Pressefoto von Marc Friedrich

Zins­wende — Boom oder Crash? Ein Gast­beitrag von Marc Friedrich

Zins­sen­kungen, China-Sti­mulus, Bitcoin und Gold: Ist das der Start­schuss für den finalen Melt-Up?

Die Zen­tral­banken weltweit sind wieder aktiv und der Geldhahn wird auf­ge­dreht. Die ame­ri­ka­nische Notenbank Fed hat jüngst mit einer Zins­senkung um 50Basispunkte den Ton gesetzt, und nur wenige Tage später startet China ein mas­sives Sti­mu­lus­pro­gramm, um seine ins Stocken geratene Wirt­schaft wie­der­zu­be­leben. Diese glo­balen Ent­wick­lungen werfen die ent­schei­dende Frage auf: Stehen wir vor einem finalen „Melt-Up“ an den Finanz­märkten, oder droht uns doch der Crash?

Die Rückkehr des „Money­printers“ – was China damit bezweckt

China steht aktuell vor erheb­lichen wirt­schaft­lichen Her­aus­for­de­rungen, allen voran im Immo­bi­li­en­sektor. Die Preise in den Groß­städten sind auf den tiefsten Stand seit acht Jahren gefallen. Jetzt muss man wissen: Die chi­ne­sische Bevöl­kerung hat rund 60 Prozent ihres Ver­mögens in Immo­bilien inves­tiert. Das ist deutlich höher als in anderen Ländern. Daher greift die Regierung jetzt ein, um den Markt zu stützen. Zins­sen­kungen auf bestehende Kredite, eine redu­zierte Min­dest­an­zahlung auf Immo­bi­li­en­kredite und eine Lockerung der Reser­ven­an­for­de­rungen für Banken sollen fri­sches Geld in das System spülen.

Ergebnis: Rund eine Billion Yuan werden frei­ge­setzt – eine gewaltige Summe, die die chi­ne­si­schen Akti­en­märkte bereits spürbar beflügelt hat. Die Alibaba-Aktie zum Bei­spiel hat seit Anfang Sep­tember mehr als 40 Prozent zugelegt. Trotz dieser mas­siven Kurs­ge­winne sind viele chi­ne­sische Aktien immer noch weit von ihren ehe­ma­ligen Höchst­ständen entfernt.

 

Auch andere Zen­tral­banken, wie die EZB, könnten bald nach­ziehen und die Zinsen weiter senken. Goldman Sachs rechnet mit einer Beschleu­nigung der Zins­sen­kungen in Europa. Und wenn man sich die aktuelle wirt­schaft­liche Ent­wicklung in Deutschland anschaut, dann wird wohl kein Weg an Zins­sen­kungen vor­bei­führen. Frische Daten des ifo Instituts belegen jetzt, wovon ich schon seit Monaten warne: Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas. Das grüne Wirt­schafts­wunder hat seine Wirkung entfaltet.

Der ifo-Geschäfts­kli­ma­index meldete für die deutsche Wirt­schaft den vierten Rückgang in Folge. Die Stimmung in der Export­in­dustrie ist im Sinkflug. So gingen zum Bei­spiel die Ifo-Export­erwar­tungen im Sep­tember auf ‑6,3 Punkte im Ver­gleich zu ‑5,2 Punkte im August zurück. Deutschland galt lange Zeit als der Wirt­schafts­motor in der Eurozone. Nimmt man nun noch die hohe Ver­schuldung vieler süd­eu­ro­päi­scher Staaten dazu, so ist es logisch, dass die Zinsen gar nicht mehr lange auf diesem Niveau bleiben können.

Stag­flation und stei­gende Roh­stoff­preise: Die Gefahr für die Märkte

Doch all diese Maß­nahmen, die mehr Liqui­dität ins System spülen, bergen auch erheb­liche Risiken. Die glo­balen Sti­mu­lus­pro­gramme könnten zu einem erneuten Anstieg der Roh­stoff­preise führen, was wie­derum die Inflation anheizt. Das Sze­nario einer Stag­flation – stei­gende Preise bei sta­gnie­rendem Wachstum und zuneh­mender Arbeits­lo­sigkeit – rückt immer näher.

 

Beim Wort Stag­flation werden natürlich Erin­ne­rungen an die 1970er-Jahre wach. Damals waren es vor allem Öl, Silber und Gold, die in dieser Phase als sichere Häfen fun­gierten und die eine starke Kurs­ent­wicklung gesehen haben. Und wer weiß: Sollte es zu einer Stag­flation kommen, so könnte auch der Bitcoin zu den großen Pro­fi­teuren zählen.

