Donald Trump: umstritten, aber erfolg­reich! — Seine sieben ver­blüf­fendsten Erfolge

Der US-Prä­sident bleibt als Person schrill und unbe­liebt. Doch als Poli­tiker ist Donald Trump zuse­hends erfolg­reich – zuweilen ohne eigenes Zutun. Sieben ver­blüf­fende Erfolge nach einem Jahr Präsidentschaft.
(Von Wolfram Weimer)
Ein Jahr lang sind die Beliebt­heits­werte von Donald Trump fast nur gefallen. Die soge­nannten “approval ratings” sanken bis Anfang Dezember auf derart mise­rable Werte, wie sie noch nie bei einem US-Prä­si­denten zum Ein­jäh­rigen gemessen wurden. Doch dann kam eine poli­tische Weih­nachts­wende. Seit Ver­ab­schiedung der großen Steu­er­reform Mitte Dezember steigen die Akzep­tanz­werte spürbar an. Unbe­liebt ist er als Person immer noch, seine Politik pola­ri­siert weiter, aber sie ver­bucht auch Erfolge. Mancher Fort­schritt fällt ihm glücklich zu. Doch sieben Erfolgs­punkte kann Trump auf seinem Ein­jahres-Zeugnis verzeichnen:
1. Die US-Kon­junktur läuft auf Trump-Touren. Die Arbeits­lo­sigkeit ist auf den nied­rigsten Stand seit 17 Jahren gesunken. Das Brut­to­in­lands­produkt (BIP) wuchs im dritten Quartal mit einer Jah­resrate von 3,3 Prozent und alle Indi­ka­toren signa­li­sieren, dass sich die wirt­schaft­liche Dynamik weiter beschleunigt. Der Ein­kaufs­ma­na­ger­index stieg auf den höchsten Stand seit Mai 2004. Der Kon­junk­tur­index der Federal Reserve Bank of Phil­adelphia sprang im Dezember auf 26,2 Punkte (nach 22,7 im November). Die Noten­bank­chefin Janet Yellen ver­kündet, dass das Wirt­schafts­wachstum “zunehmend auf breiter Basis” stehe.
2. Die Börse boomt. US-ame­ri­ka­nische Akti­en­kurse sind seit Trumps Wahl stärker gestiegen als in acht Jahren Obama. Die Notie­rungen erreichen einen his­to­ri­schen Rekord nach dem anderen. Die Markt­ka­pi­ta­li­sierung ist binnen weniger Monate um Bil­lio­nen­be­träge empor­ge­schnellt. Da viele US-Ame­ri­kaner bei ihren per­sön­lichen Erspar­nissen und der Alters­vor­sorge auf Aktien bauen, wirkt der Bör­senboom wie ein gewal­tiger Wohl­stands­schub. Die Aus­sicht auf eine wirt­schafts­freund­liche Politik mit Dere­gu­lierung und nied­rigen Steuern löst kol­lek­tiven Akti­en­op­ti­mismus aus. Große wie kleine Inves­toren glauben, dass diese stra­te­gische Linie der Wirt­schafts­po­litik positiv sei, also inves­tieren sie. Dieser Effekt wirkt wie ein Auf­schwun­g­impuls in sich selbst.
3. Die große Steu­er­reform spielt dabei eine Schlüs­sel­rolle. Sie ist die größte fis­ka­lische Neu­ordnung der USA seit Jahr­zehnten. Nach den Pro­gnosen der großen Wirt­schafts­for­schungs­in­stitute wird sie Kon­junktur wie Börsen weiter beflügeln. Firmen können Anschaf­fungen in den kom­menden fünf Jahren kom­plett abschreiben und Gewinne aus dem Ausland zu einem ver­min­derten Steu­ersatz in die USA bringen. Das Gesetz bedeutet zugleich eine Kampf­ansage an alle Steu­er­pa­ra­diese, Experten erwarten die größte Repa­tri­ierung von Steu­er­erlösen aller Zeiten. Die Senkung der Unter­neh­mens­steuer von 35 auf 21 Prozent dürfte einen Inves­ti­ti­ons­schub und die Schaffung neuer Arbeits­plätze aus­lösen. Viele Kon­zerne haben bereits ange­kündigt, nun massiv zu inves­tieren. Andere wollen Fir­men­sitze in die USA ver­legen. Alleine aus Deutschland erwartet das For­schungs­in­stitut ZWE neue Direkt­in­ves­ti­tionen in den USA von 39 Mil­li­arden Euro. Die Wett­be­werbs­po­sition der USA ver­bessert sich schlag­artig, Europa wird sich mit seinen hohen Steuern nun auch bewegen müssen, um keine Stand­ort­krise zu provozieren.
4. Außen­po­li­tisch kann Trump den mili­tä­ri­schen Sieg über die Ter­ror­miliz Isla­mi­scher Staat (IS) ver­melden. Unter Ex-Prä­sident Obama wurde gegen die Ter­ror­truppe nur halb­herzig, vor allem aber ohne Abstimmung mit Russland vor­ge­gangen. Brett McGurk, noch von Obama 2015 als US-Son­der­be­auf­tragter für die Bekämpfung der isla­mis­ti­schen Ter­ror­miliz ein­ge­setzt, berichtet, dass unter Trump die von den USA ange­führte Anti-IS-Allianz viel effek­tiver handele, weil die Kom­man­deure vor Ort sich mit der rus­si­schen Mili­tär­führung, die Assad unter­stützt, abstimme. Dies führe auch dazu, dass der syrische Bür­ger­krieg sich einem weit­rei­chenden Waf­fen­still­stand nähere und der IS besiegt sei.
