Bun­des­ka­binett bringt Grund­rente auf den Weg — Mit­tel­stands­prä­sident hält Gesetz für verfassungswidrig

Nach zähen Ver­hand­lungen hat die Bun­des­re­gierung die Grund­rente auf den Weg gebracht. Das Bun­des­ka­binett beschloss am Mitt­woch­vor­mittag einen ent­spre­chenden Gesetz­entwurf von Bun­des­ar­beits­mi­nister Hubertus Heil (SPD). Im Kern sieht dieser vor, dass ab 2021 Rentner, die min­destens 33 Jahre lang in die Ren­ten­ver­si­cherung ein­ge­zahlt haben, einen Zuschlag erhalten.Die Grund­rente in voller Höhe richtet sich an Allein­ste­hende mit einem Ein­kommen bis 1.250 Euro und Paare mit einem gemein­samen Ein­kommen bis 1.950 Euro. Bei Ein­kommen, welche die Grenze über­steigen, sollen Abzüge vor­ge­nommen werden. Der Zuschlag zur Rente beträgt im Höchstfall 404,86 Euro brutto. Nach Abzug der Bei­träge zu Kranken- und Pfle­ge­ver­si­cherung ver­bleiben maximal 360,73 Euro netto. Eine umfas­sende Bedürf­tig­keits­prüfung soll es nicht geben. Statt­dessen ist eine auto­ma­tische Ein­kom­mens­prüfung durch die zustän­digen Finanz­ämter geplant. Die Grund­rente soll durch Steu­er­mittel finan­ziert werden. Nach aktu­ellen Pla­nungen sind Ein­nahmen aus einer Finanz­trans­ak­ti­ons­steuer dafür vor­ge­sehen. Diese gibt es aller­dings bisher noch nicht, die Ver­hand­lungen dazu laufen aktuell.

Mit­tel­stands­prä­sident nennt Grund­rente verfassungswidrig

Der Prä­sident des Bun­des­ver­bandes mit­tel­stän­dische Wirt­schaft (BVMW), Mario Ohoven, hat die am Mittwoch vom Kabinett ver­ab­schiedete Grund­rente als ver­fas­sungs­widrig kri­ti­siert. “Die Grund­rente ist der Sarg­nagel der gesetz­lichen Ren­ten­ver­si­cherung und ver­stößt zugleich gegen unsere Ver­fassung”, sagte Ohoven am Mittwoch. “Bislang galt bei der Rente das Äqui­va­lenz­prinzip: Wer während des Berufs­lebens mehr ein­zahlt, erhält im Alter eine höhere Leistung. Mit diesem im Grund­gesetz ver­an­kerten Gleich­be­hand­lungs­grundsatz bricht die Grundrente.”

Zudem sei die Finan­zierung der Grund­rente “völlig unklar”, so der Mit­tel­stands­prä­sident. “Ob die dafür vor­ge­sehene Finanz­trans­ak­ti­ons­steuer jemals kommt, ist zwei­felhaft.” Dann bliebe nur noch der Rück­griff auf die Ren­ten­kasse, so Ohoven weiter. “Der jähr­liche Bun­des­zu­schuss zur Rente beträgt jedoch bereits in diesem Jahr mehr als 100 Mil­li­arden Euro und steigt bis 2023 auf fast 114 Mil­li­arden Euro.” Damit bringe der Steu­er­zahler “etwa ein Drittel der Ein­nahmen der Ren­ten­ver­si­cherung auf”. An einer grund­sätz­lichen Reform des Ren­ten­systems führe kein Weg vorbei, so der Mit­tel­stands­prä­sident. Die Grund­rente ver­schärfe durch Mehr­aus­gaben in Mil­li­ar­denhöhe die Finan­zie­rungs­pro­bleme der Ren­ten­ver­si­cherung, ohne das Problem der Alters­armut zu lösen. “Ich appel­liere deshalb an den Bun­desrat, die ver­fas­sungs­widrige und unseriös finan­zierte Grund­rente zu stoppen.”


Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Senioren und Jugend­liche, über dts Nachrichtenagentur

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