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MISES Podcast: Wie erhält Geld seinen Wert?

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Warum hat der Geld­schein in unserer Tasche einen Wert? Der Wert des Geldes wird nach Ansicht einiger dadurch bestimmt, dass die Regierung dies so bestimmt. Für manche Kom­men­ta­toren beruht der Wert des Geldes auf einer gesell­schaft­lichen Kon­vention. Das bedeutet, dass Geld einen Wert hat, weil es akzep­tiert wird – und warum wird es akzep­tiert? Weil es einen Wert hat und akzep­tiert wird! Offen­sichtlich ist dies keine gute Erklärung dafür, warum und wie Geld einen Wert hat.

Der Unter­schied zwi­schen Geld und anderen Gütern

Ver­suchen wir einen anderen Ansatz. Die Nach­frage nach einem Gut ent­steht aus seinem ange­nom­menen Nutzen. Bei­spiels­weise ver­langen Men­schen nach Nah­rungs­mitteln, weil diese ihnen Nähr­stoffe liefern. Was Geld angeht, so ver­langen Men­schen danach nicht, um es unmit­telbar für den Verzehr oder Ver­brauch zu ver­wenden, sondern um es gegen andere Güter und Dienst­leis­tungen ein­zu­tau­schen. Geld ist nicht an sich nützlich, sondern weil es einen Tauschwert hat – es ist gegen andere Güter und Dienst­leis­tungen ein­tauschbar. Geld wird nach­ge­fragt, weil sein Nutzen in seiner gegen­wär­tigen und zukünf­tigen Kauf­kraft liegt.

Folglich muss etwas, damit es als Geld akzep­tiert wird, bereits über Kauf­kraft ver­fügen. Wie erlangt also etwas, das von der Regierung als Tausch­mittel fest­gelegt wird, diese Kauf­kraft? Wir wissen, dass das Gesetz von Angebot und Nach­frage den Preis einer Ware erklärt, aber wie erhält Geld seinen Preis (d. h. die Waren, die Men­schen bereit sind, dafür zu tau­schen)? Es scheint, dass das­selbe Gesetz auch den Preis von Geld erklären sollte. Aller­dings gibt es hier ein Problem, da die Nach­frage nach Geld dadurch ent­steht, dass Geld bereits über Kauf­kraft verfügt. Wenn die Nach­frage nach Geld jedoch von seiner bereits vor­han­denen Kauf­kraft abhängt, warum wurde es dann ursprünglich über­haupt nachgefragt?

Wir scheinen hier in einer zir­ku­lären Falle gefangen zu sein – die Kauf­kraft des Geldes wird durch die Nach­frage nach Geld erklärt, während die Nach­frage nach Geld durch seine Kauf­kraft erklärt wird. Diese Zir­ku­la­rität scheint die Ansicht zu unter­mauern, dass die Akzeptanz von Geld das Ergebnis einer staat­lichen Anordnung und einer gesell­schaft­lichen Kon­vention ist.

Mises‘ Erklärung

In seinen Schriften zeigte Mises, wie und warum Geld akzep­tiert wurde. Er begann seine Analyse mit der Fest­stellung, dass die heutige Nach­frage nach Geld durch die gestrige Kauf­kraft des Geldes bestimmt wird. Dem­entspre­chend wird für ein gege­benes Geld­an­gebot die heutige Kauf­kraft fest­gelegt. Die gestrige Nach­frage nach Geld wie­derum wurde durch die Kauf­kraft des Geldes am Vortag bestimmt. Wenn wir in der Zeit zurück­gehen, gelangen wir schließlich zu einem Zeit­punkt, an dem Geld nur eine gewöhn­liche Ware war, die im Tausch­handel ver­wendet wurde und deren Preis durch Angebot und Nach­frage bestimmt wurde. Die Ware hatte einen Tauschwert in Bezug auf andere Waren (d. h. ihr Tauschwert wurde dadurch bestimmt, welche anderen Waren oder Dienst­leis­tungen oder Bruch­teile von Waren und Dienst­leis­tungen gegen eine Einheit dieser Ware getauscht wurden). Einfach aus­ge­drückt: An dem Tag, an dem eine Ware zu Geld wird, hat sie bereits eine fest­ge­legte Kauf­kraft in Bezug auf andere Waren durch frei­willige Tausch­ge­schäfte. Diese Kauf­kraft ermög­licht die Nach­frage nach dieser Ware als Tauschmittel.

