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Erfah­rungs­be­richt als Leh­rerin: Schüler mit Migrationshintergrund

Ich stamme aus einer sehr mate­ria­lis­ti­schen Familie mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Mein Groß­vater väter­licher seits war Rumänien-Deut­scher und meine Groß­mutter, seine Frau, war halb Slo­wenin und halb Öster­rei­cherin. Sie lebten in Bosnien, wo mein Vater geboren wurde. Bei Aus­bruch des Zweiten Welt­kriegs wurde es für meine Groß­eltern und deren Kinder als Christen zu gefährlich, dort zu bleiben. Die Gefahr drohte von Seiten der Serben. Diese benutzten die Gunst der Stunde des Kriegs­aus­bruchs und bedrohten Muslime und Christen, welche bis dahin sehr har­mo­nisch mit­ein­ander lebten.

(von Julia aus La Palma)

Eigentlich war es mein Her­zens­wunsch, Kos­me­tikern für Natur­kos­metik zu werden. Doch das war für meine Eltern nichts, womit man sein Geld ver­dienen könne. So lies ich mich dazu über­reden, zunächst mit der Grund­aus­bildung zur Haus­wirt­schaf­terin zu beginnen, um dann Haus­wirt­schaft­liche Betriebs­lei­terin und schluss­endlich Fach­leh­rerin (FL) für – damals noch Hand­arbeit und Haus­wirt­schaft, heute FL für Ernährung und Gestaltung – zu werden.

Nach fünf­jäh­riger Grund­aus­bildung folgte ein Jahr an der Erzie­hungs­wis­sen­schaft­lichen Fakultät, um Didaktik, Schul­di­daktik, Psy­cho­logie, Päd­agogik und Schul­päd­agogik zu stu­dieren. Gekoppelt mit einem Prak­tikum an Schulen, um dem Unter­richt von Fach­leh­re­rinnen bei­zu­wohnen und selbst die ersten Unter­richte zu halten. Hierfür gab es immer nur sehr aus­er­wählte har­mo­nische Klassen, in denen es nur vor­bild­liche Schüler gab. Kon­flikte mit Schülern schien es gar nicht zu geben.

Anschließend (1991–93) folgten 2 Jahre als Lehr­amts­an­wär­terin (so nennt sich das „Refe­ren­dariat“ bei Fach­lehrern). Doch bevor ich diese antreten durfte, musste ich erst die Nach­weise erbringen, dass ich auch deutsch genug von der Abstammung her bin. Kein Scherz! Leider wahr! Schluss­endlich hat man die ursprüng­liche Deutsch­stäm­migkeit meines Groß­vaters akzeptiert.

Nach drei Wochen Dienstzeit kam es zum ersten Vorfall seitens eines Bap­tisten, der sich über mich beim Schul­leiter beschwerte, weil ich angeblich Okkul­tismus in der 2. Klasse ver­breite und betreibe! Mein Schul­leiter kam früh um 8 Uhr in meinen Unter­richt, holte mich raus, sagte mir, dass ich unter keinen Umständen jetzt in der 2. Klasse wei­terhin einen sog. „Hexen­teppich“ weben lassen darf, denn das sei „okkul­tis­tisch“. Ich muss dazu erwähnen, dass im dama­ligen Lehrplan der 2. Klasse im Deutsch­un­ter­richt Ott­fried Preußlers „Kleine Hexe“ gelesen wurde und wir als Fach­lehrer immer Ver­knüp­fungen zu anderen Unter­richts­fächer her­stellen sollten.

Als Neuling damit völlig über­fordert, rief ich am Nach­mittag meine Fach­be­ra­terin an, um sie um Rat zu bitten, wie ich denn wei­terhin ver­fahren solle. Ich hatte bereits im Unter­richt, aus purer Ver­zweiflung, den „Hexen­teppich“ in „India­ner­teppich“ umbe­nannt – was große Ver­wirrung stiftete, auch bei dem Kind des Bap­tisten. Meine Fach­be­ra­terin sagte mir, dass mein Schul­leiter in diesem Fall über­haupt nicht das Recht hatte, in meinen Unter­richt ein­zu­greifen. Schließlich hatte ich mich korrekt an die Vor­gaben des zuge­las­senen Lehr­plans gehalten. Sie sprach mit dem dama­ligen Schulrat, welcher ein Fan von Ott­fried Preußler war. Dieser ging wie­derum zu meinem Schul­leiter und ver­passte diesem eine „Unter­redung“, die ihm gar nicht gefallen hatte. Also kam mein Schul­leiter wieder zu mir und beschul­digte mich, interne Pro­bleme nach außen in die „Öffent­lichkeit“ getragen zu haben. Das Schuljahr begann schon mal super…

