AKTUELL WIE NIE: John F. Ken­nedys »Frie­densrede« – Fünf Monate später war er tot!

Nach dem Ende des Kalten Krieges ver­schwand die latente Gefahr eines Nukle­ar­krieges in den ver­staubten Asser­vaten der Geschichte.

Bis jetzt.

Denn die Ukraine-Krise bringt das alte Säbel­rasseln wieder in die Gegenwart zurück. So drohte unlängst der rus­sische Prä­sident Wla­dimir Putin mit dem Einsatz von ato­maren Waffen, sollte sich der Westen, sprich die NATO, noch weiter in diesen heißen Krieg zwi­schen den beiden Nach­bar­staaten einmischen.

Was aber, wenn es tat­sächlich zu einem solchen Erst­schlag kommen würde? Und wie stehen die Chancen, einen ther­mo­nu­klearen Angriff über­haupt zu überleben?

Im Jahr 1983 erschüt­terte der Atom­krieg-Film »The Day After« die Öffent­lichkeit. Heute, vier Jahr­zehnte später und im Zuge der stetig weiter eska­lie­renden Ukraine-Krise, ist das damals gezeigte erschüt­ternde Sze­nario der Gefahr eines Nukle­ar­krieges noch aktu­eller und erschre­ckender denn je. Und das, obwohl etwa der deutsche GRÜNE-Wirt­schafts­mi­nister Robert Habeck einst äußerte, keine Angst vor einem Dritten Welt­krieg zu haben. Unge­achtet dessen, dass Moskau bereits im Mai 2022 einen Atom­an­griff in Kali­ningrad simu­lierte und das hiesige Bun­desamt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe den Bürgern nahe­legte, Not­vorräte anzu­legen und Marsch­gepäck bereitzuhalten.

Doch nicht nur Russland betrachtet den Einsatz von Atom­waffen als pro­bates Mittel einer mili­tä­ri­schen Eska­lation, sondern ebenso die USA. Warum sonst moder­ni­sieren die Ame­ri­kaner seit Jahren ihr dies­be­züg­liches Arsenal und geben wei­terhin zig Mil­li­arden US-Dollar dafür aus?

Dass US-Regie­rungen keine Hemm­schwelle damit haben, zeigen die beiden Atom­bom­ben­ab­würfe am Ende des Zweiten Welt­kriegs im japa­ni­schen Hiro­shima und Nagasaki.

Wie auch immer, die Gefahr eines schwe­lenden Atom­kriegs steht seit dem Ukraine-Krieg im Raum. Darüber jedoch wird die breite Öffent­lichkeit wei­terhin hinweggetäuscht.

Am 24. April 2023 ver­öf­fent­lichte die Washington Post einen Artikel mit dem Titel: »At US behest, Ukraine held off anni­versary attacks on Russia« (»Auf Geheiß der USA hielt die Ukraine die Jah­res­tags­an­griffe auf Russland zurück«). (Quelle: https://www.washingtonpost.com/world/2023/04/24/discord-leaks-moscow-strikes-ukraine/)

Demnach plante der ukrai­nische Geheim­dienst, Russland mit Drohnen und Dyna­mit­spreng­stoff tief im eigenen Ter­ri­torium anzu­greifen. Inklusive Attacken auf die Haupt­stadt Moskau. Aller­dings sei dies selbst den Ame­ri­kanern zu riskant erschienen, weil dann mit einer wahn­wit­zigen Eska­lation hätte gerechnet werden müssen.

Laut Geheim­akten des größten US-Aus­lands­ge­heim­dienstes, der National Security Agency (Nationale Sicher­heits­be­hörde (NSA) soll Kyrylo Budanow, Leiter des ukrai­ni­schen Mili­tär­ge­heim­dienstes Holowne upraw­linnja ros­widky Minis­terstwa oborony Ukrajiny (HUR), schon im Februar 2023 Angriffe zum ersten Jah­restag der rus­si­schen Invasion am 24. Februar 2023 geplant haben. Und das mit allem, »was der HUR hat.« Mit­unter ein Dynamit-Anschlag auf den rus­si­schen Schwarz­meer­hafen Nowo­ros­sijsk, rund 300 Kilo­meter Luft­linie von der ukrai­ni­schen Front entfernt.

Die Washington Post zitierte aus Doku­menten, die Teil eines rie­sigen Daten­lecks waren, welches Anfang April 2023 an die Öffent­lichkeit kam.

