Man kann sich nur noch mit der flachen Hand vor die Stirn klatschen. Die Berliner Chöre dürfen das Wort „Oberindianer“ nicht singen, das könne aus heutiger Sicht „diskriminierend wahrgenommen“ werden. Das teilte die Stiftung Humboldt Forum in Berlin mit. Darin die klinge die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nach. Im Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung sollen zwei Auftritte stattfinden, wo auch Chöre singen, darunter auch Udo Lindenbergs Song „Sonderzug nach Pankow“, wo er den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker als „Oberindianer“ besingt. Das war vor 41 Jahren und hat niemanden gestört. Und nun bringen die Berliner Sänger dieses harmlose Wort vor lauter antirassistischem Schuldbewusstsein nicht über die Lippen.
Tatüüütataaa- Die Sprachpolizei ist da!
Weil der Hit damals in Ost und West beliebt war und sich wochenlang auf dem Spitzenplatz hielt, sollte er nun zum 35sten Tag des Mauerfalls wieder aufgeführt werden. Aber, da hatten sie nicht mit der hyperwoken Berliner Sprachpolizei gerechnet:Die Stiftung Humboldt-Forum witterte eine Gelegenheit, sich wieder unverzichtbar zur Wahrung der Hypermoral zu profilieren und laichte auch sofort einen durch und durch auf Wokeness geschliffenen Text ab:
„Das Wort wird von viele indigenen Menschen aber auch von vielen nationalen und internationalen Besucher*innen als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen. Diese Sichtweise nehmen wir ernst und respektieren wir.“
Schauspieler Jan Josef Liefers darf auf Welt TV sogar eine etwas lockerere Sicht zu diesem Thema formulieren. Freundlich aber doch klar gibt er zu verstehen, dass die humorlose Besserwisserei und der erhobene Zeigefinger nicht besonders dazu angetan sei, Menschen auch wirklich zu überzeugen und mitzunehmen. Wenn wir Deutschen etwas gut machen wollen, schießen wir dann auch oft über’s Ziel hinaus, merkt er lächelnd an.
So langsam bekommen aber auch die politisch-Korrekten bei dieser Gouvernanten-Erbsenzählerei ein ungutes Gefühl.
„Mit sowas kann ich nichts anfangen“
Wolfgang Niedecken (BAP „verdammt lang her“) ist nun wirklich nicht als systemkritisch bekannt und zeigt gern und laut, dass er einer von den politisch Korrekten ist. Aber hier reicht es sogar ihm. „Tut mir leid, mit sowas kann ich nichts anfangen“ sagte er dem „Stern“. “Lindenberg mit so etwas in Verbindung zu bringen, ist absurd”.
Nun, da klingt schon ein bisschen durch, dass es ein ungutes Gefühl macht, wenn sogar der linke AKW-Gegner der ersten Stunde, Udo Lindenberg, Ikone der aufmüpfigen Generation der Siebziger plötzlich rassistischer und diskriminierender Texte beschuldigt wird. Seine eigenen Texte und Lieder lasse er sich keinesfalls zensieren, setzt der 73jährige Niedecken vorsorglich hinzu. Und er führt an, dass er bei einem Buchprojekt über seine Kindheit an eine Lektorin geraten sei, die die Beschreibung eines „Cowboy und Indianerspiels“ aus dem Buch streichen wollte. “Ich habe gesagt, wir haben nicht Cowboy und indigene Bevölkerung gespielt, wir haben Cowboy und Indianer gespielt”. Richtig, damals hieß das so und der Part der „Indianer“ war damals keineswegs schlechter angesehen – dank Karl May. Der Begriff „Indianer“ konnotiert mit heldenhafter Tapferkeit, Todesverachtung, Gerechtigkeitssinn, Naturverbundenheit, Edelmut, der Krieger als Beschützer in seiner edelsten Form.
