Der Inter­na­tio­nal­so­zia­lismus: Die Ver­ei­nigten Staaten von Europa als Zentrum von Macht und Unterdrückung

Das Letzte, was wir brauchen, ist eine frei­willige Ver­zwergung. Nationale Sou­ve­rä­nität, wie sie von manchen in der Politik beschworen wird, ist im 21. Jahr­hundert eine Illusion. Jeden­falls für euro­päische Staaten. Jeder euro­päische Staat ist im Welt­maßstab ein Klein­staat.” Das sagte niemand gerin­gerer als der öster­rei­chische Bun­des­prä­sident Van der Bellen anlässlich eines Mee­tings in Wien, das von der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Euro­pa­po­litik orga­ni­siert wurde. Auch der deutsche und der slo­wa­kische Prä­sident waren anwesend.
Ein Affront der Sonderklasse
Dass die Worte Van der Bellens eine Unge­heu­er­lichkeit und einen Affront gegen den sou­ve­ränen öster­rei­chi­schen Staat und sein Volk dar­stellen, braucht man nicht näher zu erklären. Wenn ein Staats­ober­haupt die Sou­ve­rä­nität von Staaten als Illusion bezeichnet — ist er dann als oberstes Organ des Staates nicht eben­falls eine Illusion? In der psy­cho­lo­gi­schen Fach­sprache wird die Illusion auch als Ver­kennung der Rea­lität defi­niert. Man muss sich fragen, ob jemand mit einer solchen Ein­stellung, die ganz offen­sichtlich auf Ver­ken­nungen, zumindest aber auf per­sön­lichen Miss-Inter­pre­ta­tionen der staat­lichen Defi­ni­tionen, der Pflichten seines eigenen Amtes und generell seiner Auf­gaben beruht, dann über­haupt Bun­des­prä­sident sein kann?
Die Ver­ei­nigten Staaten von Europa
Aber gehen wir ins Grund­sätz­liche: Die Moti­vation und die poli­ti­schen Ziele Van der Bellens sind schon lange bekannt. Dem Bun­des­prä­si­denten ist die Schaffung des euro­päi­schen Gemein­schafts­staates (die Ver­ei­nigten Staaten von Europa, VES) seit jeher ein Anliegen, er sieht die Zukunft Europas nur in einem kom­pletten Zusam­men­schluss aller EU-Staaten mit allen Kon­se­quenzen. Wenn er von “Ver­zwergung” redet, meint er damit ver­ächtlich die ein­zelnen Nationen, die in und aus sich selber die Zukunft erblicken und ent­wicklen wollen.
Auch wenn es zum Ober­haupt eines sou­ve­ränen Staates nicht passt und seine Bestimmung im Grunde kon­ter­ka­riert, kann man natürlich diese poli­ti­schen Ziele ver­treten. Aller­dings muss man sich dann auf den Zahn fühlen lassen: Es ist nämlich kein intel­lek­tuell red­liches Ver­halten, auf der einen Seite den “Natio­na­lismus” zu kri­ti­sieren und auf der anderen Seite den Super­staat Europa zu fordern. Denn was wären die Ver­ei­nigten Staaten von Europa (VES)  anderes als eine rie­sen­hafte Nation, die alle Merkmale einer national ori­en­tierten Groß­macht besitzen würde, ja geradezu besitzen müsste?
Die Super-Nation
Europa als völlig ver­ei­nigter Koloss muss eine klare Iden­ti­täts­po­litik betreiben, es muss ein schlag­kräf­tiges Heer besitzen, es muss eine gemeinsame Wirt­schafts­po­litik betreiben, und es muss dichte Grenzen haben, die auch ver­teidigt werden. Die Super-Nation namens VES würde welt­po­li­tisch ihre Inter­essen ver­treten müssen und mit den großen Playern USA, China und Russland in Kon­kurrenz treten — und das durchaus auch kon­flikthaft. Es kann ja niemand ernsthaft glauben, dass eine “Nation Europa” ein weltweit akkla­miertes Staa­ten­ge­bilde werden könnte, dem man global mit Freund­lichkeit begegnet. Die VES würde aus­sen­po­li­tisch als Nation und Macht­faktor gesehen werden. Diese Ergeb­nisse sagt keiner der Europa-Fans dazu, wenn die hehren Worte von der totalen Ver­ei­nigung geschwungen werden.
Macht und Unterdrückung
Weiters ver­schweigen post-trotz­kis­tische Ideo­logen wie Van der Bellen, dass die Ver­ei­nigung Europas nur mit einer Unter­drü­ckung und Abschleifung der ver­schie­denen gewach­senen Kul­turen unseres Kon­ti­nents gelingen kann. Man muss ja im Falle der totalen Ver­ei­nigung und der Demontage unserer ein­zelnen staat­lichen Sou­ve­rä­ni­täten solch unter­schied­liche Nationen wie Finnen und Ita­liener oder Schweden und Ungarn unter ein gemein­sames Joch schicken. Das kann letztlich nur mit Druck und einer gewissen Gewalt geschehen.
Die Wölfe im Schafspelz
Es stellt sich also heraus, dass gerade jene, die so modern vom Inter­na­tio­na­lismus und der Ver­ei­nigung schwafeln, in Wirk­lichkeit die schlimmsten Ultra-Natio­na­listen sind, wenn sie vom “gemein­samen und gren­zen­losen Europa” reden. Ihr natio­na­lis­ti­scher Rahmen ist eben nur viel größer und wuch­tiger als jener viel­fältige Patrio­tismus, den die ein­zelnen Völker und Nationen Europas als ihr natür­liches Recht und ihre sinn­volle poli­tische Aufgabe sehen. Der pan­eu­ro­päische Natio­na­lismus, der im Kleid der “Ver­ei­nigung” daher­kommt,  muss daher wegen seiner poten­zi­ellen und anti­de­mo­kra­ti­schen, die Eigen­stän­digkeit der Länder zer­stö­renden Aus­wir­kungen strikt abge­lehnt und bekämpft werden.
 


Dr. Marcus Franz — www.thedailyfranz.at