„Hoss und Hopf“ – zwei Internet-Kult­fi­guren geraten ins Kreuz­feuer der Gesinnungswächter

Die kennen Sie gar nicht, lieber Leser? Kein Wunder, denn die beiden Hoss & Hopf sind erst seit etwas mehr, als einem Jahr auf Sendung und haben es zu einer Reich­weite von mehr als zwei Mil­lionen Men­schen und über einer halben Million Aufrufe auf ein­zelnen Pod­casts gebracht. Ihr Publikum sind weit­gehend junge Leute. Der linke Spiegel, sicherlich kein Anhänger rechter Gesinnung, ordnet die beiden als „libertäre Rechte“ ein, also schonmal keine Nazis und keine Ras­sisten. Was also ist der Grund, dass nun ein Rie­sen­ge­gakel im medialen Hüh­ner­haufen aus­bricht, als sei der Fuchs ein­ge­brochen und die Federn fliegen durch die Luft?

Ein Sohn poli­tisch kor­rekter Eltern auf Abwegen

Vor­an­ge­gangen war ein Bericht einer offen­sichtlich poli­tisch kor­rekten Mutter, die bei ihrem halb­wüch­sigen Sohn erschrocken „AfD-Sprüche“ bemerkt. Der Stern widmet dem einen langen Artikel. Unter AfD-Sprüchen ver­steht die Mama Bemer­kungen wie:

  • „Die sollen sich mal mehr um die Deut­schen kümmern, unsere Politiker“
  • „Wie kann es sein, dass mit den Steuern deut­scher Bürger die Flücht­lings­schiffe bezahlt werden, die die Flücht­linge an der Küste in Afrika abholen, in größere Boote setzen und nach Italien bringen? Das geht über­haupt nicht“

Da läuten bei Herr und Frau Gut­mensch natürlich die Alarm­glocken. Natürlich: Dass sich die Poli­tiker um die deut­schen Bürger mehr kümmern sollten ist schon ganz klar NAZI. Und dass der deutsche Steu­er­zahler den mari­timen Shut­tlebus an die Nord­afri­ka­nische Küste finan­ziert und weiter Nord­afri­kaner nach Europa bringt, während gleich­zeitig Frau Minister Faeser und Herr Bun­des­kanzler Scholz voll­mundig mehr Abschie­bungen fordert, leuchtet doch jedem ein, oder?

Aus öffentlich ein­seh­baren, beleg­baren Fakten werden rechts­po­pu­lis­tische Parolen

Als junger Mensch hat man da so Fragen. Und daher haben die Eltern sich zusammen mit ihrem Soh­nemann vor so einen Podcast von Hoss & Hopf gesetzt und zusammen die Folge #108 geguckt. Papa und Mama waren ent­geistert, was da für grau­en­hafte Dinge gesagt wurden:

“Hoss und Hopf”: “Deutschland hat mehr Flücht­linge auf­ge­nommen als alle anderen euro­päi­schen Länder zusammen. Um sich das mal vor­zu­stellen, wenn man es sich vor­stellen möchte, reicht auch ein Blick in eine deutsche Fußgängerzone.”

Was ist daran denn so ver­werflich? Genau das wollen diese Leute doch? Sie sagen es ja selbst ihrem Sohn: „Ja, Deutschland hat viele Geflüchtete auf­ge­nommen, weil wir Ver­ant­wortung tragen, weil wir als reiche Nation dazu in der Lage, ja auch ver­pflichtet sind. Außerdem sagt ein Blick in eine deutsche Fuß­gän­gerzone über­haupt nichts über den Anteil der Geflüch­teten in der deut­schen Gesell­schaft aus.“

Ja, dann ist das doch kein Anlass dafür, ent­geistert zu sein, wenn das, was man gut und als Pflicht emp­findet auch Rea­lität wird … (kopf­schüttel). Bedenklich ist aller­dings die For­mu­lierung der Eltern: „reiche NATION“ … riecht sehr nach rechtem, NATIO­Na­lis­ti­schem Gedan­kengut. Nur das mit dem „reich“, das war viel­leicht einmal. Während die Zuwan­derer gut ver­sorgt werden, leben erschre­ckend viele deutsche Rentner, die ein Leben lang hie gear­beitet und Steuern und Ren­ten­bei­träge ein­be­zahlt haben, am oder unter dem Exis­tenz­mi­nimum. Das ist keine AfD-Parole, sondern Fakt. Siehe oben: „Die sollen sich mal mehr um die Deut­schen kümmern, unsere Politiker“.

