Warntag 29.1., Firmen-Bosse stehen auf: Es geht nicht mehr!

Die Grüne Woche in Berlin war, wie schon seit einigen Jahren, für die Bauern eine Gele­genheit, ihren Unmut über die Land­wirt­schafts­po­litik wieder auf die Straße zu tragen. Der Bau­ern­auf­stand im letzten Jahr führte zwar dazu, dass die Regierung ihren neu­esten Anlauf, die Sub­ven­tionen für den Agrar-Diesel zu streichen, wieder ein­kas­sieren musste. Aber die Bauern kämpfen immer noch mit dem Rücken an der Wand. Doch die Staats- und Wirt­schafts­krise hat mitt­ler­weile schon das ganze Land erfasst. Von jedem und überall, hört man nur noch zornige Unzu­frie­denheit. Prak­tisch jeder ist am Ende seiner Geduld. Diese Regierung hat Deutschland in Grund und Boden gewirt­schaftet. Jetzt reicht es auch den Chefs der Unternehmen.

Die schwerste und längste Wirt­schafts­krise seit 70 Jahren

Die Tal­fahrt nimmt kein Ende, die Ener­gie­preise sind unbe­zahlbar und die Auf­trags­bücher sind leer. Deshalb, und weil es so nicht wei­ter­gehen kann, gehen die Unter­neh­mens­chefs selbst am 29. Januar auf die Straße. Das hat Deutschland noch nicht gesehen. Sie fordern von der neuen Regierung nach dem Februar endlich eine brauchbare und rea­lis­tische Wirt­schafts­po­litik, damit nicht alles – außer der Rüs­tungs­in­dustrie – in Schutt und Asche gelegt wird und so schnell auch nicht wieder auf­gebaut werden kann.

Die BILD schreibt: „Trotz stei­gender Real­löhne nimmt die Kauflust der Deut­schen nicht aus­rei­chend zu.“ Ja, sowas? Wie kommt das denn?

Viel­leicht weiß das kaum einer in Berlin: Die Bürger sind eben nicht nur Kon­su­menten, die irgendwie aus Bockigkeit, weil sie nichts mehr brauchen, oder aus nicht nach­voll­zieh­baren Gründen keine Waren mehr kaufen, oder einfach kein Geld von selbst in ihrem Porte­monnaie wächst.

Unfä­higkeit, blinde Ideo­logie oder übler Plan?

Kunden und Käufer sind auch Arbeit­nehmer und müssen ihr Geld eben­falls mit einem Beruf erar­beiten. Wenn eine Firma nach der anderen in Insolvenz geht, dann „hört sie nicht nur einfach auf zu arbeiten“ (Robert Habeck) und es hat weiter keine Aus­wir­kungen. Das bedeutet, liebe Poli­tiker, dass es die Waren oder Dienst­leis­tungen dieses Unter­nehmens nicht mehr auf dem Markt gibt. Je mehr Unter­nehmen „Auf­hören zu arbeiten“, desto eher gibt es auch eine Ver­knappung, die die Preise nach oben treibt. Es bedeutet aber auch, dass die Mit­ar­beiter dieser geschlos­senen Firmen auf der Straße stehen und kein Geld mehr ver­dienen, sondern von der Stütze leben müssen, was alle die­je­nigen bezahlen, die noch Ein­kommen haben, was dann auch irgendwann nicht mehr reicht. Dazu kommt noch überdies die Inflation und die rie­sigen Summen, die die Ein­wan­derer generös auch noch vom Staat bekommen. Wenn das im großen Maßstab pas­siert, und das tut es, beschleunigt sich das von selbst und es geht immer schneller bergab. Das ist doch jedem klar, der drei lebende Gehirn­zellen hat.

Jeder Cent, der noch in den Kassen ist, wird ein­ge­spart, in der Wirt­schaft und im Pri­vat­leben. Von „Kauflust“ kann keine Rede mehr sein. Überdies hat diese Regierung der Wirt­schaft und uns Bürgern mit Lug und Trug die AKWs gestohlen, die noch günstige Energie geliefert haben. Dafür haben wir aber die Wär­me­pumpen und E‑Autos auf­ge­nötigt bekommen, die viel Strom brauchen, der jedoch unbe­zahlbar und knapp geworden ist. Ent­weder die Poli­tiker sind einfach nur völlig unfähig, ver­blendet oder von bös­ar­tiger Absicht, was man auf­grund der absicht­lichen Täu­schung in Sachen Atom­kraft ver­muten könnte.

