Es gibt Menschen, die zu ihren Prinzipien stehen, auch wenn ihnen dadurch viel Geld entgeht. „Ich hätte dort in fünf Tagen mehr Geld verdient, als in einem Dutzend anderer Veranstaltungen zusammengenommen“. Der Grund: Den Teilnehmerinnen der Blitz- und Schnellschach-WM in Saudi Arabien werden gleich bei Ankunft in Saudi-Arabien so genannte Abayas ausgehändigt, die sie zwar in den Räumen des Turniers nicht, außerhalb der Veranstaltungsräume aber verpflichtend getragen werden müssen. Abayas sind bodenlange, langärmelige Kleider, vornehmlich in schwarz, mit den Kopf umhüllenden Schleiern, die nur das Gesicht freilassen.
Die junge, zweifache Schachweltmeisterin Musytschuk weigerte sich. Auf Facebook schrieb sie:
Bei der vergangenen Schach-WM in Teheran verlangte der Veranstalter noch das Tragen von Kopftüchern, allerdings keinen Schleier und verhüllende Kleidung. Dem hatte Anna Musytschuk sich noch gebeugt. Die Abaya mit dem Schleier ist dagegen bereits ein Entgegenkommen Saudi-Arabiens, das zuerst auf einer Vollverschleierung der teilnehmenden Frauen bestand. Durch Verhandlungen im Vorfeld konnte der Weltschachbund die strenge Regel noch etwas lockern.
Die Schachweltmeisterschaft verliert nicht nur an Kompetenz und Repräsentativität durch das Fehlen der Frauenspitzenliga der Schwestern Musytschuk. Auch Spitzen-Spieler aus Katar, Israel und dem Todfeind Saudi Arabiens, dem Iran können wegen Visa-Schwierigkeiten nicht teilnehmen. Außerdem sagte der US-Amerikanische Schachgroßmeister Hikaru Nakamura ebenfalls ab mit der Begründung „Eine Schach-Weltmeisterschaft an einem Ort auszurichten, wo grundlegende Menschenrechte nicht geachtet werden, ist Horror“. Schach, so Nakamura, sei kein Spiel, das Menschen wegen ihrer Religion oder Abstammung trennen dürfe.
Der Weltschachbund hat einen Dreijahresvertrag mit Riad geschlossen. Auch 2018 und 2019 wird die Weltmeisterschaft dort ausgetragen werden. Der Grund ist, wie allgemein vermutet wird, das Geld. Saudi Arabien stellt ein Preisgeld von zwei Millionen Dollar zur Verfügung.