Alle Augen auf Bitcoin

His­to­risch betrachtet reagiert Bitcoin besonders sen­sibel auf die Liqui­di­täts­schübe der Noten­banken. Die Kor­re­lation zwi­schen der Geld­menge und dem Bitcoin-Kurs ist klar erkennbar.

Quelle https://x.com/RaoulGMI/status/1835778746990678078

 

Gerade jetzt, wo die Liqui­dität weltweit steigt, könnte Bitcoin seinen nächsten Aus­bruch erleben. Besonders spannend wird es im Oktober: Dieser Monat gilt his­to­risch als einer der stärksten für Bitcoin, mit durch­schnitt­lichen Kurs­ge­winnen von 23 Prozent.

Quelle: Coin­glass

Sollten wichtige Kurs­marken, wie das alte All­zeithoch, über­schritten werden, könnte dies der Start­schuss für eine weitere massive Rallye sein. Bitcoin-Inves­toren sollten sich jedoch bewusst sein, dass die Vola­ti­lität hoch bleibt. Ein Bruch wich­tiger Unter­stüt­zungs­linien, wie etwa der 57.000-Dollar-Marke, würde kurz­fristig für Tur­bu­lenzen sorgen und dann könnte es sogar noch einmal in Richtung 40.000 US-Dollar gehen. Sollte dieser Fall ein­treten, würde ich aber defi­nitiv tran­chen­weise einsteigen.

Nahost-Krise: Öl und Gold im Fokus

Natürlich richtet sich der Fokus vieler Anleger gerade auf die Gescheh­nisse im Nahen Osten. Vor allem sehr liquide Märkte reagieren meist kurz­fristig negativ auf geo­po­li­tische Ereig­nisse, fangen sich jedoch schnell wieder.Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine, dennoch sollte man die Gescheh­nisse im Auge behalten. Sollte es weiter eska­lieren, könnte es im Extremfall schnell dazu kommen, dass die Straße von Hormuz geschlossen wird, was vor allem auf den Ölpreis einen großen Ein­fluss hätte.

Öl bleibt daher auf jeden Fall aus Anle­ger­sicht inter­essant. Ölaktien könnten nach den jüngsten Kor­rek­turen einen Blick wert sein. Bei Gold sehe ich eben­falls eine kurz­fristige Kor­rektur nach der geo­po­li­tisch bedingten Rallye, wobei ich Rück­setzer mittel- bis lang­fristig als Ein­stiegs­chance betrachte.

Fazit: Melt-Up oder Crash? So sollten sich Anleger jetzt positionieren

Die kom­menden Monate ver­sprechen, volatil zu bleiben. Aktuell gibt es viele Anzeichen für eine anhal­tende Rallye an den Märkten. Zen­tral­banken weltweit werden gezwungen sein, noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen, was mit­tel­fristig die Inflation weiter anheizen dürfte. In einem solchen Sze­nario bleiben limi­tierte Sach­werte wie Gold und Bitcoin die Favo­riten für eine lang­fristige Absi­cherung, vor allem mit Hin­blick auf eine Abwertung des US-Dollars. Wer in diesen vola­tilen Zeiten erfolg­reich sein will, sollte fle­xibel bleiben, Trends genau beob­achten und sich nicht auf ein ein­ziges Sze­nario ver­steifen. Mein Sze­nario ist eine weitere Infla­tio­nierung bis ins kom­mende Jahr bevor die Rezession diesen Auf­stieg stoppen wird. Dann werden wir eine deut­liche Kor­rektur sehen, die man anti­zy­klisch nutzen sollten, weil ich dann einen finalen Melt-up sehe mit neuen Höchst­ständen bei Aktien, Edel­me­tallen und Bitcoin.

Hin­ter­gründe und weitere Infor­ma­tionen finden Sie im Friedrich.Report, auf YouTube sowie in meinem neuen Best­sel­lerbuch.

***

Der Autor – Marc Friedrich

Marc Friedrich ist Deutsch­lands erfolg­reichster Sach­buch­autor (7 SPIEGEL Best­seller in Folge), aus­ge­wie­sener Finanz­ex­perte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vor­denker, Frei­geist und Honorarberater.

Sein neu­estes Buch trägt den Titel “Die größte Revo­lution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon pro­fi­tieren” und beschäftigt sich aus­schließlich mit den Themen Bitcoin, Zyklen und Geldgeschichte.

Mehr Infor­ma­tionen:www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de
Twitter und Instagram: @marcfriedrich7