Auch durfte ich mich mit den Beson­der­heiten der Glau­bens­ge­mein­schaft der Zeugen Jehovas aus­ein­an­der­setzten. Es han­delte sich bei all dem zunächst um deutsche Schüler bzw. Eltern. Doch in meiner gesamten Aus­bil­dungszeit, wurden wir zu keinem Zeit­punkt auf diese „Schwie­rig­keiten“ hin­ge­wiesen. Wie gehe ich mit Anders­gläu­bigen um… Von den Leh­rer­kol­legen und Kol­le­ginnen bekam ich keine Unter­stützung. „Da muss man nun mal durch!“ So manch ein Kollege schreckte auch nicht davor zurück, mich bei dieser Gele­genheit auch gleich mal sexuell zu beläs­tigen. Mit meinen damals 22 Jahren war ich in der Tat in ver­schie­dener Hin­sicht überfordert.

Die Haus­wirt­schaft in der Haupt­schule hatte eben­falls seine Her­aus­for­de­rungen. Es mussten in der 7. Jahr­gangs­stufe alle Schüler am Haus­wirt­schafts­un­ter­richt teil­nehmen. Hier wurde ich nun erst­malig mit Kon­flikten unter Schülern „nicht deut­scher Her­kunft“ kon­fron­tiert. Respekt­lo­sigkeit gegenüber Frauen war leider keine Sel­tenheit. Und da ich auch noch sehr klein gewachsen bin, war ich gleich doppelt „unten durch“. Dabei war ich völlig frei von Vor­ur­teilen, habe ich doch selbst einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Mein lang­jäh­rigster Freund ist Türke. Wir haben uns, als ich 12 war, in der ortho­pä­di­schen Klinik kennen und schätzen gelernt. Selbst er überlegt derzeit, Deutschland auf Grund der Ver­än­de­rungen zu ver­lassen und wieder in die Türkei zurück zu gehen. Dabei ist er sehr gut integriert!

Nach dem ersten Jahr wurde ich in ein anderes Schulhaus ver­setzt. In einer kleinen Dorf­schule unter­richtete ich Hand­arbeit und in einer Klein­stadt Hauswirtschaft.

In der Dorf­schule hatte ich wieder mit sexu­eller Beläs­tigung seitens eines Leh­rer­kol­legen zu tun. Wobei ich mich diesmal „schlag­kräftig“ zur Wehr setzte. Danach hatte ich dies­be­züglich meine Ruhe. In der Haupt­schule hatte ich wieder Schüler, die aus anderen Kul­tur­kreisen kamen. Sie unter­hielten sich meist in ihrer Sprache, was für uns alle, nicht nur für mich, sondern auch für die deut­schen Schüler, immer seltsam war. Trotz allem über­stand ich das Schuljahr irgendwie mehr schlecht als recht, mit einem miesen Prü­fungs­er­gebnis (das ist jedoch eine ganz andere Geschichte) und war von daher erst mal ein Jahr ohne Anstellung, war schwanger (von einem Asiaten), hatte keinen Anspruch auf Arbeits­lo­sengeld (Vor­stufe zum Beam­tentum, sprich nicht in diese Kasse ein­be­zahlt, also auch nichts draus beziehen können) ohne Wohnung …

Als ich 1994 wieder Teilzeit eine Anstellung bekam, durfte ich an eine Schule im Land­kreis, die einen nicht zu ver­ach­tenden Anteil an Weiß­russen und Türken hatte. Der Haus­wirt­schafts­un­ter­richt wurde für mich zum reinsten Spieß­ru­tenlauf. Der Hass unter diesen beiden Bevöl­ke­rungs­gruppen war so heftig, dass ich sowohl um das Leben der Schüler, als auch um mein eigenes bangte. Man bedenke bitte, dass es im Haus­wirt­schafts­un­ter­richt nun einmal Messer gibt, mit denen sich diese Schüler in der Küche jagten. Der Versuch ein­zu­greifen, endete mit einer Mord­drohung an mich. Ich solle mich raus­halten, das sei eine Ehren­sache unter den Jungs!