Nun ist es aber so, dass die Behauptung, Deutschland die meisten Flücht­linge auf­ge­nommen, eben keine Des­in­for­mation der AfD ist, sondern eine Fest­stellung des BAMF (Bun­desamt für Migration und Flüchtlinge):

„Welches Land hat die meisten Migranten in Europa?
Deutschland im euro­päi­schen Ver­gleich Zielland Nummer eins. Im euro­päi­schen Ver­gleich zeigt sich, dass Deutschland wei­terhin ein Haupt­zi­elland von Migration ist und im Ver­gleich zu den anderen euro­päi­schen Staaten in den letzten Jahren deutlich an Attrak­ti­vität gewonnen hat.“

Aller­dings stimmt es wahr­scheinlich nicht, dass es mehr, als alle anderen zusammen sind. Es ist aber schwierig, dazu brauchbare Zahlen zu finden. Es wird immer wieder nach anderen Kri­terien geordnet: mal nach Anzahl der Flücht­linge pro Kopf der auto­chthonen Bürger, mal nach Asyl­su­chenden, Flücht­lingen, Gedul­deten, Ein­ge­bür­gerten, dann fragt sich, ab welchem Jahr man die Zuwan­derung über­haupt zählen soll und wie viele Illegale da sind, kann man auch nur schätzen.

Die neue Agenda von „Hass und Hetze“ wird sehr ein­seitig angewandt

So geht es dahin im Stern-Artikel und die Eltern ver­suchen, dem Sohn ihre Sicht­weise bei fast jedem Satz, den Hoss & Hopf von sich geben, dagegen zu stellen, offenbar wenig erfolgreich:

„Nach einer Stunde haben wir uns den Mund fus­selig geredet, vor- und zurück­ge­spult, und steigen bei Minute 14 aus dem Podcast aus. Bis dahin dachten wir, unser Sohn sei sozial, sen­sibel und sat­telfest erzogen. Vor allem kri­tisch und gewappnet gegen die dümmsten popu­lis­ti­schen Aus­sagen.  Ist er nicht.“

Was an den Aus­sagen von Hoss & Hopf“ popu­lis­tisch ist, erschließt sich nicht. Am inter­es­san­testen ist dieses Statement der Mutter:

„Wir erklären ihm, was es bedeutet, mit Wort­bildern Hass zu schüren, zu framen, Schlag­wörter aus irgend­welchen Tweets als Quellen zu zitieren. Unser Sohn zuckt nur mit den Schultern – schwer zu sagen, was bei ihm ankommt. Wir erklären ihm, was es alles braucht, um sich eine dif­fe­ren­zierte Meinung zu bilden.“

Diese ein­ge­übten Stanzen und Ver­satz­stücke gelten vice versa: Genau das macht die herr­schende Koalition aus Medien und Politik gerade. Alles, was den Kurs dieser Regierung hin­ter­fragt, wird sofort als rechts­extrem „geframed“. Wenn der Ex-Prä­sident der Frank­furter Ein­tracht, Peter Fischer, dazu aufruft, phy­sische Gewalt gegen AfD und ihre Wähler anzu­wenden, ihnen ins Gesicht zu kotzen, die Türen und Tore ein­zu­rennen und ihnen Ohr­feigen zu geben – dann ist das Aus­druck tiefster, demo­kra­ti­scher Gesinnung, Dia­log­be­reit­schaft und Frie­dens­liebe? Nein, da wird Hass geschürt! Da wird zu Gewalt auf­ge­rugen gegen eine Gruppe der Bevöl­kerung (Anstiftung zu Kör­per­ver­lerzuug, wenn nicht sogar Land­frie­dens­bruch). Dieser verbale Gewalt­aus­bruch des mora­lisch hoch­ste­henden Herrn ist durchaus keine ein­malige Ent­gleisung, wird aber von den Medien als leicht über­bor­dendes Enga­gement für Demo­kratie und Toleranz dargestellt:

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Tiktok sperrte seine Plattform für die beiden Pod­caster „Hoss & Hopf“

Der Kanal zu ihrem Podcast von 166.000 Fol­lowern wurde mit sofor­tiger Wirkung gesperrt, und das wegen „gefähr­licher Falsch­in­for­ma­tionen und gefähr­licher Ver­schwö­rungs­theorien“, teilte TikTok mit. Es gehe dabei nicht um ein­zelne Behaup­tungen oder Videos, es handle sich um eine dau­er­hafte Sperrung. Auch von anderen Kanälen, die Kopien von Hoss & Hopf auf ihrem Kanal auf­ge­laden hatten, wurden deren Videos ent­fernt. Es sollen mehrere Dutzend solcher Spie­gel­kanäle gewesen sein.

Das wird der Plattform TikTok zwar nicht allzu weh tun, aber es ist schon absehbar, dass bei dieser rigiden Zen­su­rie­rerei am Ende wirklich nur platte Schnat­ter­pos­tings, Schmink­tipps und Food­porno übrig­bleiben werden.

Die wat­te­weiche Fomu­lierung in den soge­nannten „Com­munity-Richt­linien“ (zu Deutsch: Gemein­schafts­regeln) lässt es ahnen: Man „ver­sucht“ (aha?) auf der Grundlage von Fakten und (Achtung!:) „gemein­samer Rea­lität“ zu agieren. „Ungenaue, irre­füh­rende oder falsche Inhalte, die Indi­viduen oder der Com­munity erheb­lichen Schaden zufügen“ werden nicht gestattet. Dar­unter ver­stehe man auch „gesell­schaft­liche Schäden“. Man greift voll in die Kla­vier­tasten: Gestattet seien daher auch nicht die „Bedrohung grund­le­gender sozialer Pro­zesse oder Insti­tu­tionen, wie zum Bei­spiel demo­kra­tische Wahlen, und Pro­zesse, die die öffent­liche Gesundheit und öffent­liche Sicherheit aufrechterhalten“.

Zum Begriff »gefähr­liche Ver­schwö­rungs­theorien« schreibt TikTok in den Com­munity-Richt­linien, hierbei gehe es um »Ver­schwö­rungs­theorien, die gewaltsam oder hass­erfüllt sind, wie etwa Aufrufe zu gewalt­tä­tigen Aktionen, Ver­bin­dungen zu frü­herer Gewalt, Leugnen gut doku­men­tierter gewalt­samer Ereig­nisse oder Ver­ur­sachen von Vor­ur­teilen gegenüber einer Gruppe mit einer geschützten Eigenschaft.“

Wer sind eigentlich Hoss & Hopf?

Hier handelt es sich um Philip Hopf und Kiarash Hossainpur, Kurzname Hoss. Sie kommen tat­sächlich aus der Finanzszene.

Philip Hopf besitzt ein Unter­nehmen dass den etwas risi­ko­freu­di­geren Inves­toren besondere Anla­ge­stra­tegien ver­kauft und er behauptet, eine Lizenz der Finanz­auf­sicht Bafin zu haben. Er bietet seinen Kunden Ana­lysen von Akti­en­kursen an, die auf der Theorie von Elliott-Wellen gründen. Angeblich hat ihm dieses Wissen zu frühem Reichtum ver­holfen. Manche Fach­leute betrachten diese Theorie als „Kaf­fee­satz­le­serei“. Aber auch Experten ziehen diese Theorie zu Rate.

