Schulalltag (Symbolfoto: Screenshot/Youtube)

Erlangen: „Sicherer Hafen für Flücht­linge“ ist Land unter

Die Stadt Erlangen machte Schlag­zeilen, als Ober­bür­ger­meister Florian Janik (SPD) sowie die Bür­ger­meis­te­rinnen Susanne Lender-Cassens (Grüne) und Eli­sabeth Preuß (FDP) an die Kanz­lerin schrieben, man könne mehr Flücht­linge auf­nehmen. Jetzt kommt ein Notruf des Sozialamts:
Das nüchtern gehaltene Dokument, das dem Stadtrat beim Termin 28.3.19 Kenntnis ver­mitteln soll, hat es in sich. Es offenbart, wie der mit­tel­frän­kische MdB Martin Sichert (AfD) in einer Pres­se­mit­teilung schreibt, “dass sämt­liche Obdach­lo­sen­un­ter­künfte restlos belegt sind und weitere Obdachlose sowie all jene, die durch Fami­li­en­nachzug kommen, in Gast­häusern unter­zu­bringen sind”.
Noch im Februar hatte das ganz anders geklungen. In bestehenden Unter­künften könnte durchaus „Platz für zusätz­liche Asyl­be­werber, das heißt auch für See­not­flücht­linge, geschaffen werden“. So berichtet Nordbayern.de am 1.2.19 über den Inhalt des Schreibens an die Kanz­lerin. Eine gleiche Erklärung wurde bereits im November 2018 an den bay­ri­schen Innen­mi­nister Hermann gesandt. Und jetzt der Offen­ba­rungseid? Keine 8 Wochen später?

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Der Kom­mentar von Martin Sichert:
Die Situation in Erlangen ist kata­strophal, Obdachlose finden keine Unter­kunft, erst recht keine Wohnung und die Stadt geht allein auf­grund des Fami­li­en­nachzugs von einer mas­siven wei­teren Ver­schärfung aus. Intern wird erwartet, dass jeder aner­kannte Flüchtling seine Familie nach­holen wird, was die Situation schnell eska­lieren kann, da der Fami­li­en­nachzug für aner­kannte Flücht­linge unbe­grenzt ist. Das ist die Bank­rott­erklärung der Will­kom­mens­kultur und zeigt, wie berechtigt die Warnrufe der AfD waren, die schon lange von einer mas­siven Zuspitzung am sozialen Woh­nungs­markt durch die Will­kom­mens­po­litik warnt.
Das Dokument enthält aber noch mehr Informationen:

Wie hoch sind die Kosten für die Unter­bringung der „Flücht­linge“?

Das Sozi­alamt Erlangens rechnet vor, dass man für Gast­haus­zimmer pro Person und Nacht zwi­schen 35 € und 120 € zahlen müsse, d.h. für eine vier­köpfige Familie bis zu 14.400€ pro Monat fällig würden. Dagegen stünden Gebühren von 30 €, welche in Rechnung gestellt würden. Eine Gegen­rechnung macht das Sozi­alamt gar nicht erst auf, auch ein Hinweis auf Zah­lungs­ein­gänge aus diesen Gebühren in der Ver­gan­genheit fehlt. Meine Ver­mutung: Es wird nichts gezahlt. Abge­sehen davon: Wie sollten „Geflüchtete“ über 10.000 € pro Jahr auf­bringen, selbst wenn sie wollten?
Nachdem die Praxis der Unter­bringung in Hotels auch in anderen Städten üblich ist, so ermög­licht dieses Dokument einen span­nenden Blick auf die Kosten. In Berlin etwa wird, in ca. 200 m Abstand zum KaDeWe, das 4* Hotel Pre­sident dafür genutzt. Bei­spiele wie dieses kennt man überall.
Nimmt man also den Rahmen von Erlangen, so ent­stehen im Jahr Kosten zwi­schen 13.000 € und 44.000 €. Pro Person. Wie viele Men­schen bun­desweit so unter­ge­bracht sind, kann man nicht einmal raten. Es gibt scheinbar keine Sta­tis­tiken. Zumindest keine, die ver­öf­fent­licht wurden.
Rechnen wir das hoch: Nimmt man 25.000 € pro Person und Jahr an, so führten jeweils 40.000 Per­sonen zu reinen Unter­brin­gungs­kosten in Höhe von 1 Mrd. €. Zum Ver­gleich: Berlin hatte 2018 für Woh­nungs­lo­sen­hilfe 8,1 Mil­lionen € im Budget. Hoch­ge­rechnet auf den Bund ergäbe das ca. 250 Mil­lionen €. Emp­finde nur ich das als Skandal?

Ist „Erlangen“ überall?

Diese Mischung aus roter und grüner Ver­ant­wor­tungs­lo­sigkeit, Rück­sichts­lo­sigkeit gegenüber den eigenen Bürgern und kom­pletter Unfä­higkeit im Amt? Vermutlich.
Viel­leicht wäre der Vor­schlag von Martin Sichert ein sinn­voller erster Schritt, die so han­delnden Poli­tiker wenigstens ansatz­weise in die Ver­ant­wortung für ihr Handeln zu nehmen.
Ich fordere die Stadträte der Stadt Erlangen und ins­be­sondere die Bür­ger­meister, die sich immer für die weitere Auf­nahme von Asyl­be­werbern stark gemacht und damit zur mas­siven Woh­nungsnot in Erlangen bei­getragen haben, auf, große Teile des Rat­hauses für Obdachlose zur Ver­fügung zu stellen. Zudem sollte der Stadtrat endlich seiner Aufgabe nach­kommen, sich um die Bedürf­tigen in Erlangen zu kümmern, anstatt neue Sozi­al­leis­tungs­be­zieher in die Stadt zu holen.
Und wenn der Platz dann immer noch nicht reicht, dann haben Florian Janik (SPD), die Bür­ger­meis­te­rinnen Susanne Lender-Cassens (Grüne), Eli­sabeth Preuß (FDP) und die sie unter­stüt­zenden Stadträte sicherlich alle Platz in ihren pri­vaten Wohnungen.
 


David Berger — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autor www.philosophia-perennis.com