Ver­mehrt Klagen gegen ehe­malige Regie­rungs­chefs: Steht auch Merkel schon bald vor Gericht?

Nicht nur deutsche Medien sind voll von Mel­dungen über Straf­an­zeigen gegen Merkel, State­ments nam­hafter Juristen über ihre Rechts­brüche und For­de­rungen (Alice Weidel, AfD), die kom­mis­sa­rische Kanz­lerin vor Gericht zu stellen. Auch wenn der juris­tische Laie – so der Autor, von Haus aus Ökonom – damit wenig anfangen kann, so weiß er dennoch, Anklagen und Pro­zesse gegen Ex-Regie­rungs­chefs gab es in auch in der jüngsten Ver­gan­genheit viele. Nicht nur in den Dik­ta­turen und Mili­tär­re­gimes der Dritten Welt, sondern auch in west­lichen Demo­kratien. Kann in Zukunft ein der­ar­tiges Schicksal auch Angela Merkel an ihrem Lebens­abend ereilen? Zwanzig Jahre wären eine über­schaubare Zeit.

Kurzer geschicht­licher und pri­vater Rück­blick aus Zeiten des Kommunismus

Gegen­wärtig klingt die Frage noch so uto­pisch, wie einst im Falle des DDR-Führers Erich Hon­eckers. Dennoch wurde der Mann nach dem Mauer-Fall für fünf Monate in Unter­su­chungshaft genommen und entging nur aus gesund­heit­lichen Gründen einem Prozess. Als junger, im kom­mu­nis­ti­schen Polen auf­ge­wach­sener Student, konnte ich mir damals den Fall des all­mäch­tigen Ost­blocks und seine Par­tei­bonzen auf der Ankla­gebank auch kaum vor­stellen. Die Geschichte lehrte mich aller­dings, dass nichts unmöglich ist. Untrüg­liche Zeichen, dass sich etwas Großes anbahnt, sind die sture Rea­li­täts­ver­wei­gerung („Lügen“) der Eliten und der Sys­tem­medien sowie die zuneh­mende Not (Tafeln, Minijobs, Rentner- und Kin­der­armut, Woh­nungsnot usw.) der breiten Bevöl­ke­rungs­schichten. Beides ver­breitet sich im Deutschland des Mer­ke­lismus zuse­hends. In dem real exis­tie­renden Sozia­lismus der Ex-DDR wei­gerte sich das System eben­falls, die ero­die­rende Rea­lität anzu­er­kennen. Dank des West­fern­sehens – das anders als heute die oft als „Ein­zel­kämpfer“ agie­renden Alter­na­tiv­medien – einen immensen Ver­brei­tungs­radius hatte, wussten die meisten Bescheid wie es im Bauern- und Arbei­ter­staat zugeht.

Die Liste ange­klagter Ex-Regie­rungs­chefs ist auch in Demo­kratien lang

Für das Ein­läuten der Guten Wende – so nannten die Polen die Über­nahme der Regie­rungs­ge­schäfte durch die PIS – ist ein Sys­tem­sturz, wie des DDR-Kom­mu­nismus, nicht unbe­dingt not­wendig. In west­lichen Demo­kratien geht so etwas auch sobald die vormals Mäch­tigen nicht mehr regieren und ihre Immu­nität ver­lieren. Ein kurzer Blick auf die letzten 12 Google-Seiten fördert schnell bekannte Namen zu Tage: Socrates (Por­tugal), Ber­lusconi (Italien), Timo­schenko (Ukraine), Netanjahu (Israel), Haard (Island), Park Geun-Hue (Süd­korea), Ponta (Rumänien), Meciar (Slo­wakei) oder selbst Jacques Chirac (Frank­reich). Diese Fakten lassen den gede­mü­tigten jedoch unter­wür­figen und obrig­keits­hö­rigen deut­schen Michel hoffen, der hier gerne über­sehen möchte, dass die ange­klagten VIPs sich primär wegen Kor­ruption und per­sön­licher Berei­cherung ver­ant­worten mussten. Das wird bei der prüden Merkel nicht der Fall sein. Den Michel wird das nicht inter­es­sieren. Er dürfte in erster Linie an der Ver­ur­teilung der gehassten Person als solcher inter­es­siert sein. Auf­grund welcher Rechts­grundlage das geschieht, wäre ihm egal.

Anklage gegen Merkel erst nach der Neuen Wende möglich

Übrigens sei das zugrunde legende Recht, so die bescheidene Meinung eines Nicht-Juristen, eine poli­tisch stark beein­flussbare Aus­le­gungs- und Auf­fas­sungs­sache. Genau so wie die so viel beschwo­renen „unseren Werte“, die Polen heute ver­letzt haben soll. Es heißt ja nicht von ungefähr „nach Auf­fassung des Gerichtes“. Als Student habe ich auch gelernt, in der Juris­terei gäbe es „die Mehr­heits- und die Min­der­meinung“. Wichtig ist den Geset­zes­hütern, dass formal die Ankla­ge­schriften aus­for­mu­liert und frist­ge­recht vor­liegen. Dafür werden wohl die bei der Bun­des­an­walt­schaft ein­ge­gan­genen 1.000 Straf­an­zeigen gegen Merkel und Gut­achten nam­hafter Straf­rechtler (Scholz, di Fabio) sorgen. Es sei sehr wahr­scheinlich, – hier ver­lasse ich mich auf mein Gespür – dass zukünftige ambi­tio­nierte Staats­an­wälte bei der Ex-Kanz­lerin doch den „Anfangs­ver­dacht einer straf­baren Handlung“ finden. Der Michel erhielte bereits seine Genug­tuung, wenn es bei der einst „mäch­tigsten Frau der Welt“ allein zur Anklage, nicht unbe­dingt zu einer Ver­ur­teilung, käme.
Ein unbe­dingtes Muss für den Ein­tritt einer solchen „Neu­ein­schätzung“, ist ein poli­ti­scher Wandel in Brüssel, eine Art von Guter Wende. Der steile Vor­marsch der Popu­listen in Europa und die suk­zessive „Ein­kreisung“ Deutsch­lands durch Berlin-kri­tische Regie­rungen, wird diesen Prozess sicherlich beschleu­nigen. Viel­leicht ist es in zehn oder zwanzig Jahren dann so weit. Letzt­endlich kommen nur Beschul­digte unge­schoren davon, – auch das lehrt die Geschichte – die wichtige mili­tä­rische und geheim­dienst­liche Geheim­nisse zu ver­bergen haben. Viel­leicht ist das bei Tony Blair der Fall, aber sicher nicht bei Merkel. Im Laufe des Pro­zesses könnten diese publik werden. Merkel sei zudem als Bau­ern­opfer für die Beru­higung der Massen gut geeignet und wird von ihren Mit­läufern schnell fallen gelassen, sobald sich der Wind dreht – auch das ist meine per­sön­liche Meinung.