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Kli­malüge ent­larvt? Wis­sen­schaftler finden heraus, dass die Erde so kalt ist, wie seit 485 Mil­lionen Jahren nicht?!?

Die Washington Post ist sicher kein Freund der Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker oder der Kli­ma­leugner. Aber sie hat den Mut, auch unge­liebte Tat­sachen zu berichten. Die Alarmrufe, dass „der Planet zu Sieden beginnt“ (bedeutet: Die Erde könnte sich um 0‑komma-etwas Grad erwärmen) waren kaum ver­hallt, da grätscht die Wis­sen­schaft rück­sichtslos dazwi­schen: Die Erde „siedet“ nicht nur nicht, sie befindet sich – nach den Ergeb­nissen der Wis­sen­schaft – sogar am käl­testen Punkt seit fast 500 Mil­lionen Jahren. 

So einfach ist das gar nicht mit dem Klima, die Erde hat eine wech­sel­volle Fieberkurve

Die Washington Post berichtet:

„Wis­sen­schaftler haben das Klima der Erde in den letzten 485 Mil­lionen Jahren auf­ge­zeichnet. Hier sehen Sie die über­ra­schende Situation, in der wir uns heute befinden. Der Versuch, das Klima der Erde in der Ver­gan­genheit zu ver­stehen, brachte eine Geschichte dras­ti­scher Tem­pe­ra­tur­schwan­kungen ans Licht und lie­ferte eine Warnung vor den Folgen der vom Men­schen ver­ur­sachten Erwärmung.“

Tat­sächlich beschränken sich die Ergeb­nisse der Wis­sen­schaftler auf die Ober­flä­chen­tem­pe­ratur der Erde. Ein Schaubild zeichnet die Fie­ber­kurve unseres Hei­mat­pla­neten auf und kann hier ein­ge­sehen werden.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Da werden wir von einer Panik in die andere gejagt, dass alles ver­dorren oder wahl­weise von Sint­fluten über­schwemmt wird, weil die Pol­kappen schmelzen, weil wir ein ud aus­atmen und mit bösen Ver­bren­ner­autos fahren und über­haupt als Men­schen am Leben sind – und dass wir damit aber schnellstens auf­hören müssen. Koste es, was es wolle.

Und dann kommt da ein Trüppchen Wis­sen­schaftler daher und behauptet das Gegenteil. Die Durch­schnitts­tem­pe­ratur, so die WashPost, habe aben­teu­er­liche Schwan­kungen in den letzten Hundert Mil­lionen Jahren durch­ge­macht: Zwi­schen zehn und vierzehn Grad habe die mittlere Tem­pe­ratur der Erde betragen. Normale Tem­pe­ra­tur­schwan­kungen der Erde bewegten sich nach den Berech­nungen der Wis­sen­schaftler zwi­schen zwanzig und dreißig Grad Celsius. Die neuen Ergeb­nisse zeigen, dass innerhalb der stark schwan­kenden Warm- und Kalt­zeiten weitaus höhere Tem­pe­ra­turen für Jahr­tau­sende herrschten. Unsere Erde hat ihren eigenen Rhythmus und ein Eigen­leben, dass in hohem Maße von der Sonne abhängt. Folgt man der Linie der Fie­ber­kurbe der Erde, sind die Schwan­kungen enorm. Und heute liegt sie bei ca. 14 Grad. Nur zwei Mal war es in den letzten 500 Mil­lionen Jahren hier auf Erden so kalt.

Die Washpost zitiert den Meteo­ro­lo­gie­stu­denten Chris Martz: „Kann man in dieser Grafik der Washington Post die Kli­ma­krise erkennen? Die Erde ist an ihrem käl­testen Punkt seit 485 Mil­lionen Jahren, aber die Alar­misten beschweren sich immer noch, dass es zu warm ist.“

Hmmm … Ja, aber was ist mit den Eiszeiten? 