Es soll auch nicht besser werden, meint die Orga­ni­sation für wirt­schaft­liche Zusam­men­arbeit und Ent­wicklung (OECD – Orga­ni­sation for Economic Co‑Operation and Deve­lo­pment). Sie sieht für Deutschland, immerhin die größte Volks­wirt­schaft Europas, kaum Wachs­tums­chancen. Wenn sie 2025 über­haupt wachsen wird, dann am lang­samsten von allen Industrienationen.

Wirt­schaft funkt SOS! 50 Ver­bände (!) werden am 29. Januar auf der Straße sein

An diesem 29. Januar senden etwa 50 Ver­bände einen SOS-Warnruf an die Politik. Es geht so nicht mehr weiter! Natürlich ist das nicht gerade eine Freude für die Poli­tiker der Ampel, die das Desaster ange­richtet haben, so eine Aktion kurz vor der Wahl. Das wird Stimmen kosten – und wahr­scheinlich genau deshalb soll dieser Warntag noch vor der Wahl statt­finden. Aber es ist auch der letzte Drücker: Ener­gie­wende, Über­re­gu­lierung, Steuer- und Abga­benlast, leere Auf­trags­bücher, Werks­schlie­ßungen, tau­send­facher Stel­len­abbau tag­täglich — Deutsch­lands Wirt­schaft ächzt.

Etwas, was Deutschland, wenn über­haupt jemals, sel­tenst gesehen hat: Die Unter­nehmer und Ver­bände rufen zur Großdemo auf. Nach drei Jahren dilet­tan­ti­scher Wirt­schafts­po­litik und Kri­sen­modus ist selbst in den Chef­etagen der Wirt­schaft Zappes. Denn ein Licht am Horizont ist auch jetzt nicht zu sehen, im Gegenteil. Das BIP (Das Brutto-Inlands-Produkt gibt den Wert aller pro­du­zierten Waren und Dienst­leis­tungen nach Abzug der Vor­leis­tungen an) wird weiter auf nied­rigem Niveau ver­harren und die Arbeits­lo­sen­quote wird weiter ansteigen. Und damit auch die Sozi­al­kosten – und die Staatsverschuldung.

Nicht nur Kritik am Wirt­schaftskurs, sondern „Wut“ auf Habeck und Scholz

„SOS – Die deutsche Wirt­schaft ist in Gefahr!“ lautet die zornige Bot­schaft an Kanzler Scholz und Habeck. Die über 50 Ver­bände werden am 29. Januar in ver­schie­denen Städten mit scharfem Protest auf die Straßen gehen, übrigens auch vor dem Bran­den­burger Tor.

Kleiner Sei­tenhieb am Rande: „Wann kommt das Bran­den­burger Tor dran, Herr Habeck?“ ätzte Klaus Rüdiger Mai auf „Tichys Ein­blick“ mit scharfer Feder. Denn das ist bisher noch von über­le­bens­großen Pro­jek­tionen des Herrn Robert Habeck in seliger Selbst­be­sof­fenheit als zukünf­tiger „Bünd­nis­kanzler“ ver­schont geblieben. Das Münchner Sie­gestor musste ihm bereits als „sie­ges­ge­wisse“ Fläche seiner Selbst­dar­stellung dienen (Bild hier), die Aktion kam aber nicht gut an. Nicht nur, weil er damit offen seiner Hybris frönte, sondern auch, weil die Polizei ein­schreiten musste. Sie beendete die Aktion, da es eine nicht geneh­migte Eigen­mäch­tigkeit war: „Wahl­werbung auf Denk­mälern ist grund­sätzlich nicht geneh­mi­gungs­fähig“ kom­men­tierte das Kreis­ver­wal­tungs­re­ferat München und leitete ein Buß­geld­ver­fahren ein.

