„Recht­ex­tremer Brand­an­schlag“ auf Wohnhaus in Wäch­tersbach – jetzt ein Ver­si­che­rungs­betrug – es sollte nach NAZI aussehen

Im Hes­si­schen Wäch­tersbach brannte ein Wohnhaus lich­terloh. An die Außenwand des Hauses waren aus­län­der­feind­liche Parolen geschrieben worden, wie „Aus­länder raus!“. Das hatte die Feu­erwehr bei ihren Lösch­ar­beiten gesehen und gemeldet. Die Bewohner des Hauses, eine paki­sta­nische Familie, waren zur Tatzeit nicht daheim. Gott­seidank wurde daher niemand ver­letzt. Die Staats­an­walt­schaft ermittelte. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Vor­ge­schichte: Alles sprach dafür, dass es die bösen Deut­schen Nazis waren

In der Nacht des 24. auf den 25. Dezember brannte um ein Uhr ein Wohnhaus im Wäch­ters­bacher Ortsteil Witt­genborn lich­terloh. Die Feu­erwehr musste mit einem Groß­auf­gebot kommen und war mit den gefähr­lichen Lösch­ar­beiten bis in den Morgen beschäftigt.

Nach Infor­ma­tionen des Poli­zei­prä­si­diums Süd­ost­hessen beläuft sich der Schaden auf 350.000 Euro. „Die Brand­ur­sache ist bislang noch unklar. Das Fach­kom­mis­sariat hat nun die Brand­er­mitt­lungen über­nommen“, ließ die Polizei in einer ersten Pres­se­mit­teilung wissen. Doch der Fall könnte allem Anschein nach einen ras­sis­ti­schen Hin­ter­grund haben.“

Die Parolen auf den Wänden, die noch erkennbar waren waren explizit aus­län­der­feindlich. Die Staats­an­walt­schaft nahm die Ermitt­lungen auf. Die Polizei fand an sieben Stellen auf den Wänden die Graffiti „Aus­länder raus!“. Seitdem beschäf­tigten sich die Ermitt­lungen intensiv mit der „rechten Szene“ der Region. Die Staats­an­walt­schaft ermit­telte wegen schwerer Brandstiftung.

Die Infor­mation, es handle sich um einen ras­sis­ti­schen, rechts­extremen Anschlag, wurde bald als Faktum ver­breitet. Die Stadt schrieb auf ihrer Web­seite:

„Wie die Polizei bei der Tat­ort­auf­nahme fest­stellte, wurde in diesem Haus an meh­reren Wänden der Schriftzug ‚Aus­länder raus‘ fest­ge­stellt. Seit dieser Fest­stellung ermittelt die Polizei intensiv.“

… Und weiter über die darin woh­nende paki­sta­nische Familie: „Sie lebten seit vielen Jahren inte­griert in Witt­genborn.“ Freunde der Familie waren ver­wundert und fragten: „Macht es denn einen Unter­schied, ob Opfer von ras­sis­tisch moti­vierten Brand­an­schlägen inte­griert sind, oder nicht? Und wer ent­scheidet darüber?“

Es wurde sogar die Staatschut­ab­teilung des Poli­zei­prä­si­diums Süd­ost­hessen ein­ge­bunden. Die Ermitt­lungen waren so geheim und sen­sibel, dass „von wei­teren Infor­ma­tionen abge­sehen wurde“, wie ein Pres­se­sprecher der Staats­an­walt­schaft Hanau mitteilte.

„Brand in Wäch­tersbach: Rechts­extremes Motiv nach Wohn­haus­brand bestätigt“

Am Don­nerstag, den 28 Dezember meldete die Frank­furter Rund­schau:

„Die Staats­an­walt­schaft hat bestätigt, dass der Brand eines Wohn­hauses in Wäch­tersbach im Main-Kinzig-Kreis am ersten Weih­nachts­fei­ertag rechts­extre­mis­tisch moti­viert war. Ver­letzt wurde bei dem Feuer niemand. Ein Sprecher der Staats­an­walt­schaft sagte dem Hes­si­schen Rundfunk, die Abteilung für poli­tisch moti­vierte Straf­taten und der poli­zei­liche Staats­schutz hätten die Ermitt­lungen übernommen.“

