Cyber­kri­mi­na­lität in Deutschland – Tendenz steigend

Der Duden defi­niert den Begriff Cyber­kri­mi­na­lität als die Gesamtheit ille­galer Hand­lungen im Com­puter- und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reich. Ein Teil­be­reich dieser Straf­taten ist die Inter­net­kri­mi­na­lität, bei der die straf­baren Hand­lungen auf dem Internet basieren oder mit den Tech­niken des Internets aus­ge­führt werden. Kaum ein anderer Delikt­be­reich ver­zeichnet so hohe Wachs­tums­zahlen. Und dabei kommt noch eine sehr hohe Dun­kel­ziffer von Straf­taten hinzu, die gar nicht erst ange­zeigt werden.
Von Spionage über Sabotage und Daten­dieb­stahl bis zu schweren Hackerangriffen
Die Band­breite der Cyber­kri­mi­na­lität ist enorm und reicht von Täu­schungen als unwer­tiges Mittel zur Wil­lens­be­ein­flussung der Opfer, über digitale Erpressung bis hin zu Iden­ti­täts­dieb­stahl. Der welt­weite Schaden durch Cyber-Kri­mi­na­lität wurde im Jahr 2016 laut einer Studie der Unter­neh­mens­be­ratung KPMG auf 432 Mil­li­arden Euro beziffert. Der ITK-Bran­chen­verband Bitkom schätzte den Schaden allein für die deutsche Wirt­schaft auf jährlich etwa 55 Mil­li­arden Euro.
Kleinvieh macht auch Mist
Es müssen aber nicht gleich immer schwer­wie­gende Delikte wie Phishing-Mails oder Iden­ti­täts­dieb­stahl sein. Die Suche nach Online Casino Tricks im Internet ent­decken bei Google ergibt mehrere Mil­lionen Treffer von Web­seiten, auf denen Betrüger ver­suchen, Nutzer zum Kauf von Rou­lette-Sys­temen oder Spiel­au­to­maten Tricks zu überreden.
In den meisten Fällen sind solche Betrü­ge­reien in den Bereich Bau­ern­fän­gerei ein­zu­ordnen. Solche Täu­schungs­hand­lungen zielen darauf ab, bei den Nutzern eine unrichtige Vor­stellung her­vor­zu­rufen, nämlich die, dass es ein tot­si­cheres System gibt, um beim Rou­lette zu gewinnen oder dass Online Spiel­au­to­maten mani­pu­lierbar sind. Dabei spielt die Täu­schung mit der Gier der Men­schen, die glauben, mit wenig Aufwand schnell an viel Geld zu kommen.
Cyber­kri­mi­na­lität in Zahlen
Das Bun­des­kri­mi­nalamt in Wies­baden ver­öf­fent­licht jedes Jahr ein Bun­des­la­gebild zu diesem Thema. Daraus geht hervor, dass dieser Delikt­be­reich in Deutschland immer mehr zunimmt:

  • 2015: 45.800 Fälle
  • 2016: 82.600 Fälle (+80 Prozent)
  • 2017: 85.960 Fälle (+4 Prozent)
  • 2017: 251.617 Fälle mit dem Tat­mittel Internet (4,4 Prozent aller Fälle in der Poli­zei­lichen Kriminalstatistik)
  • 2016: 50,9 Mil­lionen Euro Schaden im Bereich Computerbetrug
  • 2017: 71,4 Mil­lionen Euro Schaden im Bereich Computerbetrug

Täter sind über­wiegend 21 bis 39 Jahre alt
Die Jahr­gänge ab 1980 sind mit dem Internet auf­ge­wachsen und weisen deshalb natur­gemäß höhere Fähig­keiten bezüglich des Mediums Internet auf als ver­gleichs­weise frühere Jahr­gänge. Von den im Jahr 2017 ins­gesamt regis­trierten Tat­ver­däch­tigen (22.296) waren knapp 59 Prozent (13.045) im Alter zwi­schen 21 und 39 Jahren.
Bei den Natio­na­li­täten waren deutsche Tat­ver­dächtige in der Überzahl (17.131 oder 76,8 %). Die Liste der Tat­ver­däch­tigen mit aus­län­di­schem Pass führten 2017 Türken (14 %) an, gefolgt von Rumänen (9,9 %) und Polen (6,4 %).

Cyber­crime-as-a-Service: Das Geschäft mit der Kriminalität
In ille­galen Foren und inkri­mi­nierte Han­dels­platt­formen des Darknets boomt das Geschäft mit der Kri­mi­na­lität. Dabei geht es nicht nur um bei­spiels­weise Waffen- und Dro­gen­ver­käufe. Kri­mi­nelle Täter­schaften können mitt­ler­weile in nahezu allen Kri­mi­na­li­täts­feldern Dienst­leis­tungen ein­kaufen, die sie selbst nicht beherrschen.
Der aktuelle Trend geht dahin, dass der Bereich Cyber­crime-as-a-Service (CaaS) von den Tätern immer mehr pro­fes­sio­na­li­siert wird. Dabei werden Täter nicht mehr selbst aktiv, sondern bieten ihre aus­ge­klü­gelten Dienst­leis­tungen in Form einer Auf­trags­arbeit anderen poten­zi­ellen Tätern an. Dabei reicht das Spektrum von der Beratung bis hin zur Orga­ni­sation der inkri­mi­nierten Geld­ströme. Deshalb sind eigene tech­nische Fähig­keiten der Kri­mi­nellen gar nicht mehr erforderlich.
Bezahlt wird oft mit Kryptowährungen
Digitale Wäh­rungen wie Bitcoin (BTC), Litecoin (LTC) oder Ethereum (ETH) spielen bei Cyber­crime-Delikten eine große Rolle. Kauf und Verkauf der vir­tu­ellen Geld­ein­heiten ist nicht illegal und bestens dazu geeignet, Geld­wäsche zu betreiben. Durch die Umwandlung von gesetz­lichen in digitale Zah­lungs­mittel ent­ziehen sich Täter der Ban­ken­kon­trolle und schluss­endlich auch der staat­lichen Ein­griffs­mög­lichkeit. Kryp­to­gra­fisch abge­si­cherte Pro­to­kolle sorgen dafür, dass der Handel direkt zwi­schen Käufer und Ver­käufer statt­findet, ohne dabei Noten­banken oder Kre­dit­in­stitute ein­zu­binden. Die Trans­ak­tionen bleiben somit kom­plett anonym und können leicht für Geld­wä­sche­hand­lungen und zur Finan­zierung ter­ro­ris­ti­scher Akti­vi­täten miss­braucht werden.
Fazit — Weiter stei­gende Quan­tität und Qua­lität von Cyberkriminalität
In den kom­menden Jahren ist mit einem wei­teren Anstieg von Cyber­kri­mi­na­lität zu rechnen. Auch die Recht­spre­chung muss sich dieser Ent­wicklung anpassen, da Scha­dens­ausmaß und Straf­an­drohung in keinem ver­nünf­tigen Ver­hältnis stehen.