Wir wissen aber, dass es in den letzten 500 Mil­lionen Jahren auch Eis­zeiten gegeben hat. Die letzte Kaltzeit, auch das letzte Glazial genannt, begann vor zirka 115tausend Jahren und ging vor 11.700 Jahren mit dem Beginn des Holozäns zu Ende. Der Tief­punkt, der kleine Haken vor dem Ende der Kurve, das war wohl diese letzte Eiszeit. Da gab es schon seit einiger Zeit Men­schen und die hatten es schwer in der Kälte damals. Unsereins würde das nicht über­leben. Unsere Vor­fahren waren harte Typen. Sie jagten sogar entlang der Eis­grenze Groß­tiere, wie die Mammuts.

Ab Oktober herrschte Dau­er­frost und die „Pol­kappen“ reichten über ganz Skan­di­navien und halb Groß­bri­tannien. Diese Eis­schicht war über einen Kilo­meter dick und drückte das Land unter seinem Gewicht hin­unter. Da das Wasser als Eis­schicht auf dem Land gebunden war, gab es kein Meer­wasser zwi­schen dem Kon­tinent und den bri­ti­schen Inseln. Man schätzt, dass der Mee­res­spiegel damals etwa 100 Meter tiefer lag – und auf dem Land, das heute Mee­res­boden ist, grasten Ren­tiere und kleine Pferde. Im Winter war es um die minus zwanzig Grad. Und die kühlen  Som­mer­tem­pe­ra­turen konnten das Eis nur immer ein wenig zurückdrängen.

Die Gründe, warum es immer wieder zu Eis­zeiten gekommen ist – und sehr wahr­scheinlich auch wieder kommen wird – sind immer noch nicht abschließend geklärt. Eine wichtige Rolle spielt die Sonne. Von ihr hängt die Erd­tem­pe­ratur zum aller­größten Teil ab. Ein Erlahmen der Son­nen­ak­ti­vität wird als die Haupt­ur­sache ange­nommen. Zen­tral­ge­stirne, wie auch unsere Sonne, durch­laufen auch Zyklen hoher und nied­riger Aktivität.

Ein ser­bi­scher Mathe­ma­tiker unter­sucht die Gründe der wech­selnden Warm- und Kaltzeiten

Milutin Milan­kovich lebte von 1897 bis 1958. Er wollte die Gründe finden, die solche exor­bi­tanten Kli­ma­wandel ver­ur­sachen. Vor allem führte die Kon­ti­nen­tal­drift dazu, dass sich die Land­massen in Richtung der Pole bewegten. Die Land­massen ver­schwanden unter dem Ant­arktis-Eis­schild und in der Folge kam es zu sehr schnellen Wechseln von sich aus­brei­tenden Eis­decken, die etwa Ein­hun­dert­tausend Jahre dau­erten und von Warm­zeiten abgelöst. Die letzte Eiszeit begann etwa vor ein­hun­dert­fünf­zehn­tausend Jahren dauerte bis vor elf­tausend Jahren. Sie wird als Weichsel-Würm-Kaltzeit bezeichnet. Wir leben heute in einer Zwi­schen­warmzeit, doch die nächste Eiszeit wird kommen. Aller­dings nicht so schnell, dass die nächsten Gene­ra­tionen davon betroffen wäre.

Diesen Zyklen auf die Spur zu kommen hatte sich Milan­kovich zum Ziel gesetzt. Und er kam auch zu einem Ergebnis:

Er berechnete den Weg der Erde auf ihrem Weg um die Sonne, Die Erde beschreibt nämlich keine per­fekte Kreisbahn, sondern eine schwache Ellipse. Aber diese Bahn schwankt innerhalb von etwa Ein­hun­dert­tausend Jahren zwi­schen fast kreis­förmig und ziemlich eiförmig. Damit ist der Abstand von Erde zu Sonne sehr unter­schiedlich. Außerdem schwankt auch noch die Neigung der Erd­achse in einem Zeitraum von etwa 41 Tausend Jahren, was die Aus­prägung der Jah­res­zeiten ent­spre­chend ver­stärkt oder schwächt. Unsere gute, alte Erd­achse torkelt eigentlich recht heftig im Weltraum um die Sonne herum. Das ist noch nicht alles: Sie kommt nach einem Jahr Umlauf um die Sonne nicht ganz genau wieder an der­selben Stelle an, sondern ein bisschen daneben. Das nennt man Prä­zession. Erst nach 26 Tausend Jahren kommt sie wieder an der „Aus­gangs­stelle“ an.