Auch das „Redak­ti­ons­netzwerk Deutschland“ (RND) meldete:

„Nach dem Wohn­haus­brand in Wäch­tersbach ermittelt die Staats­an­walt­schaft wegen Ver­dachts auf Brand­stiftung mit rechts­extremer Tat­mo­ti­vation. Das teilte die Staats­an­walt­schaft Hanau am Don­nerstag mit. An meh­reren Wänden innerhalb des aus­ge­brannten Hauses war der gesprühte Schriftzug „Aus­länder raus“ gefunden worden. Auch der Staats­schutz des zustän­digen Poli­zei­prä­si­diums ermittelt. In dem Haus wohnte eine Familie aus Pakistan, die nach Angaben der Stadt seit vielen Jahren inte­griert im Stadtteil Witt­genborn lebte. Das Gebäude war bei dem Brand stark beschädigt worden und ist nicht mehr bewohnbar. Die betroffene Familie kam nach Angaben der Stadt im Main-Kinzig-Kreis bei Freunden unter. Nähere Aus­sagen dazu, wie genau der Brand in dem Haus ent­standen war, konnten die Ermittler zunächst nicht treffen. Bei der Staats­an­walt­schaft führt das Dezernat für poli­tisch moti­vierte Straf­taten die Ermitt­lungen in dem Fall. Die Ermittler suchen nach mög­lichen Zeugen.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Man wollte irgendwie, dass es „Rechte“waren

Auch die Grünen und Linken gaben ihre Stel­lung­nahme ab und werden vom RND aus­giebig zitiert:

„Die Parolen, die an den Wänden ent­deckt wurden, sind ver­ab­scheu­ungs­würdig und ver­hetzend“, sagte Martina Feld­mayer, stell­ver­tre­tende Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Grünen-Land­tags­fraktion am Don­nerstag. „Wer solche Taten begeht, greift unsere ganze Gesell­schaft an.“

„Es reicht nicht, diese Taten zu ver­ur­teilen, man muss den Nähr­boden bekämpfen, der rechte Gewalt begünstigt: das Erstarken der Rechten und die ras­sis­tische Hetze gegen Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund und Geflüchtete“, sagte die Linken-Bun­des­vor­sit­zende Janine Wissler am Mittwoch.“

Thorsten Scholz (SPD), der Landrat des Main-Kinzig-Kreises und der Wäch­ters­bacher Bür­ger­meister Andreas Weiher (SPD) scheinen die Ein­zigen gewesen zu sein, die noch Augenmaß bewiesen haben. Sie waren der Meinung, eine „poli­tische und gesell­schaft­liche Ein­ordnung sei erst möglich, wenn die Ursachen für den Brand fest­ge­stellt und die aus­län­der­feind­lichen Schmie­re­reinen an den Wänden des Hauses zuver­lässig auf­ge­klärt worden seien.

Es war Brand­stiftung durch den Eigentümer

Wie recht sie mit diesen vor­sich­tigen und bedachten Äuße­rungen hatten, sollte sich noch her­aus­stellen. Denn schon bald schöpften die Ermittler Ver­dacht: Der Eigen­tümer des Hauses wies deut­liche Brand­wunden auf, und das, obwohl doch die Familie angeblich allesamt bei Freunden war und dort auch übernachtete.Weitere Ermitt­lungen ergaben, dass der Haus­be­sitzer mit anderen zusammen selbst das Haus ange­zündet hatte, um die hohe Ver­si­che­rungs­summe von über 300.000 Euro zu kas­sieren. Die Ehefrau beging den Fehler, vor dem Brand noch auf­fällig viele Haus­halts­geräte ver­kauft zu haben. Nun steht das Ehepaar und einige Helfer wegen Ver­si­che­rungs­be­truges, sowie das Vor­täu­schen einer Straftat vor Gericht.