Ich wandte mich an meinen tür­ki­schen Freund, fragte ihn nach dem mus­li­mi­schen Glauben. Er erzählte mir, dass nach seiner Religion alle Frauen, die keine Muslima sind, grund­sätzlich als Huren ange­sehen werden. Jemand wie ich sowieso, weil ich mit meinem Kind allein und unver­hei­ratet war. Also gleich Hure hoch zwei. Er erklärte mir wei­terhin, dass es nach dem Islam kein Ver­brechen ist, eine nicht mus­li­mische Frau zu ver­ge­wal­tigen. Er selbst kann mit dieser Ein­stellung nichts anfangen. Deshalb zog er es vor, nachdem er als Jugend­licher zunächst mit seinen Eltern wieder in die Türkei zurück musste, nach seinem Abitur und Grund­studium wieder nach Deutschland zurück­zu­kehren. Auch wenn er bei uns in Deutschland als „Kanake“, „Küm­mel­türke“ oder „Knob­lauch­fresser“ beschimpft wurde, war die Situation in der Türkei, mit seinem deut­schen Akzent, kein bisschen besser. Da wir beide keine Anhänger unseres jewei­ligen reli­giösen Kul­tur­kreises sind, konnten und können wir uns heute noch stets auf Augenhöhe begegnen. Anders als bei meinen Schülern. Mir wurde klar, dass ich mir keinen Respekt ver­schaffen konnte, da ich für sie nur eine dre­ckige Hure war.

Mein Gang zum Schul­leiter war erfolglos. Mir wurde Inkom­petenz vor­ge­worfen. Und ich solle doch nach Hause an den Herd, wo eine Frau, noch dazu eine allein­er­zie­hende Mutter, die sich einen Braten hat unter­schieben lassen, hin­gehöre! Tja, ich schaffte auch dieses Jahr zu über­stehen und war froh, danach ver­setzt worden zu sein, ohne dass ein Schü­ler­opfer zu beklagen war. Abge­sehen von dem psy­chi­schen Dau­er­terror, der an der Tages­ordnung war.
Ich landete an einer anderen Grund- und Haupt­schule des Land­kreises und durfte etwas zur Ruhe kommen. Zwar hatte ich dort auch mit einigen Schwie­rig­keiten zu kämpfen, doch die waren in meiner vege­ta­ri­schen und voll­wert­köst­lichen Lebens­weise begründet. Schüler wollten mich immer wieder durch Dif­fa­mie­rungen zum Fleisch­verzehr zwingen lassen. Auch durfte ich mein Wissen über die Gefahren des Jod­salzes, Zuckers, der Vor­sicht vor Milch­pro­dukten und vor allem meine Ablehnung der Mikro­welle, nicht wei­ter­geben. Der Schul­leiter und auch der neue Schulrat ver­passten mir regel­mäßig einen Maulkorb. Half aber nicht. Ich ließ mir den Mund nicht verbieten!

Die wahre Hölle auf Erden begann für mich dann ab dem Jahr 2002 bzw. 2004. Nach einem sechs­wö­chigen Kli­nik­auf­enthalt (auf­grund von Spät­folgen früh­kind­licher Ope­ra­tionen an meinen Füßen) im Jahre 2004 landete ich in ver­schie­denen Schul­häusern der Innen­stadt. Außerdem kam es in dieser Zeit zu einem Wechsel des Schul­rates zu einer Schul­rätin. Ich dachte, endlich ist dieser Schulrat weg, der glaubte, alles puncto Ernährung besser zu wissen, da seine Frau ja Gesund­heits­be­ra­terin einer renom­mierten Kran­ken­kasse war. Es kann ja nicht schlimmer werden…

Weit gefehlt! Sie setzte mich an vier ver­schie­denen Schul­häusern ein, davon zwei Brenn­punkt­schulen mit hohen Migran­ten­anteil. Zwi­schen­zeitlich gab es eine ein­schnei­dende Änderung im Lehrplan. Zuvor gab es den Unter­richt „Werken/Textiles Gestalten“ von der 1. bis zur 4. Jahr­gangs­stufe für alle Schüler gleich. Was uns schon erheb­liche Schwie­rig­keiten mit mus­li­mi­schen Schülern ein­brachte bzw. mit deren Eltern. Häkeln, Sticken und Stricken lernen ist nun mal aus deren Sicht nichts für Jungs.