Kiarash Hossainpur ist einer der gefei­erten Influencer, der sich auf Kryp­to­wäh­rungen spe­zia­li­siert hat und will dadurch schon sehr jung Krypto-Mil­lionär geworden sein. Er soll im Steu­er­pa­radies Dubai leben und war als Influencer im Finanz­be­reich aktiv. Auf Youtube finden sich Videos, in denen er Anleitung dazu gibt , wie man sein Geld in Kryp­to­wäh­rungen inves­tieren kann und er infor­miert seine Zuschau­er­schaft, was sich so auf dem Markt für diese Wäh­rungen ereignet. Er erklärt, warum und wie und wo er sein Geld in Krypto anlegt, emp­fiehlt das aber nicht aus­drücklich anderen.

Er ver­dient auch Geld durch Affi­liate-Links von Kryp­to­börsen. Solche Affi­liate-Links führen den Inter­es­senten zum Ver­käufer irgend­welcher Pro­dukte, und wenn der Inter­essent kauft, gibt der Link, der den Kunden auf die Ver­kaufs­seite geführt hat, dem Ver­käufer die Infor­mation, von welchem Ver­mittler oder Influencer der Kunde gekommen ist – und der Ver­mittler bekommt einen bestimmten Pro­zentsatz des Kauf­preises als Ver­mitt­lungs­gebühr. Das ist eine all­gemein übliche Weise nach­voll­ziehbar dem Ver­mittler des Geschäfts seinen Beitrag zu vergüten.

Hoss (Kiarash Hossainpur) wirbt ins­be­sondere für die Kryp­to­währung Bitget, das Unter­nehmen hat aller­dings keine Lizenz für Deutschland und die Bafin ermittelt gegen Bitget.

Auf Youtube und Spotify sind die beiden immer noch unein­ge­schränkt präsent

Der Youtube-Kanal der zwei erfolg­reichen Influencer enthält 137 Videos, das Vor­schaubild ist immer das­selbe, die Themen reichen von Putin bis eso­te­risch, Politik und rechts­li­ber­tären Mei­nungen, die nichts mit Ras­sismus oder Hass und Hetze zu tun haben. Sie reden über Bio-Hacking und Jeffrey Epstein, Bau­ern­pro­teste und OpenAI, geben Tipps, wie man mit toxi­schen Men­schen umgeht und denken darüber nach, ob Pro­sti­tution und Drogen lega­li­siert werden sollen, weil sie wohl nicht wissen, dass in Deutschland Pro­sti­tution nicht illegal ist. Sie erörtern, ob ein Krieg auf uns zu kommt und ob die Pan­demie eine Lüge war, was sich mitt­ler­weile zwei Drittel der Bevöl­kerung fragen.

Die Themen sind bunt und divers, aller­dings nicht im sexu­ellen- und Gen­dersinn. Sie fragen sich sogar , ob der Mann für alles zahlen muss oder ob Kanzler Scholz ein Hoch­ver­räter ist.

Hört man hinein in die sehr unter­schiedlich langen, aber immer munter dahin­lau­fenden und teil­weise wit­zigen Unter­hal­tungen, dann kann man darin eigentlich nichts wirklich schäd­liches ent­decken und es sind auch keine wirklich bedenk­lichen Inhalte. Ja, manches ist Spe­ku­lation, sie wurden auch einmal von ihren Fol­lowern auf eine Falsch­meldung auf­merksam gemacht, was sie auch dann offen ein­räumten, dass sie sich geirrt hatten, ihren Fehler ein­ge­standen haben und die Sache berich­tigten. Ja, es gibt auch Spe­ku­la­tionen, wie „Was ist der geheime Plan der Eliten?“, wo „Hoss“ auch live in Davos vor Ort war.

Die Fol­lower sind begeistert: „Meine Herren, wie immer Top Content. Ich hoffe für uns alle das die Mehrheit Ihr Hirn in die Hand nimmt.“

Und hier finden wir auch den Grund, warum die beiden sym­pa­thi­schen Herren ins Visier der Medien gelangen. Eben­falls ein Post hierzu aus den Kommentaren:

@colourkamikaze: „Danke für eure wun­derbare Arbeit! Man fühlt sich von Tag zu Tag, immer weniger “Allein”. “Wir” werden immer mehr.“

Und das gilt es offenbar zu ver­hindern. Daher weht der Wind, es bleibt nicht bei der Pots­damer Gespenstergeschichte.