„Die Staats­an­walt­schaft Hanau geht nach dem aktu­ellen Stand davon aus, dass die Ermitt­lungen und die öffent­liche Meinung durch die Tat­ver­däch­tigen auf ein rechts­extre­mis­ti­sches Motiv gelenkt und eine falsche Spur gelegt werden sollte, wor­aufhin es auch zu öffent­lichen Soli­da­ri­täts­be­kun­dungen und Mahn­wachen gekommen war.“

Das Ganze als ras­sis­ti­schen Angriff insze­niert zu haben, dürfte nach Ansicht der Staats­an­walt­schaft das Strafmaß ver­schärfen. Denn auch andere aus­län­dische Familien mussten ja befürchten, die nächsten Opfer zu sein.

Am 25.12.23 wurden Vom Amts­ge­richt Hanau fünf Haft­be­fehle wegen Ver­dun­ke­lungs- und Flucht­gefahr erlassen. Die Beschul­digten hatten an sieben Stellen im Gebäude die Parole “Aus­länder Raus” an die Wände gesprüht und dadurch den Ein­druck eines aus­län­der­feind­lichen Motivs für den Brand­an­schlag erweckt haben. Die Täter sind daher auch noch des gemein­schaft­lichen Vor­täu­schens einer Straftat dringend verdächtig.

„Bei zwei der Tat­ver­däch­tigen handelt es sich um den 47-jäh­rigen, paki­sta­ni­schen Eigen­tümer des nie­der­ge­brannten Gebäudes sowie um dessen paki­sta­ni­schen, 34 Jahre alten Schwager, die u. a. der gemein­schaft­lichen schweren Brand­stiftung mittels eines Brand­be­schleu­nigers dringend ver­dächtig sind.“ Die Ehefrau des Haus­be­sitzers ist eben­falls aktiv in die Sache ver­wi­ckelt und wird wegen Bei­hilfe ange­klagt werden.

Die Staats­an­walt­schaft Hanau geht davon aus, dass der Haus­brand dazu dienen sollte, die hohe Ver­si­che­rungs­summe zu erhalten. Da es hier um einen sechs­stel­ligen Betrag geht, hat das Gericht über einen ver­suchten Ver­si­che­rungs­betrug im besonders schweren Fall zu ver­handeln. Der Schwager des Haus­ei­gen­tümers soll den Brand mit gelegt haben, ist also eine Mit­täter. Der Vierte Tat­ver­dächtige ist der 18jährige Sohn des Haus­be­sitzers. Sein Vaterwies ihn an, den Schaden der Ver­si­cherung zu melden. Als ein Ver­si­che­rungs­an­ge­stellter den Brand­schaden vor Ort begut­achtete, war es auch der Sohn, der ihn her­um­ge­führt hat.

Der fünfte Ver­haftete ist ein 55jähriger Paki­staner, er soll wegen ver­suchter Straf­ver­ei­telung vor Gericht. Er ist der­jenige, der dem Haus­be­sitzer und Brand­leger ein fal­sches Alibi für die Tatzeit gegeben haben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Bür­ger­meister sagt in ent­waff­nender Offenheit, dass er ja schon von vor­ne­herein zurück­haltend zu der ganzen Sache Stellung genommen hatte, und er sich deshalb durchaus gut fühle. Er habe sich vier Stunden an dem Brandort zur Besich­tigung auf­ge­halten und da sei ihm schon das eine und andere seltsam vor­ge­kommen. Wenn man Andreas Weiher googelt, weiß man, was er meint mit seiner „Beruf­lichen Erfahrung“: Er war 27 Jahre lang bei der Polizei.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Nun stehen nicht mehr zutiefst Betroffene an dem Bauzaun vor dem Haus. Es hat sich eine gewisse Ernüch­terung in Wäch­tersbach-Witt­genborn breit gemacht. Die Leute fühlen sich her­ein­gelegt. Sie hatten sich wirklich enga­giert und waren zornig auf die Aus­län­der­feinde gewesen, die dieser netten Familie das Haus ange­zündet haben und sie hätten umbringen können. Viele von ihnen werden sich wegen der ver­meintlich „deut­schen, rechten Atten­täter“ zutiefst geschämt haben. Aber einige von ihnen haben viel­leicht doch ver­standen, dass sie eine zu hohe Bereit­schaft haben, aus mora­li­schen Gründen sehr schnell den erwar­teten und getrig­gerten Emo­tionen der deut­schen Gut­men­schen freie Bahn zu geben. Es gibt eben nicht nur „gute Aus­länder“ und „böse Deutsche“.