An dem Tag, an dem eine Ware zum ersten Mal als Tausch­mittel für indi­rekte Tausch­ge­schäfte dient – also Güter zu handeln, um ein anderes Gut zu bekommen, mit der Absicht, dieses Gut für den Aus­tausch mit anderen zu ver­wenden –, wird ihre Kauf­kraft durch Angebot und Nach­frage bestimmt. Die kon­ti­nu­ier­liche und weit ver­breitete Ver­wendung nicht nur als Ware, sondern auch als Tausch­mittel kann die Nach­frage nach der Ware als Geld erhöhen. Sobald der Preis des Geldes eta­bliert ist – welche voll­stän­digen oder teil­weisen Waren und Dienst­leis­tungen dafür getauscht werden –, ist eine prak­ti­kable Grundlage für den mor­gigen Preis des Geldes gegeben (ceteris paribus). Daraus folgt, dass ohne die Infor­ma­tionen von gestern über den Preis des Geldes die heutige Kauf­kraft des Geldes nicht bestimmt werden kann.

Bei anderen Gütern und Dienst­leis­tungen ist es nicht erfor­derlich, die Geschichte zu betrachten, um die aktu­ellen Preise zu ermitteln. Die Nach­frage nach diesen Gütern ent­steht auf­grund der wahr­ge­nom­menen Vor­teile, die sich aus ihrem Konsum ergeben. Der Nutzen von Geld besteht darin, dass es gegen andere Waren und Dienst­leis­tungen ein­ge­tauscht werden kann. Folglich muss man die ver­gangene Kauf­kraft des Geldes kennen, um seine aktuelle Kauf­kraft her­leiten zu können. Anhand des Mises-Denk­systems – auch bekannt als Regres­si­ons­theorem – können wir folgern, dass es unmöglich ist, dass Geld als Ergebnis eines Regie­rungs­be­schlusses, einer staat­lichen Anordnung oder einer spon­tanen gesell­schaft­lichen Kon­vention ent­standen sein könnte. Das Theorem zeigt, dass Geld als Ware ent­stehen muss. Dazu schrieb Rothbard:

Im Gegensatz zu direkt ver­wen­deten Konsum- oder Pro­duk­ti­ons­gütern muss Geld bereits exis­tie­rende Preise haben, auf denen eine Nach­frage basieren kann. Dies kann jedoch nur geschehen, indem man mit einer nütz­lichen Ware im Tausch­handel beginnt und dann die Nach­frage nach einem [Tausch-]Mittel zur bis­he­rigen Nach­frage nach direkter Ver­wendung hin­zufügt (z. B. für Schmuck im Falle von Gold). Daher ist die Regierung nicht in der Lage, Geld für die Wirt­schaft zu schaffen; dies kann nur durch den Prozess des freien Marktes geschehen.

Aber wie hängt das alles mit Papiergeld zusammen? Ursprünglich wurde Papiergeld nicht als Geld ange­sehen, sondern es reprä­sen­tierte lediglich Gold (d. h. als Geld-Sub­stitut). Ver­schiedene Papier­zer­ti­fikate stellten Ansprüche auf bei Banken gela­gertes Gold dar. Die Inhaber von Papier­zer­ti­fi­katen konnten diese jederzeit in Gold umtau­schen, wenn sie es für ange­bracht hielten. Da die Men­schen es bequemer fanden, Papier­zer­ti­fikate zum Tausch gegen Waren und Dienst­leis­tungen zu ver­wenden, wurden diese Zer­ti­fikate schließlich als Geld ange­sehen. Diese Zer­ti­fikate erlangten Kauf­kraft auf­grund der Tat­sache, dass sie als Sur­rogat für Gold ange­sehen wurden.