Ab der 5. Jahr­gangs­stufe wurde dann auf­ge­teilt in „Werk­un­ter­richt“ und „Tex­til­un­ter­richt“. Den Werk­un­ter­richt hielten dafür aus­ge­bildete Fach­lehrer ab und den Tex­til­un­ter­richt über­nahmen wir Fach­leh­re­rinnen, die auch den Unter­richt in den Klassen 1–4 erteilten. Die Lehr­plan­än­derung betraf uns alle. Denn nun gab es keinen getrennten Unter­richt mehr ab der 5. Klasse, sondern er blieb gemischt. Wir Fachlehrer/Innen durften an ver­schie­denen Fort­bil­dungen teil­nehmen. Denn weder konnten die Werk­lehrer mit der Näh­ma­schine nähen, noch hatten wir Hand­ar­beits­leh­re­rinnen gelernt, einen Strom­kreislauf zu basteln und vieles mehr. Wir schwammen nun also alle in einem unbe­kannten Terrain. Das wäre jetzt ja noch nicht mal das Schlimmste, nein, das wirklich üble daran war, dass nun die tür­kisch­stäm­migen und rus­sisch­stäm­migen Jungs Nähen mit der Näh­ma­schine erlernen mussten! Nicht dass es schon genug Pro­bleme im Haus­wirt­schafts­un­ter­richt gegeben hatte, weil das ja schließlich „Wei­berkram“ sei. Aber Nähen war für die „Ehre“ dieser Jungs absolut – tja, wie nenne ich es? – es war „schwul“! Sätze seitens dieser Jungs, wie „Hey Alter, was geht? Bin doch net schwul! Mach Dein Scheiß selbst!“ waren an der Tages­ordnung. Auch rannten uns die Väter am Eltern­abend die Türen ein, dass ihre Jungs durch diesen Unter­richt nun zu „Schlapp­schwänzen und Weich­eiern“ erzogen werden und dass sie davon schwul werden würden. Komisch ist dabei nur, dass sich bei mir weder eine einzige Mutter noch ein ein­ziger Vater darüber beschwert hatten, dass die Mädchen davon les­bisch werden könnten, wenn sie nun einen ein­fachen Strom­kreislauf bauen, Papier schöpfen, Holz­kon­strukte erbauen sollten…

Die Belei­di­gungen im Unter­richt mir als Frau gegenüber waren zum trau­rigen Alltag geworden. Inter­essant war für mich zu beob­achten, dass sich diese miese Stimmung extrem unter den Nicht­deut­schen hoch­schau­kelte. Einige Deutsche ließen sich mit­reißen. Der Großteil hielt sich jedoch raus.

Im Haus­wirt­schafts­un­ter­richt war es gerade in den 7. Klassen kein bisschen besser. Denn in der 7. Klasse war er für alle Schüler/Innen ver­pflichtend, erst ab der 8. Klasse konnte er abge­wählt werden. Denn die 7. Klasse dient zur Ori­en­tierung, um in drei ver­schiedene Bereiche hinein zu schnuppern und sich dann ab der 8. Klasse langsam auf den qua­li­fi­zierten Haupt­schul­ab­schluss vor­zu­be­reiten. Erkennen von Stärken und Schwächen …

Die Tat­sache, dass ich nicht das­selbe Essen aß wie die Klasse, sorgte immer wieder für Dif­fa­mie­rungen und der Behauptung, dass ich die Schüler kein Fleisch zube­reiten lassen würde usw. In der 7. Klasse beträgt der HW-Unter­richt 90 Minuten. In denen muss Lehr­stoff ver­mittelt werden, Zube­rei­tungs­tech­niken, es muss das zube­reitete Essen gegessen, gespült und auf­ge­räumt werden. Für Anfänger ist da selbst­ver­ständlich das Braten von Schnitzeln ein Klacks! (Sar­kasmus)