5. Zu Trumps umstrit­tenen Erfolgen zählt das Ein­rei­se­verbot gegen Men­schen aus sechs mus­li­mi­schen Ländern. Mona­telang sah es so aus, als würde Trump damit scheitern, doch nachdem auch Nord­korea und Vene­zuela auf die Ver­bots­liste genommen wurden, gilt es als rechts­konform. Das Oberste Gericht der USA bestä­tigte die Gül­tigkeit der Ver­ordnung. US-Jus­tiz­mi­nister Jeff Ses­sions spricht seither von einem “Sieg für die Sicherheit des ame­ri­ka­ni­schen Volkes”. Trump pro­fi­tiert macht­po­li­tisch jetzt davon, dass er zu Beginn seiner Amtszeit einen frei gewor­denen Sitz am Obersten Gerichtshof mit seinem Wunsch­kan­di­daten Neil Gorsuch besetzen konnte. Seitdem gibt es im Supreme Court eine kon­ser­vative Mehrheit.
6. Trump libe­ra­li­siert mit einer gewal­tigen Serie von Dekreten die US-ame­ri­ka­nische Wirt­schaft. Manchmal zum Schrecken von Umwelt­ak­ti­visten, ein anderes Mal zum Ent­setzen von Ver­brau­cher­schützern. Aber in der Regel befördert es das Wachstum. Trump machte sogar gezielt einen Ver­brau­cher­schutz­gegner zum Chef für Ver­brau­cher­schutz bei Finanzen. Seither fallen rei­hen­weise Vor­schriften der Invest­ment­branche. Die Umwelt­schutz­be­hörde EPA wird eben­falls radikal refor­miert, die Kli­ma­po­litik grund­legend revi­diert. “Pitts­burgh statt Paris” – mit der Ankün­digung des US-Rückzugs aus dem inter­na­tio­nalen Kli­ma­ab­kommen machte Trump ein wei­teres Wahl­ver­sprechen wahr. Zugleich werden gewaltige Bau­pro­jekte ange­schoben, immer mehr Schürf- und För­der­ge­neh­mi­gungen für Roh­stoff­pro­jekte genehmigt, von Alaska bis in den Golf von Mexiko. Allein in Utah ist ein Gebiet von der dop­pelten Fläche des Saar­landes für die Ener­gie­wirt­schaft frei­ge­geben worden. Die “New York Times” hat zusam­men­ge­zählt, dass die EPA im Durch­schnitt jede Woche eine Umwelt­re­gu­lierung aufhebt, mehr als jemals zuvor in so kurzer Zeit in der 47-jäh­rigen Geschichte der Behörde.
7. Die Ent­scheidung, Jeru­salem als Haupt­stadt Israels anzu­er­kennen, ist ebenso umstritten wie seine Wirt­schafts-Libe­ra­li­sie­rungen. Doch auch hier zeigt sich Trump als erstaunlich ent­schei­dungs­starker Prä­sident. Bereits 1995 ver­ab­schiedete der US-Kon­gress mit dem “Jeru­salem Embassy Act” das Gesetz, auf das sich Trump nun beruft. Von Clinton über Bush bis Obama haben alle US-Prä­si­denten seither die For­derung laut­stark untermalt, doch erst Trump fand den Mut, den Par­la­ments­ent­scheid auch umzu­setzen. Damit ent­larvt er zugleich die Dop­pel­moral mancher ara­bi­schen Staaten, die bis heute Israel nicht aner­kennen und Beth­lehem – ent­gegen UN-Beschluss – nicht als neu­trales Ter­ri­torium akzep­tieren. Die befürchtete Welle der Gewalt ist bislang aus­ge­blieben, dafür aber hat der Westen eine neue Ver­hand­lungs­option im grö­ßeren Frie­densplan für den Nahen Osten. Für 2018 hat Trump dies­be­züglich bereits eine Initiative angekündigt.
Fazit: Trump bleibt ein irr­lich­ternder Kom­mu­ni­kator und unsym­pa­thi­scher Schaum­schläger – aber er wächst zuse­hends zum poli­tisch erfolg­reichen Gestalter. Er refor­miert das Justiz- und Finanz­system, er schreibt die Umwelt- und Ein­wan­de­rungs­ge­setz­gebung neu, er dere­gu­liert die US-Wirt­schaft fun­da­mental und löst “Fesseln” eines aus seiner Sicht über­re­gu­lie­renden Staates. Er stößt nichts weniger als eine wirt­schafts­li­berale Revo­lution an und setzt außen­po­li­tisch auf eine Politik demons­tra­tiver Stärke. Trump macht das exakte Gegenteil von Barack Obama und seine Anhänger jubeln, genau darum gehe es ja.
Wolfram Weimer / TheEuropean.de