Papier­zer­ti­fikate, die als Tausch­mittel akzep­tiert werden, eröffnen Mög­lich­keiten für betrü­ge­rische Prak­tiken. Banken könnten nun ver­sucht sein, ihre Gewinne zu steigern, indem sie Zer­ti­fikate als Kredit aus­geben, die nicht durch Gold gedeckt sind. In einer freien Markt­wirt­schaft würde eine Bank, die zu viele Papier­zer­ti­fikate ausgibt, jedoch schnell fest­stellen, dass der Tauschwert ihrer Zer­ti­fikate in Bezug auf Waren und Dienst­leis­tungen sinkt. Um ihre Kauf­kraft zu schützen, würden die Inhaber der über­mäßig aus­ge­ge­benen Zer­ti­fikate höchst­wahr­scheinlich ver­suchen, diese wieder in Gold umzu­wandeln. Wenn alle gleich­zeitig ihr Gold zurück­fordern würden, würde dies die Bank in den Bankrott treiben. In einem freien Markt würde also die Gefahr des Bank­rotts die Banken davon abhalten, nicht durch Gold gedeckte Papier­zer­ti­fikate auszugeben.

Die Regierung kann jedoch die Dis­ziplin des freien Marktes umgehen. Sie kann eine Anordnung erlassen, die es der über­mäßig emit­tie­renden Bank erlaubt, Papiergeld nicht in Gold ein­zu­lösen. Sobald Banken nicht mehr ver­pflichtet sind, Papiergeld in Gold ein­zu­lösen, ent­stehen Mög­lich­keiten für große Gewinne, die Anreize für eine unge­bremste Aus­weitung des Papier­geld­an­gebots schaffen. Die unge­bremste Aus­weitung von unge­decktem Papiergeld führt zu einem ungleich­mä­ßigen Anstieg der Preise für Waren und Dienst­leis­tungen. Darüber hinaus wird die Pro­duk­ti­ons­struktur ver­zerrt, was zu einem künst­lichen Boom führt, der zwangs­läufig in einem Bust enden muss.

Um einen solchen Bust zu ver­hindern, muss die Ver­sorgung mit Papiergeld gesteuert werden. Der Haupt­zweck der Steuerung der Ver­sorgung besteht darin, zu ver­hindern, dass ver­schiedene kon­kur­rie­rende Banken zu viele Papier­geld­scheine aus­geben und sich gegen­seitig in den Bankrott treiben. Dies kann durch die Ein­richtung einer Mono­polbank – d. h. einer Zen­tralbank – erreicht werden, die die Aus­weitung des Papier­geldes steuert.

Um ihre Vor­macht­stellung zu behaupten, führt die Zen­tralbank eigene Papier­zer­ti­fikate ein, die die Zer­ti­fikate ver­schie­dener Banken ersetzen. Die Kauf­kraft des Zen­tral­bank­geldes wird dadurch begründet, dass ver­schiedene Papier­zer­ti­fikate, die auf­grund ihrer his­to­ri­schen Ver­bindung zu Gold Kauf­kraft besitzen, zu einem festen Kurs gegen Zen­tral­bankgeld ein­ge­tauscht werden. Die Papier­zer­ti­fikate der Zen­tralbank sind voll­ständig durch Bank­zer­ti­fikate gedeckt, die eine his­to­rische Ver­bindung zu Gold haben. Daraus folgt, dass die Papier­geld­scheine der Zen­tralbank nur auf­grund ihrer his­to­ri­schen Ver­bindung zu Gold Kauf­kraft erlangt und behalten haben.

Fazit

Ent­gegen der land­läu­figen Meinung beruht der Wert eines Papier­dollars auf seiner his­to­ri­schen Ver­bindung zu Warengeld und nicht auf einer Regie­rungs­an­ordnung oder einer gesell­schaft­lichen Kon­vention. Fiatgeld, wie wir es heute ver­wenden, könnte und würde in einem Markt­umfeld nicht ent­stehen. Es ist aus­schließlich eine infla­tionäre Schöpfung des Staates, mit der dieser sich die his­to­rische Ver­bindung zu solidem Geld zunutze machte.

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Dieser Beitrag von Frank Shostak ist bereits am 4. August 2025 auf der Homepage des Mises Institute, Auburn, Alabama, unter dem Titel „How Does Money Acquire its Value?“ erschienen. Über­setzt von Florian Senne.

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Hinweis: Die Inhalte der Bei­träge geben nicht not­wen­di­ger­weise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

Der Artikel erschien zuerst bei  misesde.org.
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