Der Nanny-Staat nimmt weiter Form an: GroKo will gegen „Ver­ein­samung“ vorgehen

Union und SPD wollen bei einer Neu­auflage der Großen Koalition “Ver­ein­samung” in der Gesell­schaft bekämpfen. „Familie, Gesundheit, Wohnen – es ist die Aufgabe vieler Minis­terien, dem Trend zur Ver­ein­samung ent­ge­gen­zu­wirken“, sagte die CDU-Poli­ti­kerin und Vor­sit­zende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, dem “Redak­ti­ons­netzwerk Deutschland”.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
„Wir wollen nicht in die Lebens­führung der Men­schen ein­greifen“, so beruhigt sie schon einmal vor­beugend Bürger wie mich, die sich sofort besorgt fragen, wie der Staat ihnen Gesel­ligkeit ver­schaffen will. Mir jeden­falls fiel spontan Ronald Reagans Aus­spruch ein: „Die zehn furcht­erre­gendsten Wörter der eng­li­schen Sprache sind: ‘Hi, ich komme von der Regierung, um Ihnen zu helfen!’”
„Aber wir spüren das Bedürfnis nach mehr sozialem Kontakt”, fügt Widmann-Mauz hinzu, die seit 2009 par­la­men­ta­rische Staats­se­kre­tärin im Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­terium ist und derzeit sogar für einen Minis­ter­posten gehandelt wird. Das Netz fami­liärer Bin­dungen sei nicht mehr so eng­ma­schig wie früher, man lebe in weiter Ent­fernung zuein­ander und ver­bringe immer mehr Zeit im Internet, so der beun­ru­hi­gende Befund von Widmann-Mauz. „Poli­tiker müssen die Bedin­gungen dafür schaffen, dass das, was Gemein­schaft und Zusam­menhalt in einer Gesell­schaft aus­macht, nicht ver­loren geht.“ Ein Ansatz könne in der Stärkung von Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häusern liegen.
Habt ihr keine anderen Sorgen?
Zuge­geben: Ein­samkeit ist schlimm, für den, der davon betroffen ist. Aber ist es die Aufgabe der Poli­tiker, Ein­samkeit zu bekämpfen? Da wird von der „Stärkung von Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häusern“ geredet, wenn viele Men­schen froh wären, über­haupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Da wird beklagt, dass die Leute zu viel Zeit im Internet ver­bringen und dadurch einsam würden. Dabei ver­hilft das Internet Men­schen, die an ihr Haus gebunden sind, zu wich­tigen sozialen Kon­takten und sie wären ohne das Internet viel ein­samer. Und wenn sie in ein­samen Land­strichen Deutsch­lands leben, würden sie es wohl eher begrüßen, wenn die Politik ihr schon vor Jahren gege­benes Ver­sprechen endlich wahr­machen würde, dass man deutsch­landweit eine gute und schnelle Inter­net­ver­bindung hat.
Ich könnte mir gut vor­stellen, dass Peter Alt­maier bald auf die Idee kommt, die Mer­kelsche Politik der Grenz­öffnung mit dem ihm eigenen Enthu­si­asmus als Wun­der­mittel gegen die Ver­ein­samung vieler Deut­scher zu lob­preisen. Und die SPD sollte sich viel­leicht eher Gedanken machen, wie sie ihrem eben noch fre­ne­tisch gefei­erten 100%-Schulz hilft, das Problem der Ein­samkeit zu bewäl­tigen, nachdem er gleich drei Ziele ver­fehlt hat: Er wollte Bun­des­kanzler werden – das hat nicht geklappt. Er wollte Außen­mi­nister werden – auch das hat nicht geklappt. Und er wollte SPD-Chef werden – das hat auch nur für ein Jahr geklappt. Viel­leicht ver­hilft ihm die Große Koalition nun wenigstens zu einem Platz in einem „Mehr­ge­ne­ra­tio­nenhaus“, damit er nicht völlig vereinsamt.
 


Von Dr. Rainer Zitelmann für TheEurpean.de