Und doch, unausgesprochen aber jedem bewusst, schwebt die Drohung des vermeintlich harmlosen, aber heute rassistischen, diskriminierenden Vokabulars mit sofortiger Verbannung aus dem Reich der Gerechten über jedem. Man muss aufpassen, was man sagt und welche Bezeichnungen noch erlaubt sind und welche nicht.
Ein neues Symptom: Zuviele Tabus führen zur Gegenbewegung – nicht nur von „Rääächts“
Die alten, weißen Männer werden unterschätzt. Sie haben lange geschwiegen. Wer ein gewisses Alter und Lebenserfahrung hat, viel geleistet hat und sich auskennt, schaut eben lange zu, rastet auch nicht aus, hat auch keine Neigung, irgendwie „Nazi“ zu sein. Aber jetzt melden sie sich immer öfter mit Kritik an dem Woken Zirkus und den Geschehnissen allgemein zu Wort. Ob es Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Wolfgang Grupp, Günter Jauch oder viele andere sind: Sie haben ihre Lebenslektion gelernt, ihnen macht man nichts mehr vor. Sie haben ihre Narben davongetragen und wissen genau ob – und wenn ja – sie sich zu Wort melden und was sie dann vielleicht einstecken müssen. Aber diese Sechzehnender kennen ihre Fähigkeiten und ihre Grenzen. Und dann sagen sie auch genau das, was sie sagen wollen und genau das meinen sie auch.
Ein solches Gespräch findet sich auf Südtirol News aus dem September dieses Jahres. Reinhold Messner wird 80 Jahre alt und spricht über seinen Alterungsprozess, sieht Europa im Niedergang und Kickl als der gewünschte Kanzler der Österreicher, obwohl der nicht „sein Typ“ ist. Er benennt die Gefahren der überbordenden Migration.
Der woke Knigge gilt nur für die Einheimischen
Auch die jungen Leute spüren das. Die U‑18 Wahlen, wo die Jungen unter achtzehn wählen dürfen (ohne dass die Stimme als Wähler zählt) zeigen extrem deutlich, dass die Jugend konservativ bis rechts ist. Und der Hauptgrund ist die Migration. Da bringen die im Elfenbeiturm zwitschernden Chöre nicht das Wort „Indianer“ über die Lippen, während die einheimische Jugend froh ist, wenn eine Konfrontation mit jungen Zuwanderern glimpflich, weil nur mit Beleidigungen ausgeht und keine schlimmeren Dinge passieren.
Die völlig überzogenen Reaktionen seit Sylt (döp dödö döpp) haben nicht dazu beigetragen, den jungen Leuten Toleranz nahe zu bringen. Im Gegenteil. Es lehrt sie nur, dass die Einheimischen von der Sittenpolizei hart bestraft werden, die Migranten aber praktisch einen Freifahrtschein haben und kaum Strafen zu befürchten.
Und was die „Indianer“ betrifft: Auch heute noch leben viele indigene Völker unter permanenter Lebensgefahr, weil ihre Wälder und Gebiete in den gierigen Augen großer Konzerne viel zu schade sind, um sie den „Wilden“ zu überlassen. Da muss man kostbares Holz schlagen, den Wald für Soja-Anbau roden, Bodenschätze ausbeuten etc. etc. …
Es wäre sehr viel sinnvoller dafür zu sorgen, dass diese Menschen in der ihnen angestammten Heimat auch weiter so leben können, wie sie das seit vielen Generationen getan haben. Sie „Indianer“ zu nennen, ist sicher ein bisschen ahnungslos und nicht höflich. Aber wenn in Deutschland ein Chor „Oberindianer“ singt, dann tut das den letzten noch frei und unabhängig im Amazonasbecken lebenden Stämmen nicht weh. Aber der Holzeinschlag, die Brandrodung für riesige Monokulturenfelder schon. Da sollten diese Moralapostel hingucken. Und den dortigen „Oberindianern“ einmal aufmerksam zuhören.
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