Einmal hatte ich eine Schü­lerin, die mit ihren damals 14 Jahren richtig auf Krawall aus war. Sie gab damit an, dass sie sich für rus­sische Männer pro­sti­tu­ierte. Und wenn ich etwas von ihr ver­langen würde, was ihr nicht passte, drohte sie damit, dass mir diese Männer die Auto­reifen zer­stechen oder mir selbst nach der Schule auf­lauern und mir etwas antun würden. Das war mein Schulalltag.

Einer­seits wollte man mich zum Verzehr von Fleisch zwingen, ande­rer­seits durften aber die Türken eigenes Koch­ge­schirr mit­bringen, in dem kein Schwei­ne­fleisch zube­reitet werden durfte. Eine Dop­pel­moral, die ich damals wie heute nicht nach­voll­ziehen konnte/kann. Nur weil ich aus meinem eigenen ethi­schen Ver­ständnis heraus frei­willig vege­ta­risch lebe, wurde dies nicht tole­riert. Was wie­derum ich nicht tole­rierte. Ich ließ mich nicht zu etwas zwingen, was nicht meiner Über­zeugung entsprach.

Ich war froh und dankbar, als man mir dann irgendwann den HW-Unter­richt ersparte, und ich nur mehr „Werken/Textiles Gestalten“ unter­richten musste. Somit war zumindest die Essens­frage erledigt. Die Frage darüber, ob Jungs nun dazu gezwungen werden können, gegen ihre Welt­an­schauung, Nähen und andere Hand­ar­beits­tech­niken zu erlernen, blieb.

Im Dezember 2010 ver­sagte mir dann auf Grund dieses ganzen Druckes seitens Schulamt, Schul­lei­tungen und Schüler, mein Körper seine Dienste. Vielmehr mein Geh­ap­parat. Ich war nur noch an Krücken unterwegs, wurde krank geschrieben und brach an Weih­nachten end­gültig zusammen. Ich begab mich in neu­ro­lo­gische Behandlung und wurde schluss­endlich, nach einem Jahr hin und her, früh­pen­sio­niert. Was zuerst für mich ein Gefühl, versagt zu haben, her­vorrief, stellte sich schluss­endlich als Befreiung heraus!

Heute bin ich froh, dass ich nicht mehr in die Schule muss, dabei lehre ich sehr gern. Aber eben Dinge, die von mir kommen und nicht nach einem Lehrplan, der längst nicht mehr zeit­gemäß ist, und auch keine Schüler, die kein Interesse haben.

Zwi­schen­zeitlich tauchte in meiner Stadt ein neues Problem auf. Kaum wurden die Ame­ri­kaner abge­zogen, wurden deren Häuser kern­sa­niert, neu möbliert, und leise still und heimlich ent­standen daraus Asy­lan­ten­heime. Dabei hätte die Stadt selbst die Woh­nungen so dringend gebraucht. Wir sind eine Tou­risten- und Stu­den­ten­stadt mit chro­ni­schem Woh­nungs­mangel. Doch die Stadt hatte sich zuvor, u.a. durch Brü­cken­bauten, hoch ver­schuldet. Sprich, sie konnte das ehe­malige Ami­ge­lände dem Bund nicht abkaufen. Da unsere Stadt von der Gesinnung her eher braun war und teils noch ist, auf der anderen Seite die grüne Lobby immer stärker wird, war und ist ein Asy­lan­tenheim ein heikles Thema. Es prallen nun zwei extreme Welten aufeinander.