Weiter heißt es, dass, nachdem die Central Intel­li­gence Agency (CIA), der Aus­lands­ge­heim­dienst der Ver­ei­nigten Staaten, von den Plänen der Ukrainer durch Abhörung erfahren hätte, der ukrai­nische Mili­tär­ge­heim­dienst diese Angriffs­pläne zurück­nehmen musste. Denn ansonsten hätte ein Horror-Sze­nario gedroht, mit dem Risiko, die ganze Welt in den Abgrund zu reißen. Sollten bei einer solchen Attacke US-Waffen zum Einsatz kommen, könnte der rus­sische Prä­sident Wla­dimir Putin dar­aufhin einen Angriff mit tak­ti­schen Nukle­ar­waffen ent­fesseln. Außerdem könnte auch Peking bei einer ukrai­ni­schen Attacke mit NATO-Kampf­gerät gegen Russland, die Atlan­tische Allianz als Aggressor ein­stufen und selbst Waffen an Moskau liefern.(Quelle: https://unser-mitteleuropa.com/usa-verhindern-ukrainische-angriffe-gegen-russland-angst-vor-atomarer-eskalation/)

All das – und noch viel mehr – deutet auf ein unkal­ku­lier­bares Eska­la­ti­ons­risiko in Richtung nuklearem Welt­krieg hin. Frieden scheint in weiter Ferne.

Und dennoch greift die Ukraine ver­stärkt Ziele in Russland an. Bun­des­kanzler Olaf Scholz weiß zu gut, warum er gegen den Geifer der sons­tigen Kriegs­treiber in den ver­schie­denen Par­teien mit der Lie­ferung von Taurus-Marsch­flug­körper an Kiew zögert. Zumindest momentan noch dem Druck standhält, genau das nicht zu tun!

Aus all diesen Gründen sei daran erinnert: Am 10. Juni 1963 hielt John Fitz­gerald (J.F.) Kennedy, US-Prä­sident von 1961 bis 1963, eine Rede  an der Ame­rican Uni­versity in Washington, DC. Fünf Monate später war er tot, erschossen am 22. November 1963 in Dallas, Texas.

Bis heute sind die Hin­ter­gründe des Attentats höchst umstritten. An die Ein­zel­tä­ter­theorie des mut­maß­lichen Schützen Lee Harvey Oswald glauben wohl noch die wenigsten. Als Ver­ant­wort­liche für die Ermordung JFKs kommen zudem in Frage: Die CIA, die Mafia, Fidel Castro, die Sowjet­union, der Mili­tä­risch-indus­trielle Komplex etc.

Jeden­falls hielt JFK die oben genannte Rede, die klar macht, dass er sich für seine Nation Frieden ersehnte, wollte eine „Stra­tegie des Friedens“ ver­wirk­lichen. Aber er ver­breitete meines Erachtens auch die Unwahrheit, in dem er pos­tu­lierte, dass die Welt wisse, die Ver­ei­nigten Staaten würden niemals einen Krieg beginnen und wollten keinen Krieg.

Doch lesen Sie selbst J.F. Ken­nedys Friedens-Appell, den er nur fünf Monate über­lebte (Her­vor­he­bungen durch mich):


JOHN F. KENNEDY:

Vor allem müssen die Atom­mächte, bei gleich­zei­tiger Wahrung ihrer eigenen Lebens­in­ter­essen, solche Kon­fron­ta­tionen ver­meiden, die einem Gegner nur die Wahl zwi­schen einem demü­ti­genden Rückzug oder einem Atom­krieg lassen. Wenn man im Atom­zeit­alter den letz­teren Kurs ein­schlagen wollte, dann wäre dies nur der Beweis für den Bankrott unserer Politik – oder den kol­lek­tiven Todes­wunsch für die Welt.

Die Waffen Ame­rikas sollen daher keine Her­aus­for­derung dar­stellen, sie unter­liegen einer sorg­fäl­tigen Kon­trolle, sind für die Abschre­ckung bestimmt und für den selek­tiven Einsatz geeignet. Unsere Streit­kräfte sind dem Frieden ver­pflichtet und in Zurück­haltung geschult. Unsere Diplo­maten sind ange­wiesen, unnö­tigen Ärger und rein rhe­to­rische Feind­se­ligkeit zu ver­meiden. Denn wir können uns um ein Nach­lassen der Span­nungen bemühen, ohne deshalb in unserer Wach­samkeit nach­zu­lassen. Wir bedürfen keiner Dro­hungen, um unsere Ent­schlos­senheit zu zeigen. Wir haben es nicht nötig, aus­län­dische Rund­funk­sen­dungen zu stören, aus Furcht, unser Glaube könnte durch sie erschüttert werden. Wir wollen unser System keinem Volk gegen dessen Willen auf­zwingen. Wir sind aber willens und in der Lage, mit jedem anderen System auf der Erde in einen fried­lichen Wett­streit zu treten.