Eine ziem­liche Geschmack­lo­sigkeit, die natürlich post­wendend auch mit Foto­montage und einer ziemlich klaren Bot­schaft per­si­fliert wurde:

 

 

„Die Lage ist ernst! Die Zukunft unseres Landes steht auf dem Spiel!“

Zurück zum Thema: Natürlich ist eine solche Warntag-Aktion ein Schuss vor den Bug der Politik. Es sind nicht nur ein­zelne Firmen, sondern ganze Ver­bände, die wie­derum viele Unter­nehmen ver­treten, also das ulti­mative Groß­auf­gebot. Um nur einige zu nennen: „Die Fami­li­en­un­ter­nehmer“, der „Gesamt­verband der deut­schen Textil- und Mode­industrie“, der „Bun­des­verband der freien Berufe“, der „Bun­des­verband Groß­handel, Außen­handel, Dienst­leis­tungen“, der Arbeit­ge­ber­verband Gesamt­metall, der Deutsche Hotel- und Gast­stät­ten­verband (DEHOGA), der Bun­des­verband Groß­handel, Außen­handel, Dienst­leis­tungen (BGA), der Verband der Fami­li­en­un­ter­nehmer, der Verband „Die Immo­bi­li­en­un­ter­nehmer“ sowie der Bun­des­verband Mit­tel­stän­dische Wirt­schaft (BVMW).  sowie die „Initiative Neue Soziale Markt­wirt­schaft“ (INSM). Diese Ver­bände stehen für etwa 20 Mil­lionen Arbeitnehmer!

„Mit dem Wirt­schafts­warntag kämpfen wir für eine Wirt­schafts­wende“ appel­liert die Chefin der „Fami­li­en­un­ter­nehmer“, Marie-Christine Ostermann in der BILD. Sie wollen die Bun­des­tagswahl im Februar zu einer Volks­ab­stimmung über den wei­teren Weg Deutsch­lands umge­stalten. Man müsse darüber reden, „welche Politik, welche Par­teien den Unter­nehmen wieder Luft zum Atmen geben? Uns Fami­li­en­un­ter­nehmern reicht es mit schlechter Wirt­schafts­po­litik – die Zukunft unseres Landes steht gerade auf dem Spiel.“

„Das Handwerk droht für breite Schichten uner­schwinglich zu werden, ohne dass das Handwerk selbst es in der Hand hätte, dies zu ändern“, sagte Hand­werks­prä­sident Jörg Dittrich. Das Handwerk „ersticke“ unter den stei­genden Sozi­al­bei­trägen. Man fordert jetzt eine Sozi­al­ab­ga­ben­bremse, sonst werden Hand­werks­ar­beiten bald für Otto Nor­mal­ver­braucher uner­schwinglich. Oder nur noch „schwarz unter Hand“ bezahlbar. Es gibt immer weniger Hand­werker, vor allem wenig Nach­wuchs. Wie in vielen Bereichen, so auch im Handwerk, kommen manche Leute – als Über­le­bens­stra­tegie – auf die Idee, sich mit Arbeits­losen- oder Bür­gergeld einen Grund­betrag sicher­zu­stellen und dann mit Schwarz­arbeit nebenbei besser zu ver­dienen, als mit harter Arbeit, den ganzen Steuern und Abgaben, Behör­den­stress, IHK-Bei­trägen, Kran­ken­kasse, Ren­ten­kasse usw. usf. …

Der Prä­sident des Arbeit­ge­ber­ver­bandes der Elektro- und Metall­in­dustrie, geht mit Noch-Bun­des­kanzler Olaf Scholz hart ins Gericht: „In der Politik ist längst nicht bei jedem ange­kommen, wie dra­ma­tisch die Lage ist. (…) Die Industrie wird von „fal­schen Rah­men­be­din­gungen in die Knie gezwungen“.

„Wir stecken mitten im dritten Jahr der Krise, ohne Aus­sicht auf Bes­serung. Die Über­re­gu­lierung geht unge­bremst weiter. Wenn wir nach all den poli­ti­schen Fehl­ent­schei­dungen jetzt nicht für einen echten Poli­tik­wechsel kämpfen, wann dann?“ ärgert sich Dirk Jandura, der Prä­sident des Bun­des­ver­bands Groß­handel, Außen­handel, Dienst­leis­tungen (BGA)

Sie alle wollen erkämpfen, dass jetzt endlich wirklich etwas Sinn­volles getan wird und stellten eine Liste auf, welche Maß­nahmen sie fordern: Nied­rigere Steuern, eine Bremse für den Anstieg der Sozi­al­ab­gaben, Endlich einen wirklich echten Büro­kra­tie­abbau statt Lip­pen­be­kennt­nissen und dann doch weiter immer mehr Vor­schriften, Gesetze, Ver­ord­nungen, Verbote von XYZ, die die Unter­nehmen aus dem Land oder in den Ruin treiben.