Plötzlich tauchten in unserem Stadt­viertel überall dun­kel­häutige junge Männer auf. Sie standen und stehen noch, in Gruppen an Stra­ßen­ecken, an denen ein guter und wahr­scheinlich kos­ten­loser WLAN-Empfang war. Die Geh­steige vor Döner-Läden waren voll von diesen jungen Männern. Ich begann mich völlig seltsam zu fühlen. Ich war nie son­derlich ängstlich, ging abends auch allein in Kneipen in der Stadt, ins Kino oder zum Essen. Klar kam mal eine blöde Ansage im Vor­bei­gehen, seitens ange­trun­kener Männer. Angst hatte ich aller­dings nie vor denen. Ich fühlte mich nie ernsthaft bedroht. Und genau das ver­än­derte sich plötzlich. Die Männer starrten mich an und wichen keinen Mil­li­meter zur Seite. Letztlich fühlte ich mich so seltsam, dass ich vom Geh­steig auf die Straße auswich, um nicht durch diese Gruppe von Männern gehen zu müssen. Diese Situa­tionen kamen immer häu­figer vor.

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Ich holte mir sogar Rat bei einer lieben tür­ki­schen Freundin von uns, damit ich weiß, wie ich mich richtig ver­halten sollte, um keine fal­schen Signale aus­zu­senden. Und das im eigenen Land!
Aller­dings erging es nicht nur mir so. Eine sehr liebe und oben­drein bild­hübsche Freundin wohnte in der Innen­stadt, in der Nähe eines Döner-Ladens. Sie erzählte mir genau die gleichen Geschichten. Sie ging nicht mehr ohne Pfef­fer­spray aus dem Haus. Einmal waren wir am Abend zusammen in der Innen­stadt, was ich zu dem Zeit­punkt kaum mehr machte, da ich mich nicht mehr sicher fühlte. Beim nach Hause gehen standen überall Grüppchen junger, dun­kel­häu­tiger Männer. Sie starrten uns an, sprachen unter­ein­ander, logi­scher­weise in ihrer (ara­bisch, afri­ka­nisch?) Sprache. Sie zeigten auf uns, waren sichtlich amü­siert und wir ver­suchten einen großen Bogen um sie zu machen. Wir waren glücklich, als eine Poli­zei­streife vor­beifuhr und nutzten die Gele­genheit, um zu ver­schwinden. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass ich bei Nacht und ohne männ­liche Begleitung in der Innen­stadt war.

Man eröffnete dann im ehe­ma­ligen Ami­ge­lände eine Poli­zei­schule, damit sich die Bevöl­kerung ein bisschen sicherer fühlte und beru­higter war. Doch die Anzahl der Laden­dieb­stähle ist seither dras­tisch gestiegen, ebenso die Über­fälle auf Pri­vat­per­sonen, mal ganz abge­sehen von der rasant ange­stie­genen Ver­ge­wal­ti­gungsrate. Da nutzt auch die Poli­zei­schule nicht viel.

Ich selbst habe mich auf­grund der Ent­wicklung in meiner Stadt, vor allem aber auch in ganz Deutschland dazu ent­schieden, auf die Kana­ren­insel La Palma zu ziehen, wo ich nun seit 2018 in meinem eigenen Haus lebe. Hier ist noch eine heile Welt vor­handen, wie ich sie noch aus meiner Kindheit aus Deutschland kenne. Hier herrscht Frieden, kein blödes Anmachen, kein Anstarren, keine Angst davor, dass mir etwas zustoßen könnte. Hier kann ich zu jeder Tages- und Nachtzeit allein durch die Gegend laufen, ob im Städtchen oder auf dem Land. Schlimms­ten­falls würde höchstens jemand mit dem Auto anhalten und fragen, ob er mich irgend­wohin mit­nehmen und absetzen kann. Und ich würde auch sicher an meinem Ziel ankommen. Der gegen­seitige Respekt wird hier sehr groß geschrieben. Sicherlich gibt es auch hier häus­liche Gewalt. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Doch auf der Straße würde niemals jemand die Hand gegen eine Frau erheben. Ich kann auch die Haustüre oder das Auto offen stehen lassen, es pas­siert nichts.

Selbst­ver­ständlich gab es noch viel mehr Gründe, Deutschland zu ver­lassen. Die Migranten allein waren es nicht. Die Erhöhung der Grund­steuer, der Klima-Wahn, die Bar­geld­ab­schaffung und so vieles mehr. Aber auch einfach das viel, viel mildere Klima hier auf der Insel, welches für mich allein aus gesund­heit­lichen Gründen das Leben erleichtert.

Leider sieht es so aus, dass sich die Situation in Deutschland nicht ver­bessern wird – eher das Gegenteil…