In der Zwi­schenzeit wollen wir die Ver­einten Nationen stärken, ihre finan­zi­ellen Pro­bleme lösen helfen, sie zu einem wirk­sa­meren Instrument des Friedens machen, sie zu einem echten Sicher­heits­system für die Welt ent­wi­ckeln – einem System, das in der Lage ist, Mei­nungs­ver­schie­den­heiten auf der Basis des Rechts bei­zu­legen, die Sicherheit der Grossen und der Kleinen zu garan­tieren und Bedin­gungen zu schaffen, unter denen Waffen schließlich abge­schafft werden können.

(…)

Wenn ich von anderen Nationen spreche, dann möchte ich einen Punkt klar­stellen. Wir sind durch Alli­anzen an viele Nationen gebunden. Diese Bünd­nisse bestehen, weil ihre und unsere Sorgen sich im Wesent­lichen decken. Unsere Ver­pflichtung zum Bei­spiel, West­europa und West­berlin zu ver­tei­digen, ist nach wie vor unver­ändert, weil unsere lebens­wich­tigen Inter­essen die gleichen sind. Die Ver­ei­nigten Staaten werden sich mit der Sowjet­union nicht auf Kosten anderer Nationen und anderer Völker arran­gieren, nicht nur, weil sie unsere Partner sind, sondern weil ihre Inter­essen und die uns­rigen übereinstimmen.

Unsere Inter­essen stimmen jedoch nicht nur bei der Ver­tei­digung der Grenzen der Freiheit, sondern auch in dem Streben auf den Wegen des Friedens überein. Es ist unsere Hoffnung – und das Ziel der alli­ierten Politik –, die Sowjet­union zu über­zeugen, dass auch sie jede Nation ihre eigene Zukunft bestimmen lassen sollte, solange diese Wahl nicht mit der von anderen getrof­fenen in Kon­flikt gerät. Das kom­mu­nis­tische Streben, anderen ihr poli­ti­sches und wirt­schaft­liches System auf­zu­zwingen, ist der Haupt­grund für die Span­nungen in unserer heu­tigen Welt. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der Friede weitaus gesi­cherter wäre, wenn alle Nationen davon Abstand nähmen, sich in die Selbst­be­stimmung anderer einzumischen.

Dies wird neue Anstren­gungen zur Schaffung eines Welt­rechts – eines neuen Rahmens für welt­weite Gespräche – erfordern. Es wird eine bessere Ver­stän­digung zwi­schen uns und der Sowjet­union vor­aus­setzen. Eine bessere Ver­stän­digung wird dann ver­mehrte Kon­takte und Ver­bin­dungen erfordern. Ein Schritt in diese Richtung ist die vor­ge­schlagene Ver­ein­barung für einen direkten Draht zwi­schen Moskau und Washington, durch den auf beiden Seiten die gefähr­lichsten Ver­zö­ge­rungen, Miss­ver­ständ­nisse und Fehl­deu­tungen der Maß­nahmen des anderen ver­mieden werden sollen, wie sie in einer Zeit der Krise leicht auf­treten können.

(…) Unser wich­tigstes lang­fris­tiges Interesse in Genf ist jedoch eine all­ge­meine und voll­ständige Abrüstung, die in Phasen statt­finden und gleich­lau­fende poli­tische Ent­wick­lungen beim Aufbau der neuen Insti­tu­tionen des Friedens zulassen soll, die an die Stelle der Rüs­tungen treten.

Das Streben nach Abrüstung ist seit den zwan­ziger Jahren ein Anliegen der ame­ri­ka­ni­schen Regierung gewesen. Die letzten drei Regie­rungen haben sich intensiv darum bemüht. So ungewiss die Aus­sichten auch heute noch sein mögen, so haben wir doch die Absicht, diese Anstren­gungen fort­zu­setzen – sie fort­zu­setzen, damit alle Länder, ein­schliesslich unseres eigenen, besser begreifen können, welche Pro­bleme und Mög­lich­keiten tat­sächlich in der Abrüstung liegen.

Das eine grosse Gebiet bei diesen Ver­hand­lungen, wo sich das Ziel abzeichnet, jedoch ein neuer Anfang dringend not­wendig erscheint, ist ein Vertrag zur Ächtung der Kern­waf­fen­ver­suche. Der Abschluss eines solchen Ver­trages – so nah und doch so fern – würde der end­losen Schraube des Wett­rüstens auf einem seiner gefähr­lichsten Gebiete Einhalt gebieten. Durch ihn würden die Atom­mächte in die Lage ver­setzt, wirk­samer mit einer der grössten Gefahren fer­tig­zu­werden, die die Menschheit bedroht – nämlich der wei­teren Ver­breitung der Kernwaffen.