Diese ver­schieden langen Zyklen über­lappen, ver­stärken sich oder schwächen sich ab. Und über sehr lange Zeit bildet sich ein wie­der­keh­rendes Muster aus, das die Erde mal besonders besonders kalt oder besonders warm werden lässt, und für Kli­ma­schwan­kungen in sehr langen Zeit­räumen sorgt. Der Mathe­ma­tiker Milutin Milan­kovich errechnete aus all den beschrie­benen Zyklen auch den Beginn der nächsten Eiszeit, nämlich in vierzig- bis fünf­und­fünf­zig­tausend Jahren.

Um die Erde müssen wir nicht bange sein. Das Leben auf ihr wird nicht aus­sterben, bis die Sonne das Ende ihrer Zig-Mil­li­arden langen Lebens­spanne erreicht hat und sich zu einem rie­sigen roten Feu­erball auf­bläht. Dann ver­schlingt sie die Erde und die anderen Pla­neten, bevor sie dann zu einer kleinen, kalten, schwarzen Ster­nen­leiche erkaltet.

Die Wis­sen­schaft ent­deckt viel Neues, aber was daraus für die Zukunft folgt …

… ist nicht sicher zu errechnen. So werden Fos­si­li­en­funde als Hin­weise aus­ge­wertet, wie die Welt, aussah, in der sie vor Hun­dert­tau­senden oder gar Mil­lionen Jahren gelebt haben. Dazu wird der Sau­er­stoff­gehalt in den Zähnen uralter aal­ähn­licher Wesen (sog. Con­odonten) gemessen, um die Tem­pe­ratur der Meere, die sie durch­schwammen zu errechnen, denn das Wasser kann je nach Tem­pe­ratur mehr oder Weniger Sau­er­stoff auf­nehmen. Auch noch erhaltene Algen können mit ihren Zell­wänden anzeigen, wieviel Fette oder andere Sub­stanzen sie ein­gebaut haben, um den kalten oder warmen Tem­pe­ra­turen standzuhalten.

Die For­scher ver­suchen zwar, so viele Kom­po­nenten wie möglich aus­zu­werten um ein ganzes Bild des Kli­ma­ge­schehens der Erde seit einer halben Mil­liarde Jahren zu rekon­stru­ieren. Doch je mehr sie finden, desto mehr ver­stehe sie, dass zu einer validen Modell­rechnung so viele Fak­toren von­nöten sind, dass das einfach nicht zu schaffen ist. Auch Com­puter, denen man all diese Daten gibt, geben eben nur das aus Ergebnis heraus, was sie aus den Kom­po­nenten zusam­men­rechnen. Fehlen auch nur einige kleine Fak­toren oder addiert man einen neuen Faktor dazu, kann das Ergebnis stark ver­ändert werden, je nachdem welche Kette an Ände­rungen die dann wie­derum neue Ände­rungen aus­lösen, man eingibt.

Im Artikel der Washington Post macht ein For­scher dieses Dilemma sehr anschaulich deutlich: Selbst mit 150.000 Daten­punkten sei es so, als würde man ver­suchen, ein Puzzle mit nur einem Prozent der Teile zusammenzusetzen.

Unsere Wet­ter­vor­her­sagen können oft nicht einmal das Wetter der nächsten Stunde präzise errechnen. Und da geht es nur um sehr viel weniger Daten und eine viel kürzere Zeit. Wir können die Wet­ter­vor­her­sagen auf dem Handy anschauen und die Regen­wolken kommen sehen – und dann sind sie auf einmal doch weg. Oder es ist in son­niger Tag und plötzlich ist unan­ge­kündigt ein Gewitter entstanden.

Die Rechen­mo­delle, wie sich die Erde auf­wärmt und abkühlt, sind zu grob. Man kennt auch hier viel zu wenig, was warum und wie Ein­fluss hat. Dass wir heute in einer aus­nehmend kühlen Phase der Zwi­schen­warmzeit leben, das hätte kaum einer gedacht. Also, liebe Kli­makleber, ent­spannt Euch!