Im Aufruf des Akti­ons­bünd­nisses heißt es: „Die deutsche Wirt­schaft schrumpft. Hei­mische Unter­nehmen wandern ab. Inter­na­tionale Inves­toren bleiben fern. Als Standort ver­lieren wir rasant an Attrak­ti­vität. Die Lage ist ernst!“

Es wird noch mehr Arbeitslose und Inso­venzen geben

Der Aus­blick für 2025 ist denkbar düster: Deutsche Wirt­schafts­ver­bände beur­teilen die aktuelle Lage in Deutschland als „äußerst kri­tisch“, das Wirt­schaftsjahr 2025 wird ent­spre­chend als wirklich schwierig bis desaströs ein­ge­stuft. Irgendwie geht gar nichts mehr. Und wieder werden als Ursachen ruinöse Ener­gie­preise, Inland-Nach­fra­ge­ein­bruch, aber auch Export­schwäche und der Büro­kra­tie­wahnsinn genannt – und keine Bes­serung in Sicht. Das liege daran, so Michael Hüther, der Direktor des Instituts der Deut­schen Wirt­schaft (IW), dass die aktuelle Krise so viel­seitige Ursachen habe wie keine der vielen anderen Krisen in den ver­gan­genen 100 Jahren.

Deutschland ist nicht mehr Europas Wirt­schafts­lo­ko­motive, es ist zum kranken Mann Europas geworden. Einst beneidet um seine Schaf­fens­kraft, ist es jetzt bald das Schlusslicht.

Bereits 2024 war von Fir­men­pleiten und Stel­len­abbau geprägt. Ins­gesamt 22.000 Unter­nehmen mel­deten nach einer Schätzung von Cre­dit­reform Insolvenz an. Und auch in 2025 wird es nicht viel besser aus­sehen. 25 der befragten Wirt­schafts­ver­bände erwarten einen wei­teren Stel­len­abbau und nur in 7 Ver­bänden wird die Beschäf­ti­gungs­aus­sicht als positiv bewertet. Mit weniger Arbeits­plätzen ist ins­be­sondere auf dem Bau, der Auto­mo­bil­in­dustrie, dem Maschi­nenbau und im Bereich Eisen- und Stahl­pro­duktion zu rechnen. Besser sieht es aus in der Spe­di­ti­ons­branche oder der Pharmaindustrie.“

Gerade in dieser Situation kommt auch die Meldung, dass der Schuh­händler Görtz nach zwei Jahren und großen Anstren­gungen wieder insolvent geworden ist. Die Görtz-Schuh­läden waren bis in die Klein­städte in jeder Ein­kaufs­meile ver­treten. Seit 1875 gibt es diese Kette, sie hat das Kai­ser­reich gesehen, die Hyper­in­flation und zwei Welt­kriege über­standen. Nichts konnte diesen Schuh­laden klein­kriegen. Die Ampel­re­gierung hat es geschafft. Von einmal 160 Filialen in Deutschland und Öster­reich sind nur noch 30 übrig.

Der Chef der Branche Metall, Stefan Wolf, äußerte sich eben­falls im Vorfeld der Pro­teste in einem Gespräch bei der „Welt am Sonntag“. Er kün­digte einen wei­teren, mas­siven Abbau von Arbeits­stellen in der Branche über mehrere Jahre an: „Die Industrie wird in den nächsten fünf Jahren noch deutlich mehr Arbeits­plätze ver­lieren. Schon jetzt ist der Stel­len­abbau real, seit zehn Monaten in Folge.“ Das liegt auch an den feh­lenden Auf­trägen, die nur um die 75 Prozent dümpeln. Das hat Folgen, man muss sparen. „Das heißt, wir können die Arbeits­plätze nicht erhalten. Dafür reicht der Umsatz nicht aus“, warnt er. Was das bei 3.91 Mil­lionen Beschäf­tigten bedeutet, kann man sich vor­stellen. Da wird es um Hun­dert­tau­sende Arbeitslose gehen.

Die Ver­bände und Unter­nehmen sind sich einig: „Gute Vor­sätze und voll­mundige Ver­spre­chungen helfen jetzt nicht weiter. Es braucht eine ‚echte Wirt­schafts­wende‘, bevor es für den Standort Deutschland zu spät ist. Der ‚Wirt­schafts­warntag‘ soll deshalb ein Weckruf an alle poli­ti­schen Ent­scheider sein: ‚Blickt der Rea­lität ins Auge!‘“