Er würde unsere Sicherheit erhöhen – er würde die Gefahr eines Krieges ver­mindern. Dieses Ziel ist wichtig genug, dass es von uns ständig ver­folgt werden muss, wobei wir weder der Ver­su­chung erliegen dürfen, die ganzen Bemü­hungen auf­zu­geben, und ebenso wenig der Ver­su­chung, von unserem Beharren auf den ent­scheidend wich­tigen Sicher­heits­ga­rantien abzugehen.

Ich nutze daher diese Gele­genheit, zwei wichtige Ent­schei­dungen in dieser Hin­sicht bekanntzugeben.

(…)

Um unseren guten Willen und unsere fei­er­liche Über­zeugung in dieser Ange­le­genheit zu demons­trieren, erkläre ich hiermit, dass die Ver­ei­nigten Staaten nicht beab­sich­tigen, Kern­waf­fen­ver­suche in der Atmo­sphäre durch­zu­führen, solange andere Staaten dies nicht tun. Wir werden nicht die Ersten sein, die diese Ver­suche wieder auf­nehmen. Eine solche Erklärung ist kein Ersatz für Abrüstung, aber ich hoffe, sie wird uns helfen, die Abrüstung zu erleichtern.

(…)

Aber wo immer wir sind, müssen wir alle in unserem täg­lichen Leben dem jahr­hun­der­te­alten Glauben gerecht werden, dass Frieden und Freiheit Hand in Hand gehen. In zu vielen unserer Städte ist der Friede heut­zutage nicht gesi­chert, weil die Freiheit unvoll­kommen ist.

(…) «Wenn jemands Wege dem Herrn wohl­ge­fallen», so heißt es in der Hei­ligen Schrift, «so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden.» Ist der Friede nicht letztlich doch im Grunde eine Sache der Men­schen­rechte – des Rechts, ohne Furcht vor Ver­nichtung zu leben, des Rechts, die Luft zu atmen, so wie sie die Natur uns schenkt, des Rechts künf­tiger Gene­ra­tionen auf ein gesundes Dasein?

So wie wir uns um den Schutz unserer natio­nalen Inter­essen bemühen, so wollen wir auch die mensch­lichen Inter­essen schützen. Die Besei­tigung des Krieges und der Waffen liegt ein­deutig im Interesse des einen wie des anderen. Kein Vertrag, so sehr er auch zum Vor­teile aller sein mag und so genau er auch for­mu­liert sein mag, kann absolute Sicherheit gegen die Gefahren der Täu­schung und der Umgebung bieten. Aber er kann – wenn er in seiner Durch­führung nur wirksam genug ist und nur weit­gehend genug im Interesse seiner Unter­zeichner liegt – weitaus mehr Sicherheit bieten und weniger Risiken bergen als ein unver­min­dertes, unkon­trol­liertes und unbe­re­chen­bares Wettrüsten.

Wie die Welt weiss, werden die Ver­ei­nigten Staaten niemals einen Krieg beginnen. Wir wollen keinen Krieg. Wir rechnen jetzt nicht mit einem Krieg. Die gegen­wärtige Gene­ration von Ame­ri­kanern hat bereits genug – mehr als genug – von Krieg, Hass und Unter­drü­ckung erlebt. Wir werden auf den Krieg vor­be­reitet sein, wenn andere ihn wün­schen. Wir werden wachsam sein, um zu ver­suchen, ihm Einhalt zu gebieten. Aber wir werden eben­falls unser Teil dazu bei­tragen, um eine Welt des Friedens auf­zu­bauen, in der die Schwachen sicher und die Starken gerecht sind. Wir stehen nicht hilflos vor dieser Aufgabe und sind nicht hoff­nungslos im Hin­blick auf ihren Erfolg.

Voller Ver­trauen und ohne Furcht werden wir weiter arbeiten, nicht in Richtung auf eine Stra­tegie der Ver­nichtung, sondern in Richtung auf eine Stra­tegie des Friedens.

Quelle: https://weltwoche.ch/daily/us-praesident-john-f-kennedys-nach-welcher-art-von-frieden-streben-wir-nicht-nach-einer-pax-americana-oder-dem-frieden-des-grabes-ich-spreche-von-dem-echten-frieden-dem-frieden-fuer-alle-me/

Zuerst erschienen bei GuidoGrandt.de