Ein Jahr gegen das Ver­gessen — ein Jahr für Mia

Von Pepper – DAS FRAUENBÜNDNIS
Bereits seit zwei Wochen ist der Nach­mittag des 27. Dezember in meinem Kalender geblockt. Frei­ge­halten, um mit Freunden in die Süd­pfalz zu fahren. Im schönen, weih­nachtlich geschmückten Kandel begegnen wir Frauen, Männern und Kindern von überall her. Gleich­ge­sinnte, die ebenso wie wir aus einem bestimmten Grund heute hierher gekommen sind.
Gemeinsam wollen wir eines Mäd­chens gedenken, das niemand von uns je per­sönlich ken­nen­lernen konnte. Denn von Mia aus Kandel haben wir erst erfahren, als ihr Leben im zarten Alter von 15 Jahren, viel zu früh, von einem jungen Fremden beendet wurde.
Wir alle haben uns heute vor dem Dro­ge­rie­markt ein­ge­funden — dem Ort, an welchem Mia mit acht Mes­ser­stichen regel­recht nie­der­ge­metzelt wurde.
Wir sind hierher gekommen, mit Kerzen und Blumen für Mia und gegen das Ver­gessen. Denn kein Opfer der ver­fehlten Migra­ti­ons­po­litik darf je in Ver­ges­senheit geraten! Fragen wir doch einmal Mias Eltern, Ver­wandte und Freunde, ob sie das Lachen, die Leich­tigkeit und die Freude am Leben der Jugend­lichen jemals ver­gessen können.
Wie müssen sich Eltern fühlen, wenn sie das geliebte Kind für immer ver­lieren? Selbst Mutter von zwei Kindern, fühle ich mich bei diesem Gedanken beklommen und kann solche Gefühle nur erahnen, während ich in der kalten Dun­kelheit das Meer aus Kerzen und Blumen mit gesenktem Kopf betrachte.
Mias Eltern haben Kandel für immer ver­lassen, doch das Geschehene werden sie wohl niemals hinter sich lassen können. Und die ca. 350 Besucher dieser fried­lichen Ver­an­staltung anlässlich Mias erstem Todestag wollen bewusst nicht ver­gessen. Denn unsere Pflicht als mündige Bürger ist es, die Augen zu öffnen, die Rea­lität um uns zu erkennen und auf Miss­stände hinzuweisen.
Pfarrer Lothar aus der Schweiz, welcher zu Beginn der Kund­gebung nach pie­tät­voller Musik Worte mit Tiefgang für das Bewusstsein an uns richtete, sprach davon, dass ein Mord lähmt und Angst macht. Angst, das schreck­liche Geschehen könnte sich wie­der­holen, zer­stört ein solche Tat­sache doch unser heiles Weltbild.
Wie also sollen wir uns ver­halten? Ver­drängen, ver­gessen? Nein! Die Wahrheit über unsere Angst muss nach außen dringen. Denn wenn wir sie unter­drücken, ver­giftet sie unseren Organismus.
Und darum ist es not­wendig, dass wir unsere Stimme erheben — auch im Namen deren, die nicht mehr sprechen können!


Quelle: Das Frau­en­bündnis