“Die Zer­stö­rerin der EU”: Auch Ame­rikas Linke wollen nun Merkels Rücktritt

Es erregte gewal­tiges Auf­sehen, als vor zwei Wochen ein ARD-Jour­nalist Angela Merkel öffentlich zum Rück­tritt auf­for­derte. Ein gewisser Malte Pieper, lang­jäh­riger Kor­re­spondent des ARD-Studios Berlin, der den für die Kanz­lerin so ent­täu­schend ver­lau­fenen Asyl-Gipfel der Euro­päi­schen Union ver­folgt hatte, beschei­nigte Merkel nicht nur, dass ihr in Europa keiner mehr über den Weg traue, sondern for­derte sie ulti­mativ auf, das Kanz­leramt zu räumen. Nie zuvor hatte man solch klare Worte aus dem Mund eines Jour­na­listen ver­nommen, schon gar nicht im öffentlich-recht­lichen Rundfunk. Und auch die Springer-Presse rückte plötzlich sichtlich von Merkel ab. Schnell waren Pieper und seine Kol­legen anschließend jedoch wieder zur Tages­ordnung über­ge­gangen. In Horst See­hofer, der kurz darauf einen hef­tigen Streit mit der in Ungnade Gefal­lenen anzet­telte, hatten Deutsch­lands Medien sogleich ein neues Angriffsziel gefunden. Nicht mehr die geschei­terte Kanz­lerin war das Thema, sondern der bockige Innen­mi­nister. Und als die ver­zweifelt an Merkels Kanz­ler­schaft hän­gende SPD der See­hof­erschen Droh­ge­bärde Mitte der Woche auch noch den letzten Biss genommen hatte, waren die medialen Steig­bü­gel­halter mit ihrer Herzdame wieder im Reinen. Lässig habe die Bun­des­kanz­lerin die neu­er­liche Krise gemeistert, stark wie gewohnt habe sie die Popu­listen Europas in die Schranken gewiesen. Dass nichts von alledem wahr ist, wie über­haupt der Großteil der Bericht­erstattung der letzten Jahre, stört weder die Jour­naille, noch die nach wie vor zahl­reichen Merkel-Groupies.

Angela Merkel ist inzwi­schen die größte Gefahr für den Kon­tinent – sie hat nicht nur Deutschland gespalten, sondern auch die Euro­päische Union

Dabei sollte auch dem Letzten längst klar­ge­worden sein, dass Angela Merkel inzwi­schen die größte Gefahr für einen Kon­tinent dar­stellt, der poli­tisch aus­ein­an­der­zu­brechen droht. Die Kanz­lerin hat nicht nur Deutschland gespalten, sondern auch die Euro­päische Union. Immer weniger Bürger ver­trauen den Insti­tu­tionen, den Regie­rungen oder gar dem Rechts­staat. Erkannt haben dies in Europa viele, ob in Öster­reich, der Schweiz, in Italien, Groß­bri­tannien oder sonst irgendwo. Da muss man gar nicht erst nach Ost­europa schauen, wo Merkels Asylkurs ohnehin vom ersten Tag an als Irrweg ent­larvt worden war. Aus einer Ecke, aus der man es nicht ver­mutet hätte, kommen nun noch deut­li­chere Töne: Die links­li­berale New York Times hält Angela Merkel in dras­ti­schen Worten ihre Ver­feh­lungen vor. “Warum Merkel gehen muss”, lautet der Titel des ein­dring­lichen Rück­tritts­ap­pells, in dem Autor Bret Ste­phens zu dem Schluss kommt, es stehe zu viel auf dem Spiel, als dass “ein ver­wor­rener Kopf wie Merkel bleiben könnte”. Um die Trag­weite des Artikels begreifen zu können, muss man wissen, dass “links­li­beral” im ame­ri­ka­ni­schen Sprach­ge­brauch etwa für jene poli­tische Über­zeugung steht, die wir in Deutschland als “links-grün” bezeichnen würden. Und es war eben jene New York Times, die nach Donald Trumps Wahl Merkel als “letzte Ver­tei­di­gerin des freien Westens” ver­klärt hatte. Umso erstaun­licher ist das Abrücken des links-grünen Jubel­chors aus New York von seiner frü­heren Ikone.

Der Erfolg der kon­ser­va­tiven Regie­rungen in Europa ist die Antwort auf eine jah­re­lange Gei­sel­nahme durch die Poli­tical Correctness

Zwar ist Bret Ste­phens bei der New York Times ungefähr das, was Jan Fleisch­hauer bei Spiegel Online ist, nämlich der kon­ser­vative Stachel im linken Fleisch, der dort so etwas wie Hof­nar­ren­status genießt, doch ist die über­deut­liche Rück­tritts­for­derung in ihrer Schärfe bemer­kenswert. Selbst das linke Amerika hat erkannt, welche Belastung Angela Merkel in ihrer vierten Amtszeit für die Welt geworden ist. Es gehört zum guten Ton der Linken, dass sie die Gefahr, die von Merkels Wirken ausgeht, vor allem daran fest­machen, dass sie die soge­nannten Rechts­po­pu­listen groß­machen würde. Immer wieder wird dabei darauf ver­wiesen, dass die von Deutsch­lands Jour­na­listen inzwi­schen als “rechts­na­tional” dif­fa­mierten poli­ti­schen Kräfte gefähr­liche Rat­ten­fänger mit ein­fachen Ant­worten seien. Den sich gegen­seitig in ihrer Wahr­nehmung bestär­kenden Jour­na­listen fällt indes gar nicht auf, dass sie sich in dieser ein­fäl­tigen Sicht­weise selbst zu popu­lis­ti­schen Rat­ten­fängern mit krudem Weltbild machen. Denn der Erfolg der kon­ser­va­tiven Regie­rungen auf unserem Kon­tinent ist nicht etwa nur eine Folge des von Angela Merkel ange­rich­teten Asyl­chaos. Er ist vielmehr die Antwort auf eine jah­re­lange Gei­sel­nahme durch die Poli­tical Cor­rectness, die erst von Ame­rikas Linken nach Europa gebracht worden ist. Sie haben damit Merkels euro­pa­schäd­lichem Regiment den Boden bereitet. Doch egal, ob Merkel bleibt oder geht: Die Herr­schaft der Linken dürfte für einige Zeit der Ver­gan­genheit ange­hören. Ein Hoff­nungs­schimmer für Europa!
 

 
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Ramin Peymani — peymani.de