 Euro im 2. Quartal 2023 geschrumpft. Aber keine Bange, im 3. Quartal 2023 sind schon wieder 76,3 Euro im Besitz des Arbeiters, vor Steuern versteht sich, verblieben. Das sind zwar immer noch rund 25% weniger als im 3. Quartal 2021, aber immerhin 40 Cent mehr als im 2. Quartal 2023.
Es geht bergauf.
Alles wird gut.
Nur die Dyskalkulie bei der ARD-tagesschau, die bleibt.
Der Beitrag erschien zuerst hier: ScienceFiles.com
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